34 ~ Hallo Dad...

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„Taluna", murmelte Cian vor sich hin und seine Muskeln verkrampften sich vor Anstrengung. Der Leopard in ihm wehrte sich so vehement gegen seine Fesseln, dass Cian Angst hatte die Kontrolle zu verlieren, sollte er sich nur ein kleines Stückchen bewegen. Seine Augen klebten an der athletischen Figur. In der lauen Morgenluft wirkte ihr Duft nach Flieder und Moos betörend und belebend zugleich. Cian suchte sie nach offenkundigen Verletzungen ab, fand jedoch keine. Er stieß langsam den Atem aus, den er unwillkürlich angehalten hatte.

„Es wird alles gut gehen", flüsterte Falps neben ihm und nickte ihm aufmunternd zu.

„Ja." Cian war davon überzeugt, denn die Alternative war undenkbar. Schon seit etwa einer Stunde saßen er und sein Kollege auf dem Dach eines kleinen Lagerhauses in Sichtweite der Hintertür. Die Sonne würde nicht mehr lange brauchen, ehe sie am Horizont sichtbar wurde, so dass die Nairi eindeutig im Vorteil waren. Ihre Augen kamen mit dem spärlichen Licht der Morgendämmerung hervorragend zurecht.

„Komm, wir müssen los."

Cian nickte und folgte Mike so leise wie möglich. Es wusste nicht viel über Vogelnairi und konnte nicht sagen, ob sie ein besonders gutes Gehör hatten. Denn das der Mann, der Taluna geführt hatte, ein Nairi war, stand außer Frage. Es wer derjenige, der in Tyson Phills Club nach Taluna gefragt hatte.

'Ich reiße ihm jede Feder einzeln aus', grollte Cian, als er geräuschlos vom Dach in den schmalen Hinterhof glitt.

Sie warteten, bis sie das Geräusch eines startenden Motors hörten. Als an ihrer Gasse der schwarze SUV vorbeifuhr, sprangen sie auf ihre Motorräder und folgten ihnen in gebührendem Abstand. Keine Leichtsinnigkeit sollte den Erfolg ihres Einsatzes gefährden. Die Fahrt zum Landeplatz dauerte nicht länger als zehn Minuten, doch Cian kam es endlos vor.

Ständig mussten sie kleine Umwege fahren, um nicht als Verfolger enttarnt zu werden. Als schließlich der Hangar in Sicht kam, wechselten sie die Route und rasten durch ein kleines Waldstück. Cian genoss für einige Augenblicke den Rausch der Geschwindigkeit, er hatte das Gefühl einen ganzen Tanker Adrenalin in seinen Adern zu haben.

~

„Daddy, warum hat die Frau einen Sack auf dem Kopf?", fragte eine Kinderstimme, nicht weit von Taluna entfernt.

'Was zur Hölle... ?!', geisterte es durch ihren Kopf.

„Wir machen einen... Ausflug mit ihr", antwortete der Entführer – Jake.

„Ja genau, wir spielen ein Spiel", erwiderte Ms Hopps. Im Gegensatz zu dem Mann klang sie wirklich so fröhlich, als würden sie einen Familienausflug unternehmen.

Was wurde hier gespielt? Taluna dachte sehr schlecht von Fiona Hopps, doch warum schleppte diese Frau ein Kind mit zu einer Geiselübergabe? Der Junge hörte sich nicht älter als fünf oder sechs Jahre. Was also hatte dieses kleine Kerlchen hier im Auto verloren?

Talunas Gedanken wurden unterbrochen, als Jake sagte: „Keine Sorge Owen." An seinem Tonfall konnte Taluna erkennen, dass es sich lediglich um eine Floskel handelte. Das Kind schien in ernsthafter Gefahr zu schweben – warum unternahm denn niemand etwas?

Die restliche Fahrt verlief schweigend. Anscheinend hatte das Kind die drückende Atmosphäre gespürt und wusste, dass es besser war, ruhig zu sein.

'Kluger Bursche', dachte Taluna. Dennoch, ihr Herz hämmerte schmerzhaft gegen ihre Brust. Sie vermutete, dass es ihr natürlicher Mutterinstinkt war, der sie dazu drängte das Kind zu schnappen und so weit wie möglich von hier wegzubringen. Nora wäre stolz auf sie, doch das half ihr und vor allem dem Jungen jetzt nicht weiter.

Während sie sich noch über das Warum und Wieso den Kopf zerbrach, hielt der Wagen an und der Motor verstummte. Unwillkürlich spannten sich alle ihre Muskeln an und ihr lief ein Schauer über den Rücken. Ihr Magen hätte rebelliert, wenn sie etwas gegessen hätte. Auf einmal war sie wegen der mangelnden Versorgung sogar froh. Ihre Adern waren vollgestopft mit einem Cocktail aus aufputschenden Hormonen.

Love Me WildWhere stories live. Discover now