Das Kapitel mit der Kinderzerstörung

4K 152 10
                                    

"Los, zieh dich an!", zischte Anastasia und riss die Rolladen hoch. Mira zuckte zusammen und sah sie erbost an, nachdem sie auf ihre Uhr geschaut hatte. "Bist du dumm? Es ist zehn nach sechs!" Anastasia stand bereits frisch geduscht und angezogen im Zimmer. Das sah ihr gar nicht ähnlich... Vor allem, da sie sonst um halbsieben aufstanden. Doch sie wirkte recht erholt und stemmte die Arme in die Hüften. "Du willst doch Jerome heiß machen!", rief sie ungeduldig. "Will ich das?" Verschlafen wälzte sich Mira auf die andere Seite. Anastasia zog ihr geschickt die Decke weg. "Natürlich, er hat eure Beziehung beendet, weil du langweilig bist und jetzt musst du dich rächen - mit den Waffen einer Frau!" Mira hatte sich nun zwar aufgesetzt, schien aber lange nicht so überzeugt wie am Abend. Vom vielen Weinen tat ihr der Kopf weh und ihr war kalt - kurz, sie fühlte sich so richtig krank. "Ich bin ein Mädchen, keine Frau...", korrigierte sie gähnend. Anastasia verdrehte die Augen. "Du hast Körbchengröße B und bist keine Jungfrau mehr! Natürlich bist du eine Frau!" Mira stöhnte auf, doch ihre Halbschwester war Feuer und Flamme. "Komm jetzt!", rief sie ungeduldig. "Na gut", murmelte Mira und schlurfte durch den Raum, um im Bad eine Dusche zu nehmen.

Als sie verschwunden war, fuhr Anastasia ihren Laptop hoch, um mit Ella zu skypen. Das hatte sie in den letzten Tagen ganz vergessen.

"Hi!", rief sie winkend, als ihre Freundin den Videoanruf tatsächlich angenommen hatte. "Ich wollte grade weiterschlafen", nuschelte Ella. "Pech gehabt, du, wie rächt man sich?", sprudelte Anastasia. "Man haut ihm eine rein, macht ihn lächerlich und verletzt ihn." Ella hatte sich aus ihren Decken gegraben und sah nun aufmerksam in die Kamera. "Nein, bei einem Mädchen!", sagte Ana ungeduldig. Ihre Freundin war ja noch nie besonders schlau gewesen, aber seit sie Köln verlassen hatte, war ihr IQ definitiv noch weiter gesunken. "Bah, sag nicht, du bist lesbisch!", schimpfte Ella empört. Okay, ihr IQ war nicht einmal mehr messbar... "Nein, du stumpfes Kind, aber ich bin von so einer Tussi wegen Hausaufgaben ausgenutzt worden! Jedenfalls muss ich ihr jetzt eins reinwürgen!" "Verpetzen?", schlug Ella vor. "Nein, Mann! Ich brauche was fieseres!" "Oha, komm mal runter!" "Ich bin unten!" Genervt starrte Anastasia auf ihre Fingernägel, von denen sich der rote Lack immer mehr löste. Wo hatte sie ihren Nagellackentferner bloß gelassen? "Ich könnte sie mit Nagellackentferner vergiften", brummte sie. "Dafür kommst du in den Knast", sagte Ella kühl und räkelte sich auf ihrem Bett. "Aber du könntest ihr Mehlwürmer in die Tasche füllen oder Kröten, oder noch besser, du klaust ihre Tampons, dann muss sie den ganzen Tag mit einem Blutfleck am Arsch durch die Schule rennen!" Ella lachte über ihren eigenen Vorschlag so sehr, dass sie sich verschluckte und für die nächsten dreißig Sekunden röchelnd über das Bett rollte. "Noch fieser!", sagte Ana kühl. "OH MEIN GOTT!", rief sie dann. "Lass mich raten: Henry rennt nackt durchs Haus und er sieht geil aus?", riet Ella, woraufhin sich Anastasia mit der flachen Hand vor die Stirn schlug. "Nein! Ich habe die Lösung!", schrie sie. Im nächsten Moment meldete sich Mira's Stimme aus dem Bad und sie klappte ihren Laptop einfach zu. Das würde ein Spaß werden...!

