Achtung Patchwork!

Door alitschi

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Großfamilie? Nein danke! Zumindest in den Augen der siebzehnjährigen Anastasia, die ein ganz idyllisches Lebe... Meer

Achtung Patchwork!
Das Kapitel, in dem alles vorbei ist
Das Kapitel, in dem es total beschissen weitergeht
Das Kapitel, in dem es nur zwei Zimmer gibt
Das Kapitel, in dem offene Türen herrschen
Das Kapitel mit der Ausnahme
Das Kapitel, in dem der Tiefpunkt herrscht
Teil 2
Das Kapitel mit dem Besaufen
Das Kapitel, in dem es stressig wird
Das Kapitel mit dem namenlosen Baby
Das Kapitel, in dem sie erste Freunde findet
Das Kapitel mit dem mad monday
Das Kapitel, in dem alle hektisch sind
Das Kapitel, in dem geplant wird
Das Kapitel mit der Kinderzerstörung
Das Kapitel, in dem es losgeht
Das Kapitel, in dem alles anders kommt
Das Kapitel, in dem Anastasia nicht weiter weiß
Das Kapitel mit furzenden Aliens
Das Kapitel mit Ringen und mit Schweighöfer
Das Kapitel mit dem Knalleffekt
Das Kapitel, in dem not-gelogen wird
Das Kapitel mit dem schlechten Ende
Das Kapitel über japanische Gemüsemesser
Das Kapitel, in dem Stephen auffliegt
Das Kapitel mit dem dritten Weltkrieg
Das Kapitel, in dem Mira eine Idee hat
Das Kapitel mit dem Milchregen
Das Kapitel mit dem kleinen Anzug
Das Kapitel mit dem Fehler
Das Kapitel mit dem Morgen danach
Das Kapitel mit tödlichen Kartoffelshakes
Das Kapitel mit der Kindesmisshamdlung
Das Kapitel mit Yun Tsu Wing
Das Kapitel mit dem durchhängenden Christbaum
Das Kapitel, in dem geprügelt wird
Das Kapitel, in dem der Ernst vom Stuhl fällt
Das Kapitel mit dem Vorspiel am Frühstückstisch
Das Kapitel, in dem Tim nichts kapiert
Das Kapitel mit dem perfekten Antrag-Team
Das Kapitel mit dem 'Twerk it like Miley'
Das Kapitel mit dem Ausnüchterungslager
Das Kapitel, in dem es endgültig ist
Das Kapitel mit der rosa Wolke 7
Das Kapitel, in dem Susi eine Luschi-Spießerin ist
Das Kapitel mit der Konfliktsituation
Das Kapitel, in dem Mira den Federweißen behält
Das Kapitel der Wahrheiten
Das Kapitel, in dem Ana nicht weiter weiß
Das Kapitel, in dem Stephen keine Hose anhat
Das Kapitel, in dem Schluss ist
Das Kapitel, in dem Vater und Tochter im Lot sind

Das Kapitel mit dem schönen Ende

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Door alitschi

"Hallo, Schatz!", rief Susi und Stephen sprang mit einem wilden Schrei gegen die Haustür zurück. Während Susi keinerlei Sorge zeigte, lachte die alte, kleine Frau an ihrer Seite vergnügt. Sie trug ein geblümtes Kopftuch und einen ebenso bunten Rock, das Gesicht lag in Falten. "Pass op!", sagte sie mit runzligen Lippen. Stephen rieb sich die schmerzende Schulter, dann streckte er die Hand aus. "Stephen Hoppe. Schön, Sie kennenzulernen. Sie sind...?" Susi legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Das ist Isolde Rosenthal. Unsere neue Haushälterin." Isolde Rosenthal drückte Stephens Hand, ohne dabei mit dem Lachen aufzuhören. Sie schien eine sehr lebensfrohe Person zu sein, was ihm sehr gut gefiel. "Vielen Dank, Isolde, für dein Engangement. Du kannst dann Montag Morgen kommen", sagte Susi lächelnd und öffnete die Haustür. Die alte Frau nickte den beiden zum Abschied zu, ehe sie aus dem Haus stiefelte. Am Straßenrand wartete ein Taxi auf sie. "Das ist also unsere neue Haushälterin", sagte Stephen, nachdem Susi Isolde gewunken und die Tür geschlossen hatte. "Ja." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. "Das ist unsere neue Haushälterin." Stephen fuhr durch ihre Haare und lächelte. "Können wir ihr vertrauen?" "Natürlich", nickte Susi. "Absolut sichere Wahl. Die Frau ist herzensgut und erfahren. Besser hätten wir es gar nicht treffen können. Und ich kann endlich wieder arbeiten und wir haben mehr Zeit für uns." Sie fuhr von oben in Stephens Hemd, um seinen Rücken zu kraulen. "Das klingt gut." Er schloss die Augen, während sie weiter seinen verspannten Nacken bearbeitete. Wenn Susi mit ihrer Hochzeitsplanung, den Yogakursen und dem Motivationstraining an den Unis nicht schon genug zu tun hätte, würde er ihr vorschlagen, Masseuse zu werden. Irgendwie sowas. "Erzähl doch mal, Schatz. Wie war dein Abend? Anastasia hat gesagt, du hättest dich mit einem indischen Schlangenbeschwörer getroffen, um mehr Daten für dein neues Drehbuch zu bekommen", raunte Susi in sein Ohr. Neues Drehbuch? Indischer Schlangenbeschwörer? Er hatte seine Tochter doch nur gebeten, sich eine Entschuldigung einfallen zu lassen, nicht darum, sich so eine verrückte Geschichte auszudenken. "Schatz?" Susi nahm ihre Hände zurück und sah ihn besorgt an. Er musste mitspielen, wenn er nicht auffliegen wollte, ihm blieb gar nichts anderes übrig. "In der Tat", sagte er. "Und?", fragte Susi, sichtlich begeistert. "Wie und?", wich Stephen ihrer Frage aus und lachte nervös. Wehe, das wurde zum Verhör! Anastasia konnte sich schon mal warm anziehen. "Na, was ist das für ein Film, für den du einen indischen Schlangenbeschwörer interviewen musstest?", wollte Susi lachend wissen. Stephen kratzte sich am Hinterkopf. "Tja. Es geht um einen indischen Schlangenbeschwörer, der... Schlangen beschwört." "Ach was." Susi lachte auf. "Komm schon, Schatz. Ein bisschen mehr wird es wohl zu erzählen geben. Wo lebt er? Worum handelt der Film?" Ganz toll. Das war ja mal wieder typisch Frau: Die Dinge, die ihn wirklich bewegten, die ihn stolz machten, die interessierten sie nicht. Aber kaum gab es irgendwas, das sie neugierig machte, wurden sie zu Furien. "Das ist doch unwichtig. Wir wissen noch gar nicht, ob der Film überhaupt rauskommt. Es ist nur so eine Idee", sagte Stephen, in der Hoffnung, Susi würde sich damit zufrieden geben. Aber das tat sie nicht. "Dann erzähl mir von der Idee." Sie lächelte und er seufzte abgrundtief. Also schön. "Na ja. Der indische Schlangenbeschwörer wird nach Europa geflogen, wo es keine Schlangen gibt. Und damit kommt er nicht klar. Davon handelt der Film." Susi nahm ihre Hände zurück, wobei sie sichtlich berührt wirkte. "Das ist aber ein sehr trauriger Film, Schatz", sagte sie leise und Stephen schlang seine Arme um ihre Hüfte. Er hatte keine Lust, dieses Thema unnötig zu vertiefen. "Du hast recht. Reden wir nicht weiter drüber." Er rang sich ein Lächeln ab und deutete auf's Wohnzimmer. "Wein?" "Ja, gerne", nickte Susi. "Aber sag mal, Schatz, ich bekomme doch eine Freikarte, wenn der Film wirlich rauskommt, oder?" Stephen steuerte auf das Weinregal zu und zauberte zwei Gläser hervor. Dann zündete er geschickt ein paar Kerzen an, die für eine romantische Atmosphäre sorgten, in der definitiv kein Platz für indische Schlangenbeschwörer war! "Natürlich", antwortete er kurz angebunden. Merkte Susi denn nicht, dass dieses Thema niemanden interessierte? "Habt ihr schon eine Besetzung?", fragte sie, während sie beiden Wein eingoss. Rotwein. Italienisch. Mit einer süß-herben Note im Abgang, die man genießen sollte. Nicht jedoch heute, beschloss Stephen und kippte den Inhalt seines Glases in einem Schluck seinen Hals hinunter. Susi sah ihn weiterhin fragend an. "Nein", räumte er mit rollenden Augen ein. "Wir haben Kaya Yanar vergeschlagen, aber das ist noch nichts richtiges. Bitte, können wir jetzt von was anderem reden, Schatz?" Er rang sich zum wiederholten Male ein Lächeln ab und so langsam schmerzte ihm der Kiefer. Aber Susi nickte zum Glück. "Ja. Reden wir über was anderes."

