Achtung Patchwork!

By alitschi

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Großfamilie? Nein danke! Zumindest in den Augen der siebzehnjährigen Anastasia, die ein ganz idyllisches Lebe... More

Achtung Patchwork!
Das Kapitel, in dem alles vorbei ist
Das Kapitel, in dem es total beschissen weitergeht
Das Kapitel, in dem es nur zwei Zimmer gibt
Das Kapitel, in dem offene Türen herrschen
Das Kapitel mit der Ausnahme
Das Kapitel, in dem der Tiefpunkt herrscht
Teil 2
Das Kapitel mit dem Besaufen
Das Kapitel, in dem es stressig wird
Das Kapitel mit dem namenlosen Baby
Das Kapitel, in dem sie erste Freunde findet
Das Kapitel mit dem mad monday
Das Kapitel, in dem alle hektisch sind
Das Kapitel, in dem geplant wird
Das Kapitel mit der Kinderzerstörung
Das Kapitel, in dem es losgeht
Das Kapitel, in dem alles anders kommt
Das Kapitel, in dem Anastasia nicht weiter weiß
Das Kapitel mit furzenden Aliens
Das Kapitel mit Ringen und mit Schweighöfer
Das Kapitel mit dem Knalleffekt
Das Kapitel, in dem not-gelogen wird
Das Kapitel mit dem schlechten Ende
Das Kapitel über japanische Gemüsemesser
Das Kapitel, in dem Stephen auffliegt
Das Kapitel mit dem dritten Weltkrieg
Das Kapitel, in dem Mira eine Idee hat
Das Kapitel mit dem Milchregen
Das Kapitel mit dem kleinen Anzug
Das Kapitel mit dem Morgen danach
Das Kapitel mit tödlichen Kartoffelshakes
Das Kapitel mit der Kindesmisshamdlung
Das Kapitel mit Yun Tsu Wing
Das Kapitel mit dem durchhängenden Christbaum
Das Kapitel, in dem geprügelt wird
Das Kapitel, in dem der Ernst vom Stuhl fällt
Das Kapitel mit dem Vorspiel am Frühstückstisch
Das Kapitel, in dem Tim nichts kapiert
Das Kapitel mit dem perfekten Antrag-Team
Das Kapitel mit dem 'Twerk it like Miley'
Das Kapitel mit dem Ausnüchterungslager
Das Kapitel, in dem es endgültig ist
Das Kapitel mit der rosa Wolke 7
Das Kapitel mit dem schönen Ende
Das Kapitel, in dem Susi eine Luschi-Spießerin ist
Das Kapitel mit der Konfliktsituation
Das Kapitel, in dem Mira den Federweißen behält
Das Kapitel der Wahrheiten
Das Kapitel, in dem Ana nicht weiter weiß
Das Kapitel, in dem Stephen keine Hose anhat
Das Kapitel, in dem Schluss ist
Das Kapitel, in dem Vater und Tochter im Lot sind

Das Kapitel mit dem Fehler

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By alitschi

Anastasia zog sich ungläubig den Motorradhelm vom Kopf. Kai hatte sie doch tatsächlich zum Strand gebracht! Eiskalt und grau floss das Rheinwasser an ihnen vorbei und der frische Wind hinterließ ein Kribbeln in ihren Wangen. Aber Kai hatte sich mächtig Mühe gegeben, das sah man an dem kleinen runden Tisch, auf dessen weißer Decke ein Dinner in Miniformat aufgetischt war. Auf den zwei Stühlen lagen Decken, damit es beim Essen nicht zu kalt wurde. "Das.. Wow", brachte Ana hervor, während sie sich zu Kai umdrehte. "Denk an die halbe Stunde!", fügte sie alamierend hinzu. Dabei wusste sie jetzt schon, dass die Schule sie heute nicht wiedersehen würde. Nicht nach dem Rotwein und nicht nach dem tollen Essen. Kai hatte seine Sache geschickt gemacht. "Setz dich", sagte er lächelnd und rückte ihr den Stuhl zurecht. Anastasia ließ sich, immer noch fassungslos, darauf nieder. "Du bist so ein Vollidiot", schimpfte sie. Kai lachte amüsiert. "Warum das denn?" "Weil ich dich jetzt nicht mehr hassen kann." Sein Gesicht wurde ernst, als er sich über den Tisch beugte. "Also nimmst du meine Entschuldigung an?", fragte er leise. Ana geriet ins Stocken. "Was für eine Entschuldigung?" Sie umklammerte den Henkel ihres Weinglases und nahm zwei, drei große Schlucke. So würde es gleich besser werden, das wusste sie. "Ich habe mich dafür entschuldigt, so ein Arschloch gewesen zu sein. Also, verzeihst du mir?" Kai lehnte sich langsam wieder zurück, hielt aber sehr starken Blickkontakt. "Das weiß ich erst nach dem Essen", sagte Anastasia und klappte den silbernen Deckel von ihrem Teller um. Wein zeigte bei ihr immer nach nur wenigen Schlucken seine Wirkung. Und es war besser, dieses Date betrunken hinter sich zu bringen, als nüchtern! "Ich muss es jetzt wissen", drängte Kai. Anastasia schaufelte sich zwei Gnoccis in den Mund und sah ihn fragend an. "Ob du mir verzeihst!" Kai wurde allmählich ungeduldig. "Ja, mein Gott!", rief Ana und er zuckte zusammen. Sie kicherte, dann leerte sie ihr Weinglas, welches sie danach eigenhändig wieder auffüllte. So gefiel es ihr. Im Dämmerzustand am Rhein, bei einem Date mit ihrer ersten großen Liebe, die sich als schuldbewusst und erwachsen entpuppt hatte. Das Leben hatte doch seine Schokoseiten.

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Mira saß mit ihrer Mutter, Mareike und Torben am Mittagstisch und genoss die warme Gemüsebrühe. Es war doch ziemlich kalt geworden. "Ich brauche noch ein Halloweenkostüm", fiel ihr plötzlich ein, als sie an Freitag dachte. "Och wieso?" Mareike musterte sie abschätzend. "Geh doch so." "Danke", erwiderte Mira matt, nachdem sie einige Sekunden darüber nachgedacht hatte, ob es sich lohnte, Mareike zu trauen. "Sei doch nicht so gemein!", sagte Susi entrüstet, ehe sie ihren Busen frei schaufelte, um Torben zu stillen. Mira starrte peinlich berührt auf die Tischplatte. "Jetzt im Ernst", sagte sie dann. "Ich brauche ein Kostüm." "Also ich find's immer funny, sich selber welche zu kreieren", sagte Mareike. "Ich zum Beispiel gehe als Monster-Hebamme." Sie kicherte vergnügt vor sich hin. "Das ist eigentlich eine gute Idee", meinte Susi nickend und strahlte Mira an. "Du verbindest Halloween mit deinem Leben und suchst dir was von dem, was wir da haben." Mira legte den Kopf schief. Das Gespräch nahm einen anderen Lauf als sie gehofft hatte. Es wäre praktisch gewesen, wenn ihre Mutter ihr einfach Geld gegeben hätte, aber so musste sie sich ernsthaft Gedanken darüber machen, selber ein Kostüm zu erstellen. "In deinem Fall könntest du dir einen Pfeil in die Brust stecken und dir das Motto Amor hat mich mit dem Falschen abgeschossen  um den Hals hängen." Kaum dass Mareike zuende gesprochen hatte, brüllten sie und Susi vor lachen. Mira hingegen kam sich leicht gemobbt vor. "Wie witzig", sagte sie trocken und schob sich den letzten Löffel Brühe in den Mund. "Oder", rief Susi prustend, "Oder du gehst als Selbstmörderin. Nach dem Motto Ich habe keine Freunde." Wenn möglich, lachten die beiden noch schallender, was Mira zur Weißglut trieb. "Ich habe Freunde!", rief sie zornig. "Nur noch keine auf der neuen Schule. Mama, weißt du eigentlich, wie mies das ist, dass du dich hier lustig über mich machst?" "Ach Schätzchen, wir sind doch keine ekelige Spießerfamilie", entgegnete Susi. "Aber asozial, oder was?", fauchte Mira mit hochrotem Kopf zurück. "Baby, chill' deine Gebärmutter." Mareike legte ihr einen Arm um die Schulter und grinste sie mit einem Teufelsgrinsen an. Das war zu viel! In Gedanken sah Mira sich bekifft und besoffen am Bahnhof liegen, was garantiert der eintretende Fall sein würde, wenn ihre Mutter nicht zur Vernunft kam! Und das wäre fatal, denn bisher hatte Mira immer geglaubt, Susi sei die einzig verständnisvolle Person in diesem Haus. Was bedeutete, dass es seit dem heutigen Tag niemanden mehr gab, mit dem sie vertrauliche beziehungsweise intime Gespräche führen konnte. Außer Anastasia, die aber auch nicht wirklich zählte, weil sie eine aggressive Jungfrau war. Das hieß, Mira musste die Zeit ausnutzen, die Ella noch da war, um ihr Leben einigermaßen in den Griff zu bekommen.

