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Die Panik war dem Möchtegern-Schlägertyp durchaus anzusehen, doch er nuschelte lediglich irgendetwas Beleidigendes und verzog sich zügig vom Schulhof. Wahrscheinlich auch besser für ihn, wenn er sich noch ein, zwar fraglos sinnloses, jedoch längeres Leben erhoffte.

„Was für ein feiges Arschloch...", murmelte ich leise vor mich hin, doch drehte mich daraufhin ruckartig um. Apropos Arschloch. „Warum zur Hölle, kannst du dich eigentlich nicht mal raushalten? Den hätte ich auch locker alleine gepackt, genauso wie die drei Minibastarde von letztens!", fuhr ich Noah an und entriss mich ihm.

„Alter, immer, wenn ich dir helfe, zickst du mich an. Hast du irgendwelche Komplexe oder so? Man hat ja gut gesehen, wie der Spasti auf dich und deine Worte eingegangen ist, nämlich mit 'nem Schlag auf's Schlüsselbein. Also sei lieber dankbar, dass ich dich vor einem Besuch im Krankenhaus bewahrt habe.", fauchte nun auch er mich genervt an.

Und am liebsten, hätte ich ihn für sein sexistisches Gemotze schon wieder gescholten, doch da wurde es mir bewusst. Er hatte Recht, so ungerne ich dies auch zugab. Was hatte ich schon großartig, gegen diesen unverschämten Kerl, angerichtet?  Worte, welche sein mickriges Hirn bis zu seinem Tod, wohl nicht verarbeiten würde und auf ihn eingeprasselte Fäuste, die sich eventuell in Babys von Hämatomen temporär abzeichnen würden. Doch im Prinzip hatte Jordan, so nannte ich diesen Arsch jetzt einfach mal in meinem Kopf, da ich erstens nicht wusste, wie er wirklich hieß und es zweitens, wie ein böser Name klang, keinen Funken mehr Respekt vor mir, als vorher.

Und mit dieser Einsicht überrollte mich eine Lawine. Eine Lawine an Selbstzweifeln. Jeder hatte sie, diese Begebenheiten seiner selbst, die ihn verunsicherten. Es möge sich um das eigene Aussehen handeln, die Wortgewandtheit, welche keine großartige Intelligenz vermuten ließ oder auch die Art, wie man tanzte und dafür komische Blicke erntete.

Im Grundprinzip war es ja auch scheiß egal, was einen irritierte, denn ein jeder hatte mit seinen persönlichen Problemzonen zu kämpfen und alle hatten ihren eigenen Weg, damit umzugehen.

Meine Flut Minderwertigkeitskomplex nahm ihren Ursprung in meiner, wie wir gerade gelehrt wurden, null existenten Autorität. Es machte mich von innen heraus krank, wenn man mir keinen Respekt zollte. Da mir dies erwies, wie schwach und wertlos ich war. Dass ich es nicht, wie ich es mir aber doch geschworen hatte, alleine geschafft hatte. Ich wollte niemanden, der auf mich aufpasste, mich beschütze oder liebevoll in den Arm nahm! Unter keinen Umständen wollte ich Liebe, jemanden an meiner Seite brauchen, abhängig sein.

Gefühle waren Waffen, die das schlimmste Massaker anrichten würden und ich, in meiner eine-Person-Armee, war nicht auf diesen Krieg vorbereitet.

Mein Kopf war Bombenanschlägen ausgesetzt. Doch noch war mein Herz behütet, in seiner eiskristallenen Hülle. Und ich würde kämpfen, bis zum bitteren Untergang, bevor sich dies ändern würde.

ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt