„Da ist er", sagt Thor und deutet auf den an einen Stuhl gefesselten Loki.
„Hey Bruder", sage ich und winke ihm zu.
„Ist das auch wirklich er", frage ich Thor.
Loki hatte sich schon oft Streiche erlaubt. Auch oft auf Kosten Anderer.
Thor greift auf die Dose, die neben ihm - leer - auf einem Beistelltisch steht. Dann wirft er sie nach ihm. Als diese an Lokis Körper abprallt und nicht durch den Körper durchfliegt, nicken Thor und ich ihm nur zu und gehen ein Stück weiter an den dort stehenden Tisch.
„Was trägst du da, Schwester", fragt Loki und sieht kurz - freundlich wollend - an mir herunter.
„Sowas trägt man auf der Erde", erkläre ich und deute auf meine Jeans und die Lederjacke.
„Und deine Haare? Wieso sind sie nicht mehr zu einem Zopf geflochten?"
„Ich trage sie offen. Das ist ganz normal auf der Erde. Wenn dich Thor hier jemals wieder rauslässt wirst du das noch verstehen, versprochen Loki", sage ich und zwinkert ihm zu.
„Wieso habt ihr ihn hier her gebracht und gefesselt?"
„Er hat sich Spiele gegenüber Zeus erlaubt".
„Oh", sage ich und runzle die Stirn.
„Und bevor Zeus ihn umbringt habe ich Loki als meinen Gefangenen ausgesprochen. Schließlich", sagt Thor und sieht zu Loki.
„Ist er irgendwie mein Bruder".
Wir beide seufzen. Dann müssen wir lachen.
„Ey", gibt Loki nur beleidigt von sich.
„Schon gut Bruder. Tut mir leid", lache ich dann und sehe wieder zu Thor.
„Wo ist eigentlich Jane", frage ich dann mit etwas ruhigerer Stimme.
„Jane und ich sind kein Paar mehr", erklärt er nach ein paar ruhigen Minuten.
„Ich hab's dir gleich gesagt Thor. Sie war nicht die Ri", beginnt Loki, aber durch meine Kräfte setze ich ihm die Fessel um den Mund an und sehe böse zu ihm.
„Woran lag es?"
„Zeit, Liebe, Geduld, die Umstände", zählt Thor auf und sieht auf den leeren Tisch.
„Ist schon gut. Du hattest schon viele Lieben. Vielleicht war die Richtige wirklich nicht dabei".
Loki beginnt komische Geräusche von sich zu geben. Dann schleudere ich die Mundfessel durch den ganzen Raum.
„Das habe ich doch auch grade gesagt", beschwer er sich dann zurecht.
Ich beachte ihn aber nicht mehr.
„Axl kann jetzt das gleiche wie sein Dad", erzählt Thor dann und strafft die Schultern wieder.
„Echt? Wow".
„Und die Hälfte unserer Freunde ist tot", erwähnt er dann mehr nebenbei.
„Was ist mit Sif? Sie lebt noch oder?"
„Na klar. Die überlebt sogar ein Jahr nur Hungern. Das solltest du über sie wissen".
„Wo warst du eigentlich in den letzten Jahren", fragt Loki dann ohne Zusammenhang.
Ich traue mich aber nicht zu antworten. Vater hatte immer einen Gott für mich als Gatten angesehen. Aber ich habe jemand anderes gefunden.
„Den Blick kenne ich", sagt Thor dann und lächelt als er seine Arme verschränkt.
„Wie heißt er", fragt Loki dann ebenfalls lächelnd.
Nur den Umständen entsprechend nicht mit verschränkten Armen.
„Clyde", sage ich und stemme die Hände in die Hüften.
„Aber Vater darf das nicht erfahren, okay?"
Beide nicken verständnisvoll.
„Er wollte doch immer, dass ich einen Gott zum Mann nehme. Aber Clyde ist tausend mal besser als all diese alten Götter".
Thor legt seine Hand auf meine Schulter.
„Liebe ist Liebe, okay? Wenn du diesen Clyde liebst und er die Geschichte von Thor und seinen wahnsinns Geschwistern kennt, dann kann er uns gern mal in Asgard besuchen kommen".
„Du warst fünf Jahre fort. Warst du die ganze Zeit über bei ihm?"
Ich nicke. Dann ziehe ich endlich meine rechte Hand aus der Tasche meiner Lederjacke.
„Was sehe ich denn da", fragt Loki und bekommt plötzlich große Augen.
„Ist das", fragt Thor und zeigt selbstdeutend darauf.
„Mein Verlobungsring, ja. Clyde liebt mich so wie ich bin und", beginne ich und platze fast vor Freude.
„Bei ihm kann ich sein wer ich bin".
„Ich freue mich für dich, kleine", sagt Thor und umarmt mich.
Dann sieht er sich den Ring nochmal genauer an. Ein silberner. Mit einem kleinen - aber echtem - Diamanten in der Mitte.
Ich liebe diesen Ring über alles.
„Erwartet ihr Nachwuchs", fragt Loki und starrt förmlich auf meinen Bauch.
Schützend lege ich meine Hand auf diesen.
„Nein", rufe ich dann empört.
„Ich würde dich auch gern umarmen", sagt Loki und deutet mit dem Kopf auf die Fesseln.
„Dann hättest du Zeus nicht beleidigen dürfen", sage ich und lache.