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Der Montagmorgen kam leider schneller als erwartet. Eben noch hatte Henry mit seinen Kumpels gezockt, und im nächsten Moment stand schon wieder seine Mutter am Bett, um ihn zu wecken. Ganz toll, echt. Wieso fing man nicht Dienstag mit der Woche an? "Schatzilein." Susi zuppelte an seiner Decke, wie immer, wenn sie ihn sanft wecken wollte, ganz die fürsorgliche Mutter. "Zeit, aufzustehen", murmelte sie ganz nah an sein Ohr, dann ging sie zum Fenster, um es zu öffnen und die Rollos hochzuziehen. Draußen war es eh dunkel, es half Henry also gar nichts. "Komm schon." Ihre Stimme wurde lauter und weniger liebevoll. Kurz danach spürte er, wie sie sich neben ihn auf die Bettkante setzte, um sein Gesicht zu streicheln. Die Tatsache, dass ihr Hintern direkt neben seiner Hand saß, war eine ganz widerliche Vorstellung, aber Henry blieb trotzdem liegen. "Henry", sagte Susi, "du musst in die Schule. Um fünfunddreißig kommt der Bus und es ist schon zehn nach sieben." "Wer einatmet, muss ausatmen", grummelte Henry in sein Kissen. "Und wer einschläft, muss auch ausschlafen." Seine Mutter schnalzte mit der Zunge, ehe sie ihm die Decke, dreist wie sie war, wegzog. "Mama!" Jetzt setzte er sich doch auf und sah sie mit verquollenen Augen wütend an. "Willst du denn gar nichts lernen?", fragte Susi, während sie die Decke ausschlug. Lernen? Dass er nicht lachte! Wer wollte denn schon wissen, wann Dom Vasco da Gama den Seeweg nach Indien entdeckt hatte? Und wen interessierte es, dass er den Umfang einer Tuberkulosebakterie berechnen konnte? Und wer zum Teufel wollte wissen, was die Worte 'Sohn des Großen' auf Latein hießen? "Das hat mit Lernen schon lange nichts mehr zu tun", sagte er und schwang schließlich seine Beine über den Bettrand. Es hatte doch sowieso keinen Sinn. "Junge, Junge", murmelte Susi kopfschüttelnd, während sie den Raum verließ. Es hatte an der Tür geklingelt und das war bestimmt diese Isolnochwas, die jetzt hier arbeiten würde. Egal. Er würde ihr eh nicht oft über den Weg laufen und so lange er alle Unterhosen und Shirts gebügelt und gewaschen im Schrank liegen hatte, war alles bester Ordnung. Gähnend stolperte er in den Flur hinaus ins Bad, wo er seinen kleinen Bruder Moritz traf, der sich gerade mit einer halben Packung Gel einen Seitenscheitel aus Kriegszeiten zog, der seine Haare aussehen ließ, als hätte man sie mit Vaseline eingeschmiert. Henry rümpfte die Nase. "Habt ihr Mottowoche, oder warum siehst du aus wie Hitler, als er klein war?" "Hast du gerade das H-Wort gesagt?", fragte Moritz, der seinen Mund vor lauter Entsetzen gar nicht mehr zubekam. "Sieht ganz so aus." Henry gähnte erneut, dann klappte er den Klodeckel auf, um zu pinkeln. "Das ist verboten!", entrüstete sich Moritz. "Außerdem weißt du gar nicht, wie das H-Wort aussah, als es klein war." Er verschloss die Geltube und sah Henry blitzend an. "Doch." Henry nickte verschlafen. "Hässlich, klein, bisschen krüppelig, mit nur einem Sack und 'ner Frisur wie deiner." Das brachte das Fass seines Bruders zum Überlaufen, denn der stemmte die Arme in die Hüften und rief