05

146 14 9
                                    

Mit einem Augenroller, drehe ich mich weg und laufe aus dem Ausgang. Direkt in den nächsten Vollidiot rein. Wortwörtlich, da sich plötzlich ein kleines Mädchen, geschätzte zwölf Jahre, in meinem Sichtfeld befindet und gegen mich knallt. Schon wieder auf Hundertachtzig und bereit der Kleinen die Standpauke ihres Lebens zu halten, vernehme ich ein männliches Lachen. Mein Kopf schießt vom Boden hoch, zu einem mittelgroßen, leider mich trotz allem überragenden, Typen, der anscheinend das Mädel geschubst hatte, weshalb wir zwei hier gerade auf dem Boden lagen. Ich, mitten in einer Pfütze, nun komplett durchnässt, wenn ich das erwähnen dürfte. Mit einem Ruck stehe ich auf, lasse meine Tasche auf dem Pflaster liegen, und trete Richtung arroganten Wichser.

„Sag mal, kann es sein das deine geistig unbewaffnete, bildungsresistente, verbal inkompetente, kognitiv suboptimierte, parasitäre Nebenexistenz dafür verantwortlich ist, dass meine Person jetzt aussieht, als wäre sie an einem Laster gebunden, durch eine Art verschmutzen Wasserpark gezogen worden?", mit jedem Wort trat ich einen Schritt näher an Mr. Ich-bin-ja-ach-so-cool heran und zog ihn am Saum seines Shirts zu mir. Mein Blick glich wahrscheinlich dem einer verärgerten Raubkatze, die ihre Tage und keine Schokolade mehr hat. „Mach mal ruhig, Süße! Weiber mit 'nem großen Maul, kriegen dieses auch meist gestopft und das willst du doch nicht oder?!", grinste mich dieser unverschämte, meine Vergeltungsader hochprovozierende Sohn eines Zuhälters an. „Jeder deiner Atemzüge erregt meine Mordlust ein wenig mehr, also treib es nicht noch auf den Höhepunkt, indem sich deine erbärmliche Fresse öffnet und misogyne Worte rauskotzen!" Meine Drohung klingt aufgrund der Tonlage, mehr wie ein Flirt, jedoch spiegeln meine Augen die Ernsthaftigkeit meiner Dikta wieder.

Es kostet mich viel Disziplin und auch Kraft, nicht auszurasten und dieser gehirnverkrüppelter, menschlichen Ruine die Fresse zu Brei zu schlagen. Dieses so intensive, an mir zehrende Anliegen treibt meine Hände in einen, um Selbstbeherrschung ringenden, Zitteranfall.

„Aww, du bist mir ja ne Süße!", er packt grob meine Hände, „Zitterst schon, weil ich dir Schiss mache, indem ich nur vor dir stehe, niedlich. Aber besser du gehst jetzt, schminkst dich oder tratschst mit deinen dummen, kleinen Freundinnen, falls du überhaupt welche findest, anstatt mir auf die Eier zu gehen."

Reißt dieser idiotische, auf neurologischer Ebene Tote gerade wirklich seine frauenverachtende Schnauze vor mir auf? „Hatte deine Mom genauso n Minischwanz und Hängeklöten, wie du oder woher nimmst du dir das Recht, mir so ne misogyne Scheiße entgegen zu schmeißen? Außerdem solltest du dich glücklich schätzen, dass ich mich, bis jetzt, so gut beherrschen konnte. Also-"

Freundlicherweise, werde ich von einer meiner Lieblingsstimme unterbrochen. „Was ist hier los? Lass sofort von der Kleinen ab!" Ich sehe, wie der Typ vor mir, der im Übrigen noch immer meine Handgelenke zerquetscht, schlucken muss. „Noah, halt dich da raus und verpiss dich.", spucke ich dem, sich mal wieder, als Retter aufspielenden Spaten entgegen, ohne mich zu ihm umzudrehen. „Valeria, ich will dir doch nur helfen, also zick mich nicht so an.", versucht sich Noah jetzt an einer anscheinend liebevollen Art, jedoch löst schon das erste Wort, seinen Mund verlassend, einen Überschuss an Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol in mir aus.

„Oh, Valeria, bist du etwa zu schwach, um dich alleine gegen den großen bösen Wolf zu wehren und deshalb muss dich der Muskelberg hier beschützen?", will mich der namenlose Schlägertyp weiter provozierend, allerdings ahnte er nicht, dass er sein Todesurteil hiermit unterschrieben hatte.

ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!Where stories live. Discover now