39. Kapitel

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Mir war kalt

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Mir war kalt. Meine Füße ähnelten wahren Eisklötzen und meine Finger konnte ich gar nicht mehr spüren, weshalb ich sie immer wieder ansah und zwickte. Eigentlich eher chillig, weil ich es in Jogginghose und Hoodie hängen konnte, doch ich war so krass müde und diese verdammte Kälte drohte mich zu töten.

«Ich beginne zu sehen, dass es besser ohne Drogen ist. Ich fühle mich langsam wieder besser.» Schön... Ich nicht. Es war so kühl hier, doch der Schweißfilm auf meiner Haut log alle um mich herum an. Sie alle dachten, mir war heiß. Es wechselte konstant, also... Es war schon besser als noch vor einer Woche, doch ich zitterte noch genauso sehr, wie bei Noè im Krankenhaus, als sie mir diesen Bären aufgebunden hatte. 

«Und du? Dario, wie fühlst du dich im Moment?» Ich sah von meinen Fingern auf und schaute in die Runde. Verdammte Scheiße, ich konnte nicht glauben, dass ich hier saß. Links und rechts von mir andere, die auch einen Entzug machten. 

Ich war der Jüngste hier, weil man darauf bestanden hatte, mich hier einzuweisen und nicht bei einem Jugendzentrum. Das hatte ja nicht funktioniert und anscheinend glichen meine Verhaltensmuster, was meine Suchten anging, meiner Mom und die Leute hier hatten Mom zurück auf den gesunden Weg geholfen. Was auch immer das heißen sollte... 

Also, es war nicht so, dass ich von alten Säcken umgeben war, aber zwischen 16 und 18 gab es hier keinen. Ich glaube, die meisten hier waren 20 und älter. «Ging mir nie besser», flötete ich leise und lächelte gespielt und spöttisch auf. 

«Du hattest einen sehr kalten und intensiven Start hier. Ist es wenigstens schon etwas einfacher?» Ich rieb mir meine Augen und richtete den Verband an meinem linken Unterarm. «Clean zu werden, ist nicht das, was mir schwerfällt.» Ein Typ zwei Personen weiter nickte einverstanden. «Sondern das Clean-bleiben, was?», fragte er nach. Ich nickte nur. 

«Möchtest du denn mittlerweile teilen, wie du hier gelandet bist?» Ich ließ meinen Blick sinken und zuckte mit den Schultern. In der ersten Session hatte jeder über sich und seine Probleme erzählen dürfen. Ich hatte nur gesagt, wer ich war und dass ich an einer Tablettensucht litt. Aber eigentlich war es keine Sucht nach Tabletten. Es war eine, die das High und das Frei-sein verfolgte. Frei von Schmerzen und den Ängsten. 

«Ehm...» Ich rieb mir meinen rechten Unterarm und biss mir nachdenklich auf die Unterlippe. «Bin mit 3 oder so ins System geholt worden, weil meine Mutter ein Junkie war.» Es war mir unangenehm, aber irgendwie schuldete ich den anderen auch etwas. Sie hatten ihre schlimmen Erlebnisse so offen und ehrlich mit diesem Kreis geteilt. 

Diejenige, die gegenüber von mir saß, hatte ihren Zwillingsbruder wegen eines Überfalls verloren und wurde dann entführt... Der Typ von eben, der mir zugenickt hatte, wurde seine ganze Kindheit über vom eigenen Vater geschlagen und terrorisiert. Und das ganz feine, eher kleine Mädchen neben mir wurde von 3 erwachsenen Männer missbraucht und danach auf der Straße sitzengelassen. 

PainkillerWhere stories live. Discover now