kapitel 22

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Die Tage und Nächte gingen ineinander über - Rouven hatte längst den Überblick verloren. Es war ohnehin nicht von Bedeutung, ob er die Tea-Time verpasste, oder sein Schönheitsschlaf auf die frühen Morgenstunden verschoben wurde. Er bekam nichts davon mit. Weder wusste er wann Tag oder Nacht war, denn die flackernden Leuchtstoffröhren waren ständiger Begleiter - beinahe hätte er sich gewünscht, man würde ihm nicht nur die Augen wieder zunähen, sondern sie einfach ganz entfernen -, noch hatte er eine ungefähre Ahnung der Wochentage. Für ihn war jede Minute wie die andere. Er hatte aufgehört zu existieren und nur noch seine Hülle war übrig. Eine Hülle, derer sich seine Wärterin nach ihrem Belieben bediente. Ob er nun für sie tötete, oder sie die Holzkonstruktion, an der sein Körper nach wie vor festgebunden war, in die Horizontale kippte und ihn bestieg, war nicht länger wichtig. Am Anfang war er in einem Zustand gewesen, der über rasenden Zorn weit hinaus ging, aber das Wissen um Katherines Gefangenschaft hatte ihn massiv in seinen Handlungen beschnitten. Zumal er ja, egal was er sich ausgemahlt hatte, doch nichts erreicht hätte. Er war gelähmt gewesen durch das Eisenkraut in ihm, das Eisenkraut in Mrs. Webber ... die Angst um Katherine. Zwar hatte sie ihm längst die schwächenden Holzspikes abgenommen, seinen Organismus von Eisenkraut befreit, nur die Fesseln auf seiner Haut waren weiterhin mit diesem Zeug durchzogen. Und dann, als er wieder ganz klar war, war sein Fluch in ihm zurückgekommen, hatte ihm die Reste seiner Menschlichkeit genommen. Auch dafür hatte die Webber ein probates Mittelchen gehabt. Sie hatte ihn ganz einfach gezwungen dieser Macht in ihm nachzugeben, in dem sie ihm jemanden vorsetzte - Rouven wusste nicht einmal, was das arme Schwein ihr getan hatte - und verlangte, diesem Individuum ein jähes Ende zu bereiten, wenn nicht Katherine ein solches erfahren sollte. Sie war alles, was ihm geblieben war. Die Liebe zu dieser ganz außergewöhnlichen Vampirin, die durch ihn genau jetzt in tödlicher Gefahr schwebte. Der winselnde Wurm zu seinen Füßen starb elend, erstickte an dem blutigen Schaum, der ihm aus allen Körperöffnungen quoll. Das war sein Untergang gewesen. Es gab nichts mehr für ihn, was seine endgültige Verwandlung aufhalten hätte können. Er hatte dieser nicht länger etwas entgegen zu setzten. Das war er nun, ein Werkzeug, das sich erst nicht hatte wehren können aus Angst um sein Leben, sein Herz, das weit entfernt von ihm, in einem anderen Körper wohnte, und sich dann nicht mehr wehren wollte, weil diese Frau, die ihm alles genommen hatte, jetzt alles gab, nach was es ihm verlangte. Sie nähret die grausame Kraft - alles was noch er war. Auch die Vergewaltigungen waren nicht länger schwer zu ertragen. Dieser Körper, auf den sich Marge Webber sinken ließ, hatte nichts mehr mit ihm zu tun. Es war egal, was sie tat. Es war egal, was er tat. Nichts davon zählte mehr, nichts davon konnte ihn mehr verletzten. Es war einfach nichts von Rouven Salvatore übrig. Katherine. Nichts, außer seinem innersten Kern, der ihn über Jahre hinweg definiert hatte. Für sie zwang er diesen Körper weiter zu atmen, für sie existierte er genau so, wie Webber es ihm gestattete, für Katherine ließ er sich nehmen, wann auch immer Webber es wollte. Ohne Reue, ohne Schuld, ohne Schmerzen. Ohne irgendwelchen Gefühle. Katherine. Marge hatte ihn geschlagen - mehr als einmal war sie heulend und