kapitel 17

1.3K 25 2
                                    

Rouven saß auf dem Sofa bei seiner Schwester vor dem Kamin, und sinnierte dümmlich grinsend vor sich hin, wie er hier her gekommen war. Nun, die Nacht und der Morgen waren der Hammer gewesen. Er hatte zum ersten Mal eine ganze Nacht nicht alleine in seinem Bett verbracht, denn Katherine war bei ihm geblieben. Sie hatte sich an seiner Seite eingerollt, hatte schlafend darauf vertraut, dass sie bei ihm sicher war. Obwohl sie wusste! Er hatte ihr beim Schlafen zugesehen, sah sich einfach nicht an ihrem Gesicht satt, wie sie entspannt und friedlich, frei von allem Zorn beinahe mädchenhaft träumte. Und wie sie ihn am Morgen, nach wenigen Stunden des erholsamsten Schlafes seines Lebens geweckt hatte, war eine Erfahrung, die sich wie ein Brandzeichen auf seiner Seele festgesetzt hatte. Nie wieder würde er ohne sie aufwachen! Sie musste für den Rest seines Lebens der Anblick sein, mit dem er einschlief und aufwachte. Und das hatte nichts damit zu tun, dass er durch sie seine Gabe unter Kontrolle hatte, und alles mit dem, was er für sie fühlte. Doch Rouven kannte Katherine, ihre Individualität, ihren Drang nach Freiheit, Unabhängigkeit. Und er wusste dass es sie liebte. Alles an ihr, mehr, viel mehr, als sich selbst. Also musste er ihr ihre Freiräume geben, wenn er nichts an ihr verändern wollte, auch wenn der Salvatore in ihm bereits mit den Handschellen klimperte. Okay, die würden eventuell schon noch zum Einsatz kommen, nur eben nicht-- Oh, halt die Klappe „Kleinhirn"! Genau aus diesem Grund saß er jetzt auch wo er saß, dachte wie eine verliebte Vierzehnjährige an die vergangene Nacht, aber war wild entschlossen, nicht wie eine nasse Decke an Katherine zu kleben. Seine Vorlieben waren nicht unbedingt ihre. Doch das Denken konnte ihm niemand verbieten, und so lange ihn niemand davon abhielt, würde er verdammt noch mal genau das tun! Sie hatten den Morgen wirklich vertrödelt, hatten immer wieder ihre halbherzigen Versuche aus dem Bett zu kommen, unter allen möglichen und unmöglichen Vorwänden über Bord geworfen, nur um dann doch wieder küssend übereinander herzufallen. Oh, und dann dieses eine Mal, als er es geschafft hatte seine Zähne zu putzen und gerade in Klamotten schlüpfen wollte? Da war Katherine diejenige gewesen, die ihn mit spektakulär wenig Worten, aber ziemlich wilden Taten zurück ins Bett buxiert hatte. Also wenn das nicht legitimer Grund war, Grinsefrosch zu spielen! Doch irgendwann fand er einfach keine Ausrede mehr noch länger im Bett zu bleiben, und außerdem musste er zusehen, dass Katherine was zu essen bekam. Und so hatten sie sich schließlich irgendwann angezogen, und waren nach unten gegangen. Rouven hatte ganz bewusst darauf verzichtet zu duschen, er wollte ihren Duft auf seiner Haut haben, jeder sollte es wissen. Doch dass auch Katherine keine Anstalten machte sich seine Spuren abzuwaschen, sprengte nicht nur seine Hose beinahe... Was für ein Wandel in seiner einsamen Welt. Niemand begegnete ihnen auf ihrem Weg in die Küche, und Rouven zog Katherine einen der Barhocker an der kurzen Theke zurecht. Sorgfältig durchwühlte er den Kühlschrank nach Essbarem, das auch gut genug für sie war, und genoss es mehr als er sollte, sich um sie zu kümmern, sie zu bedienen. Ihre Augen folgten ihm überall hin, liebkosten ihn auf unbekannte Weise... „Was ist, setzt du dich nicht her und isst mit?", fragte sie stutzig, als er nur einen Teller vor ihr abstellte. „Äh, nein, ich...ich bin bei Skyler eingeladen, ist so ein Zwillingsding", antwortete er. „Wenn wir uns nicht täglich, mindestens aber jeden zweiten Tag sehen, dann hat Sky beschlossen, dass sie sich krank fühlt. Also, wenn es dir nichts ausmacht...?" „Soso, Skyler hat das beschlossen? Und du willst selbstverständlich nicht, dass sich deine