aus voller Kehle:"Mamaaa! Steeeephen! Henry macht Nazi-Witze!" Dabei riss er die Tür auf, ohne sich dafür zu grämen, dass sein großer Bruder noch immer pinkelnd und ohne Oberteil vor dem Klo stand. "Halt die Fresse", zischte Henry, reichlich spät. La Familla war bereits im Anmarsch und wie immer kam sie in Massen. Die erste, die in der Tür stand, war Mira, unter deren 'One Million'- Duft man zu ersticken drohte. Als nächstes tauchte Susi mit Torben im Arm auf, dicht gefolgt von Isolde und Stephen. Die letzte war Anastasia, die einen viel zu kleinen Schlafanzug von Benjamin Blümchen trug. Henry musste sich daran erinnern, sie irgendwann mal drauf anzusprechen, in einem Moment, in dem er nicht gerade von allen beim pissen beobachtet wurde. "Stimmt das?", fragte Susi und sah ihn erschrocken an. "Stimmt es, dass du dich hier über den Nazionalsozialismus lustig machst?" "Ähm, nein?", antwortete Henry mit hochrotem Kopf. Das ging wirklich so weit. Sobald sie außer Haus waren, würde er Moritz eine Respektschelle verpassen. Vielleicht auch zwei, eine für jede Seite. Eine Weile hörte man nur das Pullern des allmählich nachlassenden Strahls im Klo. Gott, warum tat sich der Boden nicht einfach auf? "Sowas kann ich nicht dulden!", rief Susi. "Alter, ich hab nur gesagt, dass er aussieht wie Hitler, als er klein war!", verteidigte sich Henry, wobei er liebend gerne die Hände gerungen hätte, würden sie nicht gerade seinen... äh, Apparat halten. "Außerdem pinkel ich hier gerade! Könnt ihr nicht einfach mal weggucken und mich in Ruhe pissen lassen?" "Henry, das ist kein Moment für Scherze", sagte Stephen mit belegter Stimme. "Das ist kein verdammter Scherz!" Henry stöhnte auf. "Wie lange pisst du eigentlich?", warf Mira mit gerümpfter Nase ein. "Das ist irgendwie ekelig. Bye, Leute! Bis heute Mittag." Sie hob die Hand zum Gruß, ehe sie sich davon machte. Henry drückte die Spülung und zog sich wieder richtig an, sofern das nur mit  Boxershorts möglich war. Isolde seufzte, während sie Moritz mit schief gelegtem Kopf betrachtete. Auch heute trug sie ihr geblümtes Kopftuch. Er hoffte, sie hatte mehrere davon, denn sonst wäre es irgendwie abartig. "Tja", krächtzte sie. "Er sieht wirklich aus wie Hitler, als er klein war. Ich kann's bezeugen", fügte sie auf die entsetzten Blicke hin hinzu. "Bin Zeitzeugin." Sie tätschelte Moritz' Wange. Henry sah sie beim Händewaschen dankbar an. Denen hatte sie es gegeben. Er hatte zwar gewollt, dass Susi und Mareike sich für die heiße Blonde entschieden, aber die hätte keinen so coolen Spruch abgelassen, sondern wohl eher über den Therapeuten geredet, den sie in dem netten Vintage-Laden kennengelernt hatte.  Die Omi hatte also tatsächlich ihre Vorzüge. Susi jedenfalls schien hin und her gerissen. Schließlich seufzte sie. "Darüber unterhalten wir uns noch mal, Freundchen. Und jetzt zieh dich an, du bist spät dran." Sie nahm Moritz bei der Hand und zog ihn aus dem Bad. Auch Stephen machte sich auf den Weg nach unten, wobei er sich angeregt mit Isolde unterhielt. Nur Anastasia blieb noch ein paar Sekunden lang stehen, um ihm einen äußerst seltsamen Blick zuzuwerfen.

