Two hearts and one home

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Die Woche nach London muss ich wieder zur Schule. Es ist mein Letzes Schuljahr und ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was ich danach machen soll. Am Wochenende arbeite ich in der örtlichen Bäckerei und verdiene so nebenbei etwas Geld, aber mein ganzes Leben lang möchte ich das nicht machen. "Harry. Komm runter. Es gibt Frühstück.", schreit meine Mutter von unten. Ich schultere meine Tasche und mache mich auf den Weg nach unten. "Guten Morgen.", begrüße ich meine Familie. Erst gebe ich meiner Schwester Gemma einen Kuss auf die Wange und dann meiner Mutter Anne. Robin, Mom's Lebensgefährte zieht mich in eine Umarmung und klopft mir väterlich auf den Rücken. "Guten Morgen, großer." Er verwuschelt mir die Haare und ich lache rau. "Geht's dir gut?", fragt Mom und mustert mich. Ich nicke. "Klar, alles super." Ich setze mich an den Tisch und schmiere mir ein Toastbrot. "Soll ich dich heute zur Schule fahren, oder holt Niall dich wieder ab?", fragt Mom doch ich schüttele den Kopf. "Gemma wollte mich gleich mitnehmen? Oder?" Meine Schwester nickt und holt ihr Handy aus ihrer Hosentasche.

"Danke fürs Mitnehmen.", bedanke ich mit bei Gemma und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. "Kein Problem. Um vier wieder hier?", fragt sie und ich nicke.

"Harold!",kommt es von Niall, der von hinten auf mich zu rennt. "Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Nialler.", begrüße ich ihn und lege ihm den Arm um die Schulter. "Geht's dir gut? Du hörst dich irgendwie angeschlagen an.", fragt er mich besorgt. "Mir geht's gut. Meine Stimme ist nur ein wenig angeschlagen.", antworte ich und räuspere mich. Niall nickt wenig begeistert, folgt mir aber ins Schulgebäude. "Hast du dich in London erkältet?", fragt Niall und biegt um die Ecke. "Kann gut sein. Aber es ist nicht mehr als ein wenig Heiserkeit.", antworte ich und richte meine Tasche. "Naja, wenn du meinst. Ich würde trotzdem nach Hause gehen." Ich brumme nur und gehe in unseren Klassenraum.

Nach den ersten vier Stunden geht es mir nicht sonderlich besser und ich kriege leichte Kopfschmerzen. "Nialler. Ich glaube ich lasse mich entschuldigen und gehe nach Hause.", flüstere ich und huste leicht. "Klar, wenn was ist, melde dich bei mir." Ich nicke und lächele ihn an.

Vorne am Lehrer Pult entschuldige ich mich für die nächsten Stunden und laufe in Richtung Ausgang. Kurz bevor ich die Tür erreiche, werde ich am Ellbogen zurück gehalten. "Harry?", fragt mich ein schüchterner Louis und ich schaue ihn erschrocken an. "Alles okay?", fragt er und legt seine Hand auf meine Stirn. "Holy- Du bist heiß. Was machst du mit Fieber in der Schule?", fragt er besorgt und schaut zu mir hoch.

"Ich wollte gerade nach Hause. Mein Bus kommt in zehn Minuten:", antworte ich flüsternd und lege meine Hand reflexartig an meinen schmerzenden Hals. "Ich kann dich fahren, wenn du willst.", bietet er an und deutet nach draußen. "Du hast Schule.", entgegne ich und lächele ihn an. "Aber trotzdem danke." Gerade wollte ich die Klinke berühren, doch Louis stellt sich vor mich und schaut mich an. "Ich hab jetzt frei. Es macht mir wirklich nichts aus.", beharrt er und ich nicke. "Okay, aber du musst das wirklich nicht machen." Louis nickt und öffnet die Tür.

"Wie waren deine restlichen Ferien so?", frage ich in die Stille, als wir zu seinem Auto gehen. "Nicht sonderlich ereignisreich. Ich war größtenteils mit meinen Schwestern unterwegs und wenn meine Mutter mal nicht arbeiten musste, haben wir als Familie etwas unternommen. Du?", antwortet er und schielt in meine Richtung. "Ich war die zweite Woche mit Niall in London. Dort muss ich mich wohl erkältet haben. Sonst war es super.", antworte ich und huste. "Das klingt doch cool." Ich nicke und schaue mich auf dem Parkplatz um. "Wie alt bist du eigentlich, dass du schon einen Führerschein hast?", frage ich und schaue zu ihm. "Ich bin 18, werde im Dezember 19. Ich wurde mit 7 eingeschult und musste die 8. Klasse wiederholen." Ich nicke und huste in meine Armbeuge. "Ich hätte dich auf 17 geschätzt.", gebe ich leise zu. "Das höre ich öfters.", lacht er und mir läuft ein angenehmer Schauer über den Rücken. "Ich schätze, du siehst älter aus, als du bist."

Er bleibt an seinem Wagen stehen und öffnet den Kofferraum. "Du kannst deine Tasche hier rein legen." Ich nicke und stehe danach vorder Beifahrertür.

"Wie alt sehe ich denn aus?", frage ich, als ich im Auto sitze. "Ich hätte dich auf achtzehn geschätzt, aber wenn du so fragst, liege ich wohl daneben.", grinst er und startet den Motor. "Das nehme ich mal als Kompliment, danke, aber ich bin erst 16. Im Februar werde ich siebzehn." Ich schaue auf meine Hände und räuspere mich ein paar mal. "Harry?", fragt er auf einmal und ich zucke leicht zusammen. "Ja?", flüstere ich und schaue zu ihm. "Wo wohnst du? Oder wo soll ich dich hinbringen?"

