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P.O.V. Valea:

Schwach. Ein Adjektiv, welches eigentlich lediglich eine Eigenschaft beschreibt. Physisch, aber auch psychisch. Doch für mich ist es eine der wohl ausdrucksstärksten Beleidigungen.Schwach zu sein, interpretiere ich als abhängig von jemand anderem zu sein, da man etwas nicht aus eigener Kraft stemmen kann. Aber ich will nicht abhängig von jemandem sein. Was, wenn diese eine so verdammte wichtige Person von heute auf morgen nicht mehr da ist? Wenn dieser Mensch aus deinem Leben gerissen wird? Oder gar freiwillig die Fluch ergreift?

Dann bist du allein! Aufgeschmissen, ohne Hilfe, verzweifelt, aber in allererster Linie, bist du schwach! Du stehst wieder genau da, wo du auch am Anfang warst. Also warum deine Zeit mit etwas, wie Vertrauensaufbau, verschwenden, obgleich es sich andauernd und unwiderruflich, deiner Hände entziehen könnte?

Menschen sind widerwärtige, egomanische, scheinheilig-humanistische Kapitalisten. Diese Eigenschaften wurden mir bereits relativ früh bewusst, weshalb ich mich von dieser argwöhnischen Spezies distanzierte. Dies war keine große Misere, da man mich seit Anbeginn meiner Erinnerungsfähigkeit von einer Pflegefamilie zu nächsten reichte. Dieses Hin-und-herwerfen, als sei ich ein Basketball hinterließ logischerweise Spuren in mir. Spuren in Form von Hass gegen die gesamte Menschheit.

Ja, ja, schon klar man sollte nicht alle Leute in denselben Korb stecken, aber wer weiß, vielleicht kann ich nach den ganzen Kontroversen, wo ich den Zeitraum bis zu meiner Volljährigkeit verbringen solle, nicht mehr klar denken.

Ich bin, wenn ich so drüber nachdenke, schon eine ziemlich exzentrische Person. Wenn andere Mädchen, in meinem Alter, einen Club betreten, dann um sich zu betrinken, zu tanzen, eben um Spaß zu haben. Ich hingegen mache mir Gedanken, um die Definition des Wortes „schwach". Ich nippe ein letztes Mal an meinem Martini und verschwinde dann zur Toilette.

Kurzdarauf sitze ich wieder an der Bar. Ich warte auf meinen nächsten, bereits bestellten Drink, während ich mich etwas umsehe. Die Menschen hier sehen genauso scheiße aus, wie auch in der letzten Stadt. Was hatte ich auch erwartet? Neue Stadt, neue Zivilisation? Pah.

Plötzlich partizipiert eine große Masse, schätzungsweise bereits vorgeglühte Studenten, ihren monatlichen Clubbesuch. Bevor mich einer von denen noch anlabbert, stehe ich von dem ungemütlichen Barhocker auf und will mit meinem Getränk in der Hand, in eine andere Ecke entrinnen.

Jedoch antizipiert mir irgend so ein Trottel dies, indem er gegen mich läuft, woraufhin sich mein Drink aus dem Glas verabschiedet und alternativ zu seinem Shirt umzieht. Tja Pech! Was läuft der auch gegen mich. „Verdammt, pass doch auf, wo du hin läufst!!",schreit er mich aggressiv an und sieht an sich runter. So ein Arschloch! Rennt gegen mich und muckt dann auch noch auf.

„Was glaubst du eigentlich, wer du bist, mich hier so von der Seite anzuheulen?! Guck doch selbst erstmal, wo du hinläufst, Wichser!", entgegne ich ihm augenrollend und drehe mich um, geradewegs diese beschissene Disko verlassend. Gott, wie ich Menschen hasse.

In antipathischen Gedanken versunken, bemerke ich nicht, wie sich mir drei Möchtegern- Paschas in den Weg stellen. „Ach komm, verpisst euch.", schaue ich herablassend und desinteressiert zu ihnen hoch. Diese jedoch grinsen mich nur schmierig an und kommen auf mich zu. Ich weiche keinen Schritt zurück, verschränke provozierend die Arme.

Einer, der drei Vollidioten, packt mich am Arm. Schlechte Entscheidung, da ich ihm im Gegenzug in die Eier trete. Das finden die Jungs wohl nicht so lustig, jenes mache ich am Verschwinden der breiten Lächeln fest. Die zwei andern schnappen sich daraufhin grob jeweils einen meiner Arme und halten mich fest, sodass ich machtlos gegen ihren Griff bin. „Lasst mich gefälligst sofort los, ihr Hurensöhne!!", schreie ich und versuche mich mit aller Willenskraft zu lösen, was mir allerdings nicht gelingt, da sie ihren Griff nur verstärken. Der Eier-Tritt-Typ hält mir jetzt sogar seine ekelhafte Hand auf den Mund, damit ich still bin. „Fresse, du kleine Göre! Also... AHH VERDAMMTE BITCH!!"

Na, wie ist das so, wenn man dir in die Hand beißt? Nicht so geil oder? Weiterhin trete, schlage und zapple ich um mich. Eine laute, bestimmende Stimme aus dem Hintergrund erweckt unsere Aufmerksamkeit. „Ey! Loslassen, aber schnell!" Mit rapiden Schritten kommt die große Person auf uns zu.

„Seid ihr taub oder nur lebensmüde? Ich hab gesagt ihr sollt die Kleine loslassen, bevor ich in eure armseligen Hackfressen schlage! Wie minderbemittelt muss man sein, um mit drei Typen auf eine betrunkene, weibliche Person drauf zu zugehen? Feige, sowas! ", droht der Kerl, mit dem ich vorhin noch zusammen gestoßen bin.

Die wollen mich doch alle verarschen oder?! Da die Jungs abgelenkt waren, kam ich mit einer kleinen Handbewegung an meine Jackentasche, aus welcher ich unauffällig mein Springmesser rausholte.

„So jetzt hört mir mal genau zu, ihr Pisser!", erhebe ich meine Stimme, wofür ich abschätzige Blicke bekam, wahrscheinlich denken die, dass nur, weil ich ein Mädchen bin, ich keine Eier in der Hose hätte, tja ihr Pech, das ich die Modifikation dessen habe, Eierstöcke, „Falls ihr dachtet, ich würde mich von drei knallharten Heulsusen, wie euch abrippen lassen, seid ihr noch dümmer, als vermutet.", ich wende mich noch mal kurz meinem Retter zu, „ Und deine Hilfe brauche ich auch nicht, nur weil ich n Mädel und besoffen bin, ist das noch lange kein Synonym für hilflos oder schwach, kapiert ihr Schwanzlutscher?" Während meiner Rede spiele ich mit der Spitze des Messers rum, richte sie am Ende gegen alle.

Etwas schockiert betrachten sie mich. „Und jetzt, wünsche ich noch einen angenehmen Abend, meine Herren.", ich täusche einen Knicks an und drehe mich einer dunkeln Gasse zu, um darin zu verschwinden.

ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!Where stories live. Discover now