kapitel 23

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Andere Menschen, Personen - Wesen? - waren so furchtbar anstrengend. Wenn man alles für sich alleine ausmachen konnte, immer nur so viel Platz für „Freunde" in seinem Leben einräumte, wie man auch einfachen Dingen wie Pasta zugestand, dann hatte man keine Probleme. Diese Erfahrung hatte Katherine in den vergangenen fünfhundertnochwas Jahren zu Genüge gemacht, und sich diesen Leitsatz patentieren lassen. Sie trug quasi ihr „Leckt mich" Shirt in Dauerschleife. Doch seit sie Rouven kannte, war ja ohnehin von Jeher alles anders gewesen, aber jetzt, mit ihm, oben in seinem Zimmer und seiner gesamten Familie um sie herum, war sie nicht nur überfordert, sie war schlicht am durchdrehen. „Wie geht es ihm?", wurde sie die gaaaanze Zeit im fünf Minuten Takt gefragt, sobald sie sich mal außerhalb seines Zimmers zeigte. Das Schlimmste an der Sache war allerdings nicht, dass sie beinahe Mittelpunkt des Geschehens war und sich alles um sie scharte. Das kannte sie schon - sie war Katherine Pierce. Hallohooo...! Nein, es war die Antwort, die sie seit beinahe vier Tagen geben musste. „Unverändert, er wacht nicht auf." Und das gewohnheitsgemäß darauf folgende: „Und wie geht es dir?", machte alles noch viel-viel schlimmer. Oh, sie war schon nach ihrem Befinden gefragt worden und nicht immer war Ironie der Ursprung der Frage gewesen, aber zu erleben, wie sich eine ganze Familie hinter sie stellte, um sie zu stützen und zu tragen, damit sie Rouven tragen konnte, war zu viel. Diese Menschen in seinem Umfeld liebten ihn bedingungslos - jeder Einzelne von ihnen saß immer wieder an seinem Bett, hielt seine Hand, küsste seine Stirn und beschwor ihn, zu ihnen zurück zu kommen. Skyler verbrachte jeden Tag Stunden bei ihrem Bruder, blieb noch, auch wenn Klaus ihre gemeinsame Tochter Ylvie nach hause brachte, weil die Kleine bei ihrem Onkel eingeschlafen war. Doch Skyler gab nicht auf, hielt ihn fest, streichelte ihn sanft, während sie Stirn an Stirn bei ihm lag. Oft waren auch Aimeé und Damon dabei, legten sich links und rechts neben ihre Zwillinge, und hielten sich an den Händen über den beiden. Das waren die Stunden, in denen Katherine Rouven widerwillig verließ. Nicht weil sie von seinen Eltern oder seiner Schwester ausgeschlossen worden wäre ... sie konnte das einfach nicht mit ansehen. Es änderte an Rouvens Lage nicht wirklich etwas - er gab keinen Laut von sich, sein Körper blieb bewegungslos -, aber dennoch reagierte er heftig darauf, wenn er sich in den Armen seiner Schwester und seinen Eltern wieder fand. Die Tränen, die stumm aus seinen geschlossenen Augen strömten, zerfetzten sie jedes Mal. Und doch wusste sie ganz sicher, dass dieses Ritual heilsam war, für jeden der Beteiligten. Das sah man, fühlte man ... Deswegen ließ sie überhaupt jemanden in seine Nähe und stahl sich, wie der Feigling, der sie war, davon. Diese Zeit nutzte sie dann, um alle Anwesenden zu briefen, so zu tun, als würde sie essen und ... denken. Sie hatte sich strengstens verboten auch nur einen Gedanken an das, was Rouven geschehen war, in seine Nähe zu lassen. Zwischen ihm und ihr war kein Platz dafür. Doch in Momenten, in denen sie sich davon stahl, weil sie die Liebe und Trauer in seinem Zimmer nicht aushielt, öffnete sie die Tür zu dem was sie gesehen hatte, bevor sie angefangen hatte, dieses Weib in Moleküle zu zerlegen. Er hatte Verletzungen am ganzen Körper gehabt. Ganz offensichtlich war er misshandelt worden. Fortwährend, denn es gab genügend Stellen, an denen altes und getrocknetes Blut davon erzählte, dass