You Can't Escape

By NinsarK

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Update: [1] 17.11.21, Kühl, herzlos, finster. Er schwamm in seiner selbsterzeugten Dunkelheit und jedes Mal s... More

[1]
[2] Gehorche
[3] Was bist du?
[4] Sabotage
[5] Du gehörst zu mir
[6] Unser kleiner Besuch
[7] Der Brief
[8] Katelyn
[9] Home Sweet Home
[10] Die Wahrheit
[11] Misstrauen
[12] Nichts außer Lügen
[13] Mord
[14] Hoffnung
[15] Die Gewissheit
[16] Geheimnis
[17] Die Vorbereitung
[18] Der Maskenball
[19] Eingesperrt und Verlassen
[20] Einbildungen
[22] Belohnung
[23] Gefasst
[24/Teil 1] Zufluchtsort
[24/Teil 2] Zufluchtsort
[25] Überraschung
[26] Fragen
[27] Für jede Lösung, ein Problem
[28] Ein letztes Mal
[29] Abschied
[30] Antwort
[31] Nicht heute, nicht jetzt
[32] Erbstück
[33] Lothar
[34] Wille
[35] Gefühle
[36] Samuel
[37 ENDE] Väter
Epilog + Danksagung
Zweiter Teil
Game Over?

[21] Der Deal

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By NinsarK

"Ist das nicht witzig?", flüsterte ich ihm leise zu und musste mir selbst ein Lächeln verkneifen. Meine Stimme klang trotz des Flüsterns laut in seinem Zimmer. Er nickte, weil er anscheinend wusste was ich meinte. Hatte er sein Versprechen gebrochen, nicht mehr meine Gedanken zu lesen? Ich zog meine Augenbrauen zusammen. "Woher weißt du, dass wir das gleiche meinen?"

"Denkst du nicht darüber nach, was passiert ist? Vor etwa einer Stunde.", fragte er während er in seinem Bett lag und mich anstarrte.
"Nein, eher das, was jetzt passiert.", flüsterte ich und tupfe das Tuch in meiner Hand ins Wasser. Das Tuch drückte ich fest zu, damit das überschüssige Wasser abrann.
Es war komisch mich in dieser Lage wiederzufinden, ich hätte mir nie im Leben vorgestellt, dass ausgerechnet ich mich um ihn kümmern würde. Ich war die Gefangene und es war komisch mit ihm enger verbunden zu sein als ich es vorhatte.
Mit dem Tusch wischte ich das letzte trockene Blut auf seiner Wange weg. "Halt still.", flüsterte ich und beugte mich näher zu ihm. Als ich damit fertig war, legte ich es zur Seite und saß einfach auf dem Sessel neben ihm.
"Geht es dir wieder gut?", fragte ich und stütze mich mit meinen Händen an der Bettkante.
"Kann man so sagen, es wird immer besser. Noch ein paar Stunden und mir wird es viel besser gehen. Jetzt will ich nur liegen bleiben."
Seine Augen sahen normal aus, sein Gesicht war nur blass sonst sah er aus wie früher. Seine Wangenknochen, sein markantes Gesicht waren wieder zum Vorschein gekommen und die Haare saßen nicht mehr so zerstört.
Er sagte mir aber, dass er noch ein wenig Schmerzen habe, weswegen er auch im Bett lag und sich ausruhte. Ich versuchte die Geschehnisse so gut es geht aus meinem Gedanken fern zu halten.
Für ein paar Minuten herrschte die Stille, welches für mich unangenehm kam und sich wie Ewigkeiten anfühlte. Keiner von uns redete, worüber auch? Trotzdem war diese Situation einfach komisch. Was war er den ab diesem Tag für mich? Wie sollte ich ihn ansehen? Als mein Entführer, Nachbar oder doch schon als ein Freund? Dass er mehr als einmal mein Leben gerettet hatte, konnte ich nicht leugnen, trotzdem war er ein Kidnapper und vor allem kein lebendiger. Gänsehaut überhäufte meinen Körper bei dem Gedanken. Wenigstens hatte er mich ja einmal frei gelassen und was mache ich? Nütze die Chance nicht aus und bleibe bei ihm. Ich weiß nicht, ob ich damit das Richtige gemacht hatte aber es fühlte sich damals richtig an, jetzt im Nachhinein bezweifelte ich es ein wenig. Wenn ich einfach beim Ball abgehauen wäre, würde ich dann ganz aus der Sache sein und glücklich bei meiner Mum sein? Diese 'was wäre passiert, wenn'-Fragen machten mich einfach verrückt, als ob ich irgendetwas davon ändern konnte. Es ging nicht, deshalb beschloss ich es damit sein zu lassen. Was geschehen war, war geschehen.

"Darvin?", fragte ich und bemerkte, dass sein Kopf auf die andere Seite gedreht war. Seine Augen hatte er geschlossen und kein Ton kam von ihm heraus. "Kannst du bitte antworten?", fragte ich und verdrehte meine Augen. Keine einzige Bewegung von ihm. "Als ob du schlafen kannst!"
"Woher weißt du, dass ich das nicht kann, Liebes?", fragte er mich mit einem süßen Lächeln, drehte seinen Kopf wieder in meine Richtung und ich wunderte mich gerade. Wann hat er mich das letzte Mal 'Liebes' genannt? Wieso hatte ich es vermisst, dass aus seinem Mund zu hören? Es gefiel mir, wie er das Wort betonte und es gleich mit einem Lächeln schmückte. Unbeabsichtigt musste ich schmunzeln. "Ich wollte fragen, ob du etwas zum Anziehen hast?", fragte ich und wurde rot. Diese Frage war mir aus unerklärlichen Gründen etwas peinlich, vielleicht weil er unmöglich etwas Modernes in diesem Haus haben könnte aber mir wäre wirklich alles recht. Ich wollte nur aus diesem Kleid raus.
"Dieses Kleid wird mir inzwischen etwas zu eng und ich bekomme kaum Luft drinnen.", sagte ich. Auf die Frage richtete er sich gleich auf und setzte sich an der Bettkante hin. "Natürlich, ich hole-"

"Nein, nein. Ich mache das! Sag mir bloß, wo ich welches finde.", sagte ich rot werdend und drückte ihn gegen seine Brust als er aufstehen wollte, sodass er gleich wieder am Bett saß. "Äh, natürlich. Tut mir leid. Weißt du wo Cecilia's Zimmer ist? Dort findest du hoffentlich etwas Passendes.", sagte er. "Ich hoffe wirklich, du findest etwas."
"Äh, klar.", sagte ich und drehte mich abrupt um. "Bleib du einfach liegen.", mit diesen Worten verlies ich das Zimmer.

Ich ging in den Flur rein und musste für kurze Zeit stehen bleiben. Verdammt, dieses Haus ist so riesig. Wo war ihr Zimmer nochmal? Erdgeschoss oder doch im ersten Stock? Links, rechts abbiegen oder das Zimmer am Ende des Flures? Wieso hatte ich ihn nicht einfach etwas holen lassen? Mein Kopf drehte sich ganz kurz nach hinten, um zu sehen was Darvin tat. Zu meinem Glück sah ich, wie er mich schief anlächelte und seine Arme verschränkte. Machte er sich über meine Ahnungslosigkeit witzig? 'Soweit ich mich erinnern konnte, musste ich rechts abbiegen.', mit diesen Worten setzte ich fort und versuchte somit meine Ahnungslosigkeit nicht offen zu zeigen und sie zu überdecken. So schwer kann es nicht sein. Genau als ich rechts in den Flur abbiegen wollte, hörte ich seine Stimme hinter mir aus seinem Zimmer. Ich nahm sie erst wahr, als ich schon in darin verschwunden war.
"Es ist links, Liebes."