Schwester krank fühlt wegen dir." Rouven nickte und grinste sie schief an. „Ganz genau, nur daran liegt das. Ich und mein freundliches Wesen..." Er legte ihr einen Arm um den Nacken und zog sie zu einem kurzen, heftigen Kuss zu sich heran. Er hätte sie zu gerne gefragt, ob sie ihn würde begleiten wollen, aber kam zu dem Schluss, dass es nach dem „Familydinner" wohl doch etwas zu viel sein könnte. „Geh ruhig und tröste deine Schwester", sagte Katherine zuckersüß. „Ich meine, sie ist mit Klaus zusammen, lebt mit ihm, lässt sich von ihm...na, egal. Ich schätze ich verstehe, warum sie die Wartungsarbeiten ihres Bruders braucht." „Sei brav", lächelte Rouven sie schelmisch an und küsste sie noch einmal. „Brauchst du noch etwas?", fragte er dann. „Blut oder etwas Anderes?" Sie verneinte und lehnte ab, und entließ ihn dann mit einer knappen Handbewegung. Schweren Herzens wandte er sich ab. „Rouven!", hielt ihn ihr Ruf noch einmal auf, und er drehte sich um. „Ich komme klar und habe einige Dinge zu tun, die mich beschäftigt halten, bild dir also bloß keine Schwachheiten ein", herrschte sie ihn an. „Aber könntest du trotzdem nicht zu lange wegbleiben?" Sie klang genervt und zickig wie immer, aber für Rouven öffnete sich ein kleines Stück vom Himmel mit ihrem letzten Satz. Er hatte das neue „Babel" Katherine-Deutsch, Deutsch-Katherine schon längst auf seiner Festplatte, er verstand. „Ich werde dich auch vermissen...Honigbärchen." Welches der Lebensmittel sie hinter ihm an die geschlossene Tür warf, konnte er nicht sagen, dafür wusste er aber mit Sicherheit, dass ihr Herz lachte! Kurze Zeit darauf hatte er seinen gewehrgrauen Camaro in der Mikaelsonschen Auffahrt, und seinen Hintern auf einem der Esszimmerstühle neben Ylvie geparkt. Die Stimmung war leicht, das Essen toll, und niemand fragte ihm wegen Katherine Löcher in den Bauch. Oh, er machte sich nichts vor, die Inquisition würde noch früh genug kommen - sie saß ihm in Gestaltseiner Schwester bereits gegenüber. Und er sollte Recht behalten, denn kaum war der Nachtisch vom Hauspersonal abgetragen worden, hüpfte Ylvie aus ihrem Hochstuhl und vor ihrem Vater auf und ab. Sie sprühte vor Übermut. „Was ist denn mit dir los, Kurze? Hat dir die Köchin etwa schon wieder Springflöhe statt Schokostreusel über dein Eis geschüttet?", fragte Rouven seine Nichte. Sofort schenkte sie ihm seine Aufmerksamkeit und krabbelte auf seinen Schoß. „Quatsch, Onkel Rouven, das würde Maria nie tun! Nein, ich bin nur so aufgeregt!" „Das sehe ich", lachte er. „Aber warum bist du denn so aufgeregt?" Ylvies Hände patschten in der Luft zusammen und sie holte beinahe hektisch Luft, ehe sie antwortete. „Weil Papi und ich jetzt die Höhlen angucken gehen, stimmts Papi?" Strahlend sah sie Klaus an. „Das haben wir ausgemacht, mein Liebes, da hast du recht. Zieh dich schnell um und hol deine Jacke, dann können wir gleich los!", forderte dieser seine Tochter sanft auf. Wie eine einzige große Sprungfeder mit schwarzen Zöpfen und rosigen Wangen katapultierte sich Ylvie von Rouvens Schoß und stob davon. „Ich überlasse dich dann mal deiner Schwester und gehe mit meiner Tochter die Welt erkunden. Ich wünsche dir viel Spaß, Rouven, und hoffe du überlebst. Ich mag dich gerne, Damon Junior", sagte Klaus mit seinem üblichen, versteckten Lächeln, lachte dann aber kurz auf, als ihm Skyler auf den Oberarm boxte und ihn anschließend lange küsste. Doch als Ylvie schließlich mit Jacke und „Hello Kitty" Gummistiefeln bewaffnet wieder auftauchte, wusste Rouven, dass seine Schonfrist vorbei war. „Geh du rüber in den Salon, Rouv, ich mach noch schnell Kaffee", forderte ihn seine Schwester auf. Er konnte ihre Emotionen immer gut einschätzen, hatte durch das Zwillingsband einen nicht zu erklärenden Draht zu ihr, aber heute machte sie es ihm schwer. Seufzend stand er also auf, und hockte sich erst, als er an seinem abgestammten Platz auf dem Sofa angekommen war, wieder hin. Und da saß er nun und hing seinen Gedanken nach... Ob diese erste Begegnung zwischen ihm und Katherine wirklich etwas mit dem kontinuierlich schlimmer Werden seines Fluchs zu tun hatte? Katherine und er hatten in der Nacht - unter Anderem - noch viel geredet, aber zu einem einleuchtenden Schluss waren sie nicht gekommen. Also gekommen sind wir-- Schnauze, Kopf! Es war ja nicht so, als hätte Rouven nicht bemerkt, dass diese unheilvolle Macht von diesem Tag an noch verheerender in ihm gewütet hatte, aber er hatte immer angenommen, dass es schlicht sein persönlicher Frust auf die Begegnung mit Katherine, seine Reaktion auf sie, und ihr anschließendes, spurloses Verschwinden gewesen war. So war das schließlich immer gelaufen. Je frustrierte er war, desto zorniger wütete die Kraft in ihm, legte seine Menschlichkeit lahm, und verlangte von ihm, seine Wut auszuleben. Er hatte sich stets verboten, auch nur an Katherine zu denken weil es seinen Zustand verlässlich verschlimmerte. Doch möglicherweise hatte sie recht. Er hatte die Fakten nie wirklich gekannt, hatte keine anderen Schlüsse ziehen können als den, dass seine Frustration dafür verantwortlich war. Aber das alles war, bevor er erlebt hatte, wie eine einzige winzige Berührung ihrerseits, seinen inneren Dämon an eine Kette legte. Oder in ihrem Fall ein Goldkettchen von Bvlgari... Er konnte nicht abstreiten, dass Katherine, seine Gefühle für sie und seine Gabe, in irgendeiner Verbindung stehen mussten, aber wie genau, das konnte sein Hirn nicht greifen. Immerhin war er schon vor Katherines Auftauchen in seinem Leben so gewesen. Noch bevor er sie je gesehen hatte, hatte er längst gewusst, was da in ihm war. Vermutlich war er so geboren worden, und kein Einfluss von Außen hatte ihn zu einem Psy-Spinner gemacht. Aber es blieb unbestreitbar, dass Katherine mit seinem Schicksal verbunden war, genau so wie er mit ihrem. Genau das war der Stand von letzter Nacht, kurz bevor Rouven in einen komatösen Schlaf gefallen war, umgeben von Katherines Wärme, ihrem Duft, und der schlichten Tatsache, dass sie verstand wie ernst ihm die Sache war... Rouven war bereits drauf und dran aus der Mikaelson Villa zu stürmen, um in Atlanta der nächsten Niederlassung von Bvlgari sämtliche Goldkettchen abzukaufen, um sie auf Katherines nackter Haut zu drapieren, als Skyler seine Gedanken mit ihrem Auftauchen in halbwegs gesunde Bahnen zurücklenkte. „So", sagte sie munter, und stellte die zwei mitgebrachten Kaffeebecher auf dem niedrigen Couchtisch vor ihm ab, ehe sie sich neben ihn plumpsen ließ. „Dann erzähl mal!" „Oh ja, Schwesterlein, geht klar. Also, ich hatte heute Müsli zum Frühstück, aber du weißt schon, fettarme Milch und viiiiiele Früchte. Meine Hüften, ich sag's dir... Danach bin ich zum Aquafitness. Du meine Güte, du kannst dir nicht vorstellen, wie manche erwachsene Frau--" „Rouven!", unterbrach Skyler energisch. „Hast du gesehen, dass Nick letzte Woche eine fiese aufgeplatzte Lippe hatte? Ich verrate dir was. Da war keine wilde Knutscherei dran schuld, viel mehr seine große Klappe und meine rechte Faust. Und wenn du nicht augenblicklich aufhörst mich wie ein Güllefass mit Dreck zu berieseln, dann zeige ich dir, wie ich das gemacht habe!" Entwaffnend grinste Rouven seine Zwillingsschwester an. Sie scherzte nicht, sie würde ihm ohne zu zögern eine zementieren, wenn sie davon überzeugt war, er hätte es verdient. Wäre nicht das erste Mal... Doch was konnte er schon großartig erzählen? Von seiner Gabe und Katherines Einfluss darauf würde er garantiert nicht anfangen. Zumal Sky ja nichts von seiner kleinen Freakshow wusste. Und über Katherine und den Wendungen zwischen ihr und sich wollte er auch nicht zu viel sagen. Nicht weil er