Kapitel 4

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Muksmäuschen still stand Damon an die Wand zur Bibliothek gelehnt, und beobachtete seine Frau. Sie saß mit dem Rücken zu ihm, hatte ihren Kopf leicht zur Seite geneigt und ein Bein untergeschlagen. 

     Er schmunzelte in sich hinein, als er über ihre Art zu sitzen nachdachte. Immer, egal wo, hockte sie sich auf ein eingeklapptes Bein, um ordentlich an die Tischplatte zu gelangen. Sie war so klein und zerbrechlich, und doch so viel stärker als er.

     Sie hatte sich ihre Haare zu einem unordentlichen Knoten an ihrem Hinterkopf zusammengebunden, und Damon betrachtete den eleganten Schwung ihres freien Nackens und ihrer Wirbelsäule. Er konnte nichts dagegen machen, dass die Spitzen seiner Fänge prickelten – sie war durch und durch begehrenswert. 

     Jetzt ließ sie den Stift, mit dem sie gearbeitet hatte, auf die glänzende Schreibtischplatte fallen und schlug das Buch vor ihr zu. Damons Mund wurde trocken, als sie sich seufzend streckte, doch als sie herzhaft gähnte und dabei ihr Kiefer knackte, lief er beinahe blau an vor Liebe zu diesem kleinen Geschöpf.

     Es erstaunte ihn nicht weiter, dass sie ihn auf einmal, ohne dass sie sich umgedreht oder in die Stille gelauscht hätte, ansprach. „Hast du gewusst, dass es in diesem Haus ziemlich gruselige Gestalten gibt?“

     Ja, gut, dass sie ihn ansprach erstaunte ihn nicht, sie wusste immer, wo er war. Was allerdings aus ihrem frechen Mund kam, war selbst für ihn immer wieder eine Überraschung. „Ähh, was…?“

     „Ja echt! Finstere, unhöfliche Vampire, die sich in den Schatten vor Bibliotheken herumdrücken und hilflose Frauen beobachten!“

     Schief grinsend ging er lässig einige Schritte auf sie zu, als sie sich ihm zuwandte. Oh, wie sehr er dieses lebhafte Blitzen in ihren Augen liebte. „Na warte, wenn ich diesen Kerl in die Finger kriege, mach ich dem den Kopf runter. Beschreib mal wie der Penner aussieht!“

     „Hmmm…“, machte Aimeé, und legte überlegend einen zierlichen Finger an ihre Lippen…um ihr Grinsen zu kaschieren. „Also, er ist groß und dunkel. Seine Augen, ich weiß nicht genau, ich würde sagen, sie sind auf den ersten Blick blau, aber wenn man genauer hinsieht, werden sie beinahe silbern. Und wenn Licht in sie scheint, sind sie nahezu farblos. Eeeeeeecht unheimlich!“

     „Ach wirklich Schneewittchen? Für mich klingst du eher fasziniert.“ Damon senkte seine Augenlieder und fixierte seine Frau mit geöffneten Lippen. Er würde sie schon drankriegen.

     „Naja, also, da ist die Sache mit seinem Mund. Der ist beinahe…also seine Lippen sind…“

     „Was Aimeé, wie sind seine Lippen?“

     „Oh, du arroganter Vampir“, rief Aimeé lachend aus. „Komm endlich her und küss mich! Wenn ich noch länger über deinen Mund nachdenke, werd ich noch ganz blöd!“

     Damon kam ihrer Aufforderung gerne nach und zog sie in seine Arme. Mit einem Seufzer der Erleichterung schmiegte sie sich an ihn, und er versank einen endlosen Augenblick in ihrer Wärme, dem Gefühl ihrer Lippen auf seinen.

     Als die beiden den Kuss schließlich vorerst beendeten, pflanzte sich Damon auf die dicke Ledercouch und überließ es Aimeé, ob sie sich zu ihm setzen wollte. Keinen Wimpernschlag später hatte sie sich in seinem Schoß eingerollt.

     „Du hast lange geschlafen“, unterbrach sie die Stille. Vertrauensvoll kuschelte sie ihre Stirn an seinen Hals.

     „Hab ich nicht. Ich wollte dir nur etwas Zeit lassen, damit du tun konntest, was du musstest. Ich kenne dich doch mittlerweile…dich und deine schmutzigen Tricks mich loszuwerden.“

Make me FeelWhere stories live. Discover now