Royal Escape (ONC 2024)

By Xclaudia89X

1K 213 336

•• Mein Beitrag zum ONC 2024 •• Inmitten der Ballsaison im Jahre 1825 bereitet sich die Londoner High Society... More

|Vorwort|
|1|
|2|
|3|
|4|
|5|
|6|
|7|
|8|
|9|
|10|
|11|
|12|
|13|
|14|
|15|
|17|
|18|
|19|
|20|
|21|
|22|
|23|
|24|
|25|
|26|
|27|
|28|
|29|
|Epilog|
|Widmung|
|Nachwort|

|16|

18 4 5
By Xclaudia89X

Mein Herz hämmerte wild gegen meine Rippen, als ich die Haustür hinter mir schloss und mich in Richtung meines Vaters begab. Mein Kopf war voller Gedanken und die Angst um Henry ließ mich nicht los. Ich musste meinen Vater um einen weiteren Gefallen bitten, auch wenn ich wusste, dass ich ihn damit belasten würde. Den ersten hatte er entschlossen abgelehnt, doch dieses Mal musste er mir einfach helfen.

Als ich in sein Arbeitszimmer trat, saß er an seinem Schreibtisch und blätterte durch einige Papiere. Er hob den Blick und lächelte mir warmherzig entgegen. "Elizabeth, mein Liebling, was führt dich zu mir?"

Ich setzte mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und rang nach Worten. "Es geht um Henry Jefferson, Vater", begann ich zögerlich. "Er wurde verhaftet und ich mache mir Sorgen um ihn. Bitte, könnten Sie Ihre Kontakte spielen lassen und herausfinden, was passiert ist?"

Mein Vater legte die Papiere beiseite und betrachtete mich nachdenklich. "Warum interessierst du dich so sehr für diesen jungen Mann, Elizabeth? Er scheint nicht aus unserer Gesellschaftsschicht zu stammen."

Ich seufzte und senkte den Blick. "Ich weiß, Vater, aber ich kann nicht anders. Ich kann ihn nicht einfach im Stich lassen, besonders nicht jetzt, wo er in Schwierigkeiten steckt."

"Was ist denn überhaupt passiert?", fragte er und strich sich durch sein kurzes graues Haar. Ich konnte ihm nicht alles erzählen. Die Anziehung zu ihm verheimlichte ich, ebenso den Beinahe-Kuss. Er wäre durchgedreht, hätte er davon erfahren. Zumal es der Grund war, weshalb Albert Collingwood nicht um meine Hand angehalten hatte. Doch ich sagte ihm, dass ich gehört habe, er würde im Gefängnis sitzen und dass ich nicht wusste, was passiert war.

Nach einem Moment des Schweigens nickte mein Vater schließlich. "Gut, ich werde sehen, was ich herausfinden kann. Aber versprich mir, dass du mich das machen lässt, Elizabeth. Du weißt nie, welche Kreise solche Angelegenheiten ziehen können."

Ich dankte meinem Vater erleichtert und verließ sein Arbeitszimmer. Doch die Zeit verging langsam, während er sich um Henry Jefferson bemühte. Als ich in meinem Gemach saß und auf Neuigkeiten wartete, kreisten sich meine Gedanken immer nur um das eine. Henry, der verhaftet wurde. Ich konnte mir nur vage vorstellen, wie schrecklich es dort für ihn sein musste. Die engen Zellen, das karge Essen und die Gefahr, die von den anderen Insassen ausging - all das ließ mein Herz vor Sorge schneller schlagen. Ich konnte nur hoffen, dass mein Vater bald etwas herausfinden würde und dass es Henry gut ging.

Ein leises Klopfen an meiner Tür riss mich aus meinen düsteren Gedanken. Emily, unsere treue Zofe, trat ein und hielt ein wunderschönes neues Kleid in den Händen. "Miss Elizabeth, das neue Kleid ist angekommen. Möchtet Ihr es anprobieren?"