er zu Beginn seines Martyriums noch gut geheilt war, was aber in den Tagen danach zusehends nachgelassen haben musste. Viele Wunden waren frisch und bluteten heftig, und da er wohl nicht genährt worden war ... Er hätte daran sterben können. Damon und Ric hatten ihn dann, als sie endlich mit ihm Zuhause angekommen waren, auf ihren Befehl zuerst in seine Badewanne geschafft. Sie hatte ihm einfach das Blut abwaschen müssen, die Wunden sanft reinigen, ehe sie sie dann mit ihrem eigenen Blut beträufelte, um sie zu schließen. Das war ein Grund für ihre panische Waschaktion gewesen ... Sie hatte ihn gefickt. Diese alte, widerliche Hure hatte ihn gefickt und ganz sicher nicht, weil er es wollte. Katherine gestand sich dieses eine Mal ein, dass sie gerne blind und taub für die Belange anderer durchs Leben schlenderte, und es hatte ihr nie geschadet, aber um auszublenden, was sie in Rouvens Augen gesehen hatte, als diese ekelhafte Schlampe ihn vergewaltigte - körperlich und, mit welchem Druckmittel auch immer, seelisch -, dafür hätte sie tot sein müssen. Und sie war gestorben, als sie realisiert hatte, dass seine lebhaften und vor Verspieltheit blitzenden violetten Augen, bodenlose, dumpfe Abgründe geworden waren. Sie hatte gesehen, dass er verloren war, noch bevor jemand hier im Haus zögerlich darüber gesprochen hatte, dass er sich nicht wieder finden wollte, und deswegen nicht aufwachte. Sie wusste es längst, konnte es aber einfach nicht als die neue Realität akzeptieren. Deswegen hatte sie ihm so schnell wie nur möglich alle Spuren abwaschen müssen. Sie wusste mit ihrem logischen Verstand, dass es nicht die verkrusteten Reste Blut auf seinem Körper und das Ekel erregende weißliche Zeug auf seinem Geschlecht waren, das ihn in sich gefangen hielt. Wenn sie die äußerlichen Spuren beseitigte, würde es nicht selbstverständlich auch die inneren beseitigen, aber ... Nun, vielleicht half es ihrem Innern ja?! Sie konnte mit Emotionen einfach nicht umgehen und mit diesen schon gar nicht. Sie wollte ihn nach seinem Bad nicht einmal in der Nähe ihrer blutroten Handtücher wissen, konnte diese Farbe nicht auf seiner Haut ertragen: In eins seiner taubengrauen gewickelt, hatten Damon und Ric ihn auf sein Bett gelegt. Seitdem warteten sie auf ein Anzeichen dafür, dass Rouven endlich seine wunderschönen Augen aufmachte. Sie alle machten sich etwas vor, wusste Katherine. Zwar war er in seinem Zuhause, umgeben von Menschen, die ihn über alle Grenzen hinaus liebten, doch die einzige Reaktion, die er darauf zeigte, war der ununterbrochene Fluss Tränen aus seinen geschlossenen Augen. Und es wurde schlimmer. Er war nicht genährt worden in der Zeit, in der er verletzt und vergewaltigt worden war und sein Zustand war schlecht gewesen, doch daran konnte niemand etwas verbessern, da er nichts essen konnte. Meredith Fell hatte ihn gründlich untersucht - Katherine musste sich mental an die Heizungsrohre in den Mauern der Villa ketten, um die Ärztin nicht zu zerfleischen, weil sie Rouven anfasste, ihm Blut nahm, ihn eingehend betrachtete und ihn mit Händen und Augen nach innerlichen wie äußerlichen Verletzungen absuchte. Mit dem Ergebnis, dass er körperlich noch stark genug gewesen wäre, um aufzuwachen. Klar hatten sie auch die glorreiche Idee gehabt, ihn Zwangs zu ernähren. Doch egal ob via Magensonde oder intravenös, egal ob Menschennahrung oder Blut, er erbrach es sofort wieder, oder es lief ihm aus den Venen wie es hineingelaufen war. Das war vor vier Tagen gewesen und mittlerweile sah man die Veränderung an seinem Körper deutlich. Er würde sterben. Er wollte