Twisted perfection ✓

Oleh peniku

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"Ich wünschte, alles wäre wie in einem alten Popsong - I want you to want me - Ich will, dass du mich willst... Lebih Banyak

Prolog
1 Big Devil.
2 London and me.
3 Never ever!
4 Joke and Deal.
5 Idiot.
6 It's a deal.
7 Caged.
8 Under supervision.
9 My better self.
10 You kidding me?
11 Sorry.
12 Day to day.
13 Timeout.
14 False Heartbeat.
15 The beloved woman.
16 Two hours.
17 Emotion.
18 That's what she said - part one
19 That's what she said - part two
21 Dancing in the rain.
22 To the moon.
23 What's new?
24 On the road.
25 The heart of the ice queen.
26 The storm.
27 Nothing.
28 Done.
29 Bastard.
30 Happy.
31 New York.
32 Little girl.
33 Another kiss.
34 Keeping Up with One Direction.
35 Wrong.
36 Lynette.
37 Vegas, Dudes!
38 The wedding.
39 The absolute truth.
40 I'm sorry.
41 Sometime.
42 Now.
Thank you.

20 Catch you on.

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Oleh peniku

L i a m  │30.11.2016 │Chigago



„Bis morgen um elf ist freie Zeit."

Ich starrte Craig an. Meinte er das ernst? „Bis morgen um elf müssen nirgendwo mehr hin?", ich wollte ganz sicher gehen. Der Personenschützer musterte mich leicht genervt: „Was denn Payno, brauchst du das noch schriftlich?" 

Innerlich machte ich ein Tänzchen, dass bedeutete, ich konnte machen, was ich wollte. Endlich einmal lange ausschlafen, mit Sophia chatten, mir ein bisschen die Stadt ansehen, shoppen — meine Liste war unendlich lang. 

Wer hätte gedacht, dass nach dem Radiointerview der Auftritt im TV ausfiel? Das Konzert vom Vortag steckte mir immer noch in den Knochen, außerdem hatte ich mir das Knie bei einem Sprung von den Treppen angeschlagen. Etwas chillen würde also gewiss nicht schaden.

„Liam?"

Eine weibliche Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich hörte auf, dümmlich vor mir hinzugrinsen. Jane stand vor mir und sah mich belustigt an. Wir befanden uns noch im Speisesaal. Niall schaufelte am Büfett weiter Essen in sich rein, Louis war verschwunden, Zayn betrachtete kummervoll sein Handy und Harry informierte sich nach den besten Clubs der Stadt. 

„Hast du Lust heute Abend auf ein Spiel der Chicago Bears zu gehen?" Ihre Frage überraschte mich und ich hob beide Augenbrauen. Dann führte Jane weiter aus: „Ich habe gestern zwei Karten von einer Kollegin bekommen und fände es schade, sie verfallen zu lassen." Seit wir in den Staaten waren, blühte Jane förmlich auf. Man merkte, dass sie sich hier wohler fühlte, als in Europa. 

„Wieso fragst du nicht Niall?", stellte ich die Gegenfrage, denn mein irischer bester Freund ließ sich auch sonst keinen Sport entgehen. 

„Der hat andere Pläne", teilte mir Jane prompt mit und sah mich eindringlich an. „Komm schon, Liam. Es ist doch nur Football. Ich erwarte nicht von dir, dass du dich nackt in Weinsauce wälzt und mit mir Barbie-Puppen-Familien-Einhaus-Glück spielst."

Ich war noch immer sauer auf Jane, weil sie Niall deckte, wenn sie es nicht sollte und ihr Angebot einen freien Abend miteinander zu verbringen, nein, das wollte ich nicht wirklich annehmen. Mir fielen hundert bessere Dinge ein, die ich stattdessen machen konnte. 

„Ich weiß nicht wo Niall heute hin will, aber ich kann es mir denken", teilte Jane mir plötzlich mit und ich betrachtete das Lächeln auf ihren Lippen. „Aber wenn er sich mit Barbara treffen will, dann wird er es auch tun, selbst wenn ich ihn nicht decken würde. Deshalb hast du keinerlei Grund wütend auf mich zu sein."

Ich schwieg, denn Jane hatte recht. Immerhin hatte Niall sich schon vorher mit Barbara heimlich getroffen, ganz egal wie energisch ich mich ihm ohne sein Wissen in den Weg geworfen hatte. 

„Also, die Chicago Bears sind dieses Jahr wirklich gut, außerdem spielen sie gegen die Green Bay Packers, dass ist das älteste Derby der Welt!", sprach Jane und versuchte dabei überzeugend zu sein, dass ich es bereuen würde, nicht mitzukommen. Ich seufzte und beschloss damit aufzuhören, die Diva zu spielen: „Okay, gehen wir hin. Wann müssen wir los?"

Um sechs Uhr traf ich Jane in der Lobby des Hotels. Sie trug genauso wie ich ein Bears-Trickot, hatte eine Cappe tief ins Gesicht gezogen und einen Schal um. 

„Preston hat gesagt, du sollt den Panik-Knopf drücken, falls heute etwas schief geht", erklärte sie und reichte mir eine Mütze. „Ansonsten, bevor wir uns das Spiel ansehen, Lust zuerst was zu essen?" 

„Klar, warum nicht." Ohne abzuwarten verließ sie das Hotel und es verwirrte mich. „Wo ist Preston?"

„Keine Ahnung", erklärte sie mir gelassen und ich folgte ihr nervös. Wollte sie, das wir uns ohne Schutz draußen herumtrieben? Ich alleine wusste, wie ich in der Menge verschwand, aber Jane war auffällig. Rote Haare, Sommersprossen, für eine Frau ziemlich groß... was, wenn uns die Presse sah?

Es war ewig her, dass ich eine U-Bahn genutzt hatte, umso mehr genoss ich es und als wir uns in einen übervollen Wagon quetschten hörte ich Jane stöhnen: „Oh Gott, da sollte sich mal dringend jemand waschen." Ich schnüffelte und verzog mein Gesicht. Okay, das hatte ich definitiv nicht vermisst. 

Schweiß, der nach faulen Eiern duftete, ein Erlebnis für die ganze Familie. 

Wir begannen durch den Mund zu atmen und plötzlich grölte ein dicker, rockiger Bears-Fan neben mir: „Welche Sau hat seine Dusche vergessen! Ist ja ekelhaft!" Aus mehreren Ecken ertönte Zustimmung. Dann lauschte ich den angeregten Gesprächen der fremden Leute. Ob die Packers heute endlich bekamen, was sie verdienten, nämlich eine fette Niederlage. Ob man Sam Carson aufstellte und was man von Matt Weaver hielt, den neuen Quarterback der Bears.

„Der ist furchtbar jung!", regte sich ein untersetzter Mann mit Schnautzer auf, doch Jane mischte sich plötzlich ein: „Ist er, aber der letzte Touchdown war echt nicht von schlechten Eltern."

„Wohl wahr", gab eine Bohnenstange zu. „Wenn er jetzt noch lernt, seinen Schwanz zu kontrollieren, zum Training zu gehen und vor seinem dreißigsten Geburtstag keine zehn kleine Weaver in die Welt zu setzten, dann ist er einer der Besten, die ich je spielen gesehen habe."

Ich verstand von all dem nichts. Denn ich kannte weder Sam Carson, noch Matt Weaver. Außerdem musste ich ganz dringen googeln was Jane mit Touchdown meinte. Nach fast einer halben Stunde Fahrt war ich froh endlich wieder durch die Nase atmen zu können. Wir strömten mit anderen Fans Richtung Stadion und langsam begriff ich, warum Jane so früh hatte losziehen wollen. Vor dem Spiel, war nach dem Spiel. 

„Also Liam, ich weiß absolut nichts über dich", sprach Jane, als wir für einen Hod-Dog anstanden. „Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass du Daddy Direction genannt wirst. Und du ein Problem hast."

„Ich habe kein Problem", wehrte ich ab, Jane hob beide Augenbrauen und wechselte das Thema: „Wieso lässt du Sophia eigentlich nicht einfliegen, so wie Louis Eleanor?"

Die Frage war gut und ich seufzte: „Sophia hält nichts davon, im Tourbus zu schlafen. Außerdem mag sie es nicht, sich freizunehmen, während ich arbeiten muss." 

Sie war da sehr praktisch veranlagt. Eleanor schrieb für ein Magazin, sie konnte von überall arbeiten, aber Sophia liebte es, sich auf die Jagt nach neuen Stoffen zu machen, erste Kleiderentwürfe selbst zu nähen und Nächte auf der Arbeit zu verbringen. Sie liebte das, was sie tat, genauso wie ich. „Und auf Loki passt es sich auch nicht von selbst auf." - „Wer ist Loki?", fragte Jane interessiert, während sie zwei Hot-Dogs bestellte.

„Unser Hund, dem die Einrichtung nicht lange gefällt." Im Handy suchte ich nach einem Bild und kurz darauf war das Eis zwischen Jane und mir gebrochen. 

Mit ihr über sinnlose Dinge zu reden, fühlte sich nicht verschwenderisch an. Sie schaffte es spielend eine Unterhaltung im Gange zu halten, lachte über sich selbst, als sie auf den Weg zu unseren Plätzen stolperte und ihr Hot-Dog Geschichte wurde und erklärte mir einen Touchdown so kompliziert, dass sich schließlich der Typ hinter uns erbarmte und in einfachen Sätzen Licht in mein Hirn brachte. 

(„Der Ball wird hinter die gegnerische Endzone gebracht, du Anfänger.") 

Kurz und knapp, ohne die ganzen Extras drum herum. 

Weiteres Fachwissen häufte sich an, als jemand neben uns sich in meine Lehrstunde einmischte: „Aber von den 'Monsters of Midway' hast du schon gehört, ja?" Mein fragender Gesichtsausdruck trieb den Mann Tränen in die Augen. „Junge, Junge, die 'Monsters of Midway' so nennt man die Linebacker der Bears seit den 40er Jahren! Na, zumindest kennst du Joe Montana."

Ich verschwieg besser, dass ich nicht einmal wusste, was Linebacker sind, geschweige denn Joe Montana. Als wir uns durch die Sitzreihen kämpften, erklärte Jane mir, ohne das ich gefragt hatte: „Joe Montana zählt zu den größten Quarterbacks der NFL. Man nennt ihn auch The Comeback Kid. Er ist bekannt für seine Gelassenheit in 31 spielentscheidenden Drives im 4. Quarter und er spielte in vier Super Bowls und gewann diese je mit den San Francisco 49ers."

Es musste nicht erwähnt werden, dass mir lediglich klar war, dass die San Francisco 49ers ein anderes Team waren und mir nur der Super Bowl ein Begriff war. Der Rest war Fachchinesisch. Man merkte Jane von Minute zu Minute mehr an, dass sie eine waschechte Amerikanerin war. 

Denn sie erklärte mir laut und deutlich, dass sie Soccer langweilig fand und ich das Niall nicht unbedingt unter die Nase reiben sollte. Kein Europäer würde 'Soccer' sagen. Ich sah Niall und Louis schon vor mir, wie sie sich die Hand bei dem Wort ins Gesicht schlugen. 

Dann schwärmte Jane von  Sam Carson und Matt Weaver, aber mit gedämpfter Stimme ließ sie mich wissen, dass sie fand, dass Matteo White am nettesten anzusehen war. Aber da er bei den Dallas Cowboys spielte, bräuchte man darüber nicht zu diskutieren. 

Mir rauchte der Kopf von so vielen Informationen. Um mich abzulenken, ließ ich den Blick über die Fans der Bears schweifen. Überall herrschte Aufregung, die Stimmung war ansteckend. Außerdem schien das Wort Kälte eine andere Bedeutung für die Meisten zu haben.

„Du solltest einen Draft miterleben", sprach Jane neben mir. Kurz sah sie mich an, dann lachte sie. „Der NFL Draft ist eine Veranstaltung der National Football League, bei der die Teams der Liga Rechte an verfügbaren Amateur- und Jugendspielern, die zuvor in den Teams der Colleges und Universitäten gespielt haben, erwerben. Er findet  im April statt." Klang ein bisschen, wie die Losung der Champions League.

„Mein Onkel Hank hat mich mal zu einem Draft mitgenommen", plapperte Jane weiter und zog am Strohhalm ihrer neu gekauften Cola. „Obwohl es ein katastrophaler Abend war, war es einer der besten Ausflüge meines Lebens."

„Klingt als wäre dein Onkel genauso Football verrückt wie du. Wie hat sich dein Vater drum gedrückt?", fragte ich und sah, dass sie zögerte, schließlich lächelte sie: „Das war kein Problem für ihn. Aber ich denke, er wäre gerne mitgekommen, wenn er gekonnt hätte."

Ich verstand ihre Aussage nicht ganz, aber bevor ich weiter nachfragen konnte, begann das Spektakel, was man ein typisches amerikanisches Footballspiel nannte. In vier Vierteln wurde gespielt und obwohl mir wohl sämtliche Fans ein 'Nein' entgegen brüllen würden, fand ich doch, dass es ähnlich ablief wie beim Fußball. Es wurde gestöhnt, gebangt, der Trainer beleidigt, über Spieler hergezogen und aufs übelste geflucht. 

(„Hast du deine Eier verloren, du Vollpfosten?") 

Von wegen Amerika sei gesittet und nicht vulgär. Football war Fight Club für Groß und Klein.

„Du überbezahlter, hirnloser Arsch von einem Center!", brüllte Jane im dritten Viertel plötzlich außer sich und warf die Cola durch die Luft. Sie war knallrot im Gesicht. Neben mir krähte eine kugelrunde Frau mit furchteinflößender Miene so laut, dass ich zusammenzuckte: „Dillard! Für wen spielst du eigentlich, du Blindgänger!"

Die Bears gewannen knapp mit einem 28:25, trotzdem wurden sie heldenhaft gefeiert und ich konnte die erlösende Entspannung in den Gesichtern der Leute ausmachen. 

„Meine Fresse", fluchte Jane und ließ sich auf ihrem Sitz nieder. „Das war schlimmer als Zähne ziehen." - „Als hätten sie ihren Schädel zu Hause gelassen!", brummte der alte Typ hinter ihr und ich schmunzelte. 

Während ich Jane dabei zuhörte, wie sie mit dem alten Mann diskutierte, kam es mir so vor, als würde mir dieses Szenario, oder zumindest die Art, wie sie das Gespräch führte, bekannt vorkommen. So als wäre es lange her, seit ich es das letzte Mal beobachtet hatte. Es verwirrte mich, denn ich war heute schließlich zum ersten Mal beim Football.

Wir warteten etwas, bevor wir uns auf dem Weg zurück zum Hotel machen wollten. Vorher grinste Jane mich breit an. „Liam, Lust auf ein Bild? Wir müssen es ja nicht bei Twitter hochladen, aber ich fänd's schön, so als Erinnerung an dem Abend als du Football-entjungfernd wurdest." - „Ein äußerst wichtiger Abend", nickte ich zustimmend und wenig später grinsten wir beide breit in die Handykamera. 

Ich betrachtete das Bild, dann lud ich es kurzerhand doch auf Twitter hoch, mit den Kommentar, dass man die Freundin vom Kumpel gut durchchecken musste und Jane den Test bestanden hatte. Obwohl es ein Scherz war, konnte ich auf ihrem Gesicht sehen, dass sie sich darüber freute. 

Ich räusperte mich, als wir nebeneinander auf den Plastiksitzen saßen und den Blick durch das, immer leerer werdende Stadion gleiten ließen. „Ich muss mich entschuldigen, Jane. Es war nicht richtig, dass ich so sauer auf dich war." Sie sah mich überrascht an, dann wehrte sie ab: „Ist schon okay, ich denke, ich hätte genauso reagiert. Immerhin ist Niall dein Problem."

Verwirrt drehte ich den Kopf: „Was meinst du?" Jane richtete die Cappe auf ihren Kopf und dachte über ihre nächsten Worte nach, dann sprach sie: „Es steht dir ins Gesicht geschrieben, dass du dir Sorgen um ihn machst."

Natürlich tat ich das, denn Niall war mein bester Freund. Ich mochte die anderen Jungs auch sehr gerne, aber seit dem Beginn von X-Faktor war ich immer schon am besten mit Niall ausgekommen. Wir waren auf den ersten Blick so gegensätzlich gewesen, dass man sich an die Stirn gefasst hätte. Niall, unbekümmert, laut, heiter, kindisch. Ich, ernsthaft, pünktlich, erwachsen und diszipliniert. 

Eigentlich wollte ich für Niall nur das Beste, wie ein großer Bruder. Doch er zeigte mir immer wieder erfolgreich, dass er sich wie ein bockiges Kind verhalten konnte. Besonders sein Frauengeschmack war miserabel, da konnte selbst Harry ein besseres Fazit vorweisen. 

„Sich sorgen zu machen ist völlig in Ordnung", riss Jane mich aus meinen Gedanken und stand auf. „Ich mache mir ständig Sorgen, besonders um Kendall. Ob sie wieder mit so einem Idioten durch die Welt jettet und glaubt, er ist 'der Eine', sie glaubt das ständig. 

Auch Harry hat es dahin geschafft." Jane verzog das Gesicht und zeigte mir so, dass sie sich Harry nie an der Seite ihrer Freundin vorstellen könnte. „Bei Taylor hoffe ich immer, dass sie richtig isst, sich nicht allein fühlt — und ja, schweig. Ich weiß, ihr mögt sie alle nicht besonders." 

„Hält sich tatsächlich in Grenzen", gestand ich. Taylor Swift war die Eiskönigin, sie wirkte schrecklich kühl und unnahbar. Harry war in der Zeit mit ihr auch nicht besonders glücklich und wie könnte ich sie da dann mögen?

Wir machten uns zusammen auf dem Weg zur U-Bahn. Noch immer war es recht voll, doch die Stimmung nun um einiges Besser und weniger angespannter als am Anfang.

„Erzähl mir, wie du Sophia kennengelernt hast", bat Jane mich schließlich und es überraschte mich selbst, dass ich nicht zögerte. Es war allgemein schwierig mit jemanden über Sophia zu reden. Die Jungs kannten sie schon und die meisten Freunde, die mit auf Tour waren, ebenfalls. Es würde mir außerdem komisch vorkommen, wenn ich ständig mit den selben Worten bei einen von ihnen von ihr schwärmen würde. 

Mit Sophia war ich glücklich, auch wenn sie noch immer sehr viel Hate abbekam. Viele sagten, dass sie oberflächlich war, arrogant und eingebildet wirken würde. Aber das war sie nicht. Sie war energisch, selbstbewusst und unheimlich großzügig. Nur brauchte sie ihre Zeit um andere diese Seiten sehen zu lassen. 

Ich erzählte Jane davon, dass sie am Anfang über Loki's Benehmen alles andere als Entzückt gewesen war und er sie nicht gemocht hatte. Mittlerweile hörte er auf sie besser, als auf mich. „Kannst du dir das vorstellen? Ich reagiere eifersüchtig auf meinen Hund, weil er mit ihr Abend für Abend faul auf dem Sofa rumliegen kann!" 

Auch wenn Sophia mir oft schrieb, dass unser Haus bald nicht mehr stand, kaufte sie ohne mit der Wimper zu zucken, neue Möbel. „Manchmal denke ich, sie ist ganz froh darüber, dass sie einen Vorwand hat, Dinge auszutauschen. Sie mochte meine Ledercouch nicht und hatte etwas gegen exotische Pflanzen. Loki hat beides verwüstet."

Jane lachte. „Sucht sie mindestens guten Ersatz aus?" Das tat sie. Ich hatte oft das Gefühl, wenn ich nach Hause kam, dass sie die Dinge danach aussuchte, wie sie zu uns passen könnten. Es gab zwischen uns kein dein und mein, sondern nur ein uns. „Abgesehen von ein paar Macken ist sie perfekt", sprach ich abschließend und Jane grinste mich plötzlich breit an: „Welche Macken, komm schon Liam, dass macht sie jetzt erst richtig interessant."

Ich atmete tief durch und dachte nach, dann gestand ich: „Sie muss immer das letzte Wort haben. Selbst wenn sie weiß, dass sie eine Diskussion verloren hat. Außerdem kann sie nicht backen. Irgendetwas im Kuchen schmeckt immer komisch." Selbst Niall hatte nach einem Stück Kuchen schon genug. Etwas, was eigentlich nie vorkam. „Aber am Schlimmsten ist es, dass sie bei Vollmond im Schlaf spricht. Dann erzählt sie mir all die Dinge, die ich nie wissen wollte und Jane, es sind Dinge, die dich in deinen Alpträumen besuchen kommen und nicht loslassen."

Erst als wir die Bahn hinter uns gelassen hatten und uns unauffällig durch die Straßen bewegten, wurde mir bewusst, dass Jane mir einen völlig normalen Abend geschenkt hatte, so als würde man mit einem guten Freund weggehen. 

Dabei waren wir das nicht, befreundet. 

Trotzdem fühlte es sich so an und kurz vor dem Hotel fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen. 

Es war nicht so sichtbar, dass man es auf Anhieb bemerkte, aber es war da. Der Abend mit Jane, er hatte sich angefühlt, als wäre ich mit Niall unterwegs gewesen. Zumindest ein bisschen und bevor er sich verändert hatte. Sie fluchte, sie war lebhaft und herzlich. Alles Eigenschaften, die Niall einst auch einmal besessen hatte. 

„Also, danke für den Abend und sollte ich jemals wieder Karten für ein Footballspiel haben, dann pauken wir vorher noch einmal die Regeln", sprach Jane, nachdem wir unsere Zimmerkarten an der Rezeption abgeholt hatten und nun im Fahrstuhl standen. Ich brummte etwas Unverständliches vor mich hin, dann wehrte ich mich: „Hey, ich weiß wer Joe Montana ist." 

„Ja, jetzt, nachdem ich dein funktionstüchtiges Wikipedia gespielt habe", warf Jane daraufhin kleinlich ein und verließ gut gelaunt den Fahrstuhl. „Gute Nacht!"

Ihr Zimmer war am anderen Ende des Ganges und ich gähnte, als ich das meine betrat. Es kam nicht oft vor, dass die Jungs und ich je ein Einzelzimmer hatten, aber in solchen Momenten genoss ich den Luxus sehr. Ich kämpfte mich gerade aus der Fankleidung, als ich mein Handy klingeln hörte. 

Es war der Titelsong von 'Spiel mir das Lied vom Tod' und Harrys Klingelton. Ich war versucht ihn auf meiner Mailboxs landen zu lassen, aber dann erinnerte ich mich daran, dass ich ein guter Kumpel war, auch wenn das hieß, mich jetzt mit einen Betrunkenen über den Sinn des Lebens zu unterhalten.

„Hey Haz, was gibt's, findest du dich selbst nicht?", begrüßte ich ihn und gähnte erneut. 

»Liam, tut mir leid, dass ich dich störe«, ertönte die Stimme des Lockenkopfs und die Tatsache, dass im Hintergrund unerträglich laute Musik zu hören war, aber Harrys Stimme seltsam fest klang, ließ mich sofort inne halten.

„Was ist los?", fragte ich ohne Umschweifen und kurz darauf fragte Harry: »Kannst du uns abholen?«

Wie bitte? „Ich kann ein Taxi anrufen, wenn du willst." 

»Nein, ich meine, kannst du kommen?« Warum auch immer, ich stürzte direkt in meine Schuhe zurück und behielt das Handy am Ohr, als ich mich zu Franks Zimmer aufmachte. „Soll nicht besser Frank dich holen? Ich bin sowieso gleich bei ihm, um die Autoschlüssel zu kriegen."

Harry verneinte, dann raschelte es und er sprach mit jemanden. Leider verstand ich nicht ein Wort. »Nein, bitte Liam, du musst uns holen. Ich schicke dir gleich die Adresse. Bleib unauffällig.« 

„Okay, aber Moment, wen meinst du mit 'uns', Hazza?" Da hatte er schon aufgelegt. Sekunden später erschien eine Nachricht mit der Adresse. Frank händigte mir ohne zu fragen die Schlüssel für den schwarzen Range Rolver aus. Das war der Vorteil daran, wenn die Leute von einem keine Faxen erwarteten. 

