kapitel 26

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„Oh Mann, da bist du ja", wurde Rouven direkt von seinem Onkel Stefan begrüßt. Er sah ihm die Sorge, aber auch die Erleichterung an, und kam sich spontan einmal mehr wie ein Arschloch vor. Das hatte er schlicht nie auf dem Schirm gehabt, hatte nie bedacht, dass er möglicherweise mit seiner Haltung, alle aus seinen Problemen rauszuhalten, alles nur noch viel schlimmer machte. Klar hatte er so eine Ahnung, wie sehr er in dieser Familie geliebt wurde, aber das tatsächliche Ausmaß war ihm nie wirklich bewusst geworden. Vielleicht hatte dieser totale Absturz sein, seine Festplatte gelöscht und ein neues Betriebssystem aufgespielt werden müssen, damit er endlich funktionierte. Windoof 8 für seinen Kopf. Ja, ganz ohne Zweifel. Neben seiner Vampirnatur hatte er ganz eindeutig das Idiotengen. Doch jetzt wusste er es. Die volle Tragweite. Er hatte Probleme, schlimme, jedoch war keins davon für seine Familie von Bedeutung, so lange er sie nicht im Unklaren darüber ließ. Rouven musste seine Beine fest auf den Boden stellen, Halt suchen, sich ausbalancieren, um unter dem Gewicht der Verantwortung, die er in diesem Augenblick übernahm, nicht zu schwanken. Ein Gewicht, das ihn immer halten würde von nun an. Er wollte es tragen, und er konnte es tragen! Er hätte nie erwartet, wie stark und schwach gleichzeitig er sich dadurch fühlen würde. Es fühlte sich gut an, ausgeglichen, keine extremen Spitzen, keine dunklen Löcher. Gesund... Und genau jetzt, als er Stefan seinen Arm nach ihm ausstrecken sah, nur um dann zu beobachten, wie er ihn sofort wieder sinken ließ und betroffen zurück wich, hätte er sich am liebsten getreten. Dahin wo's wehtat. „Ric", schrie Stefan stattdessen über seine Schulter, „du kannst meinem Bruder sagen, er kann damit aufhören seine Organe in Whiskey zu konservieren, Rouven ist zuhause!" Den vielen schnellen Schritten nach zu urteilen, die nach Stefans Neon-Times Square-Verkündung von überall im ganzen Haus erklangen, hatte nicht nur Ric sie zur Kenntnis genommen ... und das war gut so. Er hatte so vielen Menschen so lange weh getan, verdammt nochmal höchste Zeit, dass er sich wenigstens entschuldigte. Er und Caroline, die noch immer wie eine Glucke hinter ihm stand und über ihr ganzes Gesicht strahlte, waren ja schon gefühlsmäßig auf dem neuesten Stand. Und er wollte auch so schnell wie möglich wieder zum Rest gehören. Dann, und nur dann, mit einem Neuanfang, den er gestartet und bewiesen hatte, konnte er versuchen, die eine Person in diesem Haus zu überzeugen, die wichtiger war als alle, dass er ab jetzt auf sie aufpassen würde, indem er auf sich aufpasste. Deswegen, und aus noch 1964520474 Gründen mehr, zog Rouven selbst seinen überraschten Onkel in eine Umarmung. „Es tut mir leid." Was er dafür von Stefan zurückbekam, war die Verzögerung zu Katherine zu gelangen, beinahe wert. Feste Arme schlossen sich um seinen Körper, vermittelten ich alles, was er sich selbst versagt hatte. Zuhause, Familie, Liebe und Sicherheit. Ob Stefan seiner Umarmung noch gerne verbal etwas hinzugefügt hätte, würde Rouven nie erfahren, denn in diesem Moment stürmte eine Ladung aufgeregter Familienmitglieder in den Salon. Rouven hielt sich nicht lange mit Erklärungen auf, sondern beschloss, der Familie einfach zu zeigen, wie er sich fühlte. Er löste sich nach einem letzten Drücken von seinem Onkel, durchsuchte den Raum nach dem zweitwichtigsten Menschen seines Lebens und trat dann vor sie. „Hi, Mum." Dann nahm er selbstsicher Aimeés, vor Anspannung zu einer Faust geballte Hand, legte sie sich an die Stirn, und strich sich mit ihren Fingern seine schwarzen Fransen aus den Augen. „Ich bin wieder da. Wenn ich darf, dann bleibe ich --" Weiter kam er nicht. Seine Mutter warf sich mit einem erstickten Schluchzen an seine Brust, umklammerte seine Taille, und lachte unter Tränen ihr typisches Aimeélachen. Glückliche Tränen, Tränen der Freude ... was hatte er ihr nur angetan. „Weißt du, Rouven, du bist nicht zu alt, um übers Knie gelegt zu werden", schniefte sie hicksend, und durchweichte sein eh schon zerrissenes und blutiges Shirt, indem sie ihre nasse Wange daran abwischte. „Das nächste Mal, wenn du so einen Mist abziehst, versohle ich dich, verlass dich drauf!" „Ach wirklich , Mum? Wie willst du denn das anstellen?", fragte er grinsend, und sah zu seiner Mutter, die kaum größer und stärker als ein zwölfjähriges Mädchen war, hinunter, ohne sie los zu lassen. Spitzbübisch erwiderte sie sein Lächeln. „Ich kenne da praktischerweise ein paar Urvampire. Stark und mächtig, verstehst du? Die sind - schön für mich - an diesem Punkt, ohne Diskussion, einer Meinung mit mir. Elijah und Nick halten dich also fest, während dein Vater den Teppichklopfer bedienen darf. Ich könnte das ja nicht, dich hauen und so, aber zusehen, wie dein Vater dich ausstaubt - ja, das bekomme ich hin." Um ihn herum hörte er seine Familie lachen und auch Rouven war das Herz so leicht wie noch nie. Er beugte sich zu seiner Mutter herunter und flüsterte verschwörerisch: „Du mogelst. Aber weil ich dich so lieb habe, darfst du unfair spielen. Und ich verspreche dir, dass ich dir nie wieder einen Grund dazu geben werde, Mum." „So ein Glück", flüsterte sie frech zurück. „Wir haben nämlich gar keinen Teppichklopfer."Damit war es für ihn und alle anderen besiegelt. Rouven wusste, dass er ab jetzt sein Wort würde halten können. Zu der Umarmung mit seiner Mutter gesellte sich schließlich noch sein Vater dazu, und als die beiden ihn dann, nah einer viel zu kurzen Ewigkeit weiterreichten, war jegliche Scheu und alle Angst vor Berührungen nicht länger Teil von ihm. Caroline hatte sich gerade noch eine zweite Runde gestohlen - was absolut legitim war, schließlich war sie es, die ihn erst wieder neu kalibriert hatte - da warf sich als letztes Rebekah in seine Arme. Mit ihrer Wucht und ihrer Kraft hatten wohl beide nicht gerechnet, und so krachten sie gemeinsam lachend rückwärts in die Couch, und dann über die Rückenlehne auf den Boden. Japsend vor Kichern und Spaß ordneten sich die beiden auf dem Aubusson neu, hielten einander aber fest. „Ich hab dich ehrlich vermisst, Lavendel." „Ich weiß, es tut mir leid, sexy Bexy." Rouven meinte was er sagte, aber dennoch wurde genau in diesem Moment all seine Aufmerksamkeit auf den Durchgang vom Flur zum Salon, und dem Keuchen, das von dort kam, gelenkt. Ein Geräusch, das nicht nur seine Ohren, aber seinen ganzen Körper ansprach. Katherine. Da stand sie. Beobachtete mit zorniger Mine die Szenerie vor ihr, ehe