Sky nicht genug vertraute, er wollte einfach nicht über so etwas Zerbrechliches wie den frischen Bund zwischen Katherine und ihm reden. Außerdem war er egoistisch, diese Gefühle gehörten nur ihr und ihm, er wollte sie mit noch niemandem teilen. Aber er wusste auch, dass Sky sich Sorgen um ihn machte. Schon immer, aber Katherines Auftauchen dürfte nichts daran verbessert haben. Deswegen, weil er Sky und den Ursprung ihrer Neugierde verstehen konnte, lenkte er ein. „Was musst du den wissen, Sky?" „Oh nein, Rouv, komm mir nicht so! Was soll ich darauf denn antworten, deiner Meinung nach? Wenn ich sage Alles, dann machst du ja doch wieder einen auf Begriffsstutzig", schimpfte sie empört. „Fangen wir am besten damit an, dass du offensichtlich wie üblich die Nacht durchgevögelt hast, aber aus irgendeinem Grund noch keine Zeit hattest, dich wie sonst immer mit Desinfektionsmittel zu überschütten", setzte sie etwas ruhiger nach. „Es ist Katherine", sagte Rouven beinahe andächtig, und konnte das Grinsen, welches sein Gesicht in zwei Hälften spaltete, nicht unterdrücken. „Ja, das rieche ich. Deutlich! Und ich denke, ich freue mich für dich, aber hilf mir doch bitte, das alles zu verstehen!", brummte Sky. „Kannst du mir vielleicht so viel Zeit geben, wie ich brauche, um das selbst zu verstehen, ehe ich dir mündlich und schriftlich Bericht erstatte?", lächelte Rouven seine Schwester an. „Ich verstehe dich Sky, wirklich, das tue ich, aber du musst mir und auch Katherine Zeit geben. Ich lass dich nicht Außen vor, das verspreche ich dir!" Seufzend senkte Skyler ihren Kopf, bevor sie ihn schräg anfunkelte. „Da war immer etwas zwischen dir und ihr", stellte sie schließlich fest. „Ich meine, wir alle wusste ja bescheid, wie du zu ihr stehst. Du hast weder dich noch uns deswegen je belogen. Und so unglaublich ich das auch finde, aber ich sehe ja wie du dich veränderst seit sie da ist. Sie tut dir anscheinend gut, und ich freue mich wie wahnsinnig, dich so zu sehen. Es ist als hätte sie mir meinen Bruder zurückgebracht... Aber ich habe nicht vergessen, dass sie vor sieben Jahren einen Teil von ihm mitgenommen hat, als sie abgehauen ist! Ich habe Angst, dass ihr plötzlich einfällt, doch nichts mit dir zu tun haben zu wollen, verstehst du Rouven?" Rouven verstand, wand Skyler seinen Oberkörper zu, und lächelte sie voller Liebe, wie sie nur Geschwister füreinander empfinden können, an. „Weißt du noch, als du vor ein paar Jahren ankamst, und mit dem Hybriden geschlafen hattest?", feixte er. „Jeder hat sich damals Sorgen gemacht, als die Sache mit dir und Nick anfing. Jeder, außer Mum und ich. Ich habe dir vertraut, habe gesehen, gefühlt wie er dich veränderte. Ich wusste immer, dass du stark genug für Nick und all seinen Ballast sein würdest, und ich hatte recht. Um das Selbe bitte ich dich jetzt, Sky. Vertrau darauf, dass ich das Richtige tue, gib mir die Chance herauszufinden, was da zwischen ihr und mir ist. Ich weiß, dass du da bist, wenn ich dich brauche." Lange Zeit sagte sie nichts, doch als sie ihn schließlich verhalten angrinste, und sie ihn mit ihrem „du bist unmöglich"-Blick ansah, ließ er sich erleichtert umkippen, und legte seinen Kopf auf ihren Schenkel. „Du nervst", grummelte sie liebevoll. „Hat dir das schon mal jemand gesagt?" „Du hast ja keine Ahnung", lachte Rouven, und dachte an die letzte Person, die ihm das gesagt hatte. Genüsslich schloss er seine Augen und überließ sich den Händen seiner Zwillingsschwester, die ihm wie früher durchs Haar wuschelte. Wie viel, viel früher... „Ich hab dich auch vermisst, Sky..." Einige Stunden später, nachdem seine Schwester und auch seine Nichte, die von ihrem Abenteuer zurück war, ein Einsehen hatten und ihn gehen ließen, stolperte Rouven vor lauter Hast zu Katherine zu kommen, beinahe über seine eigenen Füße. Ja, gut, Füße