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Als Henry nach Hause kam, hörte er schon vor der Tür Miras Schluchzen. "Was ist hier los?", rief er besorgt, während er noch die Tür aufschloss. "Hallo?" Nachdem er keine Antwort bekam, knallte er die Tür wieder zu, damit die eisige Luft auch da blieb, wo sie hingehörte. "Bist du irre?", hörte er von draußen. Es war Frank, der die Tür schließlich wieder aufriss und fluchend das Haus betrat. "Was ist denn mit dir los?", fragte Henry, während er sich die Schuhe von den Füßen streifte. "Du hast mir die Tür in die Fresse geschlagen!", rief Frank wütend. "Dann sag doch was!", antwortete Henry aufgebracht. Er verstand nicht, warum sein Kumpel sich jetzt beklagte. Sprechenden Menschen war schließlich zu helfen. "Hab ich doch!", entgegnete Frank. Die linke Hand hatte er über seine Augenbrauen gepresst. Henry zuckte gefühlskalt die Schultern. "Ist halt nicht bei mir angekommen." "Alles in Ordnung?", fragte Susi vom Wohnzimmer aus. "Nein", antwortete Frank, noch ehe Henry "Ja" sagen konnte. Jetzt konnten sie sich also eine Moralpredigt von Susi anhören, na prima! Doch diese schien sich gar nicht für ihre Belange zu interessieren. "Dann klärt das bitte oben", sagte sie bestimmt. Henry steckte verwundert seinen Kopf ins Wohnzimmer. Seine Mutter saß nackt im Schneidersitz auf dem Boden, die Hände lagen locker auf den Knien, die Augen hatte sie geschlossen. "Mama", fiepte Henry. "Ich dachte, die Phase wäre vorbei?" "Welche Phase?", wollte Susi wissen, ohne dabei die Augen zu öffnen. Henry spürte, dass Frank sein  Lachen trotz der Schmerzen kaum im Griff hatte und beschloss daher, dieses Gespräch auf später zu verschieben. "Mama, wo ist das Essen?", fragte er, als sie langsam die Position wechselte und schließlich dahockte wie eine Gottesanbeterin. "Im Kochbuch auf Seite 12", erwiderte Susi kühl. "Man sollte meinen, du weißt, wie man einen Herd bedient." "Ehrlich gesagt nicht", gestand Henry kleinlaut. "Dann schmier' dir halt 'ne Schnitte." Langsam glitt Susi in eine Art Kopfstand. "Danke", presste Henry hervor. "Ich glaube, ich habe doch keinen Hunger mehr." Eilig zerrte er Frank, dessen Rippen vor unterdrücktem Lachen längst gebrochen sein mussten, auf sein Zimmer. Kaum war die Tür geschlossen, lag dieser lachend auf dem Boden und krümmte sich vor Lustigkeit. "Ja ja, lach' nur", maulte Henry beleidigt. "Immerhin ist meine Mutter keine Nutte in einem chinesischen Puff." "Hey, sie ist nur Kellnerin", berichtigte Frank, bevor er wieder losprustete. Und da es nicht so aussah, als würde sein Freund sich in den kommenden Stunden wieder einkriegen, beschloss Henry bei Mira vorbeizuschauen. Schließlich drang ihr Schluchzen nach wie vor sehr hörbar in sein Zimmer. Und wer weiß, vielleicht hatte dieser Jerome ihr irgendetwas angetan. Also nicht dass es Henry groß interessierte, aber er hatte Bock auf eine Prügelei. Möglicherweise konnte er damit diese Blondine aus seinem Sportkurs beeindrucken.. Leise schob er sich zur Tür hinaus und tapste in Ana's und Mira's Zimmer. Seine Schwester lag vollkommen aufgelöst in BH und Unterhose auf dem Boden und heulte wie der Weltmeister. "Ähm." Henry räusperte sich. "Kann ich helfen?" "Verpiss dich!", knatschte Mira, ohne ihn anzusehen. "Nein, Mann", sagte er und ging neben ihr in die Hocke. "Ich mache mir ernsthafte Sorgen, dass du irgendwelche Drogen nicht vertragen hast. Warte, warst du an dem dunkelgrünen Schränkchen in meinem Zimmer?" "Nein, wieso?" Mira grapschte sich ein Taschentuch und rotzte womöglich ihr halbes Hirn hinein. "Weil das Zeug da drin echt nur für Notfälle ist." Henry starrte auf die kleinen Hasenköpfchen auf Mira's BH. "Verpiss dich!", schrie sie wieder, ehe sie zu strampeln begann und ihm ihren Fuß in den Magen boxte. "Hey!", rief Henry bestimmt und hielt ihre Füße fest. Mira weinte jetzt erst recht los. "Lass mich doch einfach in Ruhe? Okay?", brüllte sie. "Was. Ist. Denn. Passiert?", brüllte Henry zurück. "Ich habe kein Kostüm! Und Mama und Mareike mobben mich!" Es dauerte ein, zwei Sekunden länger, bis Henry verstand, dann ließ er ihre Füße los und lachte laut los. "Ich hasse dich!", spie Mira ihn an. "Ich hasse dich, du verfickter Scheißbruder!"

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Anastasia torkelte zur Haustür und fummelte den Schlüssel ins Schloss. "Ich glaub, mir wird schlecht", lallte sie, ohne wirklich zu realisieren, was sie tat und wo sie war. Sie konnte sich nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern und auch der zweite Teil des Dates war ein einziger Filmriss. Was ihr allerdings klar war, war, dass sie viel getrunken hatte, sehr viel. Viel genug, um etwas zu tun, das sie bereuen würde, aber sie war im Moment so happy und besoffen, dass sie es einfach tun musste. "Kannst du dich nicht beeilen?", fragte Kai finster. Seit er sie abgefüllt hatte, konnte er sie behandeln, wie er wollte. Anastasia war so neben der Spur, dass es ihr egal war, wer er war und wie es enden konnte. Sie wollte es einfach nur mal ausprobieren. Endlich schaffte sie es, die Haustür zu öffnen und stolperte in den Flur. Während sie ihre Jacke auszog, fiel sie der Länge nach hin und blieb kichernd auf dem Boden liegen. "Scht", machte Kai, hob sie hoch und warf sie über seine Schulter. "Die schlafen doch alle schon." Das war Anastasia jedoch herzlich egal. So herzlich, dass sie begann, lauthals 'Atemlos'  zu trällern, ohne dabei auch nur einen einzigen Ton zu treffen. "Wohin?", keuchte Kai, als er auch aus seinen Schuhen gestiegen war. "In den Keller." Anastasia's Worte waren ein einziger, verworrener Schwall, aber Kai verschwand sie trotzdem. Kurzerhand öffnete er die Kellertür und schlich die Treppen hinunter. Anastasia grinste, als er sie auf dem verstaubten Klappsofa ablegte. "Reicht für's erste Mal", sagte er fröhlich, ehe er begann, sich auszuziehen. Ana lag einfach da, halb bewusstlos, halb wach und wartete, dass es endlich passierte. Auch wenn ihr lahmes, betrunkenes Hirn ahnte, dass sie sich dafür hassen würde.

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