Ich zwang mich zu einem schwachen Lächeln und nickte. "Ja, Emily, ich komme gleich." Doch als ich aufstand, spürte ich die Tränen erneut in meinen Augen brennen.

Emily sah sofort die Verzweiflung in meinem Blick und legte das Kleid beiseite. Sie trat näher und nahm meine Hand in ihre. "Was ist los, Miss Lancaster? Ihr wirkt so betrübt."

Die Wärme ihrer Berührung und ihre besorgten Worte brachen alle Dämme in mir. Mit einem erstickten Schluchzen ließ ich mich auf das Bett sinken und ließ meine Tränen ungehindert fließen. Emily setzte sich neben mich und strich mir fürsorglich über den Rücken. "Möchtet Ihr darüber sprechen, Miss Lancaster?"

Ich zögerte einen Moment, bevor ich mit brüchiger Stimme antwortete. "Ich kann nicht. Es tut mir leid, Emily."

Emily legte einen Arm um meine Schultern und drückte mich sanft an sich. "Ich bin sicher, Ihr werdet einen Weg finden. Ihr seid nicht alleine. Ihre Familie wird immer an Eurer Seite sein."

Ihre liebevollen Worte halfen mir zumindest vorübergehend. Obwohl ich Emily nichts über Henry und das Gefängnis erzählte, war ich dankbar für ihre bloße Anwesenheit. Sie war wie ein sicherer Hafen inmitten des Sturms, der in meinem Inneren wütete.

♕♕♕

Als ich aufwachte, war ich zunächst verwirrt. Das laute Toben meines Vaters durchdrang die Stille meines Zimmers und riss mich aus meinem Schlaf. Ich sprang auf, meine Gedanken noch verschwommen von den Träumen.

Mein Puls raste, während ich versuchte, mich zu orientieren. Was war passiert? Warum war mein Vater so wütend? Die Worte, die durch die geschlossene Tür drangen, schlugen wie Peitschenhiebe in die Stille.

Ich rieb mir die verschlafenen Augen und zwang mich, klarer zu denken. Mein Vater wollte herausfinden, warum Henry verhaftet worden war.

Als ich den Raum verließ, traf mich die Welle seiner Wut. Seine Stimme, voller Zorn und Enttäuschung, hallte durch die Flure des Anwesens. Ich zögerte einen Moment, unsicher, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Doch bevor ich noch etwas tun konnte, sah ich bereits meinen Vater auf mich zukommen, seine Augen funkelten vor Tobsucht. "Elizabeth", knurrte er, seine Stimme drohte zu brechen. "Wir müssen reden."

Ich schluckte schwer und folgte ihm gehorsam in sein Arbeitszimmer. Der Raum roch nach altem Papier und schwerem Mahagoni, ein Ort der Ruhe und Besinnung, der jetzt von seiner Spannung erfüllt war.

Mein Vater wandte sich mir zu, seine Miene finster. "Elizabeth, ich habe etwas herausgefunden, das mich zutiefst enttäuscht", begann er, seine Stimme fest, aber kontrolliert.

Ich hielt den Atem an, mein Herzschlag hämmerte in meinen Ohren. Wusste er von dem intimen Moment zwischen Henry und mir? War es ein Fehler, ihn um Hilfe zu bitten? "Was ist passiert, Vater?" Meine Stimme zitterte leicht und ich zwang mich, ruhig zu bleiben.

Er atmete tief durch, bevor er fortfuhr. "Es geht um diesen Henry Jefferson", sagte er mit Wut in seinem Blick. "Er wurde verhaftet, weil er meine Taschenuhr gestohlen hat. Und soeben habe ich nachgesehen - sie fehlt."

Als ich den Grund realisierte, atmete ich erleichtert auf. Es war nicht schön zu wissen, dass er Henry für den Diebstahl der Taschenuhr meines Großvaters verantwortlich machte, aber ich kannte die Wahrheit. Ich hatte sie ihm als Dankeschön für seine Hilfe geschenkt. Die Uhr hatte ich damals mitgenommen, als ich floh. Sie war ein Stück meiner Vergangenheit, ein Symbol für das, was ich überwunden hatte. Und ich war Henry so dankbar, dass ich ihm - vielleicht unüberlegt - dieses kostbare Erbstück übergeben hatte.