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"Oh. Mein. Gott. Ella, ich habe seinen Schwanz gesehen!" Anastasia stierte mit roten Wangen in die Innenkamera ihres Handys. Sie war gleich im Bus auf Skype gegangen, um ihre beste Freundin anzurufen, welche nun ungläubig zurückstarrte. Auch sie war auf dem Weg zur Schule, allerdings zu Fuß. "Und?" Anastasia zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht. Ist jetzt nichts, was ich in den Mund nehmen würde." Sie sah sie sich um, um sicherzugehen, dass sie niemand belauschte. Aber das war nicht der Fall, der Bus war nicht besonders voll und die meisten hörten eh Musik. "Du bist so verklemmt", seufzte Ella. "Entschuldige bitte, aber die ganze Familie war dabei, weil er irgendeinen Witz über Hitler gerissen hat. Da kommt man nicht auf solche Gedanken, Ella!" Anastasia kratzte sich unter der Mütze, während ihre Freundin die Augen verdrehte. "Spießerin. War er denn groß?" Anastasia verstand nicht ganz. "Wer jetzt?" "Na, sein kleiner Freund!", zischelte Ella, die gerade über eine rote Ampel rannte. Im Hintergrund hupte ein Auto. "Keine Ahnung!", wehrte Anastasia ab. "Ich kenne außer Henrys nur den meines Vaters, deswegen weiß ich nicht, was groß und was klein ist. Und den meines Vaters kenne ich nicht wirklich, weil ich immer weggucke, wenn er ihn auspackt. Ziemlich rot und schrumpelig. Aber Stephen muss eigentlich ganz gut bestückt sein. Jedenfalls schreit Susi beim Sex immer rum wie die Sängerin von 'Pink'." In der nächsten Kurve wurde sie gegen die Scheibe geschleudert. Kein Wunder, der Busfahrer fuhr ja auch wie eine besengte Sau. Aber nun gut. Jedem das seine. "Anastasia Hoppe." Ella schüttelte grinsend den Kopf. "Was?", fragte Ana und wischte sich ein Blatt vom Mantel. "Du kennst doch auch den von Kai, schon vergessen? Vergleich den mal mit Henrys." Wie bitte? Wo sollte das hinführen? "Machst du Witze?", entgegnete Ana. "Bei Kai lag ich halb im Koma! In meiner Erinnerung war Kais Schwanz grün und hat Blasen geschlagen. Wir können also nicht davon ausgehen, dass wir ihn ernsthaft mit Henrys vergleichen können." "Ew." Ella verzog angeekelt das Gesicht. "Das klingt widerlich. Warum hast du dich überhaupt von jemandem durchnehmen lassen, der einen grünen Schwanz mit Bläschen hatte?" "Keine Ahnung", murmelte Anastasia resigniert. Sie warf einen Blick aus dem Fenster, um zu sehen, wo sie war. Die nächste Haltestelle musste sie aussteigen. "Ella, das ist auch nicht wichtig. Fakt ist, dass ich niemals in meinem Leben Henrys Schwanz in den Mund nehmen würde. Der hat mich auch gar nicht fasziniert. Vielmehr sein Oberkörper hat mich ins Staunen versetzt." Bei der Erinnerung wurden ihre Augen ganz glasig und Ella zuckte mit den Augenbrauen. "Uh, Ana. Das klingt ernst. War es ein schöner Anblick?" "Wunderschön", bestätigte Anastasia. "Ich frage mich, wie er das macht. Ich meine, er hockt doch eigentlich den ganzen Tag mit Frank und Tim in seinem Zimmer und zockt bei einer Dose Bier. Oder er legt irgendwelche Mädchen flach. Wie kann das nur sein?" Sie schüttelte verwirrt den Kopf. "Jungs", sagte Ella, als sei das die alles erklärende Antwort. "Das musst du nicht verstehen, Schätzchen. Du hast doch mal gesagt, dass er Fußball spielt. Fußballer sind immer in Form. Und ins Studio geht der Kerl eh, da kannst du mir sagen, was du willst." "Vermutlich hast du recht", seufzte Ana. Der Bus rollte in die Haltestelle und sie stand auf. "Ich muss jetzt Schluss machen, Ella. Wir reden später. Hab dich lieb!"

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Nach einem Gespräch mit Frau Luderich - die Alte hatte doch tatsächlich geglaubt, Ana hätte in der Bio-Klausur geschummelt, nur weil sie die volle Punktzahl erreicht hatte! -, hatte Anastasia eine Freistunde, die sie eigentlich mit ihrer neuen Freundin Yun Tsu Wing in der Drogerie verbringen wollte. Doch dem sollte wohl nicht so sein, denn kaum hatte sie das Sekretariat verlassen, stürmte eine völlig aufgelöste Linda auf sie zu. Oh nein... Hatte sie etwa rausgefunden, dass Anastasia hinter dem geheimen Liebesbrief steckte, den Linda heute an ihrem Schließfach gefunden hatte und über den sie seitdem nur noch redete? Bitte nicht. Ana war doch gerade dabei, ihre Rache endlich durchzuziehen! Aber so wie Linda aussah, plante sie wohl eher einen Anschlag. Ihr Wimperntusche war zerlaufen, ihre Haare wirkten fettig und waren zu einem unordentlichen Dutt geknotet, und der zerschlissene Jogginganzug sah Lindas üblichem Stil gar nicht ähnlich. Was ging hier vor sich? Und wo war Tim? Wenn seine Freundin gerade auf sie zurannte, konnte er ja nicht weit sein. "Anastasia!", keuchte Linda, als sie endlich zum Stehen kam. Sie rang nach Luft. "Ich dachte, ich finde dich gar nicht mehr." Anastasia packte, überwältigt von sämtlichen Hassgefühlen, ihre Einser-Klausur in ihre Tasche. Linda musste ja nicht gleich sehen, was sie für eine Streberin war. "Was gibt's denn, Tussi?", fragte sie schließlich kühl, was Linda jedoch in keinster Weise zu verunsichern schien. "Tim hat mich verlassen", keuchte sie, nachdem sie schwer geschluckt hatte. Tim hatte... sie verlassen? Oh Gott, das war der schönste Tag in ihrem Leben! Innerlich jubelte sie, aber nach außen hin gab sie sich weiterhin desinteressiert, so schwer ihr das auch fiel. "Wurde ja auch mal Zeit", sagte sie mit monotoner Stimme, während sie an Linda vorbeilief. Doch diese folgte ihr einfach. "Jetzt tu doch nicht so, als würde dich das nicht freuen", sagte sie vorwurfsvoll, ehe sie nach Anas Arm griff, damit diese stehen blieb. "Du liebst ihn doch." "Ich weiß nicht, wovon du redest." Anastasia löste sich würdevoll aus dem Griff von Tims Ex. "Ich muss zum Unterricht." "Ich weiß ganz genau, dass du eine Freistunde hast." Linda baute sich mit blitzendem Blick vor Anastasia auf, welche die Augen zu Schlitzen verengte. "Stalkerin." "Du verstehst das falsch", sagte Linda, wobei sie kurz die Augen schloss. "Aber ich muss mit dir reden. Über Tim. Dringend." Ihre Stimme grenzte an Verzweiflung, aber Anastasia ließ sich nichts anmerken. "Ich wüsste nicht, was es da zu bereden gibt." Sie verlagerte ihr Gewicht, damit sie möglichst hochnäsig auf Linda herabschauen konnte. Blöde Kuh! Was bildete die sich überhaupt ein? Lindas Züge wurden weicher, verständnisvoller. "Mensch, Anastasia. Ich weiß genau, was du für Tim empfindest. Glaub mir, das würde sogar ein Blinder merken." Sie lächelte vorsichtig, als glaube sie, Ana damit von sich überzeugen zu können. Da war sie jedoch an der falschen Hausnummer. "Was ich für Tim empfinde, spielt keine Rolle, Linda", sagte Ana. "Er hat mir das Herz gebrochen. Und zwar mit dir, wenn du es genau wissen willst. Und dass er dich verlassen hat, bedeutet gar nichts. Erst recht nicht, dass du dich in mein Leben einmischen darfst. Schlampe." Als sie Linda das letzte Wort entgegenspuckte, zuckte diese nicht einmal mit der Wimper. Sie schien wirklich mit allen Wassern gewaschen zu sein. "Es tut mir so leid, dass ich mich zwischen euch gestellt habe", sagte Linda kopfschüttelnd. "Aber jetzt weiß ich, dass ihr zusammengehört, wie... wie Bella und Edward." "Tim ist kein Vampir, Linda", entgegnete Anastasia schroff. Warum machte die Tussi ihr nicht Platz und ließ sie einfach in Ruhe? "Er würde aber einer werden, wenn du der Preis wärest", antwortete Linda sanft. Bitte was? Hatte die sie noch alle? "Gott, Linda, was willst du von mir, jetzt mal ehrlich?", fragte Ana genervt und da fasste Linda sie wieder eindringlich am Arm. "Ich will dir sagen, dass Tim mich für dich verlassen hat." "Wer sagt das?", fauchte Ana, bevor sie sich der Bedeutung dieser Worte bewusst werden konnte. "Na, er selber." Linda lachte, obwohl sie Tränen in den Augen hatte. "Er wartet bei den Fahrradständern auf dich. Geh und überzeuge dich selbst. Ich.. ich habe ihn wirklich geliebt, aber er fühlt nur für eine. Und das bist du. Gott, Anastasia, du kannst dich so glücklich schätzen! Alle Mädchen träumen davon, die eine zu sein, die es wirklich, wirklich in sein Herz schafft! Checkst du das nicht? Viel Glück mit Tim." Linda wischte sich eine Träne aus den Augen, ehe sie Anastasia ein Küsschen auf die Wange gab. Und mit den Worten verschwand sie auf die Mädchenklos und ließ Anastasia allein mit pochendem Herzen im Flur stehen. War das wahr? War das Schicksal wirklich auf ihrer Seite? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden: Sie musste zu den Fahrradständern. Sie musste zu Tim, und zwar auf der Stelle!

