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Einen Moment betrachtete ich ihn etwas genauer. Sein rechtes Auge schien leicht violett umrandet zu sein. Zudem war er bepackt wie ein Esel.

„Ich stehe zu der Verantwortung meines Versprechens.", zitierte er abgewandelt meine Forderung, welche ich ihm über Ben hatte ausrichten lassen. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Etwas Schnippisches wäre angebracht, doch kein Wort hallte über meine Lippen. „Außerdem möchte ich mich bei dir entschuldigen und mich erklären.", während er sprach, sah mir Noah fragend in die Augen. Diese Geste ließ mich etwas unbehagen fühlen, daher nickte ich nur.

„Zunächst möchte ich klarstellen, dass ich in unser gemeinsames Essen keine falsche Intention hineininterpretiert habe. Ich genieße es lediglich Zeit mit dir zu verbringen. Keinerlei Bestreben einer einfachen Bettgeschichte meinerseits." Seine Worte wirkten wahrlich aufrichtig. Hatte ich vielleicht überreagiert? Nun fühlte ich mich ziemlich peinlich berührt. Schließlich hatte ich ihm vorgeworfen, er wolle mich nur flachlegen, dabei empfand er keinerlei sexuelle Anziehung mir gegenüber.

„Mein Versprechen hätte ich ebenfalls sehr gerne pünktlich gehalten, Scott hat meinem Vater am Telefon erzählt, dass du dich gar nicht mal so gut mit eurem neuen Hund verstehen würdest." In Anbetracht dessen, dass Kingston und ich von Noah aneinander gekuschelt und mit Chips bekrümelt auf der Couch vorgefunden worden waren, wirkte diese Aussage nun doch ziemlich lachhaft. Auch Noah konnte bei diesem Anblick ein leichtes Grinsen nicht verhindern.

„Jedenfalls hatte ich also angeboten vorbeizuschauen und nach dem Hund zu sehen, während deine Eltern mit meinen in ihrem jährlichen Urlaub sind. Auf alle Fälle hab ich dann halt bisschen verpennt und mich erst relativ spät auf den Weg hierher gemacht. Darüber hinaus stand da noch so n Typ, welchen ich in meiner Eile angerempelt hab. Somit kam es eben zu ein bisschen Stress und ich hab Ben halt schon mal vorgeschickt um nach euch zu sehen."

Wenn ich seine Begründung nun so hörte, empfand ich meine Reaktion doch etwas überspannt und absurd. Schließlich konnte es jedem einmal passieren zu verschlafen und einem Idioten über den Weg zu laufen, war hier auch keine Seltenheit. Dies konnte ich aus eigener Erfahrung heraus bestätigen.

„Daher auch das blaue Auge?", hinterfragte ich also sein Zusammentreffen mit dem Fremden. „Ja, dieser Penner war ziemlich leicht reizbar. Hat mich ein bisschen an dich erinnert.", grinste Noah mich provokant an. „Nun ja, verständlich, dass er dir eine verpasst hat. Dein Gesicht gleicht eben einem Lexikon, man möchte einfach immer wieder nachschlagen.", entgegnete ich herausfordernd.

Doch darauf zog er nur höhnend eine Augenbraue hoch und fuhr fort. „Nachdem Ben dann teil-traumatisiert von dir wiederkam und mir berichtete, ich solle mich zum Teufel scheren, dachte ich eine kleine Entschuldigung sei wohl angebracht." Dem konnte ich so nur zustimmen.

 Während er in seinen Tüten herumkramte, sprach er weiter: „Zunächst habe ich dir Blumen besorgt.", er reichte mir einen großen Strauß roter Rosen, welchen ich perplex entgegennahm. „Allerdings kam mir dann in den Sinn, dass dir dies sicherlich zu klischeehaft sei und du bestimmt kein Unkraut magst. Also dachte ich an Pralinen.", nun streckte er eine weiße Schachtel in meine Richtung. „Jedoch leuchtete mir daraufhin ein, dass Schokolade wissenschaftlich-bewiesen Hormone verändert, also würdest du dies als Manipulation ansehen. Und ich will natürlich, dass du mir von dir aus verzeihst, nicht aufgrund eines Dopaminüberschusses.", zu guter Letzt sah er mir tief in die Augen und überreichte mir einen handlichen, anthrazitfarbenen Stein. Fragend blickte ich zu ihm auf.

„Aus lauter Frust, dass mir nichts Besseres eingefallen ist, habe ich gegen diesen Stein gekickt. Dann fiel mir auf, dass genau dieser Stein es ist. Die perfekte Entschuldigung! Denn genauso schwer lag es mir im Magen, dich versetzt zu haben."

Von dieser originellen und tatsächlich ehrlichen Entschuldigung war ich durchaus gerührt. „Wow...", hauchte ich sprachlos und nahm ihn entgegen. Kingston, welcher alles sehr gespannt aus seinem Körbchen heraus verfolgt hatte, fühlte sich nun wohl in seiner Rolle als Nervensäge aktiviert und stürmte auf mich zu, um sich den Stein zu holen. Vollkommen erschrocken wich ich zurück und schmiss den Stein in eine andere Richtung. "Wumms!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 26, 2022 ⏰

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