In der Hoffnung, die Situation würde sich schnell aufklären und man würde Henry schnellstmöglich freilassen, erklärte ich mich, doch mein Vater schien meine Gedanken nicht verstehen zu wollen. Für ihn war es unverzeihlich, dass ich ein Familienerbstück an einen gewöhnlichen Arbeiter verschenkt hatte. Er konnte nicht nachvollziehen, dass ich Henry so verbunden war, dass ich ihm etwas von solchem Wert anvertraute.

Ich versuchte, mich zu rechtfertigen, meine Worte kamen jedoch stockend und unbeholfen über meine Lippen. Und mein Vater war nicht bereit zuzuhören. Sein Gesichtsausdruck verriet nur Verachtung und Enttäuschung. Mit einem wütenden Wink seiner Hand wies er mich aus dem Zimmer.

Mit gesenktem Kopf verließ ich den Raum und spürte die Blicke der anderen, die den Wutausbruch meines Vaters mitbekommen hatten. Meine Mutter stand in der Tür, ihr Gesicht gezeichnet von Sorge und Unverständnis. Einige der Bediensteten traten aus dem Schatten hervor, ihre Mienen ernst und nachdenklich. Und auch meine Geschwister, William und Victoria, sahen mich mit mitfühlenden Augen an, doch sie wagten es nicht, etwas zu sagen. Niemand wagte es.

Mit einem schweren Herzen verließ ich das Haus und trat hinaus in den Garten. Die frische Luft tat gut, doch der Druck in meiner Brust ließ nicht nach. Ich fühlte mich zerrissen und die Schuld nagte weiter an mir. William und Victoria folgten mir, ihre Schritte leise auf dem Kiesweg. Ich spürte ihren Blick auf mir, doch ich vermied es, mich umzudrehen und sie anzusehen. Ich konnte ihre Enttäuschung förmlich spüren und es schnürte mir die Kehle zu.

Als wir gemeinsam unter dem alten Eichenbaum standen, brach William das Schweigen. "Elizabeth", begann er zögernd, seine Stimme leise. "Was ist passiert? Warum war Vater so wütend?"

Ich biss mir auf die Lippe, unfähig, die Wahrheit auszusprechen. "Ich habe das nicht gewollt, William", murmelte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Aber glaubt mir, Henry hat nichts Falsches getan."

Victoria legte tröstend eine Hand auf meine Schulter, ihre Augen voller Mitgefühl. "Wir glauben dir, Lizzie", sagte sie leise. "Sag uns, was passiert ist."

Ich war dankbar, dass sie bei mir waren. Vielleicht würden wir gemeinsam einen Weg finden, die Wahrheit ans Licht zu bringen und Henrys Unschuld zu beweisen.

Continue Reading

You'll Also Like

451 67 17
Vor zehn Jahren ist meine Mutter, die Königin von Merlizien, bei einem tragischen Unfall gestorben. Ich war damals erst sechs Jahre alt und kann mich...
1K 275 124
Duygus Leben steht Kopf, denn schon seit einiger Zeit ist sie nicht mehr glücklich in ihrer Beziehung mit Michael. Ihr Entschluss, sich von ihm zu tr...
45.7K 768 44
Wer hat jemals ein Buch gelesen, in dem es die ganze Zeit um Sex geht, es aber nie zum "Äußersten" kommt? Dieses Buch ist nicht nur amüsant und witzi...
2.8K 584 43
◇𝗥𝗼𝗺𝗮𝗻𝘁𝗶𝗸 & 𝗔𝗸𝘁𝘂𝗲𝗹𝗹𝗲 𝗟𝗶𝘁𝗲𝗿𝗮𝘁𝘂𝗿◇ Vier Menschen - alle mit ihrer ganz besonderen Impressionsweise - haben zueinandergefunden...