und verstreute Bücher, aber das war ein anderes Thema. Zwar war er sich ziemlich sicher, die letzte Nacht hatte auch Katherine bewusst gemacht, dass da etwas zwischen ihr und ihm war, das es wert war, ergründet, ausgelebt zu werden, aber bei ihr wusste man ja nie genau, wann und warum sie das nächste Mal explodierte. Er traute Katherine wieder aller Vernunft, das schon...nur eben ihrem Temperament nicht. Dementsprechend angespannt war er auch, als er die Flure zu seinen Räumen entlang lief. Dass er von niemandem aufgehalten wurde war Segen und Fluch zugleich. Gerne hätte er dieses ekelhafte Gefühl der Unsicherheit durch Ablenkung abgeschüttelt, aber wenn er daran dachte „Quälgeist" Alaric könnte seinen Weg kreuzen, der alle möglichen und unmöglichen Sprüche über nächtliche Geräusche und Körpergerüche raus hauen würde, war er doch froh, alleine zu sein. Und schließlich stand er vor seiner Zimmertür, legte eine Hand auf die Klinke. Er hörte in das ganze Haus hinein, aber keines der Geräusche die er aufschnappte, kam aus seiner Suite. Er hörte Stefan und seine Eltern reden und lachen, federleichte Schritte über sich, die er sofort Elena in ihrem Schlafzimmer zuordnen konnte, und er hörte auch Ric, der irgendwo mit einem Mädchen - Caroline? - redete. Aber keiner der Laute gehörte zu Katherine. Nun gut, straffte er sich, und stieß die Tür auf. Er würde Geduld haben und abwarten. Schließlich war er weg gewesen, das Selbe musste für Katherine auch erlaubt sein. Sie war nicht weggelaufen, da war er sich-- Woha! Okay, ja, das beruhigte ihn jetzt wirklich sehr. Es machte Rouven spontan nichts mehr aus, dass er Katherine nicht persönlich vor sich sah, auch wenn er das wahnsinnig dringende Bedürfnis hatte, sie zu küssen und unter seinem Körper zu begraben. Denn sie war in diesen Räumen, körperlich oder nicht! Idiotisch grinsend - wie häufiger in den letzten Stunden - trat er vollends ein, sah sich ungläubig um. Als erstes bemerkte er die großen, champagnerfarbenen Kissen auf seinem Bett, die auf beinahe erschreckende Weise ganz fantastisch mit seinen taubengrauen Laken harmonierten. Ihre Kissen. Die Kissen aus ihrem Zimmer! Und sie hatte sein leeres Regal entwendet, hatte diesem endlich einen Sinn gegeben - beinahe frech reihten sich winzige Fläschchen in allen denkbaren Farben auf dem schwarzen Holz aneinander. Nagellack... In einer Ecke stand ein, mit goldenem Brokat bezogener Sessel, eine bordeauxfarbene Decke hing nachlässig über der Lehne. Alles aus ihrem Zimmer! Weitere Details, alle so munter wie eine Horde Erdmännchen, stürmten auf ihn ein. Modezeitschriften auf der linken Nachtkonsole, eine halb offene Schublade an seiner Kommode, aus der neckisch ein pinkfarbener String hing. Die doppelten Milchglastüren zu seinem Badezimmer waren unsymmetrisch aufgeschoben, und ein kurzer Blick hinein offenbarte ihm eine zweite Zahnbürste neben seiner. Einige Bürsten, Haarklammern und Kämme lagen ohne Ordnung auf dem großen Waschtisch, und beinahe jeder freie Fleck war zugestellt mit Flakons, Tuben, Tiegeln und Töpfchen. Alle mit geheimnisvollem Inhalt und alles ihr Zeug... Ein winzig kleines Schnauben hinter ihm, ließ ihn herumfahren. Da stand sie, lächelte ihn unterdrückt an, und knickte auf ihre eigene Art die Hüfte ein. Im Arm hatte sie einen gewaltigen Stapel bordeauxfarbener Handtücher. „Da bist du ja wieder", flötete sie betont lässig. „Hab kaum bemerkt, dass du weg warst." Bevor er sie in seine Arme ziehen, und um den Verstand küssen konnte, ging sie auf ihn zu, schubste ihn, als sie auf einer Höhe mit ihm war, mit ihrer Hüfte zur Seite und sagte: „Mach Platz, Salvatore! Ich weiß nicht was du in diesen Wänden getrieben hast, aber ich werde hier leben!" So, und das war dann der Moment, als er sie in seine Arme zog und...

Make me FeelWhere stories live. Discover now