"Dachte ich mir schon.", sagte ich, kroch aus dem rechten Flur und verschwand sofort im Linken, damit ich sein schadenfrohes Lächeln nicht zur Gesicht bekam. 'Gut gemacht, Chloe.', schimpfte ich mit mir und ging weiter. Auf jeder Seite des Flures waren drei Türen und sie sahen alle gleich aus, am Ende des Flures war ein durchsichtiges, großes Tür, welches der Eingang zum Balkon sein müsste. Im Inneren wollte ich nicht in jedes Einzelne nachsehen und versuchen ihr Zimmer zu finden. Es war nun mal ein altes Haus und ich habe Darvin nie diese Zimmern betreten sehen. Sie könnten in einem schlimmen Zustand sein und das Gefühl, dass hier Menschen gestorben waren, ließ mir plötzlich die Adern frieren. Dass Darvin vielleicht in den jeweiligen Zimmern gestorben sein könnte. Wieso zum Teufel musste ich jetzt gerade daran denken, dass hier Menschen gestorben waren? Jetzt gerade, wo nur eine einzige Kerze den Flur beleuchtete und ich keine Ahnung hatte, welches Zimmer es war. Ich umschloss meinen Körper mit meinen Armen und überlegte zurück zu gehen, um ihn zu bitten, mir etwas zu holen. 'Er wird denken, du bist Feige.', ging es mir durch den Kopf und dass würde auch so klingen, wenn ich um seine Hilfe bitten würde. Das geht auf keinen Fall.

Mein Blick ging von Tür zu Tür, bis es bei der rechten Tür in der Mitte stehen blieb. Die Buchstabe 'C' war in einer altmodischen Schrift eingeritzt worden und es sah atemberaubend aus. Mit meinen Fingern berührte ich die Schnitzerei, wie lange wohl das gedauert haben mag? Es sah nach professioneller Handarbeit aus, der Buchstabe ging tief rein und ich ließ meine Hand daran gleiten. Meine Hand ging langsam zu der Türklingel runter und drückte sie runter. Ohne weiterst mir Angst einzujagen, machte ich sie schnell auf.

Nach ein paar Sekunden traute ich meine Augen aufzumachen. Es sah nicht so schlimm aus, wie ich gedacht hatte. Viel mehr Dekoration und Möbel als bei Darvin. Ein Schrank, ein riesiges Bett, ein Ganzkörperspiegel, kleine Kommoden und viele altmodischen Deko's, wie Vasen. Sollte ich mich umschauen oder wäre das unangebracht? Ich schüttelte mir den Gedanken gleich wieder ab. Was könnte ich schon in diesem Zimmer finden, was mir hilfreich sein würde? Deswegen setzte ich einfach den ersten Schritt in das dunkle Zimmer rein und wollte sofort zum Schrank. Die etwas staubige Luft kam mir entgegen als ich das Zimmer betrat, doch bevor ich mich weiter bewegen konnte, hörte ich plötzlich Geräusche hinter mir.

"Chloe.", sagte eine bekannte Stimme hinter mir und lies mich kurz aufspringen.