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Henry konnte noch gerade rechtzeitig hinter den Müllcontainer springen, als Anastasia wie eine Wilde aus dem Gebäude gestürmt kam. Sie trug keine Jacke, nur ihre Bluse, und ihre Tasche hing halb geöffnet in ihrer Armbeuge. Eine heftige Windbö zerrte an den langen, dunkeln Haaren, während ihre Schritte von den Wänden widerhallten. An den Fahrradständern hielt sich niemand auf. Bloß Tim, dem man seine Erleichterung sogar von Weitem ansehen konnte, als er aufstand. Mit angehaltenem Atem linste Henry hinter dem Container hervor, um zu sehen, wie die beiden sich in die Arme flogen. Endlich hatte Tim Linda sitzen gelassen, Alter. Frank meinte zwar, Tim solle noch ein bisschen mit Anastasia warten, damit er am Ende nicht als männliche Bitch da stünde, aber Henry hatte seinen Kumpel zum Glück davon überzeugen können, dass er genau das war, was Anastasie jetzt brauchte: Eine Schulter zum Anlehnen. Einen Freund zum Küssen. Dass er sie selber auf der Halloweenparty geküsst hatte, hatte er außen vor gelassen. Das war vollkommen unbedeutend und schräg gewesen, das stand wohl mal fest. Und Anas Herz schlug nun mal für Tim, das konnte er bezeugen. Nachts, wenn er auf Klo ging, hörte er, wie sie seinen Namen im Schlaf sagte. Und er erwischte sie immer wieder dabei, wie sie Tim vom anderen Ende des Schulhofes anstarrte. Daran gab es ja auch nichts auszusetzen. Anastasia und Tim waren wieder ein Paar und er gönnte es ihnen. Gut, sein Kumpel war ein abgefuckter Lappen, aber seine Halbschwester hatte das verdient. Sie hatte es verdient. Und wie glücklich sie darüber war, das sah Henry in dem Moment, in dem ihre Lippen auf Tims trafen. Die beiden hatten einander gesucht und gefunden. Und nach etlichen Höhen und Tiefen durften sie endlich das sein, was sie wollten: zusammen.

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Hey, Leute! Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich war im Urlaub und dann war hier auch noch Kirmes... dies das, da hatte ich keine Zeit. :-) Na ja, aber was sagt ihr zu der Wiedervereinigung. Ich weiß, es haben sich schon Teams gebildet. Welches Team seid ihr? Henry, Tim, oder gar Kai oder Frank. Schreibt es in die Kommis! :-*

xo

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