Royal Escape (ONC 2024)

By Xclaudia89X

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•• Mein Beitrag zum ONC 2024 •• Inmitten der Ballsaison im Jahre 1825 bereitet sich die Londoner High Society... More

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|Epilog|
|Widmung|
|Nachwort|

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By Xclaudia89X

Die warmen Sonnenstrahlen durchfluteten das Zimmer und tauchten alles in ein goldenes Licht. Ich saß am Fenster und ließ meinen Blick über den blühenden Garten schweifen. Seit Wochen schon hatte ich sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen von Henry gewartet, doch bisher war die Hoffnung darauf vergebens. Mindestens einmal wöchentlich pflegte ich den Kontakt zu seiner Mutter Constance, doch auch sie hörte nicht oft von ihm.

Seit dem Vorfall mit Albert Collingwood schien mein Vater endlich vernünftig geworden zu sein. Die Idee einer überstürzten Ehe hatte er verworfen und stattdessen beschlossen wir, erst einmal abzuwarten und der Zeit ihren Lauf zu lassen. Vielleicht, so dachte er sich, würde ich in der nächsten Ballsaison jemanden treffen, der mein Herz berühren könnte. Wobei mein Herz längst vergeben war.

Mein Bruder fand einen Weg, unsere finanzielle Lage aufzubessern. Er und mein Vater hatten seitdem noch mehr zu tun als ohnehin schon, doch die Stimmung im Hause war deutlich entspannter seitdem.

Der Sommer hatte sein Hoch erreicht und die Natur erstrahlte in ihrer vollen Pracht. Auch heute versprach der Tag strahlend und warm zu werden. Es gab zwar immer wieder verregnete Tage in der Gegend, doch heute schien die Sonne besonders hell und kräftig.

Meine Schwester, meine Mutter und ich waren wieder einmal zu einem Teetreffen bei Lady Windsor eingeladen, einer unserer bekannten gesellschaftlichen Verpflichtungen.

Ich stand auf und glättete mein Kleid. Ein zarter Stoff in Pastellfarben umspielte meine Figur, während ich mich im Spiegel betrachtete. Doch meine Gedanken kreisten wie so oft nur um Henry. Wie mochte es ihm wohl gehen? Warum hatte er sich bisher nicht gemeldet? Konnte er mir nicht verzeihen? Diese Fragen quälten mich schon seit Wochen und ließen mich nicht los.

Als wir eine Stunde später den Salon betraten, wurden wir von einem Meer aus freundlichen Gesichtern begrüßt. Lady Windsor empfing uns mit strahlendem Lächeln und führte uns zu unseren Plätzen. Das Klirren der Teetassen und das leise Gemurmel der Gespräche erfüllten den Raum.

Während ich mich unterhielt und höflich lächelte, wanderte mein Blick immer wieder zum Fenster. Ich sehnte mich nach Henrys Gegenwart, nach seiner Stimme und seinem Lachen. Doch stattdessen musste ich mich mit dem Smalltalk der anderen zufriedengeben.

Plötzlich brach das Thema Albert Collingwood an unserem Tisch über uns herein. Es erfasste mich wie ein plötzlicher Sommerregen und ich wurde hellhörig. Ich spürte, wie sich die Blicke aller Anwesenden auf mich richteten und ein unangenehmes Gefühl der Beklemmung machte sich in mir breit.

Es war schon drei Monate her, seit beim letzten Treffen die Gerüchte über eine mögliche Verbindung zwischen Albert und mir die Runde gemacht hatten. Doch nun schien die Luft erneut von Neugierde und Klatsch erfüllt zu sein und alle wollten wissen, warum wir immer noch nicht verlobt waren. Ich suchte nach den richtigen Worten, während meine Mutter mich ermutigend anlächelte und mich mit einem leichten Nicken ermunterte, zu antworten.

"Es hat einfach nicht gepasst", sagte ich schließlich und zwang mich zu einem höflichen Lächeln. "Albert ist ein ehrenwerter Mann, aber wir haben gemerkt, dass unsere Wege einfach nicht zusammenführen."

Die anderen Damen nickten verständnisvoll, doch ich spürte, wie ihre neugierigen Blicke mich durchbohrten. Sie wollten mehr wissen. Warum wir nicht zusammenpassten. Was vorgefallen war. Aber ich wollte nicht weiter über Albert und meine Beziehung zu ihm sprechen. Es war eine unangenehme Erinnerung, die ich am liebsten hinter mir lassen würde.

Inmitten weiterer Diskussionen wurde das Gesprächsthema auf den Herzog von Cambridge gelenkt. "Es gibt Neuigkeiten vom Duke of Cambridge", sagte eine der Damen und senkte ihre Stimme, als ob sie ein großes Geheimnis verraten würde. Meine Schwester Victoria und ich tauschten einen verstohlenen Blick aus. Wir wussten beide, was gemeint war, auch wenn die anderen Damen nur vage Andeutungen machten. "Man sagt, er hat einen Sohn bei sich."

Ein Raunen ging durch die Runde und alle begannen wild zu spekulieren. Doch Victoria und ich wussten die Wahrheit hinter den Gerüchten. Henry war sein Sohn und doch würden wir dieses Geheimnis niemals in dieser Runde preisgeben.

Ich spürte, wie sich mein Herz zusammenzog. Die Sehnsucht und Sorge um ihn nagten an mir, doch ich musste stark bleiben und das Geheimnis um seine wahre Herkunft wahren.

Als das Teetreffen sich langsam dem Ende neigte, verabschiedeten wir uns von der Gastgeberin. Die Oberfläche der Gesellschaft mochte glatt und makellos erscheinen, doch darunter verbargen sich so viele Geheimnisse und ungesagte Wahrheiten. Das wurde heute ein weiteres Mal bewiesen.

♕♕♕

Ein sanftes Klopfen erfüllte den Raum und als ich langsam die Augen öffnete, wurde ich von den warmen Sonnenstrahlen begrüßt.

"Guten Morgen, Miss Elizabeth", erklang die vertraute Stimme unserer Zofe Emily, die mit einem freundlichen Lächeln neben meinem Bett stand. "Ihr habt schon früh Besuch."

Eine plötzliche Aufregung durchzuckte mich und ich konnte kaum atmen vor lauter Vorfreude. Ob es Henry war? "Besuch? Wer ist es?", fragte ich aufgeregt und setzte mich hastig auf.

Doch anstelle von Henrys Namen hörte ich den meiner besten Freundin Amalia. Eine kleine Enttäuschung machte sich in mir breit, doch ich zwang mich, sie zu unterdrücken. Es war immerhin auch schön, Amalia wiederzusehen. Emily half mir, mich fertig zu machen und als ich den Salon betrat, wurde ich von Amalias strahlendem Lächeln begrüßt. Sie saß auf einem der gemütlichen Sessel und unterhielt sich angeregt mit William.

"Elizabeth, ich habe auf dich gewartet", rief Amalia freudig und sprang auf, um mich zu umarmen. "Ich habe so aufregende Neuigkeiten!"

Mein Herz klopfte vor Spannung, als ich mich neben sie setzte und sie erwartungsvoll ansah. "Was ist passiert? Ich kann es kaum erwarten, es zu hören!"

Meine Freundin strahlte vor Freude, als sie mir die Neuigkeiten verkündete. "Ich werde heiraten, Elizabeth! Und zwar den Baron!"

Ein freudiges Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich konnte kaum glauben, was ich hörte. "Das ist wunderbar, Amalia! Herzlichen Glückwunsch!", rief ich und zog sie in eine herzliche Umarmung.

Philipp Beaufort war ein angesehener Mann und er war ein guter Freund von William. Er schien stets ein Gentleman zu sein. Während Amalia mir die Einzelheiten ihrer Verlobung erzählte, fühlte ich mich von einer warmen Welle der Freude erfüllt. Es war schön zu sehen, wie glücklich meine Freundin war und ich konnte es kaum erwarten, an ihrer Seite zu stehen, wenn sie den Bund fürs Leben einging.

Eine Bedienstete kam auf Williams Bitte hin mit drei gefüllten Likörgläsern herein und verkündete, dass eine Nachricht für mich abgegeben worden war. Ich schluckte einen Kloß herunter und spürte die Neugier in mir aufsteigen. Die Tatsache, dass der Brief keinen Absender trug, machte die Sache nur noch mysteriöser. Mein Bruder warnte mich, vorsichtig zu sein, als sie mir den Brief übergab und ich konnte die Besorgnis in seinen Augen erkennen.

Ich nahm den Brief in die Hand und mein Herz begann direkt schneller zu schlagen. Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf, während ich den Umschlag vorsichtig öffnete. Ich konnte kaum erwarten, die Nachricht zu lesen. Eine Welle der Erleichterung durchströmte mich, als ich die ersten Zeilen des Briefes las und erkannte, dass er tatsächlich von Henry stammte ...

Meine liebe Elizabeth,

vielen Dank für Euren Brief, den ich mit Freude gelesen habe. Ich hoffe meine Antwort erreicht Euch wohlbehalten und in guter Gesundheit. Es gibt Neuigkeiten von mir, die ich Euch unbedingt mitteilen möchte. In meinem Leben hat es eine gravierende Änderung gegeben, die ich selbst noch kaum fassen kann.

Alles begann, als ich im Gefängnis saß und dachte, mein Leben sei verloren. Plötzlich tauchte der Herzog von Cambridge auf, begleitet von meiner Mutter und einem seiner Bediensteten. Die Überraschung war groß, ich konnte kaum glauben, was vor sich ging. Woher kannte meine Mutter den Herzog? Und was hatte das alles zu bedeuten?

Ehe ich mich versah, wurde ich aus dem Gefängnis freigelassen. Ich hatte nur einen kurzen Moment, um mich von meiner Mutter zu verabschieden, bevor der Herzog mich mitnahm. Glücklich über die Freiheit, aber ängstlich über das Bevorstehende.

Auf dem langen Weg erfuhr ich dann die Wahrheit über meine Herkunft. Es stellte sich heraus, dass ich der Sohn des Herzogs bin. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Ich - Sohn des Herzogs!

Eine Enthüllung, die mein bisheriges Leben auf den Kopf stellte. Der Herzog selbst hatte erst wenige Tage zuvor von meiner Existenz erfahren, als meine Mutter vor seinem Anwesen stand und ihm die Nachricht überbrachte. Es war eine überwältigende Offenbarung, die mich sprachlos machte.

Nun stehe ich vor neuen Verpflichtungen und vielen Aufgaben, die ich mir niemals im Leben erträumt hätte. Ich muss lernen, meine Rolle als Sohn eines Herzogs zu akzeptieren und meine Pflichten zu erfüllen. Doch trotz all der neuen Verantwortung und des Glanzes, der mit meinem neuen Stand einhergeht, fehlt mir bislang eins zu meinem Glück.

Ihr kennt sie, meine liebste Elizabeth. Seit vielen Monaten trage ich Euch in meinem Herzen und kein Tag vergeht, an dem ich nicht an Euch denke.

Doch ich muss mein neues Leben erst einmal ordnen und sortieren. Ich stehe vor einer großen Herausforderung und ich weiß nicht, wie ich sie bewältigen soll. Aber eines weiß ich ganz sicher: Ich bin ein Kämpfer. Ich werde mich für das, was mir wichtig ist einsetzen und ich werde niemals aufhören, für die Liebe zu kämpfen.

Vielleicht werden sich unsere Wege eines Tages wieder kreuzen. Bis dahin werde ich Euch in meinem Herzen tragen, wo auch immer ich sein mag.

In Gedanken bei Euch und in der Hoffnung auf ein Wiedersehen verbleibe ich

Henry Jefferson
(zukünftiger Duke of Cambridge)

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