30 ~ Ränke im Hintergrund

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Er stand mitten im Raum, vollkommen regungslos und betrachtete einen der vielen Überwachungsmonitore. Die beiden Menschen, die hier gewöhnlich allein vor den Bildschirmen saßen, rutschten unruhig auf ihren Stühlen hin und her – der Mann hinter ihnen machte sie nervös. Dabei wirkte er mit seiner schlaksigen Gestalt und der ruhigen Art alles andere als beunruhigend.

Aber Jake bemerkte die Menschen vor sich kaum. Interessiert beobachtete er die Nairifrau, die er vorgestern hergebracht hatte, die in ihrer Zelle auf und ab ging.

'Wie eine Katze', geisterte es durch seinen Kopf. Sein Gewissen war beruhigt, weil Fiona ihr offensichtlich nichts angetan hatte. Bei dieser Frau wusste man nie, wann sie wieder Lust bekam, anderen Schmerz zuzufügen. Scheinbar hatte ihr Vorgesetzter es ihr streng untersagt.

„Macht mal Pause Jungs", erklang nun ihre Stimme hinter ihm. Jake fragte sich, ob sie seine Gedanken gehört und daraufhin in den Überwachungsraum gekommen war. Zuzutrauen wär es Fiona, sie hatte wahrlich viele Talente.

Nun trat sie dicht neben ihn, während die beiden Menschenmänner annähernd fluchtartig den Raum verließen – die Glücklichen.

„Nun, beobachtest du unseren neusten Gast?", schnurrte sie nah an seinem Ohr.

Jake zuckte mit einer Schulter. „Sie ist interessant."

„Hm... Ja, da hast du recht." Sie gab einen Code auf der Konsole vor ihnen ein und Jakes Herz blieb einen Moment stehen.

„Aber nicht so interessant wie das hier, nicht wahr?" Statt der schwarzen Panternairi war nun ein buntes Spielzimmer auf dem Bildschirm erschienen. Es waren Bilder aus einer Kindertagesstätte. Direkt vor der Kamera spielte ein dünner kleiner Junge mit strubbeligem Haar mit Bauklötzen. Konzentriert schichtete er die bunten Blöcke zu einem hohen Turm auf. Aufgeregt rief er nach einer Erzieherin und zeigte ihr stolz sein Bauwerk. Die Übertragung war ohne Ton, dennoch konnte Jake das Lachen des Kindes förmlich hören.

Fiona hinter ihm bemerkte seine Miene und lächelte – scheinbar freundlich. „Er ist so ein süßer kleiner Kerl."

„Lassen Sie ihn gehen", sagte Jake matt. Sein Innerstes zog sich zusammen.

„Das kann ich leider nicht."

Er sah die Frau aus dem Augenwinkel an, sein Gesicht zeigte nichts von der Furcht in ihm. „Es war Teil unserer Abmachung. Ich habe Ihre Forderungen erfüllt, nun tun Sie es auch."

Fiona Hopps hob die Hände und machte ein bedrücktes Gesicht. „Tut mir Leid, aber wir brauchen Sie noch."

„Sie sagten: Bringen Sie die Frau. Das habe ich getan."

„Aber Jake, Sie wissen doch, dass damit unser Deal noch nicht aufgehoben ist."

Am liebsten hätte Jake ihr das kalte Lächeln mit seiner Klaue aus dem Gesicht gewischt. Doch er musste seinen Trieb beherrschen.

Wieder klang in seinem Kopf die Kinderstimme: „Daddy, ich hab Angst." Also schluckte er seinen Zorn, die Enttäuschung und die Schmach wortlos hinunter.

„Was fehlt noch?", fragte er schließlich stumpf. Sein Blick ruhte auf dem Bildschirm, der das Kind beim Spielen zeigte.

Fiona ging hinter ihm auf und ab. „Der Boss wird Ihnen die Belohnung gewähren, wenn wir die Frau erfolgreich zu unseren Zwecken eingesetzt haben." Jake erwiderte nichts, der eigentliche Haken kam noch. Tatsächlich fügte Ms Hopps gelassen – als würde sie übers Wetter reden – hinzu: „Wenn wir uns mit unserer Zielperson geeinigt haben, werden Sie die Frau zu ihm bringen und sie vor seinen Augen töten."

Sie stellte sich dicht hinter ihn und er fühlte ihren Atem an seinem Hals entlang streifen. Warm, etwas feucht und dennoch wurde ihm eiskalt und Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Er nickte lediglich. Ihr Lachen vibrierte an seinem Rücken.

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