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Das konnte unmöglich ihr Ernst sein! Sie würden gleich an der nächsten Kreuzung anhalten und wenden. In exakt drei Minuten würde sich die Haustür erneut öffnen, meine Pflegeeltern würden lachend hineintreten und den großen Schwindel aufdecken. Niemals könnten sie mich wirklich alleine mit diesem Vieh lassen und dann auch noch Noah anheuern vorbeizukommen.

Doch als nach weiteren 15 Minuten, die ich mit Tür anstarren verbracht hatte, immer noch niemand zurückgekommen war, leuchtete mir langsam und unwohlerweise ein, dass es sich hierbei um keinen Bluff handelte. Man hatte sich tatsächlich entschlossen, mich in meiner persönlichen Hölle schmoren zu lassen. Ein Wochenende mit dem idiotischsten Macho der Welt und einem haarigen Sackgesicht, dass beinahe nerviger als Eliza war, welche sich noch nicht mal erbarmen würde mir Gesellschaft unterstützenderweise zu leisten, da sie über die nächsten beiden Tage ihre Großeltern im Niemandsland besuchte. Fazit: Viel schlimmer konnte es theoretisch gar nicht mehr werden.

Manchmal wäre es einfach deutlich von Vorteil, wenn ich meine Fresse halten würde... Denn für mein vorlautes Mundwerk wurde ich von Karma, dem Universum, einer Gottheit oder was weiß ich wem gestraft.

Seit geschlagenen drei Stunden saß ich nun schon neben dem Flohpelz auf dem Sofa und wartete auf den inzwischen von mir zum am meisten verhassten Menschen auf diesem Planeten erklärten. Doch Noah schien es nicht für nötig zu halten, tatsächlich aufzukreuzen, so wie er es meinen Pflegeeltern versprochen hatte.

Dieser blöde Penner. Warum zum Teufel war er nicht hier?! Was war ihm bitteschön wichtigeres dazwischen gekommen, um mich mit dem Hund, über den ich mich zuvor deutlich kritisch geäußert habe, im Stich zu lassen?!

Die wenigen Pluspunkte, die jener Depp bei mir gesammelt hatte, wurden aufgrund der jetzigen Situation komplett gestrichen. Wenn man sich nicht einmal bei banalen Versprechen, wie diesem, auf sein Wort verlassen konnte, wie sollte man ihm bei wichtigen Dingen vertrauen?

Ein quengeliges Brummeln riss mich aus meinen Gedanken. Kingston stand vor der Terrassentür und sah zu mir herüber. Er wollte anscheinend nach draußen. Es wäre offensichtlich Tierquälerei, wenn ich ihm dieses Bedürfnis verweigern würde, also öffnete ich dem Hund die Tür. Der einzige, welchen ich momentan gerne quälen würde, ist Noah fucking Moretti.

Ich stieg in die dunkelblauen Gummistiefel von Scott, da sie als alleinige Schuhe auf der Terrasse standen, und folgte Kingston in den Garten. Da der ganze Tag bereits ziemlich verregnet gewesen war, schien das Gras leicht nass zu glänzen.

Während ich den Hund beobachtete, rutschte mir ein Apfel, welcher wohl vom Baum unseres Nachbarn herüber gefallen sein musste, unter die Sohle und ich fiel rückwärts um. Kingston nahm meinen unfreiwilligen Verbleib am Boden als Kuscheleinladung und sprang mit matschbesetzten Pfoten auf mich drauf.

„Geh gefälligst von mir runter, du Unhold!" Ich richte mich auf und schaue an mir nieder. Meine Kleidung ist voller schlammiger Pfotenabdrücke und meine Hose ist klamm von der feuchten Wiese, die mich nach meinem Sturz aufgefangen hatte. Wütend hebe ich den Hurensohn von Apfel, welcher mich zu Fall gebracht hatte, auf und werfe ihn gewaltsam in den Garten aus dem er kam. „Behalt doch deine verschissenen Äpfel, du Penner.", murmele ich vor mich hin.

ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!Where stories live. Discover now