"Spinnst du? Ich habe mich zu Tode erschreckt!", schrie ich laut auf als ich ihn hinter mir zur Gesicht bekam. "Es tut mir leid, falls ich dich erschreckt haben sollte. Du kennst dich hier nicht aus und-"
Mit runzelnder Stirn schaute ich ihn und musste ihn unterbrechen. "Oh ja, du hast mich erschreckt. Habe ich dir nicht gesagt, du sollst liegen bleiben?", fragte ich und versuchte meine Angst zu bedrängen, die ich gegenüber ihm ohne einen Grund plötzlich empfand. Vielleicht war sein Auftritt einfach zu überraschend. "Das hast du, aber wie gesagt, du kennst dich hier nicht aus. Ich bringe dir etwas, einverstanden?", fragte er und ging kurz mit seiner Hand durch seine Haare.
"Ich kann es auch alleine, leg du dich lieber hin.", sagte ich und hoffte nur, dass ich nicht zu offen gezeigt hatte, dass ich sein Angebot zu gerne annehmen würde.
Er berührte mich an meiner Schulter. "Mir geht es schneller besser als ich vermutet hatte aber deine Sorge um mich ist echt süß, Chloe.", sagte er und machte eine kurze Pause. "Geh du ins Zimmer."
Sorge? Hatte sich das gerade so angehört? Ich schüttelte hastig meinen Kopf und meine Augen weiteten sich. "Ich- ich mach mir keine Sorgen, ich bin einfach ein netter Mensch.", sagte ich und hob stolz meinen Kinn hoch. "Klar, Liebes. Na los, geh ins Zimmer.", sagte er lachend, schubste mich zur Seite und betrat das Zimmer. Niemals hatte ich mich um ihn gesorgt.

"Es tut mir leid.", hörte ich ihn schon sagen bevor er das Zimmer betrat. "Ich konnte nichts finden, was nicht total zerstört war, aber in der Kiste unten war noch ein Nachthemd, die dir passen müsste."
Er streckte mir etwas entgegen als er das Zimmer betrat. "Hier. Hoffe du bist zufrieden damit."
"Mir wäre alles recht, ich will nur aus diesem verdammten Kleid raus.", sagte ich und schnappte es mir. Es sah aus wie ein weißes, knappes Kleid mit dünnem Stoff, etwas zu breit an der Taille. Es war akzeptabel. "Könntest du kurz raus aufs Flur?", fragte ich, was er auch gleich ohne zu zögern tat, davor nickte er mir noch zu. "Das könntest du auch im Bad machen, welches ich drei Mal in diesem Haus zur Verfügung habe aber wie du willst.", sagte er Schultern zuckend und ging aus dem Zimmer. Da hatte er Recht, aber jedes Mal wenn ich von Darvin getrennt war, passierte etwas Schlimmes und das war einfach zu oft der Fall.
Ich zupfte an dem Kleid, bis ich es endlich schaffte mich daraus zu befreien. Es war toll wieder normal Sauerstoff in die Lungen zu bekommen. Doch mir wurde schlecht, als ich sah, dass Flecken von dem Zeug, welches mich umbringen sollte, auf dem Kleid drauf war. Der Gedanke ließ mich fast übergeben. Wieso auch immer, war der Effekt danach nicht von langer Dauer. Die Einbildungen verschwanden nach nicht langer Zeit und ich war froh darüber. Nachdem ich mir später Gedanken darüber machte, bemerkte ich, dass genau die Sachen passierten, wovor ich mich am meisten fürchtete. Mum's Tod und, dass Darvin sich gegen mich stellen würde.

"Du kannst wieder reinkommen.", sagte ich, während ich meine langen Haare mit dem einzigen Haarband, welches ich immer wie ein Armband trug und mit hatte, zu einem Dutt band.
"Wie auch immer, ich muss so wieso jetzt weg.", sagte er und ich hörte wie seine Schritte sich von der Tür entfernten.

"Warte! Wohin?", fragte ich und folgte ihm eilig. "Du kannst nicht einfach hier raus."
Wohin wollte er schon gehen, ohne sich dabei selbst zu schaden? "Ich werde bald wieder da sein, keine Sorge."
"Ich mache mir keine Sorgen! Du sollst mich hier nicht alleine lassen und schon gar nicht, wenn die Beiden wieder kommen könnten.", sagte ich, während ich ihm weiter auf Trapp verfolgte aber er ging ohne mich weiterst zu beachten weiter. Er bewegte sich eilig die Treppen runter und wurde immer schneller. "Ich rede mit dir, Darvin!", schrie ich und beobachtete wie er plötzlich stehen blieb als wir im Erdgeschoss waren. "Du sollst mir einfach antworten.", flüsterte ich. Ich bemerkte, dass wir nah vor der Tür standen und er sich zu mir umdrehte.

