10. Temporäre Liebe

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10. Temporäre Liebe

Es sind Arabella und Jemima, die Celia die Motivation zum Weitermachen geben, ihr zeigen, dass gerade jetzt der perfekte Zeitpunkt ist, um sich aufzulehnen und den eigenen Standpunkt zu vertreten.

Die Mädchen sorgten nicht nur dafür, dass man sie sehen könnte, sondern dafür, dass man sie sieht.

Celias Prosa, Arabellas Malerei und ein neues Gedicht Jemimas schmücken nicht nur die Pinnwände und schwarzen Bretter, sondern auch Türen und Wände der Universität in Birmingham.
Alle Blicke streifen die Werke, jeder sieht und redet und ist kurzzeitig, für die wenigen Sekunden der Realisation des Gehirnes auf die Reaktion etwas Neuem, Unerforschtem, begeistert.

Die 'visionaries'. Ein Name, der sich in den Köpfen der zahlreichen Studenten nun wiederholt, ein Name, über den mal geflüstert wird. Und nun hängen die Werke dieser in der ganze Universität, an Wänden, treffen jeden Blick und ziehen alle Aufmerksamkeit auf das Talent einer anonymen und innovativen Gruppe.

"Ohne deine Ansprache von letzter Woche hätte ich niemals mein Schreibpapier angerührt",sagt Jemima, als die drei Mädchen, so wie viele andere, vor den Werken stehen, sie begutachten und auf sie stolz sein können.
Jemima legt einen Arm um Celia und legt ihren Kopf auf jener Schulter ab, als ihr Blick auf Arabella trifft.

"Bella?"

"Mh?"

"Dein Werk ist das einzige, das bunt ist. Geht es nicht um Schmerz?"

"Ganz richtig. Aber ich male meine Bilder bunt, denn das Leben um uns herum ist eh schon zu grau. Selbst Emotionen wie Schmerz möchte ich Farben und eine Persönlichkeit geben."

Jemima und Celia lächeln, sind begeistert von dem Feingeist ihrer Freundin.

"Hey",sagt das blonde Mädchen auf einmal und trägt ein verräterisches, doch unschuldiges und reines Grinsen auf dem zarten Gesicht.

Die Köpfe der beiden anderen gehen synchron in ihre Richtung.

"Was haltet ihr davon, wenn wir unsere Kunst nochmal an einem Ort aushängen. Einem Ort, an dem wir ein Zeichen setzen?"

"Was meinst du?",fragt Celia, doch Jemima winkt ab, sagt lediglich, sie sollten die restlichen Kopien mitnehmen und ihr folgen.

Wenig später stehen sie in den dicht bewanderten Fluren der Geschichts- und Wissenschaftsstudenten. In der Mitte dieses Zentrums - die Bibliothek, nur zugänglich für männliche Studierende. Als Frau wirst du sofort, anfangs noch höflich, aufgefordert zu gehen und an die Regeln der Universität erinnert.

"Sie haben das freie Recht, an dieser Universität zu lernen, aber es gibt Regeln. Überschreiten Sie nicht Ihre Grenzen und vergessen Sie nicht, wo Ihr Platz in der Welt ist."

Celia sieht ihre Freundinnen mit gehobener Braue und einem begeisterten Lächeln an. Mit wenigen Bewegung klebt Jemima alle drei Werke an die große Tür der für sie nicht zugänglichen Bibliothek, die um diese Uhrzeit noch geschlossen ist und somit die Chance ebenso niedriger ist, gesehen zu werden.
Celia und Arabella halten Wache bis Jemima fertig ist.

Für kurze Zeit sehen sie auf das, was sie geschaffen haben, ihre Blicke sind gefüllt von frischen Energien und eigenem Stolz, ehe die Schulglocken ertönen und sie schnell und lachend um die nächste Ecke rennen, sich hinter Säulen verstecken, um Reaktionen lesen und aufnehmen zu können.

Es ist Freitagabend und wie vor einigen Wochen ist es ein Theaterabend. Heute steht "Hamlet" an, da das relativ unbekannte Theater wohl nicht von der Existenz guter Stücke außerhalb Shakespeares in Kenntnis ist.

 𝐕𝐈𝐒𝐈𝐎𝐍𝐀𝐑𝐈𝐄𝐒 Where stories live. Discover now