Kapitel 9

1K 33 2
                                    

Rouven zwang seine Schritte zu einem Tempo, das der Situation angemessen schien…also für Katherine, nicht für ihn. Es würde ihm mit Sicherheit  wenig Sympathiepunkte auf dem Verzeichnis der Wildkatze, die da in Mitten seines heimischen Wohnzimmers thronte einbringen, wenn er wie ein aufgeregter Spanielwelpe um ihre Beine hüpfte und sich nass machte vor Freude. Also schlenderte er beton gelassen den langen Gang entlang, konnte sich aber nicht verkneifen, die Augen zu schließen und ein paar Mal genießerisch einzuatmen.

     Stefan und Elena waren bei ihr, doch schien sein Körper von ganz alleine ihre Gerüche auszusortieren, bis nur noch Katherines Wildseide- und Champagnerduft übrig war.

     Sie roch so exklusiv wie sie war.

     Schließlich bog er um die Kurve, die zum Salon führte, und da war sie.

     Sie hockte auf einem ihrer Koffer – beinahe gelangweilt hatte sie die Beine übereinander geschlagen. Es bestand keine Möglichkeit, dass sie ihn nicht schon von  weitem gehört hatte, aber dieses Biest widmete ihre ganze Aufmerksamkeit ihren Fingernägeln.

     Auch Stefan und Elena, die stumm dastanden wie die Orgelpfeifen, fanden in ihren Augen keine Beachtung. Die beiden waren sicherlich hier abgestellt worden, um sie im Auge zu behalten. Jetzt sah Elena ihn fragend aber auch erleichtert an, doch bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte, egal an wen gerichtet, wurde ihrer aller Aufmerksamkeit auf die andere Seite des Wohnzimmers gelenkt. 

     Lautes Geschirrklappern und ein deftiger Fluch der von Lachen begleitet wurde, zog plötzlich alle Blicke in seine Richtung. Auch Katherines.

     Aimeé hinkte schließlich um die Ecke, ein für ihre Proportionen viel zu großes und zu mächtig beladenes Tablett in den Händen.

     Stefan stand ihr am nächsten und rettete was zu retten war, in dem er ihr das Monstrum abnahm. „Ah, danke“, lächelte sie ihn warm an. „Ich weiß nicht, wer in diesem Haushalt ständig überall Bücher auf den Fluren verteilt. Ich brech’ mir noch alle Knochen wegen diesem Blödsinn.“

     Immer noch hinkend ging Rouvens Mutter auf Katherine zu, legte ihr ohne Scheu die Hand auf die Schulter und sprach sie ohne Zögern an. „Nimm dir Tee, Katherine, es ist kalt draußen. So wie ich das verstanden habe, wirst du ’ne ganze Ecke bei uns bleiben, da kannst du dich auch gleich wie Zuhause fühlen. Das bedeutet, dein Geschirr auch wieder aufzuräumen“, zwinkerte sie.

     Rouven selbst war ihr nächstes Ziel und er ging seiner Mutter entgegen. Wie immer strich sie ihm liebevoll eine rabenschwarze Strähne aus der Stirn, ehe sie ihn an sich zog und fest umarmte. Über ihre Schulter sah er Katherine an, die bis jetzt weder etwas gesagt, noch sich von der Stelle bewegt hatte. Sie betrachtete die Szene, die er und seine Mutter boten, nachdenklich.

     „Weißt du Liebling“, unterbrach Aimeé seine Beobachtungen, „früher war das wirklich noch niedlich, wenn du irgendwelche Tiere aus dem Wald mit nach Hause geschleppt hast, und sie behalten wolltest. Kannst du dich an den Fuchs erinnern, den du in deinem Zimmer versteckt hast? Dein Vater war nicht wirklich begeistert“, grinste sie. „Aber das jetzt mit ihr…“ Sie sah sich über die Schulter nach Katherine um, um sicher zu stellen, dass sie jedes Wort hörte. „Wenn ihr zwei mir meinen Damon kaputt macht, weil er wegen euch das vampirische Äquivalent eines Herzinfarktes bekommt, dann schwöre ich euch, reibe ich euch beide mit warmem Blut ein, und sperr euch in ein Kellerloch!“ Mit diesen Worten zog sie Rouvens Kopf nach unten, küsste seine Wange und gab ihm einen leichten Schlag auf die Brust, ehe sie sich abwandte. „Wir lassen euch jetzt alleine, ich denke, ihr braucht uns nicht, um ein Gesprächsthema zu finden.“

     Stefan und Elena folgend, ging sie in die Richtung aus der Rouven gekommen war davon. Er sah, dass sein Vater bereits auf sie wartete, die Stirn gerunzelt, die Brauen tief. 

Make me FeelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt