Kapitel 8

1K 26 4
                                    

Rouven erwachte, als hätte ihn jemand an eine Autobatterie angeschlossen und Vollgas gegeben. Seine Sinne waren von Null auf Hellwach in einem Blinzeln. Keine Desorientiertheit, kein Verstand, der einen auf „bockiger Teenager“ machte, und nicht aufstehen wollte.

     Ein Blick auf den Wecker neben seinem Bett sagte ihm, dass es zwar schon nach elf war, aber hier aufgeschlagen war er schließlich auch erst gegen halb sechs. Und bis er dann geduscht hatte und endlich eingeschlafen war, wurde es bereits hell draußen. 

     Er und Alaric waren so lange in der Pension geblieben, bis Megan auf seinen Befehl hin gepackt hatte und abgereist war. Für sie wäre es nicht mehr sicher dort gewesen.

     Rouven räkelte sich wohlig und beschloss, dass es sich gut anfühlte sagen zu können, dass Katherine ihn wach gehalten hatte.

     Für ihn hatte sich seit damals, als er sie das erste und letzte Mal gesehen hatte, nichts verändert. Er wurde von ihr angezogen, als wäre er ein Fussel und sie sein „Magic Swiffer“. Von der Sekunde an, als er ihren seidigen Champagnerduft wahrgenommen hatte, kochte sein Blut. Er war vollkommen wach, kein Teil von ihm fühlte sich betäubt und erschöpft. Sein Tank war randvoll mit V-Power, sein Körper brannte auf allen Kesseln.

     Und doch war sein Geist ruhig!

     Nach wie vor war in seinem Kopf kühle Ruhe und Beherrschtheit, obwohl irgendjemand unbemerkt eine Million Flummies unter seiner Haut versteckt und zum Hüpfen gebracht hatte.

     Klar fragte sich Rouven Dinge wie: Warum ist das so? Wie lange wird es anhalten?, aber hauptsächlich genoss er es einfach, alleine in seinem Körper zu sein. So fühlte es sich also an, wenn man entscheiden konnte, wen man in seinen Kopf ließ und wen nicht.

     Was seine „Gabe“ betraf, so wusste er, dass sie nicht weg war. Die Kraft war ungebrochen und stark in ihm, aber es fühlte sich an, als wäre sie ein wohlgeformter runder Ball, der friedlich in seinem Verstand herumdümpelte, anstatt der grell brennenden Klauen, die sich sonst immer in sein Hirn gruben und ihn zwangen, Unaussprechliches zu tun. 

     Es ließ sich kontrollieren, stellte Rouven überrascht fest, nur hatte er leider keine Ahnung wie lange und wodurch. 

     Er war kein ganzer Idiot, er fühlte die Veränderungen in seinem Körper, hatte gelernt, auf jede Abweichung des Normalzustandes zu achten. Dieses „Rouvenupdate“ hatte irgendwann zwischen Katherines Versuch ihn zu erwürgen, und seinen Bemühungen sie vom Würgen abzuhalten stattgefunden. Ihre Hand auf seiner Haut war die Verbindung gewesen, die etwas bewirkt hatte. Er hatte die eigentümliche Ruhe sofort gespürt, hatte gefühlt, wie die grausame Kraft beinahe aus ihm herausgezogen wurde.

     Sein Problem war jetzt nur, dass er wusste, dass es nicht so bleiben würde, und darüber hinaus die Sache nicht via W-Lan funktionierte. Katherine musste ihn anfassen, das war ihm sofort klar gewesen. Erst die Hitze ihrer Hand auf seiner Kehle hatte seinen Körper wohl gezündet, ihn aber gleichzeitig wie mit kühlem Wasser ausgespült.

     Rouven war damit einverstanden, unterschrieb geistig den Vertrag und schickte ihn an den Notar, dass er ab jetzt nur noch auf die Straße durfte, wenn er brav Katherines Händchen hielt.

     Jetzt müsste er nur noch diesen wunderschönen, Gift speienden, sturen Maulesel in der Gestalt Katherines von der Genialität seines Plans überzeugen…

     Er war am Arsch!

     Sie war offensichtlich felsenfest der Meinung, dass sie zu Staub zerfiel, wenn er ihr nahe kam. Und ihr zu versichern, dass er keine Gefahr für sie darstellte, stimmte ja so nicht, und sie war klug genug, es zu wissen. Denn er konnte beim besten Willen den Drang sie zu besitzen nicht abstellen. Er wollte ihren Körper auf ein Bett, auf den Boden oder auch gegen eine Wand drängen, wollte von hinten seine Fänge in ihren Nacken schlagen und sie sich unterwerfen. Und dann, wenn sie weich und nachgiebig werden würde, dann würde er sie belohnen…

Make me FeelWhere stories live. Discover now