sterben! Das würde sie ihm nicht erlauben. Sie war egoistisch, das waren wirklich keine schockierenden Neuigkeiten zu ihrer Person. Sie würde ihn nicht gehen lassen, ungeachtet dessen, was er wollte. Seine Familie würde ihn nicht verlieren - eine Familie, die sie, Katherine Pierce, als Rouvens Partnerin ohne Einschränkungen akzeptiert hatte. Eine Familie, deren zahlreiche Mitglieder immer wieder flüchtig über ihre Arme, Schultern oder ihren Rücken strichen, und ihr mit diesen winzigen Gesten bedeuteten, dass sie nicht alleine war, dass jeder ihre Angst um Rouven sah, teilte, und sie niemals ausnützen würde. Darum würde sie das erste Mal in ihrem Leben nicht davonlaufen. Sie würde kämpfen wie noch nie, gegen alles, was da kam ... mit Rouvens Familie als Stütze und Freunde. Zeit zu handeln!Sie ging zurück in seine Suite, brauchte nicht zu klopfen, störte niemanden. Weder Aimeé noch Damon und auch nicht Skyler störten sich an ihrer Anwesenheit. Im Gegenteil. Egal was es war - Aimeés Gespür für nicht Greifbares, oder ihr eigenes, entschlossenes Auftreten - drei der vier Köpfe auf dem riesigen Bett fuhren zu ihr herum. Fragend, aber auch ein wenig aufgeregt, wurde sie von zwei Paar Eis- und einem Paar Fliederaugen angesehen. „Das reicht!", sagte sie energisch, um sich zu erklären. „Ich werde ihm diesen Mist nicht länger erlauben. Der spinnt doch ..." Eifrig schob Skyler ihren Vater, der hinter ihr lag zur Seite, und sprang behände aus dem Bett. „Na endlich bist wenigstens du aufgewacht. Los, lass es uns tun!", sagte sie lebhaft. „Ganz egal was du vorhast, ich nagle ihn zur Not wieder an einem Kreuz fest! Alles ist besser als das!" Aimeé strich ihrem Sohn wie so oft ein paar verirrte Strähnen aus der Stirn und seine Tränen von den Schläfen, die in seinen Haaren versickerten, ehe sie gemeinsam mit Damon zu ihr und Skyler herüber kam. „Was werden wir tun?" Katherine riss sich zusammen und schluckte den Klos in ihrem Hals, über das Vertrauen dieser drei Personen in sie hinunter, ehe sie sich überlegte, was sie eigentlich tun wollte. „Nun, er muss sich nähren. Mehr weiß ich im Moment nicht, doch ich zähle einfach darauf, dass, wenn wir ihm Zeit verschaffen können, er zu euch zurück findet. Irgendwann. Also wird er jetzt verdammt noch mal trinken, und ihr seht mit allen Mitteln zu, dass er das Blut lange genug unten behält, dass sein Organismus Zeit hat, etwas davon aufzunehmen." „Soweit der Plan für jetzt", stimmte Damon mit einem grimmigen Nicken zu. „Ich hole eine Konserve." „Nein", stoppte Aimeé den Eifer ihres Mannes. „Keine Konserve, Honey. Er wird sich der Wirkung Katherines Blut stellen. Alles andere wird nicht funktionieren ... wenn überhaupt." Ihre Stimme war fest und klar, ihr Blick weit und auch ein wenig ... boshaft? Was --? „Überlegt mal! Es war Katherines Berührung, die ihn vor Wochen aus seinem Selbstzersörungskurs gerissen hat, und ihn hat neu aufleben lassen. Ja, nachdem was ihm bei der Webber geschehen ist und er sich nur noch durch Gefühllosigkeit hat schützen können, war ihre Berührung ein Schock. Aber auch ein, durch einen Stromschlag, stehendes Herz muss erneut geschockt werden, versteht ihr? Also brauchen wir etwas Mächtigeres als deine Hand, Katherine." „Aber was wenn er ... wenn es seine Lage verschlimmert? Was wenn --„ „Wird es nicht!", wurde sie von Damon unterbrochen. „Vertrau ihr! Vertrau dir!" Scheiße Mann, das tat sie.Rouven hörte die Stimmen um sich herum, wusste immer zu deuten, wer bei ihm war. Seine Großeltern, Eltern, seine Schwester, Ric, Caroline, Rebekah, Stefan und Elena, alle wusste er ganz genau zu unterscheiden. Und Katherine. Ihre Nähe brannte heller, als alle anderen. Ihr Feuer brannte ihn - er brauchte es. Er hörte die Leute um sich herum reden, wusste, dass er die Sprache kannte. Doch sie hatte für ihn einfach keine Substanz. So wie er ein Wort gehört hatte, war es auch schon verklungen. Ohne Rückhall, ohne Kraft, ohne Bedeutung. Er bekam sie nicht zu fassen. Wie hüpfende Steine auf Wasser berührten sie seine Oberfläche und verschwanden sofort wieder, ehe sie untergingen. Das war gut so. Er konnte nicht an die Oberfläche und sich den Sprechern - seiner Familie - stellen. Er war hier an einem Ort, an dem er sein Bewusstsein nicht brauchte, an dem er nur für sich alleine immer wieder erlebte, was ihm geschehen war, was er aus Lust und aus Gleichgültigkeit getan hatte. Ja, er erinnerte sich an alles, war tief in seinem Kopf und seinem Herzen wieder Rouven, der durch Katherines Berührung frei von dem Zwang zu zerstören war. Und die Berührung war da. Immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Katherine war bei ihm, hielt ihn, wenn sie schlief, klärte durch ihre Kraft dauerhaft sein Blickfeld auf sich selbst. Doch hier war alles dumpf, wie ein Echo, längst vergangen und nicht umzukehren. Deswegen wehrte er sich nicht gegen die Taubheit, die jede verstrichene Minute dichter um ihn wurde. Er umarmte das Nichts, auf das er unaufhaltsam zu trieb.Da waren sie wieder. Hände auf seinem Körper, die ihn berührten, ihn festhielten, ihn in eine Richtung drängten, die er nicht beeinflussen konnte. Wie schon zuvor ... Meistens waren diese Hände sanft und kosend, von seinen Eltern oder Freunden, doch er konnte sie kaum auf sich ertragen. Viel zu laut hallten ungewollte Berührungen in ihm wieder - Berührungen, die vermutlich auch zärtlich gewesen waren. Marge hatte ihn, auf ihre eigene Art, geliebt. Aber falsch, dass alles war so falsch, sie durften ihn nicht anfassen, das war nicht richtig. Feste Hände legten sich um seinen Kiefer, zwangen ihn auseinander. Er wollte das nicht, wollte sich wenigstens dieses eine Mal in seinem Leben wehren können, gegen eine Macht, die mal wieder stärker war als er selbst. Doch so sehr sich seine Gedanken auch sträubten, sein Körper nahm hin, was mit ihm gemacht wurde. Vergewaltigt. Schon wieder ... Er fühlte die heiße Flüssigkeit an seinen Lippen, spürte wie sie ihm in den Mund tropfte, ihn lautstark dazu aufforderte, etwas zu tun. Er schmeckte das schwere und reiche Aroma, erkannte, dass es die Essenz des einzigen Wesens war, dass ihn am Leben erhielt. Katherine. Ihr exklusiver Duft war tausendfach intensiviert in ihrem Blut - es war ihr Blut, das seinen Mund füllte, sie blutete in ihn hinein. Worte, laute, heftige Worte hallten an seinen Ohren. Er verstand sie nicht, aber er wusste, dass sie ihm galten. Sein Vater schrie ihn an, Rouven hörte die panische Verzweiflung in seiner Stimme. Er musste etwas tun. Er musste -- Oh, dieses Blut, so kraftvoll, so mächtig. Er musste -- „Jetzt schluck doch endlich! Rouven!" Er bekam keine Luft mehr, jemand, etwas erstickte ihn, wenn er nicht gehorchte. „Oh bitte, Rouven, nimm doch von mir! Das kann nicht dein Ernst sein, lieber zu sterben, als für sie zu leben ..."Rouven sollte nie erfahren, woran es gelegen hatte. Sein Vampirinstinkt, der auf einen Mund voller Blut reagierte und ihn Katherines Flehen hören und verstehen ließ, oder der Kuss, mit dem sie ihm die Lippen versiegelte, und ihm die Möglichkeit zu verweigern nahm. Vielleicht war es das Zusammenspiel aller drei Komponenten, doch das war im Moment egal. Die Zunge, die samten seine eigene