25. Kapitel

2.1K 182 124
                                    

Wissen tat es eigentlich niemand

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Wissen tat es eigentlich niemand. Also, niemand außer Dad. Dieser hatte gar keine andere Wahl gehabt. Wie auch, wenn ich Rotz und Wasser heulend nach Hause kam und wie ein 12-jähriges Mädchen weinte, weil mir mein Herz gebrochen wurde? Nur hatte ich es mir dieses Mal selbst gebrochen. 

Aber es war doch das Richtige, oder? Lieber jetzt eine Pause als zu spät. Zugegeben, die ersten Tage nach unserer sogenannten Trennung – Pause – wie auch immer man es nennen wollte, kam ich zu gar nichts. Ich meine, ja, ich stand auf, machte mich für die Schule fertig und ging auch, doch angekommen war vom Stoff der vergangenen Tage nichts. 

Dad und ich waren mitten in den Vorbereitungen der Beerdigung von Mom drinnen und zeitgleich räumten wir zusammen das Büro von ihr aus. Tat weh, aber wirkte auch heilend. Bei Kelly hatte ich auch schon mehr als 10 Liter Tränen liegenlassen und im Allgemeinen fühlte sich meine Entscheidung, mich von meinem Standbein (Dario) zu lösen, falsch an, aber ich war mir, tief in meinem Inneren, darüber bewusst, dass das bloß die Angst vorm Heilen und Lernen war. 

Ich musste nach vorn blicken und den Tatsachen entgegentreten. Klar, hätte ich das gerne mit Dario zusammen gemacht, doch das war schwer, wenn wir beide jeweils andere Tatsachen zu bekämpfen hatten. Man konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. 

Und ja, Dario und ich hatten uns die letzten Tage schon noch gesehen. Es war nicht so, dass wir gar keinen Kontakt mehr hatten, nur war es jetzt halt einfach anders. Tiefgründige und emotionale Gespräche fanden nicht mehr statt und sein Herz durfte ich auch nicht mehr anfassen. 

Ey, nein, wir schauten uns kaum mehr mehr als 5 Sekunden in die Augen. Ich konnte das irgendwie auch nicht, wenn nur Leere in ihnen zu finden war. Das Verlangen, die Leere zu füllen war dann doch wieder zu groß und ich musste zuerst meine eigene auffüllen, bevor ich wieder mit ihm teilen konnte. 

Eigentlich krass, wie viel ich die vergangene Woche geheult hatte. Es war so gewesen, als hätte jemand den Korken gezogen und meinen Tränen freien Lauf gewährt. Aber gut so. Es ging mir besser, aber manchmal auch schlechter. 

Meine Angewohnheit, über Dario nachzudenken, konnte ich nur schwer schütteln. Ich tat es weniger, aber leider immer noch trotzdem. Er war noch immer clean, regelmäßig bei Kelly und zeigte keine Anzeichen, irgendwie wieder mit Pillen, Alkohol oder Weed anzufangen. 

Ganz unter uns: Konnte man es überhaupt Clean-Sein nennen, wenn man ihn mit diesem Medikament vollpumpte? Wirkte das nicht auch wie eine Droge? Es war doch auch eine? Meiner Meinung nach schon. Und klar, hatte er keinen Drang mehr dazu, was anderes zu nehmen, wenn er sowas bekam und so keine Schmerzen mehr haben musste. Er hatte immer nur nach einer Erlösung gesucht. Die Erlösung vom Schmerz. Und diese neuen Tabletten gaben sie ihm. 

Sie veränderten ihn als Person, was mich eigentlich am meisten von allem störte. Irgendwie war die Pause jetzt wirklich am angebrachtesten, denn mit dem Dario, der jetzt umherlief, würde ich keine Beziehung führen können. Plus, er hatte ein Problem mit mir. Das bekam ich klar und deutlich zu spüren. Mit anderen redete er um einiges mehr und ey, manchmal schmunzelte er sogar, doch bei mir... Keine verdammte Chance. 

PainkillerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt