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„Hey du kannst wirklich mit mir drüber reden, dann geht's dir bestimmt besser! Ich weiß die meiste Zeit, machst du auf harte Schale, aber manchmal kann weicher Kern auch ganz schön befreiend auf einen wirken." Solche eine sentimentale, emphatische, fast schon unaufdringlich ausgedrückte Aussage hätte ich Eliza kaum zugetraut.

Sie scheint ein furchtbar verrückter Wirbelwind mit zu viel Gesprächsmaterial, sowie einer überdurchschnittlichen großen, versuchten Kompensation sozialer Kompetenz zu sein. Und obwohl ich periodisch mehr als nur genervt von ihr bin, gehe ich dem Drang eines tiefen Gesprächs mit ihr nach.

„Ich habe nicht mit ihm geschlafen.", antworte ich ihr schlicht. Hinter dieser wortkragen Bescheidenheit steht allerdings eine große Courage meinerseits. Mich auf ein ernstes Gespräch mit einer ziemlichen Fremden einzulassen, erfordert einen vertrauensseligen Schritt von mir.

„So hätte ich dich auch nicht eingeschätzt. Und für gewöhnlich ist Verlass auf meine Menschenkenntnisse. Der hätte bestimmt gerne, dass es so gewesen wäre und deshalb erzählt Noah so n Mist vor den Jungs. Das ist ja so typisch Bad Boy!"

Der Rotschopf erweist sich als deutlich besserer Gesprächspartner als erwartet, die Labertasche ihres Innersten kann sie jedoch nicht verdrängen. „Er hat mit seiner Aussage ja nicht mal gelogen, das ist das Problem. Ich habe etwas Dreckiges auf seinem Sofa getan."

Höchst interessiert schenkt sie mir einen Blick, welcher mir bedeuten soll, weiterzusprechen. „Ich hatte ja gestern solche Kopfschmerzen und aufgrund der darauffolgenden Überdosis Tabletten, hat er mich dazu verdonnert zwei Liter Wasser zu trinken. Infolgedessen übergab ich mich auf seine Ledergarnitur.", fasse ich die Ereignisse trocken zusammen.

Meine Verlegenheit bezüglich des gestrigen Abend, welche sie sofort zu verspüren scheint, treibt Eliza in eine Art Tobsuchtanfall. „Das kann doch nicht Noahs gottverdammter Ernst sein?! Was hat er denn bitteschön davon, dich bloßzustellen? Immer dieses scheiß BadBoy Gehabe! Ganz ehrlich man sollte mal eine Art Warnspruch für diese Typen einführen. Etwa -BadBoys auflegen, statt flachlegen-." Bevor sie sich weiter in Rage reden kann, unterbreche ich die Riesin mit einer leichten Berührung an ihrem Oberarm.

Auf diese Überwindung des sozialen Körperkontaktes herrscht eine Art Schweigeminute. Bis Eliza sie beendet. „Schwänzen wir Sport?" Ein Nicken meinerseits bestärkt ihr Vorhaben.

Elizas redselige Person glich einem trojanischen Pferd meinem seelischen Zustand entgegen. Es wirkte, als würde sie lediglich ihrer Natur folgen, während sie mich in ein kleines Café ein paar Straßen unterhalb der Schule zog und das Erzählen unbedeutsamer Anekdoten nicht mal eine Viertelminute unterlassen konnte.

Allerdings verstand ich wohl zum ersten Mal, was eine Freundin ausmachte, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob man uns als solche bezeichnen konnte. Der verrückte Rotschopf versuchte mich abzulenken und aufzuheitern. Sie war sich dessen bewusst, wie wenig mich ihre Geschichten interessierten, jedoch reichte es ihr, mich damit zu nerven.

Denn genervt war eine emotional andere Beschaffenheit als verletzt. Ja, auch wenn ich mich nicht überwinden konnte, es auszusprechen, so war ich verletzt von Noahs Verhalten. Ich hatte ihm einen Bruchteil Vertrauen geschenkt, doch er verschwendete ihn für die grölende Bestätigung eines idiotischen Clans pubertierender Affen.

ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!Où les histoires vivent. Découvrez maintenant