sie durch ihre Nase angewidert ausschnaubte, auf ihrem irrsinnig hohen Absatz kehrt machte, und mit einer Haltung, die selbst für eine Kaiserin zu stolz und zu aufrecht gewesen wäre, davonstöckelte. „Oh-oh", feixte Alaric, während er ihm und Rebekah jeweils eine Hand entgegen streckte, um ihnen aufzuhelfen. „Ich glaube, das Täubchen, das du dir da angelacht hast, findet irgendwas hier überhaupt nicht spaßig, Lavendel. Nicht, dass ich dich kritisieren wollen würde, aber 'Mann' kann es sich auch schwer machen..." „Nein, Ric", schüttelte Rouven nachdenklich den Kopf. „Sie hat allen Grund wütend auf mich zu sein. Ich hab sie alleine gelassen, in einer Situation, die sie von Anfang an nicht wollte, habe ihr den Rang des brav auf ihren Idioten wartenden Weibchens zugemessen, habe ihren Charakter, den ich so sehr liebe, betrogen und einfach vergessen. Ihr habt mir den ganzen Mist, den ich mit euch abgezogen habe, so wahnsinnig schnell verziehen, dass ich glauben muss, ihr habt sie nicht alle. Doch ich danke den Genen, die bei den meisten von euch dafür verantwortlich sind, dass ihr mich lieben müsst, und was meine nicht blutsverwandte Familie angeht ... ja, ihr habt einen Schaden. Aber ihr habt zu meinem unsagbaren Glück, gelernt, mit meinen Macken zu leben. Das Selbe gilt nicht für Katherine. Sie ist so nicht. Sie liebt nicht einfach so, da mache ich mir keine Illusionen. Aber ich will sie in meinem Leben halten, ich brauche sie, mehr als ich sagen kann. Noch ist sie hier und ich werde das jetzt ... na, mich irgendwie ... bedanken, oder so. Ich habe es ihr schwer gemacht." „Rouven, glaubst du wirklich, dass das der Grund ist, warum sie wütend auf dich sein könnte? Weil du dir eine Auszeit genommen hast?", fragte ihn der älteste Mikaelson, der noch immer mit seiner Schwester hier war. Elijah versuchte nur halbherzig seine Erheiterung zu verstecken. „Äh, ja? Weswegen denn --" „Oh, ja, du wirst schon wissen, was du tun musst", unterbrach Elijah ihn erneut. „Ich wäre nur zu gerne dabei." „Wobei? Elijah, ehrlich: Hä?" „Na mach schon, bring es auf deine Art in Ordnung, was auch immer du glaubst, verbockt zu haben. Wir werden da sein und Pflaster bereithalten." „Warum habe ich das Gefühl, du lässt mich gerade in ein offenes Messer springen?" „Weil ich genau das tue. Zeit, dass du mit eigenen Augen hinter ihre Fassade siehst. Und jetzt geh, ich sag kein weiteres Wort." Zwar hätte Rouven die Aufforderung nicht gebraucht - er wollte zu Katherine, so unbedingt - aber einfach würde es sicher nicht werden. Besonders jetzt, da Rouven mal wieder nichts verstand. Danke, Elijah! Deswegen war dieser Schubs in ihre Richtung genau das, was er gebraucht hatte...Rouven fand sie zu seiner Erleichterung in ihrer gemeinsamen Suite. Dem Lärm, den sie veranstaltete, hatte er es zu verdanken, dass er sie nicht wirklich hatte suchen müssen. Sie riss Schubladen auf, warf mit Klamotten um sich, ehe sie sie wieder zu knallte. Mit den Schranktüren im Ankleidezimmer ging sie nicht zimperlicher um. Überall lagen Kleidungsstücke am Boden, ihre und seine. „Hey, Kätzchen, brauchst du Hilfe?" Zwar musste sie ihn schon gehört haben, als er das Zimmer betreten hatte, aber erst jetzt schnellte sie zu ihm herum. Ihre langen Locken peitschten durch die Luft. Und - oh-oh - es war nicht Überraschung, die ihre Augen zum Blitze Schleudern brachte. Wut. Sie war wütend, aber so richtig. „Nenn mich nicht so, hast du verstanden? Und helfen ... Ha! Mir kann keiner mehr helfen und schon gar nicht du! Gott, was bin ich nur für eine dämliche, beschränkte, idiotische ... Geh mir aus dem Weg! Ich räume hier auf, das siehst du doch!" Mit einem Arm voller Shirts rauschte sie an ihm vorbei auf das zerwühlte Bett zu. Dort warf sie die Klamotten ab und marschierte weiter zur Kommode. Schublade - krach - auf, und es regnete Tangas und BHs auf den Boden. „Katherine, können wir bitte reden? Ich muss dir so viel sagen, mich entschuldigen für eine ganze Menge --" „Entschuldigen? Für was denn genau, Rouven?" „Ich hab so viel Mist gebaut. Mein ganzes Leben lang schon, aber besonders in den Tagen, seit denen ich wieder hier bin. Wach und im Dornröschenschlaf. Ich habe vor lauter Selbstmittleid Dinge getan, die dich irritiert und ... naja, angekotzt haben müssen. Ich habe dich in eine Situation gebracht, die du dein Leben lang abgelehnt hast. Du warst gefangen, weil ich es in meinem erbärmlichen Elend war und das --" „Waaas? Das ist es? Deswegen entschuldigst du dich? Weil du von den Rolle warst weil dich dieses ekelhafte, verrottende Weib missbraucht hat? Deswegen? Ernsthaft? Ich sag's ja, mir kann keiner mehr helfen, wie irrsinnig kann man werden in fünfhundert Jahren? Das ist doch ..." Die letzten beiden Sätze hatte sie nur noch kopfschüttelnd vor sich hin gemurmelt. Sie sah schlicht fassungslos aus - Rouven hatte keine Ahnung, ob er überhaupt in ihrer Sprache gesprochen hatte. „Naja, ja, ich dachte, du bist wegen all der Dinge wütend, die ich so ohne dich abgezogen habe, die letzten Tage. Und ich meine nicht, dass ich Sachen zerstört und getobt habe wie ein trotziger Teenager. Ich habe dich alleine gelassen. Außen vor ... Ich hätte mit dir reden sollen, dann hätte ich von Anfang an gewusst, dass du nie in Gefahr warst und ich --" „Oh, halt den Mund, Rouven! Das interessiert mich alles nicht, hörst du. Nichts davon hat wirklich eine Rolle für mich gespielt." „Aber ich dachte du ... was ist ...?" „Gaaah, mach einfach mal einen Satz daraus, Rouven!", rief Katherine aufgebracht und schleuderte ihm einen Klamottenstapel entgegen. „Ich war doch hier, bei dir. Was glaubst du denn hätte ich gemacht, hätte mich deine Scheiße so sehr gestört, wie du noch immer denkst? Genau. Du hättest mich noch exakt einmal gesehen. Von hinten. Gott, Rouven, ich bin vielleicht nicht der einfühlsamste und mitleidigste Vampir, aber was mit dir los war, dass du Abstand zu allem, auch zu mir gebraucht hast, das hab ich ganz genau verstanden. Denn ich habe nicht anders gefühlt und gehandelt, als es mir ähnlich ging." Sie gab ihre Wanderung auf und ließ sich erschöpft in ihren goldenen Sessel hinter ihr fallen, sah ihn aber fest und bedeutungsvoll an. Was zum ... „Was meinst du mit 'mir ähnlich ging'?" Sämtliche Alarmglocken schrillten in Rouven. Sie konnte unmöglich das meinen, was er dachte. „Ich hatte eine Tochter, Rouven, aber das weißt du. Ich war jung - sechzehn - und wahnsinnig verliebt. Er war älter, wohlhabend, aus gutem Hause und irre gutaussehend. Genau mein Beuteschema, schon immer ... Er war nett, aufmerksam, flirtete mit mir und ich sah ihn, neben vielen anderen Dingen, als eine Fahrkarte in ein besseres Leben. Tja, er versprach mir Alles, wenn ich ihm alles geben würde, und so schlich ich mich eines Nachts zu ihm. Das Ende dieser romantischen Ausschweifung war, dass er mich in dieser Nacht sturzbesoffen mehrmals brutal vergewaltigte, und den kümmerlichen Rest, der von mir übrig war, seinen zwei Freunden überließ. Ich kann bis heute nicht sagen, wer der männliche Vererber der Petrovalinie ist, aber ich kann dir sagen, dass alle drei nicht noch ein Jahr älter wurden." Nein. Oh Gott nein, nicht sie, nicht so ... „Nein! Katherine, ich wusste nicht ..." „Das weiß niemand und das bleibt auch so. Ich bin nicht das Opfer, für niemanden, auch nicht für dich, also spar es dir!" Dann fügte sie sanfter hinzu: „Es ist so lange her und ich habe selbst alles nötige getan, um einen Abschluss für mich zu finden. Das habe ich. Sie haben dafür bezahlt und du kannst sie nicht nochmal töten, auch wenn ich dir ansehe, dass du das gerne würdest. Zwar sind er und auch in gewisser Weise Klaus dafür verantwortlich, dass mir die Sache mit dir so schwer gefallen ist - der eine hat mich missbraucht, der nächste wollte mein Leben - aber ich habe abgeschlossen. Schon lange. Es tut mir leid, dass ich dir den Selben Abschluss mit Marge nicht überlassen habe, aber dich so zu sehen, unter ihr ... Verdammt, ich hab sie viel zu schnell getötet." Rouven versuchte wirklich alles, um den Schmerz in seiner Brust weg zu atmen. Das war, trotz allem was gewesen war, das Schlimmste, was er je hatte tun müssen. Doch er würde, weil Katherine es so wollte. Oh, aber wenn er könnte, dann würde er die Gräber dieser Arschlöcher ausheben, die Leichen von Eseln schänden lassen, dann die Knochen anzünden und anschließend kalt lächelnd in die dampfende Asche pissen. Nun, er würde geduldig bleiben, möglicherweise würde seine Chance ja noch kommen. Wenn Katherine nur bei ihm bleiben würde, würde sie ihm eventuell im Laufe der Jahre alles erzählen, was er wissen musste. Wenn sie bei ihm leiben würde. Doch im Moment war sie noch immer wütend auf ihn. Warum nur war sie noch immer so wahnsinnig wütend auf ihn, wenn sie doch genau verstand, durch welche Hölle er gegangen war? „Ich bin froh, dass du es warst, die Marge getötet hat", begann er nachdenklich. „Mein Körper hat ohnehin nie wirklich mir gehört, er war schon immer deiner. Es war dein Recht, ihn für dich zu beanspruchen. Vor Marge, egal mit welchen Mitteln." Schneller als Rouven reagieren konnte, flog ihm ein gefährlich hochhackiger Louboutin entgegen, und traf ihn an der Schulter. „Auu..." „Siehst du, genau das ist die Scheiße, die du dir sparen kannst", keifte Katherine, jetzt wieder auf hundertachtzig. Rouven war hilflos überfordert. Schon wieder. Langeweile in einer Beziehung? Wie machten die Menschen das? „Katherine, was zur Hölle?" „Ja, klar verstehst du wieder nichts, und alles was du kannst, ist dieser hilflose Blümchenblick. Aber rate mal was! Meine Augen funktionieren verdammt gut und ich bin auch nicht mehr die naive Sechzehnjährige von vor etwas mehr als fünfhundert Jahren. Ich hab dich draußen gesehen, mit Caroline!" „Äh, ja, ich weiß, du standst am Fenster ...?" „Du weißt? Du weißt!!!" Und da flog der zweite Schuh. „Ich kann