Flaschback 2011, Berlin/Bielefeld
POV Timi
Ich lag im Park im Gras dachte an das gestrige Meeting mit dem neuen Trailerparkmitglied nach. Alligatoah. Guter Name, eigentlich. Ich zog an meinem Joint und atmete den Rauch tief ein. Meine Finger glitten durch das Gras, während ich den Rauch wieder ausblies. Lukas war ein interessanter Typ, es war ein bisschen schwer ihm zu folgen, wenn er sprach, da er jedes Wort mit Vorsicht auswählte, und somit sehr langsam sprach. Irgendwie war er schon süß, vor allem die Hasenzähne gaben ihm Charakter. Ich fuhr hoch – süß? Erstens hatte ich eine Freundin, von dem her sollte ich vielleicht niemanden anderen süß finden, und zweitens war ich doch nicht schwul, nicht mal bi, oder? Ich betrachtete den Joint, der mittlerweile nur ein mickriger Stummel war, nahm einen letzten Zug und drückte ihn im Gras aus. Dann riss ich ein Gänseblümchen aus, und begann, die Blüten auszurupfen. Angeblich liebe ich Lukas. Mein Handy vibrierte. Eine Nachricht von Emily.
E: Tim, wo bist du? Wir wollten doch Essen gehen!
Scheisse, ich muss wohl meinen Zug zurück nachhause nach Bielefeld verpasst haben! Fuck, und heute war auch noch ein besonderer Tag, für Emily und mich. Nach unserem großen Streit vor 2 Jahren, waren wir kurze Zeit getrennt, kamen dann wieder zusammen, und trennten uns wieder – es ging mir ziemlich auf die Nerven. Mittlerweile waren wir zum dritten mal zusammen. Wir hatten ein Essen geplant und danach Kino oder sowas in der Art.
T: Scheisse, Schatz, ich bin immernoch hier in Berlin. Wir musste noch viel regeln und dann wurde es später als gedacht! Bin in ein paar Stunden da. Kuss.
Es müssten sicher noch ein paar Züge nach Bielefeld gehen. Ich zündete mir eine Zigarette an und machte mich auf den Weg zum Bahnhof.
Ein paar Stunden später
„Das war ein schönes Essen, danke Tim", sagte Emily, nachdem sie mich küsste.
„Kein Problem." Ich war den ganzen Abend über in Gedanken gewesen, hatte immer brav genickt und ja gesagt, während meine Freundin mir von irgenwelchen Leuten erzählte, die mich gar nicht interessierten. Ich würde jetzt viel lieber mit Lukas ein Bier trinken. Er hatte so viel zu erzählen, so viele interessante Sachen zu sagen, nichts Oberflächliches. Ich schaute unauffällig auf mein Handy. Keine Nachrichten. Wieso auch?
Flashforward Dezember 2013, Berlin
Lukas POV
Ich saß am Tisch mit meiner Gitarre und schaute Anna zu, wie sie lernte. Sie studierte Journalismus – was man da viel lernen musste, war mir ein Rätsel – jedoch bestand sie darauf, dass ihr Studium sehr anspruchsvoll sei. Ich klopfte mit den Fingern auf den Holztisch während meine Gedanken schweiften.
„Kannst du bitte damit aufhören? Ich kann mich nicht konzentrieren", fauchte sie mich an. Ich hob die Hände, legte die Gitarre zur Seite und stand auf. Ich zündete mir eine Zigarette an – was ich nur in Stresssituationen tat - und ging auf den Balkon raus. Ich sollte vielleicht etwas an meinem neuen Album arbeiten. Triebwerke kam letztes Jahr schon raus – da muss was Neues her. Als ich die Zigarette beobachtete, wie sie sich langsam dem Ende neigte, dachte ich an Tim. Er rauchte immer so viel, eine Zigarette nach der anderen. Warum eigentlich? Natürlich nahm er viele Drogen und war somit sehr anfällig für jegliches Suchtverhalten.
„Willst du mit mir Drogen nehmen?", murmelte ich vor mich hin. Dann vibrierte mein Handy.
T: Hey, ich komm morgen nach Berlin, wollte noch was mit Basti wegen Crackstreetboys 3 klären. Meinst du, ich könnte bei dir schlafen? Oder hätte Anna was dagegen? Timmäääh
L: geht klar. Sie hat eh grade Prüfungen und wollte wahrscheinlich etwas Zeit bei ihren Eltern verbringen (sie kann sich angeblich nicht bei mir konzentrieren). Lukiboy
Letzteres war zwar gelogen, aber irgendwie wollte ich meine Freundin aus dem Haus raus.
„Schatz, ich hab das Gefühl, dass du dich hier nicht so gut konzentrieren kannst. Willst du vielleicht das Wochenende bei deinen Eltern verbringen? Ich muss eh an ein paar Songs arbeiten, und das kann ich nur hier machen. Ich will dich aber nicht stören." Wie ein Fuchs. Auch wenn ich grade meine Freundin angelogen hatte – ich fühlte mich nicht gerade schlecht dabei – so konnte zumindest Tim vorbeikommen und sie würde uns nicht nerven. Sie schaute mich erstaunt an, überlegte kurz und meinte dann:
„Ok, ist eigentlich keine schlechte Idee." YES! Ich versuchte verkrampft meine Freude zu überspielen und ermahnte mich gleichzeitig, dass ich mehr Zeit mit Tim verbringen wollte, als mit meiner Freundin, die ich....liebte? Irgendwie?
Am Wochenende
Ich war ziemlich aufgeregt.Tim's Zug würde bald in Berlin einfahren. Ich freute mich schon sehr auf ihn. Als er den Zug verließ und verplant umher schaute,musste ich lächeln. Er war immer so verwirrt.
„Tim!", rief ich ihm zu und er schaute irritiert umher, bis er mich entdeckte und lächelnd auf mich zukam. Er sah wieder so gut aus. Der Bart stand ihm echt gut, das neue Eulentattoo auch. Warum stand ich auf sowas? Ich hatte doch selbst keine Tätowierungen. Mein Freund kam nun bei mir an und umarmte mich herzlich.
„Ich hab dich vermisst", nuschelte er in meine Schulter und küsste meinen Nacken vorsichtig. Hier war das Kribbeln wieder, das ich jedes Mal kriege, wenn Tim bei mir war, wenn er mich berührte.
„Ich dich auch." Ich ging mit ihm zum Auto. Als wir bei mir zuhause ankamen, dauerte es nicht lange, bis wir uns wild küssten und auf dem Weg ins Schlafzimmer die meisten unserer Klamotten verloren.
____________________________________________________________________________________
Wie man sieht, geht das Ganze zwischen den beiden schon seit Längerem ;-)
Titel: Ich muss immer an dich denken - SDP