5. Kapitel

4.3K 288 123
                                    

«Ohne Mitgliedskarte kommen wir nicht weit, weißt du

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

«Ohne Mitgliedskarte kommen wir nicht weit, weißt du.» Dario nickte und kickte einen Stein vom Gehweg. Wir waren trotzdem auf dem Weg zur Bibliothek. Vielleicht würde mir bis dahin ein Weg einfallen, Dario da reinzubekommen.

Früher war das nicht so gewesen. Vor knapp zwei Jahren durfte man Kommen und Gehen, wie man wollte, doch leider wurde das alles unterbrochen, da es mit der Zeit immer mehr zu dummen Geschehnissen als zum Lesen selbst kam. Nun bat man treue Besucher und Leser dazu, sich eine Mitgliedskarte zu holen.

Um ehrlich zu sein, hatte sich die ganze Aktion ziemlich gelohnt. Es war um einiges ruhiger geworden. «Wir könnten zum Marble gehen», schlug ich dann einfach mal so vor. Es lag Schnee, doch der hatte mich persönlich noch nie stoppen können. «Zum Leuchtturm?» Ich nickte.

Der historische Leuchtturm Marblehead Ohios. Eigentlich nur zu Besucherzeiten betretbar, aber Regeln konnte man auch mal brechen und Anweisungen mussten nicht immer befolgt werden. Hier, in Marblehead gab es nicht viele Einwohner. Weniger als 1'000 sicher. Würde man also die Polizei rufen, hätten wir eventuell ein Problemchen, denn die hatten sonst kaum etwas zu tun und würden sich sicher darüber freuen, uns zu nerven, aber ich schob diesen Gedanken schnell wieder beiseite.

Darüber würde ich mir erst wieder einen Kopf machen, wenn es dann so weit wäre. «Es ist arschkalt», meckerte Dario, was mir zu deuten gab, dass er nicht viel vom Leuchtturm hielt. Ich seufzte, «Ja, in die Bibliothek kommen wir nicht rein. Ich gehe stark davon aus, dass du nicht ins Heim möchtest und den Vorschlag, bei mir zu Hause zu lernen, hast du geschickt, indem du selbst einen Vorschlag gemacht hast, auch umgangen. Also möchtest du dort auch nicht hin.» Ich hielt an der einer Wegspaltung an.

Rechts ging es zum Turm und links zum Dorfinneren. «Ich mag nicht, wie du mich durchschaust», stellte er dann einfach fest und lief trotzig an mir vorbei und schlug den rechten Weg ein. Leuchtturm war es also. Auf seine Aussage hatte ich keine Antwort, weshalb ich nervös einatmete und versuchte, das Thema zu wechseln.

«Lass uns vorher was zu essen holen. Am besten was Warmes, denn es kann schon scheiße kalt beim Turm sein.» «Klar, was möchtest du denn holen?» Nachdenklich ging ich unser Dorf innerlich durch und blieb dann am Waffelstand hängen, der die Waffeln immer wunderschön mit warmer Schokolade und Puderzucker verzierte. «Lass Waffeln holen. Hab Bock auf was Süßes.» «Passt.»

Schweigen trat ein und ich lief unsicher neben ihm her. Das Schlimme war, dass ich ihn Dinge fragen wollte, mit ihm quatschen wollte, doch ich traute mich kaum. Was, wenn ich etwas Falsches ansprach oder ihn vertrieb? Es war allgemein schon ein Wunder, dass er aufgetaucht war und auf mein Angebot eingegangen war. «Hat es eigentlich einen Grund, warum du zugesagt hast?»

Der Grünäugige kramte in seinen Hosentaschen rum, zückte aus der linken ein Feuerzeug und aus der rechten eine Packung Kippen. Er zündete sich eine an, nahm einen Zug und schaute den Rauch ausatmend nach vorn. Der Waffleshop war nicht mehr weit weg. «Du gibst dir Mühe.»

PainkillerWhere stories live. Discover now