Das Kapitel mit dem schönen Ende

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"Hallo, Schatz!", rief Susi und Stephen sprang mit einem wilden Schrei gegen die Haustür zurück. Während Susi keinerlei Sorge zeigte, lachte die alte, kleine Frau an ihrer Seite vergnügt. Sie trug ein geblümtes Kopftuch und einen ebenso bunten Rock, das Gesicht lag in Falten. "Pass op!", sagte sie mit runzligen Lippen. Stephen rieb sich die schmerzende Schulter, dann streckte er die Hand aus. "Stephen Hoppe. Schön, Sie kennenzulernen. Sie sind...?" Susi legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Das ist Isolde Rosenthal. Unsere neue Haushälterin." Isolde Rosenthal drückte Stephens Hand, ohne dabei mit dem Lachen aufzuhören. Sie schien eine sehr lebensfrohe Person zu sein, was ihm sehr gut gefiel. "Vielen Dank, Isolde, für dein Engangement. Du kannst dann Montag Morgen kommen", sagte Susi lächelnd und öffnete die Haustür. Die alte Frau nickte den beiden zum Abschied zu, ehe sie aus dem Haus stiefelte. Am Straßenrand wartete ein Taxi auf sie. "Das ist also unsere neue Haushälterin", sagte Stephen, nachdem Susi Isolde gewunken und die Tür geschlossen hatte. "Ja." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. "Das ist unsere neue Haushälterin." Stephen fuhr durch ihre Haare und lächelte. "Können wir ihr vertrauen?" "Natürlich", nickte Susi. "Absolut sichere Wahl. Die Frau ist herzensgut und erfahren. Besser hätten wir es gar nicht treffen können. Und ich kann endlich wieder arbeiten und wir haben mehr Zeit für uns." Sie fuhr von oben in Stephens Hemd, um seinen Rücken zu kraulen. "Das klingt gut." Er schloss die Augen, während sie weiter seinen verspannten Nacken bearbeitete. Wenn Susi mit ihrer Hochzeitsplanung, den Yogakursen und dem Motivationstraining an den Unis nicht schon genug zu tun hätte, würde er ihr vorschlagen, Masseuse zu werden. Irgendwie sowas. "Erzähl doch mal, Schatz. Wie war dein Abend? Anastasia hat gesagt, du hättest dich mit einem indischen Schlangenbeschwörer getroffen, um mehr Daten für dein neues Drehbuch zu bekommen", raunte Susi in sein Ohr. Neues Drehbuch? Indischer Schlangenbeschwörer? Er hatte seine Tochter doch nur gebeten, sich eine Entschuldigung einfallen zu lassen, nicht darum, sich so eine verrückte Geschichte auszudenken. "Schatz?" Susi nahm ihre Hände zurück und sah ihn besorgt an. Er musste mitspielen, wenn er nicht auffliegen wollte, ihm blieb gar nichts anderes übrig. "In der Tat", sagte er. "Und?", fragte Susi, sichtlich begeistert. "Wie und?", wich Stephen ihrer Frage aus und lachte nervös. Wehe, das wurde zum Verhör! Anastasia konnte sich schon mal warm anziehen. "Na, was ist das für ein Film, für den du einen indischen Schlangenbeschwörer interviewen musstest?", wollte Susi lachend wissen. Stephen kratzte sich am Hinterkopf. "Tja. Es geht um einen indischen Schlangenbeschwörer, der... Schlangen beschwört." "Ach was." Susi lachte auf. "Komm schon, Schatz. Ein bisschen mehr wird es wohl zu erzählen geben. Wo lebt er? Worum handelt der Film?" Ganz toll. Das war ja mal wieder typisch Frau: Die Dinge, die ihn wirklich bewegten, die ihn stolz machten, die interessierten sie nicht. Aber kaum gab es irgendwas, das sie neugierig machte, wurden sie zu Furien. "Das ist doch unwichtig. Wir wissen noch gar nicht, ob der Film überhaupt rauskommt. Es ist nur so eine Idee", sagte Stephen, in der Hoffnung, Susi würde sich damit zufrieden geben. Aber das tat sie nicht. "Dann erzähl mir von der Idee." Sie lächelte und er seufzte abgrundtief. Also schön. "Na ja. Der indische Schlangenbeschwörer wird nach Europa geflogen, wo es keine Schlangen gibt. Und damit kommt er nicht klar. Davon handelt der Film." Susi nahm ihre Hände zurück, wobei sie sichtlich berührt wirkte. "Das ist aber ein sehr trauriger Film, Schatz", sagte sie leise und Stephen schlang seine Arme um ihre Hüfte. Er hatte keine Lust, dieses Thema unnötig zu vertiefen. "Du hast recht. Reden wir nicht weiter drüber." Er rang sich ein Lächeln ab und deutete auf's Wohnzimmer. "Wein?" "Ja, gerne", nickte Susi. "Aber sag mal, Schatz, ich bekomme doch eine Freikarte, wenn der Film wirlich rauskommt, oder?" Stephen steuerte auf das Weinregal zu und zauberte zwei Gläser hervor. Dann zündete er geschickt ein paar Kerzen an, die für eine romantische Atmosphäre sorgten, in der definitiv kein Platz für indische Schlangenbeschwörer war! "Natürlich", antwortete er kurz angebunden. Merkte Susi denn nicht, dass dieses Thema niemanden interessierte? "Habt ihr schon eine Besetzung?", fragte sie, während sie beiden Wein eingoss. Rotwein. Italienisch. Mit einer süß-herben Note im Abgang, die man genießen sollte. Nicht jedoch heute, beschloss Stephen und kippte den Inhalt seines Glases in einem Schluck seinen Hals hinunter. Susi sah ihn weiterhin fragend an. "Nein", räumte er mit rollenden Augen ein. "Wir haben Kaya Yanar vergeschlagen, aber das ist noch nichts richtiges. Bitte, können wir jetzt von was anderem reden, Schatz?" Er rang sich zum wiederholten Male ein Lächeln ab und so langsam schmerzte ihm der Kiefer. Aber Susi nickte zum Glück. "Ja. Reden wir über was anderes."

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