Das Navi war schnell eingestellt und ich machte mich auf durch die Chicagoer Straßen. Harrys Adresse führte mich nach fast fünfundzwanzig zu einem Club. Ich parkte auf der gegenüberliegenden Seite und sah auf die lange Schlange von Leuten, die den Türsteher überzeugen wollten. 

Auf der anderen Seite standen meine geliebten Paparazzi. Kurzerhand wählte ich  Harrys Nummer. Es dauerte, bis er endlich abnahm, dieses Mal konnte ich im Hintergrund keine Musik hören. „Hazza, ich bin da, wo bist du?" 

Harrys Stimme hallte merkwürdig als er mir antwortete: »Siehst du rechts neben dem Club, zwei Gebäude weiter, da ist ein Parkhaus. Wir sind in der zweiten Etage.«

Erneut startete ich das Auto und wenig später löste ich das Parkticket und lenkte den Wagen vorsichtig in den zweiten Stock. In Schrittgeschwindigkeit und mit wachsamen Augen suchte ich jeden Schatten ab und konnte meine Erleichterung nicht ganz verbergen, als ich Harrys angespanntes Gesicht endlich erblickte. 

Ich hielt den Wagen und sprang raus: „Was ist eigentlich los?" Ich wurde so heftig und plötzlich umarmt, sodass ich fast gestolpert wäre. 

Erst da fiel mir auf, dass Harry leicht zitterte. „Du bist da, Gott sei dank! Bitte, du musst mir helfen. Louis, er-" Weiter sprach er nicht, denn er hatte mich bereits hinter ein Auto gezogen. 

Mein Magen krampfte zusammen. Deshalb hatte Harry also immer von einem 'wir' und 'uns' gesprochen. Im ersten Moment war ich verblüfft darüber, dass Harry und Louis zusammen ausgegangen waren, denn das taten sie eigentlich eher selten. Doch als ich Louis sah, schob sich jede Überlegung beiseite.

Panik durchflutete mich und ich versuchte ruhig zu bleiben, als ich vor Louis in die Hocke ging. Louis lehnte gegen einen Autoreifen, er wirkte absolut teilnahmslos, zugedröhnt und benommen. 

„Wir wollten doch nur rausgehen, tanzen, was trinken, Spaß haben und plötzlich — Liam, ich weiß nicht was ich tun soll, soll ich doch Craig anrufen, den Notarzt, irgendetwas!"

„Haz, beruhige dich", sprach ich sanft, auch wenn ich die Worte brauchte, um selbst nicht auszuticken, denn eine unheimliche Angst durchflutete mich. Natürlich hatte ich Louis schon betrunken erlebt, aber er war eher ein lebhafter, verrückter, lauter Betrunkener. Das was ich vor mir sitzen hatte, wirkte falsch. 

Am liebsten würde ich ebenfalls Craig anrufen, oder direkt ins Krankenhaus, aber ich wusste, was das für Konsequenzen mit sich ziehen würde. Wir würden es kaum bis in die Notaufnahme schaffen und am morgen hätten wir furchtbare Skandale am Hals. Craig würde uns die Haut abziehen. 

„Komm, hilf mir, ihn ins Auto zu bringen", wies ich Harry an und gemeinsam hoben wir Louis hoch. Er wirkte, als würde er sich in einem Dämmerzustand befinden, als wäre er komplett vollgedröhnt. Aber Louis war nicht der Typ für Drogen. 

Er rauchte hin und wieder, doch von Drogen ließ er energisch die Hände. Vorsichtig legten wir ihn auf die Rücksitz und Harry gesellte sich zu ihm. Ich startete das Auto und sprach: „Jetzt erzähl mir genau was passiert ist." 

Im Rückspiegel sah ich, wie Harry kummervoll durch Louis' Haare strich, er atmete tief durch. „Wir wollten raus, es fing gut an. Der Club war toll und Lou war schrecklich aufgedreht. Nach ein paar Drinks habe ich Ariana getroffen und bin bei ihr hängen geblieben."

Ariana Grande und Harry waren gute Freunde, es war nicht ungewöhnlich, dass die zwei sich fest quasselten. Denn entgegen aller Gerüchte befanden sie sich lediglich auf einer Wellenlänge und pflegten keine romantischen Gefühle füreinander. 

„Ich wollte Lou holen, aber er unterhielt sich mit zwei unbekannten Frauen und schien sich wohl bei ihnen zu fühlen, also dachte ich mir nichts dabei, ihn etwas länger alleine zu lassen", Harry vergrub das Gesicht in den Händen, ich konnte sehen, dass er sich schuldig fühlte. „Als Ariana erwähnte, dass The 1975 in den Club kommen würden, wollte ich Lou Bescheid sagen, immerhin mag er sie gut leiden. Aber als ich an die Bar zurückkehrte, da war er weg."

Mir schwante Böses und im Tiefparkhaus des Hotels stellte ich den Motor schließlich aus und drehte mich zu Harry um. Dieser biss sich heftig auf die Unterlippe: „Ich weiß nicht, wie viel Zeit dazwischen lag, aber als ich Lou wieder sah, hielt er sich den Kopf und als ich ihn ansprach, da — da taumelte er. Er wurde immer schwerfälliger, ich habe ihn kaum noch verstanden. Gott Liam, er bat mich ihn wegzubringen, danach hat er kein weiteren Ton mehr gesagt. Das ist alles meine Schuld!" 

Ich blickte besorgt von Harry zu Louis und wieder zurück: „Was hast du dann gemacht?"

„Dich angerufen und zwei Barkeeper bestochen, dass sie uns durch den Angestellten Eingang raus ließen. Ich erzählte ihnen, dass Lou zu viel getrunken hat. Sie kauften es mir ab und dann wollte ich ihn möglichst vom Club wegbringen." Das erklärte das Parkhaus.

„Hat euch jemand gesehen?", fragte ich und Harry schüttelte heftig den Kopf. „Nein, nein, sonst würde sich Twitter schon überschlagen."

Ich schwieg, dann wies ich Harry an, mir dabei zu helfen, Louis in sein Zimmer zu bringen. Es war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, doch wir schafften es tatsächlich ihn unbemerkt durch die Lobby und schließlich sogar in den Fahrstuhl zu schmuggeln. Ich konnte die Erleichterung geradezu auf Harrys Gesicht greifen, als wir Louis vorsichtig auf sein Bett legten. Er murmelte etwas, doch ich verstand kein Wort. 

Gemeinsam zogen wir ihn schließlich aus und mir wurde bewusst: Louis war nicht betrunken. „Harry, wie lange hast du Louis aus den Augen verloren?", fragte ich und der Lockenkopf dachte nach: „Eine Stunde vielleicht, eventuell auch ein paar Minuten mehr."

Ein furchtbarer Gedanke kam mir und Harry schien es zu ahnen. „Liam, was?" Ich zögerte mit meiner Antwort. „Denkst du, man könnte ihm K.o. - Tropfen untergeschoben haben?" Die Erinnerung an ein Gespräch, dass ich einmal vor langer Zeit mit Paul gehabt hatte, kam wieder hoch. Harry sah mich entsetzt an und kurzerhand griff ich zu meinem Handy. 

Es mochte sein, dass Paul vor zwei Jahren den Job als Tour-Manager geschmissen hatte, aber er war für mich noch immer ein Freund, auf den ich mich immer hatte verlassen können. Besonders am Anfang war er eher Vater-Ersatz gewesen, als Kollege. Ich wählte seine Nummer und hoffte, dass er abnahm. 

Obwohl ich nicht wusste, wo er war, wie groß die Zeitverschiebung zwischen uns war, hatte ich Glück im Unglück. Gerade, als ich Pauls Stimme vernahm, wurde Louis wach und erbrach sich. Sofort sprang Harry auf und zog ihn ins Bad. Ich wischte ohne zu zögern die Kotze auf und entschuldigte mich sofort bei Paul, dass ich ihn so spät störte. 

„Tut mir leid, Paul, ich wollte dich nicht belästigen, aber ich weiß nicht wohin sonst."

»Ganz langsam, Liam. Erzähl mir was los ist«, sprach er ruhig und Herr der Lage. In kurzen Sätzen schilderte ich ihm, was passiert war, dass wir nicht ins Krankenhaus konnten und welche Befürchtungen ich hatte. 

»Was macht Louis jetzt?«, informierte er sich und ich hörte ihn ihm Nebenzimmer erneut brechen. „Kotzen, einfach nur kotzen. Harry ist bei ihm."

»Wenn er kotzt, dann ist das gut, lasst ihn nicht alleine, bleibt bei ihm, aber um Himmels willen, Liam, ruf einen Notarzt, sprich mit Craig und Preston.«

Pauls Stimme redete auf mich ein, ich spürte die Panik in mir sinken und als ich schließlich auflegte, tat ich das Richtige. Ich befahl Harry, auf Louis weiter aufzupassen und machte mich direkt auf den Weg zu Craig. 

Zuerst hatte ich geglaubt, dass er toben würde, mich anschrie und polterte, wie enttäuscht er von uns war. Doch er tat das genaue Gegenteil. Er holte Preston aus dem Bett, der sofort alle Hebel in Bewegung setzte, um einen vertrauenswürdigen Arzt aufzusuchen. 

Dann kam er zu Harry und Louis ins Zimmer und half erstem dabei Louis wach zu halten. Immer wieder fielen ihm die Augen zu und er murmelte etwas, was keinen Sinn ergab. 

In den folgenden Minuten mussten Harry und ich draußen vor der Tür warten. Wir sahen den Notarzt kommen, ich hoffte bei Gott, dass es nicht noch schlimmer kam. Harry ließ sich an der Wand entlang auf den Boden sinken und vergrub das Gesicht erneut in den Händen. 

„Das ist alles meine Schuld", murmelte er und ich setzte mich neben ihn. Doch er wollte keine tröstenden Worte hören und schimpfte weiter: „Ich habe mir nichts dabei gedacht, als Louis sich mir anschließen wollte. Es hätte mich misstrauisch machen müssen, ich meine, er ist überhaupt nicht der Typ, der plötzlich den Drang dazu hat, durch Clubs zu ziehen. Wieso habe ich nicht vorgeschlagen, dass wir stattdessen einfach im Hotel bleiben und Filme gucken?"

„Hazza", unterbrach ich seinen Redefluss schließlich. „Du hättest nicht wissen können was passiert, okay?"

Trotzdem verstand ich Harrys Vorwürfe, ich würde mir wahrscheinlich auch welche machen. 

„Wieso kann ich nicht auf ihn aufpassen? Lou hat auch auf mich acht gegeben, wieso kann ich dasselbe nicht bei ihm?"

Ich erinnerte mich daran, wie die Freundschaft zu Beginn gewesen war. Obwohl Louis als Ältester immer schon unreif und kindisch gewesen war, hatte er was Harry an ging, ein ziemliches Verantwortungsbewusstsein an den Tag gelegt. 

Doch dann hatte sich etwas zwischen ihnen Verändert und ich konnte nicht einmal sagen, wann es passiert war. Zugegeben auch die Freundschaft zwischen Niall und mir, war nicht mehr dieselbe, aber bei Harry und Louis war es auf eine bestimmte Art fast schon brutal auffällig. 

„Du hast auf ihn aufgepasst", antwortete ich mit rauer Stimme. „Schau Harry, du hast dafür gesorgt, dass Louis aus den Club kommt, du hast mich angerufen und-"

„Was, wenn er was mit diesen Frauen gemacht hat? Was wenn er El fremd gegangen ist?", Harry schien mir nicht zu zuhören, weshalb ich kurzerhand aufstand und ihn ebenfalls auf die Beine zog: „Hör sofort auf Unsinn zu reden!" Er wollte gerade etwas erwidern, als die Tür aufging und der Arzt heraustrat. 

Wir stürmten sofort ins Zimmer und sahen gerade noch, wie Craig und Preston sich ansahen, dann musterten sie uns. Preston verschwand und Craig wandte sich uns zu. „Das, was heute passiert ist... hätte nicht passieren dürfen", begann dieser langsam. Ich nickte und sah sorgenvoll auf Louis.

„Aber ich bin stolz auf euch."

Harry und ich blickten Craig verwirrt an und der Mann von einem Schrank trat auf uns zu und schloss uns überraschend in seine Arme. Craig mochte nach Paul unser  Tour-Manager geworden sein, doch niemand von uns war mit ihm je so warm geworden, wie wir es mit Paul gewesen waren.  Es tat gut zu wissen, dass sie sich im Kern vielleicht gar nicht so sehr unterschieden, wie wir gedacht hatten. 

„Ihr habt das Richtige getan. Louis hat tatsächlich K.o.- Tropfen im Körper. Zum Glück hast du ihn direkt aus den Club gebracht, Harry. Wer weiß, was ihm sonst passiert wäre."

Daran wollte ich nicht einmal denken und Harry schien es ähnlich zu gehen. Craig nahm sein Handy vom Tisch. „Das, was heute passiert ist, das bleibt unter uns, okay? Preston und ich sagen für die nächsten drei Tage alle Termine ab. 

Der Arzt hat darauf hingewiesen, dass Louis Ruhe braucht. Wir werden den anderen erzählen, dass er sich eine Grippe eingefangen hat." Craig sah uns nacheinander an: „Auch Zayn, Niall und der anderen Team-Besetzung."

Ich verstand den Gedanken dahinter und nickte. 

„Medikamente liegen hier, nur für den Fall der Fälle. Und jetzt Jungs, versucht etwas zu schlafen." Craig verließ das Zimmer und Harry und ich blieben zurück. Ohne zu zögern schlüpfte Harry aus seinen Schuhen und legte sich hinter Louis. Ich warf mich auf den Sessel und versuchte innerlich runter zu kommen. Doch so richtig gelang es mir nicht. 

Irgendwann dämmerte ich weg und wurde erst wieder wach, weil ich etwas rauschen hörte. Hastig blickte ich auf die Uhr. Es war halb acht morgens. Ganze vier Stunden war ich weg gewesen. Müde sah ich durch den Raum und bemerkte, dass Louis nicht mehr im Bett lag. Leise schlich ich ins Bad und sah ihn vor der Toilette sitzen. 

Scheinbar hatte er erneut gekotzt. Unkoordiniert suchte er nach dem Toilettenpapier, um sich den Mund abzuwischen. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen und er wirkte nicht wie jemand, der bereits wusste, was um ihn herum passierte. Ich reichte ihm das Toilettenpapier und Louis ließ es zweimal fallen. 

„M-Meine Beine, s-sie tun so weh", murmelte er heiser und ich sah, dass er immer wieder mit den Fäusten auf seine Oberschenkel einschlug, so als wollte er, dass sich die Muskulatur lockerte. Hastig ging ich zurück ins Zimmer und griff nach den Medikamenten und der Wasserflasche. 

Es dauerte etwas, bis Louis richtig geschluckt hatte. Schließlich ließ er die Flasche sinken und starrte auf einen undefinierbaren Punkt an der Wand. Ich setzte mich neben ihn und wir schwiegen. 

Langsam schien er sich zu entspannen und ich wollte gerade vorschlagen, dass ich ihm dabei half, zurück ins Bett zu kommen, als Louis flüsterte: „Sie is' weg." 

Zuerst glaubte ich ihn nicht richtig gehört zu haben, doch dann wiederholte er sich immer wieder: „Sie is' einfach gegangen. Von heute auf morgen." 

„Wer ist gegangen, Lou?", fragte ich sanft und sah ihn an. Seine Gesichtszüge wurden traurig und dann begriff ich. 

Louis war seit beginn der Amerika-Tour seltsam unruhig und gekünstelt. Ich hatte es darauf geschoben, dass er sein Zuhause vermisste und die Tage zählte, bis Eleanor endlich nachgereist kam. Doch seit wir England verlassen hatten, hatte ich ihn nicht wirklich viel telefonieren gesehen und eigentlich tat er das oft. Jeden Abend rief er sonst Eleanor an. 

Wieso wusste niemand etwas davon, immerhin waren wir seit zwei Wochen schon in Amerika. Weshalb hatte Sophia mir nichts gesagt? Auf die Idee, dass meine Freundin selbst im Dunkeln tappte, kam ich überhaupt nicht.

Zum ersten Mal seit langen sah ich Louis weinen. Es passierte einfach und wie von selbst legte ich einen Arm um seine Schulter. Niemand von uns sagte etwas. In manchen Momenten war es besser  einfach nur stumm nebeneinander zu sitzen. Das war Louis und mein Ding. 

Er, der Peter Pan und ich, der Band Daddy, mussten uns hin und wieder daran hindern, uns an die Kehle zu gehen, aber manchmal, da verstanden wir uns, ohne, dass wir darüber sprechen mussten. Zugegeben, die Augenblicke waren selten, aber sie waren vorhanden.

Ich hörte, wie sich Louis' Atem wieder beruhigte. „Was is' mit Hazza?" - „Der ist ein bisschen von der Rolle, gibt sich eine schlechte Note als Babysitter für dich." Kurz sah ich Louis' Lippen zucken und würden wir uns in einer anderen Situation befinden, würde er drüber scherzen. Ich sprach weiter: „Dabei finde ich, er hätte mindestens eine Zwei verdient. Immerhin hat er dich ungesehen aus den Club geschmuggelt." 

Louis blickte mich müde, aber auch erstaunt an. Ich schmunzelte: „Ja, ich konnte es auch erst nicht fassen. Ich meine, Harry schafft es nicht einmal ungesehen zum Bäcker und wieder zurück. Aber die Herausforderung an einer Horde Paparazzi vorbei, mit dir im Gepäck, dass schien ihn nicht so unmöglich, wie ein paar Cupcakes für Niall zu kaufen." 

„Liam, du bist gerade nicht witzig", antwortete mir Louis, doch ich hörte an seiner Stimme, dass das Gegenteil der Fall war. 

Noch einmal nahm Louis einen Schluck Wasser, dann fragte er: „Kannst du mir... helfen ins Bett zu kommen? I-Ich traue meinen Beinen nicht." Ohne zu zögern half ich Louis auf und schob sogar Harry ein wenig auf die andere Bettseite, doch eigentlich war es zwecklos. Sobald Louis lag, schellte Harrys Arm hervor und legte sich über Louis Schulter.

„Uh", brummte dieser und ich grinste: „Wenn dir noch mal schlecht ist, gib ihm einen Tritt in die Eier, damit er dich los lässt."

„Du bist n-nicht -"  

„-Witzig, ich weiß", wiederholte ich und setzte mich in den Sessel zurück. Ich wartete so lange, bis ich sicher sein konnte, dass Louis eingeschlafen war und sein Atem normal ging. Dann erst stand ich auf. 

Auf dem Flur holte ich tief Luft und rieb mir über das Gesicht. 

Was für ein Tag. 

Die Müdigkeit war aus meinen Gliedern verschwunden, trotzdem sollte ich ins Bett. Egoismus machte sich in mir breit, denn alleine sein wollte ich nicht. Zurück zu Harry und Louis allerdings auch nicht. 

Kurz spielte ich mit dem Gedanken Zayn zu wecken, aber das würde bedeuten, dass ich eine Gabel zwischen die Rippen bekam, bevor ich auch nicht erklären konnte, was ich wollte. Die Hochzeitsvorbereitungen stressten ihn und ich wollte nicht in ein Bienennest stechen.

Kurzerhand besorgte ich mir den Schlüssel für Nialls Zimmer. Er war zwar nicht da, aber inmitten von seinen Klamotten und den ganzen Chips-Tüten würde ich mir vorgaukeln können, dass er jeden Moment wieder kam. 

Ich warf mich einfach auf sein ungemachtes Bett und starrte an die Decke. Schließlich kramte ich mein Handy hervor und fing an eine Nachricht an Jane zu tippen. Irgendwie war ich ihr das schuldig. 

›Du hast Recht, ich habe ein Problem. Sag mir, wie kann ich so glücklich sein, während mein bester Freund so unglücklich ist?‹

Es ausgeschrieben zu haben gab mir ein merkwürdiges Gefühl. Dann sah ich wieder an die Decke. Wie lange ich regungslos da lag, meinen Gedanken nach hing, wusste ich nicht. Ich verlor jegliches Zeitgefühl und seltsamer Weise war das okay. Ich wurde nicht nervös, weil ich untätig war. Ich machte mir keine Sorgen, obwohl ich dazu allen Grund hatte. 

Denn die Wahrheit war, die Sorgen trug ich nicht alleine und das gab mir ein Stück Gelassenheit. Pauls Worte, Craigs Ruhe, Harrys Treue, Janes Wärme, es war komisch, so erschöpft mich der Tag auch hatte, genauso viel hatte er mir auch gegeben. 

Die Tür glitt auf und ohne den Blick zu heben, hörte ich am Klang der Schritte, dass es Niall war. Er ließ seine Tasche fallen und schien sich halb zu Tode zu erschrecken, als er mich auf seinem Bett liegen sah. „L-Liam, fuck, was tust du hier? Ist etwas passiert?"

Oh, eine Menge mochte man sagen, doch ich schwieg dazu. „Spaß gehabt?", war meine Gegenfrage und ich drehte den Kopf. Niall zögerte mit einer Antwort, weshalb ich gerade heraus sprach: „Ich weiß wo du warst, ist okay, ich bin nicht sauer oder enttäuscht." Doch, enttäuscht war ich schon und zwar darüber, dass mein bester Freund sich immer so leichtfertig mit Füßen treten ließ. 

„Ja, war ganz gut."

Er erzählte mir nicht, was passiert war. Ob Barbara wieder einfach gegangen war, ob sie vielleicht sogar unerkannt draußen gewesen waren, oder ob nicht sogar andere Leute dabei waren. 

„Hab gesehen, du warst mit Jane beim Football?", fragte Niall, während er aus seinen Klamotten schlüpfte und sich in bequeme Kleidung warf. Ich sah weiter an die Decke. „Die Bears haben gespielt. Das nächste Mal will ich einen Draft miterleben." Niall legte sich neben mich aufs Bett und fragte verwirrt: „Einen was?" 

„Du musst doch wissen, was ein Draft ist!", empörte ich mich müde. Ich ließ einfach einmal außer Acht, dass ich vor ein paar Stunden selbst nicht einmal gewusst hatte, dass ein Draft existierte. 

Niall streckte sich und gähnte laut: „Wirst du jetzt zum Amerikaner?" 

„Weiß nicht, Football ist spannender als Soccer", gab ich kund und hatte Sekunden später ein Kissen im Gesicht. Ich grinste als Niall mir eröffnete: „Fang du nicht auch noch an. Es reicht schon, wenn Jane ständig Soccer sagt." 

„Es ist sogar niedlich, wie sie es sagt." 

„Nein, es ist eine Beleidigung für jeden Fußballclub!"

Unsinnige Gespräche ohne Logik mit Niall zu führen, war meine Spezialität. Aber heute wollte ich das Gespräch nicht völlig abdriften lassen. 

„Wir haben die nächsten drei Tage keine Auftritte. Louis ist krank. Grippe", log ich meinen besten Freund an und war froh, ihm nicht ins Gesicht blicken zu müssen. Niall drehte sich auf den Bauch und ich begriff, dass er eine bequeme Position zum einschlafen suchte. Ich sollte das auch tun, oder am besten noch das Zimmer verlassen. Stattdessen blieb ich und nahm den Blick von der Decke. 

„Niall?"

„Hm?"

„Ich fange dich auf."

Mein bester Freund öffnete noch einmal die Augen und runzelte die Stirn. „Was meinst du, Liam?" Ich grinste, obwohl mir überhaupt nicht danach war. Konnte er sich nicht denken, was ich ihm damit sagen wollte? 

„Wenn du fällst, dann bin ich da und fange dich auf."

Nialls Lippen verzogen sich zu einem müden Lächeln. „Ich weiß."

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