Langsam kam er auf mich zu. "Ich muss nur kurz was erledigen.", sagte er und sein Mundwinkel ging nach oben. Er berührte mit seiner linken Hand meine rechte Wange. Auch wenn er nur Kälte von sich gab, erwärmte sich mein Körper bei seiner unerwarteten Bewegung. Ich blieb erstarrt da und hörte ihm nur zu. "Sie kommen nicht hier rein, versprochen. Alles ist gesichert. Mach dir keine Sorgen und entspann dich, Liebes."

Ich versuchte alles Mögliche, damit unsere Blicke sich nicht trafen. Wieso gefiel mir seine plötzliche Zuneigung zu mir? Ich empfand keinen Hass mehr für ihn wie ich es früher tat. Was hatte der Junge mit mir gemacht? 'Er will dich nur verwirren. Lass sie nicht zu, lass die Gefühle nicht zu, Chloe.', dachte ich mir tief im Inneren und hoffte, dass alles nur eine Täuschung meiner Gefühle wäre. Ich konnte keine Gefühle für ihn haben, nicht jetzt und nicht für ihn!
Ich drückte meine Augen fest zu und ging einen großen Schritt zurück. Das konnte ich nicht zulassen, ich würde sie verdrängen, falls sie überhaupt existieren würden. Mein Herz schlug ein wenig höher bei dem Gedanken.
"Geht klar.", sagte ich letztendlich lächelnd. Ich sah wie er danach durch die Tür ging und die Tür hinter sich zuknallte. Nachdem er verschwunden war lies ich meine Schultern sinken.

Ich beschloss mich im Haus umzusehen, für den Zeitvertreib und zur Ablenkung. Dieses Haus war wie ein Museum, die ganzen Bilder und die Regale, die ich im Haus mehrmals sah, würden voll mit wissenswerten und alten Büchern sein. Ich fand mich in einem Zimmer wieder, welches die Tür am Ende des Flures war, da wollte ich schon immer rein. Doch es sah nach einem stinknormalen, altmodischen Zimmer aus. Wessen Zimmer das wohl war? Es sah eher nach einem Zimmer eines Jungen aus. Kein Deko oder Spiegel, einfach nur ein Bett, eine Coach und Kommoden. Weitere langweilige Bilder von Personen, die ich nicht erkannte.
Gerade als ich wieder aus dem Zimmer raus wollte, erblickte ich etwas auf der Kommode, welches regelrecht nach Aufmerksamkeit schreite. Beim genauen Hinblicken erkannte ich das Buch. Sofort nahm ich es in die Hände und konnte meine Neugierde nicht besiegen. Es war mit augenstörendem, rotem Verband eingebunden und war nicht zu übersehen. Darauf war ein Name eingeritzt. "Kurt.", las ich es leise vor mich hin. Wer war das? Schnell durchblätterte ich die Seiten, beim ersten Blick dachte ich, es wäre ein Tagebuch oder so was Ähnliches von einem kleinen Jungen. Doch als ich ein paar Sätze las, täuschte ich mich gewaltig. "17.5.1879 Die Fortschritte lassen sich seit einer Woche zeigen. Der Patient zeigt zunehmend bessere Verhaltungs- und Handlungsweisen, die sich täglich weiter steigern. Aggressivität ist noch vorhanden, dennoch sehe ich eine Milderung.."
Jede einzelne Seite war mit einem Datum verzeichnet, es war in einer fast unlesbaren Schrift geschrieben worden. Ich konnte ein paar Tintenflecke auf den Rändern entdecken. Wer war Kurt? Patient oder der Schreiber dieses Buches? Meine Gedanken wurden durch ein lautes Krach unterbrochen. Lange machte ich mir keine Gedanken darüber. Was es auch war, es war über 130 Jahre her.