schreiend auf ihn losgegangen, hatte ihm selbst, oder durch ihre beiden Söhne Dinge angetan, die diesen verwaisten Körper schreien ließen vor Schmerzen. Doch wie schlimm es auch wurde, es hatte eben nur diesen Körper erreicht. Nichts weiter. Katherine. Er verstand vermutlich auf irgendeiner Ebene, warum Mrs. Webber so maßlos wütend auf ihn wurde, konnte die Enttäuschung deuten. Sie wollte ihn. Ganz, alles von ihm. Doch egal was sie mit seinem Körper tat, egal wie intensiv sie sich mit ihm beschäftigte, egal wie lange sie vor ihm auf den Knien war, nichts auf der Welt konnte ihn dazu bringen zu kommen. Nicht mal er selbst, so wie früher ... vor Katherine. Er wurde hart auf befehl, mehr konnte er nicht tun. Wie denn auch - er fühlte nichts davon. Katherine. Selbst dann nicht, als sie einen ihrer Söhne beauftragt hatte, zu Katherine zu gehen, um zu sehen, ob ihr andere Reaktionen bei gleicher Behandlung entlockt werden konnten. Rouven wusste, dass dieser Körper, der mal seiner gewesen war, beinahe durchgedreht war. Dass er an seinen Fesseln gerissen hatte, bis die Haut aufriss und noch ein Stück darüber hinaus. Dass er geschrieen hatte, dass sein Fluch den Raum geflutet hatte und Marge Webber und ihr Sohn erschrocken zurückwichen. Doch das war das einzige Ergebnis, das er hatte erzielen können, das Eisenkraut im Organismus der Webbers verhinderte, dass das grelle Weiß der Fliesen um ihn herum ansprechende Farbmuster in Karmesinrot bekam. Weder erreichte er irgendetwas durch seine Verzweiflung, noch war es ihm möglich, Marge zu geben, was sie von ihm wollte. Er hatte sich bei all dem wie von weit weg zugesehen, hatte diesen nackten und benutzten Körper dabei beobachtet, wie er sich in Raserei selbst so sehr verletzte, dass er hatte betäubt werden müssen. Doch gefühlt hatte er nichts davon. Es waren nur Zuckungen und Nervenkontraktionen aus einer anderen Zeit gewesen. Wie ein Tier, dem man den Kopf abgeschlagen hatte, aber diese Information erst dann beim Rest ankam, wenn ihm das Blut ausging. Katherine. Ihr Name pulste durch seinen geschundenen Leib, war der einzige Herzschlag, den er noch hatte. Für ihn gab es keine Rettung mehr, wollte sie nicht mehr. Er war nichts mehr, außer dem Willen zu töten, doch Katherine ... Sie würde einen Weg finden um sich zu befreien. Sie würde unbeschadet davon kommen und dann würde sie laufen. So schnell und so weit wie sie konnte. Und sie würde vergessen, dass es ihn und all das, was ihr wegen ihm angetan wurde, gegeben hatte. Denn sie war klug ... Schritte hallten zu ihm herüber, Schritte, die er in den vergangenen Tagen nur zu gut kennen gelernt hatte. Aufregung durchfuhr ihn, die Macht reckte hungrig ihren hässlichen Kopf, hoffte auf neue Nahrung, auf die einzige Befriedigung, die es noch für ihn gab: Irgendein Opfer, in das er seine unsichtbaren Krallen schlagen konnte. „Hallo, mein Liebling", begrüßte ihn Marge liebevoll, stöckelte eckig auf ihn zu und küsste flüchtig seine Schulter. Sie kam trotz allem seinen Fängen nicht zu nahe. „Ich hab dich vermisst." Ganz genau wusste er, dass er tatsächlich die Fänge bleckte und er wohl fauchte, doch nichts davon hatte mehr mit dem Wesen zu tun, dass er jetzt war. „Oh, ich weiß, mein schöner Liebling, du bist ungeduldig, aber heute hab ich niemanden für dich." Marge löste die Bolzen zu beiden Seiten seines Holzkreuzes und kippte einmal mehr seinen Körper in eine liegende Position. Vor Aufregung ganz fahrig stellte sie mit Hilfe zweier massiver Riegel die Balken unter ihm fest, und streichelte dann andächtig über den Körper, der mal ihn gehört hatte. Katherine. „Aber du darfst mich glücklich machen, Geliebter", hechelte sie atemlos, während sie sich einen Pfad über seine Brust, seinen Bauch nach unten küsste. Noch immer fauchte er, als sie ihn in den Mund nahm ...„Acht Tage! Acht verschissene Tage und wir haben nichts? Jetzt reichts, ich mach das auf meine Art, und euer Gelaber könnt ihr euch hin stecken, wo garantiert nie die Sonne scheint!" Katherine raste vor Zorn. Nichts was in den vergangenen Tagen und Nächten unternommen worden war, hatte sie auch nur einen Hauch näher zu Rouven gebracht. Klar, sie konnte deutlich sehen, dass sich jeder hier den Arsch aufriss, aber - Entschuldigung bitte - warum sollte ausgerechnet Rebekah einen besseren Riecher als sie haben, und die Gasse erneut absuchen. Wem half das, außer dieser bescheuerten Miss Ich-bin-so-blond-und-so-in-Sorge? Bonnie, ha! Diese Bibbi Blocksberg für ganz-ganz Arme war ein schlechter Witz. Ihr Hexenbunga-bunga hatte natürlich gerade im Aufspüren von Vampiren erhebliche Lücken. Nichts was sie getan hatte, war hilfreich gewesen. Das meiste davon konnte mit einem kleinen Sortiment an Feuerwerkskörpern nachgestellt werden. Verfluchte Scheiße! Es half auch überhaupt nichts, dass sie mit einem halben Auge ständig an Aimeé hing, um wenigstens die Verbindung, die seine Mutter mit Rouven hatte, auszunutzen. Dadurch wusste sie zwar, dass Rouven noch immer am Leben war, aber am Leben war nicht gleich am Leben. Darüber konnte sie Bücher schreiben. Dazu kam dann, dass Damon immer bei seiner Frau war, sie hielt, sie an seine Brust zog, ihr Haar streichelte. Dieser Damon, der so verstörend wie sein Sohn aussah, aber es einfach nicht war. Nicht mal ein Bisschen. Sie musste jetzt da raus. Sie musste irgendetwas tun, was sie noch nicht getan hatten. Etwas, das sie schon gleich zu Beginn hätte tun sollen. Mit wehenden Puppenlocken stapfte Katherine auf die beschissene Tür dieser beschissenen Villa zu, bereit jedes einzelne Ratsmitglied aufzuspüren und zu ... naja, „entgliedern". „Katerina, sei doch vernünftig!", schob sich ihr Elijah in ihren Weg. Er war, zusammen mit seiner Schwester am Tag nach der Entführung eingetroffen und hatte so was wie die Rolle der Justitia angenommen. Fuck die Sache mit dem gerechten Gleichgewicht! „Ich war jetzt viel zu lange vernünftig, ich kann nicht länger --" „Brauchst du auch nicht", unterbrach sie Damon, der mal wieder von einem seiner endlosen - völlig unnützen - Telefonate aus dem Nebenzimmer kam. „Ratsversammlung, heute in fünf Stunden. Ich habe eben die Bestätigung bekommen. Es werden nicht alle kommen, diese außerordentlichen Treffen so kurz vor Halloween - in dieser verfluchten Stadt hat vor lauter Party keiner Zeit für so was." Ah, dafür die Telefonate. Na schön ... Damon ging auf Katherine zu und blieb direkt vor ihr stehen. Ihr Verhältnis war zu keiner Zeit so gut gewesen ... „Du wirst mich - als Elena getarnt, wir wollen doch niemanden unnötig erschrecken - begleiten." Dann wurde er noch eindringlicher, packte ihre Oberarme und knurrte tief wie ein Raubtier das jagte. „Bring mir meinen Sohn zurück!" Das würde sie, ganz egal wie und wann. Und wer konnte schon sagen, in welcher Stimmung Damon sein würde, wenn sie unter den versnobten Ratsmitgliedern eine Spur fand. Vielleicht war dann ja auch ihm nach „entgliedern". Ihre Zustimmung fand ihren Zwilling in seinem Knurren von Vorher.Fünf Stunden und eine Minute später, war ihr egal, ob