-----------------------------------------------------------------

Henry und seine Freunde huschten durch die Aldi-Regale, da Tim für Anastasia's und sein erstes 'Essen' einkaufen wollte. Es war acht Uhr morgens und sie nahmen die Gelegenheit gerne an, um nicht zur Schule zu müssen. "Wann willst du das eigentlich machen?", fragte Henry, als Tim eine Flasche Weißwein in den Wagen legte. "Heute", antwortete er fröhlich. Frank verschluckte sich und begann zu husten. "Wo denn?", krächzte er. "Zuhause. Also bei euch." Tim deutete auf Henry, der entnervt die Augen verdrehte. "Ihr werdet nicht eine Minute ungestört sein, Alter. Meine Mutter wird saugen." Tim verstand nicht. "Warum wird sie saugen?" "Weil sie euch stalken will, verstehst du!" Henry ließ eine Kaugummipackung unauffällig in seine Taschen gleiten. "Außerdem haben wir Torben und der brüllt alle halbe Stunde." "Gut, dann halt im Garten", meinte Tim schulterzuckend. "Was willst du ihr überhaupt kochen?", fragte Frank, der seinen Blick flüchtig über die Regale streifen ließ, bis er die Chipstüten entdeckte und drei davon in den Wagen schaufelte. "Coq au vin." Tim schlenderte zum nächsten Gang. "Koko- was!?", fragte Henry, der deutlich Schwierigkeiten hatte, mit seinem Kumpel mitzuhalten. "Coq au vin! Viele sprechen es aber auch Kokowääh aus. Es hätte dir wirklich nicht geschadet, mal im Französischunterricht anwesend zu sein!", schimpfte Tim. "Sorry, ich hab das nie mit diesen Strichen über den  E's gerafft", murmelte Henry entschuldigend. "Das nennt man Accent." "Akzäh dann halt." "Und was ist dieses Kokowääh?", unterbrach Frank die beiden und öffnete unbewusst die Tiefkühltruhe, aus der Tim ein Hähnchen nahm. "Hahn in Weinsoße", erklärte er flüchtig, da er bereits weitereilte. "Krass, klingt das spießig!", murmelte Frank kopfschüttelnd. "Ich finde es schmeckt geil und hat etwas Gentleman-mäßiges", gab Tim zurück, der den Wagen inzwischen zur Kasse bugsierte.

Während er bezahlte, traten Henry und Frank schon mal aus dem Laden, bis auf einmal ihr Kunstlehrer Herr von Stack in seinem Sportwagen um die Ecke sauste. Vermutlich hatte er eine Freistunde. "Fuck!" Henry zog Frank hinter die nächste Ecke. "Was soll das?", fragte dieser irritiert. "Herr von Stack", presste Henry zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Wo?" "Da!" Henry deutete auf den mittelalten Mann, der in seinen schwulen, engen Hosen ganz cool über den Parkplatz schlenderte. So cool, dass er nicht einmal merkte, wie er sein Lacosteschühchen in einem Hundehaufen platzierte. Sein Sportwagen stand über drei Parklücken, total schräg und furchbar. "Der erkennt uns eh nicht. Wir waren seit einem halben Jahr nicht mehr in Kunst", flüsterte Frank und rümpfte die Nase, als er sah, wie Herr von Stack in die Hundescheiße trampelte. Henry wirkte wesentlich angespannter. "Trotzdem...", murmelte er nervös. Da kam Tim mit seinem Wagen aus der Tür und Herr von Stack riss sich die Sonnenbrille vom Kopf. Der Wind war laut und pfeifend, daher bekamen Henry und Frank von dem Gespräch nichts mit, außer dass Tim sich freundlich von ihrem Kunstlehrer verabschiedete und genauso fröhlich wie zuvor weiterlief. Nachdem Herr von Stack im Laden verschwunden war, stürzten die beiden zu Tim vor. "Was hast du ihm gesagt?", wollte Frank wissen. "Dass ich zwei Freistunden habe." Tim knallte den Kofferraum zu. Von den drei Jungs war er der einzige, der die Führerscheinprüfung bestanden hatte und somit der einzige, der ein Auto besaß. "Geile Story, Alter!" Henry freute sich, dass Tim endlich so wurde wie sie - Lügen, ohne mit der Wimper zu zucken. "Ich habe wirklich zwei Freistunden!", beteuerte Tim und stieg in den Wagen. "Ehrlich jetzt?" Frank schien fast ein wenig enttäuscht. "Ja, sicher! Steigt ein jetzt!" Er wurde also doch nicht wie sie.

---------------------------------------------

Anastasia beobachtete zufrieden, wie Mira in ihrem Outfit über den Schulhof wackelte. Enge Jeans, am Hintern ein modischer Aufdruck, kurze Bluse (sodass ihr Arsch schön betont wurde) mit großem Ausschnitt, einer goldenen Klunkerkette und der schwarzen Lederjacke. Und dann beobachtete sie natürlich Jerome, der in einer Gruppe Jungs stand und auf sein Handy starrte. "Geh noch mal vorbei!", zischte sie in ihr Handy. Sie sah Mira nicken und erneut an den Jungs vorbei watscheln. Diesmal sah Jerome auf - und heftete seinen Blick direkt auf Miras Unterkörper. War klar! Alles beschissene,  arschfixierte Proleten! Aber wenigstens war er so blöd und fiel drauf rein. "Jetzt begafft er dich!", flüsterte sie aufgeregt, als sie aus dem Augenwinkel Moritz sah. Umzingelt von fünf, nein sechs Achtklässlern, die ihn immer mehr einzingelten, bis er mit dem Rücken gegen den Zaun stieß. Mist! Sie musste sich hier auch echt um alle kümmern! "Muss kurz weg!", sagte sie und ließ ihr Handy zurück in ihren Ausschnitt fallen. Dann ging sie mit großen Schritten über den Schulhof.

Gerade als einer der Achtklässler Moritz schlagen wollte, packte sie ihn im Nacken und zog ihn grob zurück. Erleichtert stellte sie fest, dass sie die Jungs alle um einen Kopf überragte. Punkt für sie. "Was wird das, wenn es fertig ist?", zischte sie und spürte, wie sie allmählich wütend wurde. Hatten diese Halbstarken nichts besseres zu tun? - Kreidekästchen malen, zum Beispiel! "Lass mich los, du Schlampe!" Sie verstärkte den Griff und ihre langen Fingernägel bohrten sich in den speckigen Hals dieses Jungen mit der Hasenfresse. "Nenn' mich noch einmal Schlampe und du wirst nie wieder auch nur ein einziges Kind zeugen können!", raunte sie. "Schlampe!", rief die Hasenfresse lachend, doch bald hielt er die Luft an, da Anastasia ihm ihre Flasche zwischen die Beine gerammt hatte. Die anderen fünf Jungs funkelten sie angriffslustig an, doch sie würde sie fertigmachen, mit links! So baute sie sich selbstsicher vor ihnen auf, während sie Moritz in den Schutz nahm. "Findet ihr das fair? Sechs gegen einen?" Keine Antwort, nur lachen. "Ihr seid einfach so armselig! Ihr seid so feige! Vergreift euch an Jungs, die zwei Jahre jünger sind als ihr - in einer Gruppe! Pff.. Allein das zeigt wie unreif ihr seid." Die Jungen wichen nun vor ihr zurück. "Und wenn ihr meinen Bruder auch nur noch einmal berührt, ich schwöre, dann hau ich euch eine rein!", schrie sie. Die fünf drehten sich um und rannten davon, während der sechste weinend am Zaun lehnte und sich die Hand zwischen die Hose hielt. "Und du, kleine Hasenfresse", raunte Anastasia und drehte sich zu ihm um "du wirst dich aufrichtig bei Moritz entschuldigen!" "Wie denn?" "Lass dir was einfallen." "Das erzähl ich meiner Mutter!" Anastasia beugte sich zu ihm hinunter und für eine Weile waren seine Augen auf ihren Ausschnitt gerichtet. "Oh. Und was willst du deiner Mama sagen? Dass du von einem Mädchen verprügelt worden bist, weil du ihren Bruder abgezogen hast?" Die Hasemfresse presste die Zähne aufeinander und sah wütend zur Seite. Anastasia richtete sich zufrieden auf und rieb die Hände aneinander.

War ja doch nicht so schlimm gewesen, Moritz zu beschützen!

***********************

Hey, my friends! ♥ Wusstet, ihr, dass ich Kommis liebe? *_* Joa, bitte macht mir eine Freude und schreibt ein paar nette Zeilen, das ist eigentlich alles was ich will, hehe :D Bis zun nächsten Kapitel!

Achtung Patchwork!Where stories live. Discover now