Sofort ließ ich das Buch aus meiner Hand fallen, welches einen lauten Krach machte und lief die Treppe runter in das Erdgeschoss. Er musste wieder da sein.

"Darvin?"

Als ich seine Stimme nicht wahrnahm, bog ich in die Tür ein, wo es ins Wohnzimmer führte. "Bist du wieder da?", flüsterte ich in die Stille und der Boden fühlte sich kalt unter meinen nackten Füßen an. Als ich immer noch keine Antwort bekam, lies ich mich aufs Coach fallen und schloss meine Augen. Hatte ich mich verhört?

"Ja."

Mein Kopf drehte sich in die Richtung, wo die Stimme herkam. Er war gleich hinter mir.
"Das ging schnell.", sagte ich und sah wie er sich zu mir bewegte.
"Ich hatte doch gesagt, es wird nicht lange dauern."

"Und, was hat nicht so lange gedauert?", sagte ich und konnte meine Neugierde wieder nicht besiegen. Er zuckte mit den Schultern und ging zu der Kerze, welches an der Wand angebracht war, um es hier erhellen zu lassen. Als ich aus dem geschlossenen Fenster blickte, sah man wie die Sonne schon ganz untergegangen war und die menschenlosen Straßen durch das leichte Mondlicht erleuchtet wurden.
Mein Blick ging wieder zu ihm, der sich schon neben mir hingesetzt hatte. "Ist nichts Wichtiges gewesen."

Es kam mir so vor, als ob jede Sekunde Katelyn durch die Tür hereinkommen könnte. Mein Blick ging zum Eingangstür, welches so aussah, als ob sie jeder Zeit aufgebrochen werden könnte. "Glaubst du sie kommen wieder?", fragte ich tief im Gedanken versunken.

"Möglich.", antwortete er kurz und knapp.

"Und was wenn sie dieses Mal schaffen mich zu kriegen? Dann würde es bedeuten, ich würde sterben, oder?", fragte ich und konnte es gar nicht mehr abschalten.

"Wieso zerbrichst du dir den Kopf darüber, Chloe? Sie würden niemals schaffen, das Haus zu betreten. Du bist in Sicherheit.", sagte er und zuckte mit der Schulter. Ihn beschäftigte die Sache wohl gar nicht, als ob sie nie geschehen wäre. Ich bin diejenige, die fast gestorben wäre. Doch mit einem kurzen Nicken beließ ich es dabei, neben ihm sollte ich sicher sein. Ich hob meine Beine aufs Sofa und umschloss meine Arme damit.

"War der Name deines Vaters Kurt?", platzte es aus mir als ich in der Annahme war, dass es die einzige logische Erklärung sein würde, außerdem mochte ich die kleinen kurzen Pausen zwischen uns nicht. Er schüttelte den Kopf und sah mich belustigt an. "Wie kommst du darauf?", fragte er mit einem Lächeln. "Du hast das Buch gefunden, nicht wahr?"

"Ja."

"Er war mein Halbbruder und bevor du fragst, das war sein Job. Er hatte Patienten mit psychischem Problem, die er behandelte."

"Also war er ein Psychologe?", fragte ich und hob meine Augenbrauen.

"Findest du? Er tat es nicht auf faire Weise."

"Mir kam es nur so vor, als ob er nur über einen Patienten schreiben würde und zwar täglich.", sagte ich und musste mich kurz selber wundern. Er stützte seinen Kopf mit seinem rechten Arm am Sofa und zuckte mit den Schultern, als ob die Sache jetzt damit abgehackt wäre.

"Willst du mir eigentlich mal mehr über dich erzählen, Darvin?", flüsterte ich fast.

Er hielt seinen Kopf schief. "Wie meinst du das?"

"Na ja, ich kenne dich kaum. Ich weiß, dass du ein Geist mit übernatürlichen Kräften bist, mehr aber nicht.", sagte ich und schüttelte den Kopf. Meine Neugierde packte mich schon wieder, wieso konnte ich es einfach nicht abschalten? Er lächelte kurz. "Wenn ich schon hier bleibe, würde ich gerne mehr über dich erfahren."

"Über mich gibt es nicht viel zu wissen.", sagte er und ich sah, wie er ein wenig näher zu mir rückte. "Frage mich etwas und ich antworte, einverstanden?"

"Auf alles?", fragte ich und kniff meine Augenbrauen zusammen.

"Fast alles."

"Na gut, erzähl mir über dich und dein Leben.", sagte ich und auf seine Antwort musste ich keine Sekunde warten.

"Meinen Namen kennst du.", fing er an und versuchte sich zu konzentrieren. "Ich bin wahrscheinlich 18 Jahre alt, genau ist es mir nicht möglich zu sagen. Ich habe drei Halbgeschwister, zwei Brüder und eine ältere Schwester. Meine echte Mutter kannte ich nicht aber ich hatte eine Stiefmutter. In meinem alten Leben kannte ich die eisigen vier Wände, die mich umkreisten. Mehr gibt es über meinen Leben nicht zu wissen, wirklich nicht. Noch Fragen?"

Seinen Satz beendete er mit einem Kopfschütteln. "Und weiter?"

"Wie weiter?"

Ich bemerkte kurz, wie nah er bei mir war aber seine Nähe störte mich zu der Zeit ganz und gar nicht.
"Weiter wie, es gibt bestimmt mehr zu erzählen."

"Meinst du nach meinem Tod?"

Ich nickte leicht. "Wieso bist du nur hier? Ich meine, die Restlichen hatten- das gleiche Schicksal wie du, oder nicht?", fragte ich etwas zögernd.

"Das stimmt nicht ganz. Das gleiche Schicksal hatten sie ja nicht direkt wie ich aber ich habe leider selber keine Erklärung dafür wieso sie nicht wie ich hier sind.", sagte er und zuckte kurz mit den Schultern. "Nach meinem Tod bin ich einfach aufgewacht, die anderen nicht. Täglich denke ich darüber nach und wünsche mir innerlich, sie wären da oder würden auftauchen aber das sind sie nicht und das werden sie auch nicht."

"Aber Katelyn ist da.", verwirrt schaute ich weg. "Und wieso kann sich Katelyn frei bewegen und du kannst das Haus nicht verlassen? Dafür muss es doch eine Erklärung haben. Hast du dich das nie gefragt?"
"Wer sagt, dass es keine hat?", fragte er. "Ich bin so zu sagen, mit dem Haus vernetzt und kann mich nicht völlig davon lösen. Jeder Geist hat so etwas."

"Aber das heißt ja-", sagte ich und blickte sofort zu ihm.

Er nickte und unterbrach mich. "-dass Katelyn auch an Etwas verbunden sein müsste. Leider weiß ich nicht an was das sein könnte, sonst würde sich die ganze Lage ein wenig erleichtern."

Ich seufzte laut auf. "Diese Geistersache ist komplizierter als ich dachte.", sagte ich und stützte mein Kinn an meine Knie. "Aber es klingt langsam alles logischer."

"Den Rest kennst du aber ja.", sprach er weiter und ich bemerkte, wie er tief in meine Augen schaute und versuchte sich dabei zu konzentrieren. "Du bist gekommen und es hat sich alles geändert. Dafür möchte ich dir danken, Chloe.", beendete er seinen Satz. Verwirrt schaute ich an. "Wofür bedankst du dich denn?"

"Du hast keine Ahnung, was für einen Einfluss du auf mein Leben hattest oder noch hast.", sagte er und hielt wieder an meiner Wange. Sein Lächeln lies mein Herz höher schlagen. "Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich brauche, du vereinfachst die ganze Sache, weißt du das? Ich hatte mich noch nie jemanden so nah gefühlt wie dir."
Mein Kopf spielte verrückt als er mich an der Wange berührte, ich wollte es nicht und war kurz davor einfach abzuhauen, aber ich schaffte es nicht. 'Verdräng sie, Chloe.', befahl ich mir als sich die Gefühle wieder steigerten. Dieser Junge machte mich verrückt. Es war einfach nicht möglich solche Gefühle für ihn zu haben. "Auch wie ungern du hier zu sein magst, umso mehr liebe ich es dich hier zu haben."
'Rede nicht weiter, Darvin.', würde ich zu gerne zu ihm sagen. Er kam immer näher zu mir und es drohte mir, dass ich gleich an Herzversagen umkommen könnte. Als er mit seinem Kopf ganz nah an meinem war, spürte ich die kalte Luft mit dem er uns plötzlich umhüllte, ich konnte nicht anders als in seinen hellbraunen Augen zu schmelzen. Sein Blick ging zu meinen Lippen runter und ich wusste, was mir zu drohte.

"Lass es zu, Chloe.", flüsterte er leise zu mir und lies sich ein Lächeln nicht kneifen.
Sofort bemerkte ich was er meinte und meine Augen weiteten sich. Hatte er etwa-

Mit meiner rechten Hand drückte ich gegen seinen Brust und stand sofort auf. "Ich- ich bin müde.", sagte ich und könnte mich für meinen vergeblichen Versuch, einen Ausweg aus dieser Situation zu finden, erschlagen aber mir fiel nichts Besseres mehr ein.
Sofort stand er von seinem Fleck auf und ich spürte sein Lächeln hinter meinem Rücken als ich mich umdrehte.

"Dann leg dich hin, Liebes. Du hast tatsächlich lange nicht mehr richtig geschlafen.", sagte er und zeigte auf die Coach. Er hatte sich auf ein Schlag verändert und ich war wirklich müde und kaputt, um der Lage zu entkommen, lies ich's über mich ergehen. Ich entspannte mich langsam darauf und schloss meine Augen. Meine Hände vergrub ich unter meiner Wange. Von mir aus konnte das alles vorhin ein fieser Albtraum sein aber ich wusste, es war echt. Genauso wie die Gefühle für ihn. Hatte ich mich in ihn verliebt? Ich öffnete langsam und leicht meine Augen um zu sehen was er tat. Ich wunderte mich als ich sah, wie er sich auf dem Sessel gegenüber mir gemütlich gemacht hatte.

"Du musst mich nicht beim schlafen beobachten.", flüsterte ich und meine Stimme klang etwas schwach.

Unerwartet stand er tatsächlich auf und wollte gehen.

"Nein.", sagte ich sofort und bemerkte selber, dass ich es nicht so gemeint hatte. "Bleib hier."

Er stand still.

"Wieso denn?"

Ich zuckte mit den Schultern und beobachtete noch wie er sich wieder hinsetzte.

Es dauerte nicht lange bis meine Augenlider sich wie schweres Blei anfühlten. Es fiel mir nicht schwer in den Schlaf zu fallen, ich musste wirklich müde sein.

"Morgen in der Früh, Liebes. Unser Deal gilt noch, du darfst sie besuchen.", hörte ich seine Stimme verschwommen in meinem Unterbewusstsein, doch ich war zu müde um darauf zu reagieren. Ich wollte einfach nur schlafen. Bevor ich in die Schlafwelt fiel, spürte ich etwas Warmes und Kuschliges auf meinem Körper fallen, in den ich mich gleich umschloss.

* Sorry für die Verspätung, das Kapitel ist leider nicht so geworden wie ich es mir gewünscht habe, da ich sie gestern versucht habe schnell fertig zu bekommen. Bin aber noch zufrieden. :)

Bin IMMER für Fragen und Kritik offen, falls ihr welche da lassen wollt.

Wie immer Leute, Voten und Kommentieren, falls es euch gefallen hat. Falls nicht, könnt ihr ja sagen warum.

:D Bis zum nächsten Kapitel, meine Lieben. :*

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