ja wirklich verstehen, dass und warum du dich nicht hast von mir anfassen lassen wollen. Ich habe dich nicht gedrängt, habe nur das genommen, was du freiwillig geben konntest." „Ich lag in deinen Armen, jede Nacht ..." „Ja, das tatst du. Du warst acht volle Tage bei Webber, vier Tage hast du geschlafen und seit etwas mehr als sieben Tagen fasst du mich weder an noch redest du mit mir. Und dann sehe ich, wie du Caroline in der Auffahrt an dich drückst?!" „Aber Katherine", stammelte er verwirrt, „das ist nicht mit dem zu vergleichen, wenn ich dich im Arm halte ..." „Ach ja? Und um dir diese Theorie zu beweisen musstest du dich dann anschließend mit Rebekah auf dem Teppich wälzen?" „Katherine, sie ist Familie für mich. Beide sind wie Schwestern." „Ja, genau. Wie. Sie sind es aber nicht. Rebekah hat halb auf dir gelegen!" „Ich komme nun mal aus einer Familie, in der man sich umarmt, wenn man sich gerne hat. Wir berühren, wen wir lieben --" „DANN BERÜHRE MICH!!!"Alles Blut wich ihm aus dem Kopf, sammelte sich - da war er sich sicher - irgendwo außerhalb seines Körpers, ließ sein Gehirn unterversorgt. „Was ...?" Katherine atmete hektisch und sah sich um, als müsste sie ein Schlupfloch finden. „Ich meine damit nicht, dass --" Den Teufel würde er tun, sie entkommen zu lassen. „Katherine, ich weiß ganz genau, was du damit meinst, aber wenn du es nicht jetzt sofort aussprichst, dann gehe ich mit meinem Herzen Organ spenden." In Ermangelung eines weiteren Schuhs, warf Katherine das schwere Brokatkissen hinter ihr nach ihm, ehe sie seufzend ihre Schultern straffte. Angriffslustig zeigte sie ihm ihre Fänge. „Du nervst mich. Alles an dir nervt mich. Die Art wie du redest, dich bewegst, dein dümmliches Grinsen und deine Überheblichkeit. Ich bin genervt von deinem Geruch und den Gefühlen, die er in mir auslöst. Wie du mich in dein Leben eigebunden hast, als wäre ich Teil davon." Rouven holte tief Luft um sie zu stoppen, doch sie sprang auf, legte ihre Finger behutsam auf seine Lippen, brachte ihn zum Schweigen. „Das alles und noch tausend Dinge mehr nerven mich an dir. Aber noch so viel mehr nervt mich, wenn du nicht in meiner Nähe bist und mir mit allem was Du bist, auf die Nerven gehst. Ich hasse dich, aber das Gefühl dich nicht zu lieben, hasse ich noch mehr ..."„Soso, geliebt werden willst du also?", fragte Rouven sie fest. Kalt. Dieses Arschloch. Katherine wirbelte herum, packte als letztes Mittel den massiven Sessel, um ihm den an den Kopf zu werfen, und sich dann zu überlegen, wie sie auch nur einen weiteren Tag ohne ihn überleben sollte. Sie hatte ihm alles gesagt, der Rest war seine Entscheidung. Und so wie es aussah ... „Ich glaube wirklich, dass sich in fünfhundert Jahren einiges an Irrsinn ansammeln kann, Katherine. Denn ich stehe hier und wusste von der ersten Sekunde an, als ich dich gesehen habe, dass es keinen Mann auf dieser Welt gibt, der seine Frau inniger, und ehrlicher und heißer liebt, als ich dich." Mit diesen Worten riss er sie in seine Arme, suchte ihren Mund und verschloss ihn mit seinen Lippen. Er bebte am ganzen Körper - jede Erschütterung schrie seine Gefühle für sie hinaus. Wow ... „Nur eins noch", hauchte sie zwischen seine Lippen. „Nenn mich Kätzchen, Idiot!"

Make me FeelWhere stories live. Discover now