streichelte, der aufregende Geschmack Katherines Mund, zusammen mit ihrem Blut, war bezwingender als alles Schwarz, das sich in ihm breit gemacht hatte. Katherines ganz eigene Macht über ihn zerrte ihn zu ihr heran, befahl einem uralten Instinkt in ihm, für sie zu sein, was sie wollte. Wach! Rouvens Hülle bröckelte wie Gips, als er tief schluckte, Katherine in seinem Körper aufnahm und schwach ihren Kuss erwiderte.Zaghaft blinzelte er gegen das Licht an, versuchte zu verstehen, warum jemand Flutlichtstrahler direkt auf seine Augen richten sollte. Ah, nein, das hatte niemand getan, aber diese Wachskerzen brannten sicherlich mit einer Million Watt. Wo bekam man die denn her ...? Diese monströse Helligkeit brannte auf seiner Netzhaut, aber er konnte jetzt nicht aufgeben, er musste sie sehen, sie war eben noch da gewesen, er wusste es sicher -- Der Lärm, der unvermittelt ausbrach, war infernalisch. Nicht nur, dass sein eigener Blick auf sich selbst schmerzhaft klar war, auch fegte dieses Geschrei die letzten Reste der süßen Benommenheit aus seiner Umlaufbahn. Fuck, sein Schädel hatte mindestens die Größe eines Medizinballs ... für Riesen, und er dröhnte. „Sky ... könntest du ... fuck ..." Woha, war das seine Stimme? Er war sich sicher seit Tagen nichts außer Katherines Blut geschluckt zu haben, und ganz sicher keinen Eimer voller Kieselsteine. Sooo weg war er doch nicht gewesen. Oder? Wie dem auch war, er sollte seine Stimme ohnehin nicht benützen, denn das hatte nur zur Folge, dass seine Schwester noch hysterischer kreischte, seine Mutter heulte, als wollte sie für die Rolle der Niagarafälle vorsprechen, und sein Vater fluchte wie ein Trucker ... der einen Seemann zum Mittag gehabt hatte. Seine brennenden Augen fielen auf die einzige Person im Raum, die so still war wie er. Sie war blass, ihre Augen zu groß und zu dunkel in ihrem wunderschönen Gesicht. Der Ausdruck darauf, ihre bebende Unterlippe vermochte Rouven nicht zu deuten. Wie eine Erscheinung stand sie am Fußende ihres gemeinsamen Bettes und rührte sich nicht. Er brauchte sie bei sich, mehr denn je. Er liebte sie so sehr, sie war alles für ihn. Nur sie ließ ihn atmen. Ihr Anblick war das einzige, das seine Tragödie überstrahlte. Für immer. Er musste -- Krachend schlug die Tür seiner Suite gegen die Wand. „Scheiße Mann, Lavendel. Tut das gut dich zu sehen", begann Alaric den Marathon, den Skyler mit ihrem Geschrei ins Leben gerufen hatte. Und er verstand sie alle, verstand mit der rationalen Seite seines Verstandes, dass sie ihn alle umarmen mussten, dass sie sich Sorgen gemacht hatten, weil er - wie lange weg gewesen war? Er wusste, dass sie es brauchten, weil sie ihn liebten. Wenn er doch nur hätte sagen können, dass er es kaum ertrug. Weder dass er nach allem was er getan hatte, wie beschmutzt er war, angefasst wurde, noch, dass sie ihn noch immer liebten. Sie feierten, dass er zurück war, dass er lebte und sie für ihn da sein konnten, um zu verarbeiten, was geschehen war. Doch keiner von ihnen wusste, dass er in der Tiefe seiner Seele noch immer in diesem gefliesten Raum war, auslebte, was dank Marge und ihrer Besessenheit von ihm und seiner Macht, zu seinem Selbst geworden war. Er hatte sich von einer Frau vögeln lassen, die er hätte hassen müssen, er hatte gemordet und Lust dabei empfunden. Nichts davon war vergangen, nichts davon würde ihn je wieder wirklich verlassen. Sein Blick schnellte zu Katherine, ankerte sich an ihr, bat sie um etwas, dass es weder gab, noch jemals jemand ihm wieder geben konnte. Und sie wusste es ...

Make me FeelWhere stories live. Discover now