sie einen dieser Menschen in Stücke reißen würde, weil er Rouven hatte, sie würde einfach alle in Stücke reißen. Um keinen war es schade! Sie würde den nächst besten, der ihr zwischen die Fänge kam, zerfetzten. Denn keiner der Gerüche in dieser fingierten Versammlung passte zu denen in der Gasse! Rouvens Entführer waren schlicht nicht darunter, und sie nicht länger willens, ihre Tarnung als Elena - die freundliche Vampirin aus der Nachbarschaft aufrecht zu erhalten. Sie musste töten. Frusttöten ... Sie bleckte kurz ihre Fänge in Damons Richtung, der vor diesen ahnungslosen Trotteln stand, und ein erfundenes Problem erörterte. Doch er verstand ihre Geste. Das kurze Schließen seiner Augen und das Herabsacken seiner Schultern, brach ihr zum tausendsten Mal an diesem Tag ihr versteinertes Herz. Das einzige, woran sie sich jetzt noch klammern konnte war, das immerhin sieben der Ratsmitglieder fehlten heute, und die Welt konnte Wetten darauf abschließen, wo sie heute noch überall auftauchen würde! Das Klingeln der Türglocke riss sie oberflächlich aus ihren Gedanken, und auch Damon kurz aus seiner Routine. Eine der Ratstussis hob entschuldigend die Hände und eilte zur Tür. Damon fuhr fort mit seiner Märchenstunde, doch Katherines Ohren waren jetzt ganz bei der Nachzüglerin. „Tut mir schrecklich leid, dass ich den Anfang verpasst habe, ich wollte nicht unhöflich sein. Mister Salvatore schien das Treffen sehr wichtig. Aber ich war noch schnell bei Marge. Das arme Ding hat schon seit Tagen die fürchterlichsten Kopfschmerzen, die du dir vorstellen kannst, sie konnte nicht einmal zu unserer wöchentlichen Partie Karten aus dem Bett aufstehen. Sie lässt sich von ihrem Sohn entschuldigen und hat uns einen Korb ihrer Muffins mitgeben lassen." „Oh, die gute Marge, das hätte sie wirklich nicht tun müssen. Hoffentlich geht es ihr bald wieder besser ..." Die beiden Frauen redeten leise weiter miteinander, doch Katherine hörte kein einziges Wort mehr, als sie - freundlich nickend - an ihr vorbei liefen. Die Muffins ... Oh mein Gott, die Muffins! Sie hatte ihn! Sie musste jetzt nur noch -- „Sag mal, bist du jetzt total durchgedreht?", fauchte Damon verhalten, und zerrte sie am Arm in ein anderes Zimmer. Unterbewusst nahm sie war, dass jemand anderes einen weiteren Tagespunkt besprach, und die Muffins herumgereicht wurden. Als Damon vor ihrem Gesichtsfeld herumschnippte und etwas von „...bla, bla, die Leute nicht ansehen, als wären sie dein Abendessen, bla...", sagte, zoomte sie zurück. „Ich hab ihn!", versuchte sie fest zu sagen. Wo der schluchzende Unterton her kam, wusste sie nicht. „Was bedeutet, du hast ihn? Rouven?" Seine Augen schnellten durch den Raum zu der Nachzüglerin. „Ist sie --" „Es sind die Muffins!", unterbrach Katherine. Sie merkte, dass sie dumm war, und schon wieder von hinten anfing, deswegen schob sie einen weiteren Versuch sofort nach.„Riech doch mal, Damon! Ich erkenne keinen der Gerüche der Gasse hier wieder, aber ich erkenne Seinen Geruch! Die Muffins, sie riechen nach ihm. Wer immer die gemacht hat, der hat Rouven!" Schnell schloss Damon seine Augen, atmete tief ein, überprüfte ihre Feststellung. Einen Sekundenbruchteil später schnappte er zurück - mit blutunterlaufenen Vampiraugen und zu voller Länge ausgefahrenen Fängen knurrte er ein Wort. Einen Namen. „Marge...!"In Zeitlupe nahm Rouven die Geschehnisse um ihn herum mit dem Teil seines Bewusstseins wahr, der nicht gestorben war. Der nie sterben würde. Er hörte entferntes Poltern, Schreie, die sofort erstarben und zu flüchtig waren für Menschenohren. Das bemerkte er nur, weil Marge auf seinem Körper weder in ihren Bewegungen stockte, noch auch nur ein klein wenig aus ihrer Ekstase gerissen wurde. Doch er hörte es genau. Er, der Katherine und jede ihrer Facetten zu seinem schlagenden Herzen gemacht hatte. Er spürte sie, fühlte, dass sie nahe war, dass sie für das saftige Gurgeln, das er hörte, verantwortlich war. Und genau dieses Bewusstsein um Blut und Tod, ließ auch seine andere Seite auffahren. Er war sehr so bei sich, wie er nur konnte. Als die schwere Metalltüre zu seinem Fliesengefängnis schließlich aus den Angeln gerissen wurde und an die gegenüberliegende Wand krachte, war er nicht weiter überrascht. Mit glühenden Augen betrachtete er die Frau, die blutverschmiert und bebend im Eingang stand. Sie war frei. Sie konnte Kämpfen. Vermutlich war es Stolz und Glück, das er empfand. Er wusste es nicht. Er sah ihr zu, wie sie in einem Blinzeln bei ihm war, mit Fängen, so lang und scharf wie Dolche, auf ihn zusprang. Er verstand den Zusammenhang erst, als Mrs. Webber anfing zu kreischen, und Katherine sie, mit zu Klauen gekrümmten Fingern, von seinem Körper riss. Natürlich hasste Katherine die Webber. Sie hatte sie eingesperrt, und sein Verstand vermochte sich nicht auszumahlen, was sie erlitten haben mochte. Er hatte keine Relation zu Leid mehr, fühlte es nicht. Doch sein dunkler Teil fühlte die Aufregung, als Katherine ihre Fänge in Mrs. Webber versenkte, wieder und wieder. Er sah ihr Blut spritzen, sah, wie mal kleinere, mal größere Fetzten ihres Fleisches durch die Gegend flogen, hörte ihre spitzen Schreie, die einfach nicht erstarben. Genau so liebte sein Fluch es. So war es gut. Langsam und kunstvoll ... Mehr als einmal vernahm er das trockene Knirschen brechender Knochen - wie kleine Äste, über die Katherine an einem trägen Sonntagnachmittag spazierte. Die Horrorschreie waren liebliches Vogelgezwitscher ... Doch irgendwann, mit einem lauten Krachen, gefolgt von einem feuchten Reißen, kehrte Ruhe ein. Alles was er sah, war Katherine. Mit verklebten Haaren, Bächen von Blut überall auf ihrem Körper, ihrem Gesicht, nur unterbrochen von zwei kleinen, sauberen Rinnsalen von ... Tränen? „Rouven ...", wisperte sie erstickt, warf den abgerissenen Arm, den sie noch in den Händen hatte, zu Boden und stürzte auf ihn zu. Er verstand ihre Tränen nicht, fühlte kein Bedauern, fühlte nichts außer ihrer Präsenz. Wenn er doch nur -- „Aaaahhhhhhhhhhhh...!" Da war sie, ihre Berührung. Vermutlich löste sie seine Fesseln, doch das spielte keine Rolle. Mit zerstörender Macht drängte sie seinen inneren Dämonen zurück, demaskierte mit nur einem winzigen Streicheln die vergangenen Tage. Alles war da, stürmte auf ihn ein, formte präzise jede vergangene Sekunde in seinem Hirn nach. Nein, nein, nein, nein ... „Neeeeiiin...!!!" „Schschsch, ist schon gut, ich hab dich", hörte er Katherine erstickt murmeln, fühlte die kalte Klinge, die ihn befreite. „Nein, ich kann nicht ... lass mich ... nein!" Er versuchte sich zu wehren, konnte den Schmerz nicht ertragen, der in seinen Körper geschlagen war, wie ein Meteor. Was war er geworden, was hatte er getan ... Doch als sein Vater vor seinem Blickfeld erschien, ihn an den Schultern hoch zog, und ihn fest in eine Decke hüllte, war es vorbei. Die Panik in seinem Innern drückte den Aus Knopf - dem konnte er sich nicht stellen ... und es wurde endlich Nacht um ihn.

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