Kurze Zeit später hält er vor unserem Haus an und ich drehe mich zu ihm. "Danke fürs mitnehmen.", flüstere ich und blicke schnell weg. Ich glaube langsam kriege ich Fieber. "Ist jemand zuhause oder soll ich mit reinkommen und warten, bis jemand kommt?"

Ich schüttele den Kopf. "Das ist echt lieb von dir, aber ich komme schon alleine klar.", antworte ich und bekomme einen Hustenanfall. "H-Harry, lass mich dir bitte helfen. Ich weiß, wir kennen uns eigentlich nicht, aber ich finde dich wirklich nett.", sagt Louis, nachdem er ausgestiegen ist und um das Auto herum geht und vor mir stehen bleibt.

Ich sehe ihn verwundert an, habe aber keine Lust zu diskutieren und nicke schließlich. "Es ist deine Schuld, wenn du dich bei mir ansteckst." Er grinst und nickt schnell. Als ich schon auf dem Weg ins Haus bin, holt Louis meine Tasche aus dem Auto, die ich dort vergessen hatte. Ich schließe die Tür auf und ziehe im Flur meine Schuhe aus und hänge meine Jacke an die Garderobe. "Du kannst deine Sachen hier ablegen." Ich deute auf die Haken und schlürfe zu den Treppen. "Brauchst du irgendwas?", frage ich und drehe mich zu Louis um, der ziemlich nahe vor mir steht. Er schüttelt nur mit dem Kopf und ich nicke.

In meinem Zimmer angekommen lasse ich die Tür für Louis auf und ziehe mir noch im gehen meinen Pullover über den Kopf. "Was- was machst du?",stottert er von der Tür aus und ich drehe mich zu ihm um. "Mich umziehen. Mir ist kalt und ich möchte einfach nur ins Bett." Ich gehe zu meinem Bett und ziehe meinen dicken Schlafanzugpulli unter der Decke hervor.

Ohne darüber nachzudenken entkleide ich mich meiner Jeans und fische eine Jogginghose aus meinem Kleiderschrank. Ich drehe mich wieder zu Louis um, doch er steht mit dem Rücken zu mir und starrt auf meine Zimmertür. "Du kannst dich ruhig umdrehen.", sage ich und setze mich auf mein Bett.

Langsam dreht er sich um und schluckt hart. Seitdem ich Louis heute über den Weg gelaufen bin, kommt es mir so vor, als ob Niall bei Yankee's vielleicht doch recht hatte und sich nicht verhört hatte. "Kann ich dich was fragen?" Ich deute auf die andere Bettseite und warte auf eine Antwort. Er nickt und kommt langsam ums Bett und setzt sich hin. "Kann es sein, dass du mich schon kanntest, bevor du ausversehen dein Getränk über mich verschüttet hast?", bringe ich es direkt auf den Punkt und höre, wie er scharf die Luft einzieht. "Bitte sag die Wahrheit.", füge ich hinzu und siehe mir die Decke hoch bis zu meiner Brust. "Ja, ehm also ich wusste wer du bist, ja, aber ich habe dich erst wieder erkannt, als du dich zu mir umgedreht hast." Ich nicke und versuche mir ein Husten zu unterdrücken. "Stimmt es, dass du mit deinen Mannschaftskameraden über mich gesprochen hast?", frage ich weiter und er nickt schüchtern. "Warum?" Dies ließ ihn aufblicken, doch es lag kein Zorn, sondern nur Neugier in meiner Frage. "Ich kann es dir nicht sagen, versteh das Bitte.", flüstert er und rückt von mir ab. Noch wenige Zentimeter, und er würde auf den Boden fallen. Ich nicke desinteressiert und drehe mich auf die Seite.

Ich muss wohl irgendwann eingeschlafen sein und öffne langsam die Augen. Es ist immer noch hell, also kann es noch nicht so spät sein. Irgendwo nehme ich Louis Stimme wahr. Es scheint, als würde er telefonieren. Da ich ihn nicht dabei stören möchte, wollte ich gerade aufstehen, um mir einen Tee zu machen, doch halte in der Bewegung inne, als mein Name fällt. "Du verstehst das nicht. Ich habe Harry vorhin nach Hause gefahren, da er echt scheiße aussah. Jetzt bin ich hier, in seinem Zimmer, während er schläft. Fuck Liam, ich will es ihm ja sagen, aber ich weiß nicht, ob ich schon so weit bin, dass andere davon wissen." Kurz herrscht Stille und ich atme leise aus. "Er liegt in seinem Bett und schläft wie ein Stein. Außerdem kennt er mich nicht. Soll ich ihm gleich sagen, wenn er aufwacht: Hey Harry. Wie geht's dir? Ach übrigens, ich rede seit einem halben Jahr über nichts anderes als dich bei meinen Freunden, weil ich einen Crush auf dich habe, aber weiß, dass das zwischen uns nichts wird? Das kannst du dir abschminken, Liam."

Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und versuche die Worte zu verarbeiten. Louis hat einen Crush auf mich. Warum hat er mich nie angesprochen? Meine Gedanken werden von einem Schluchzen unterbrochen, und erst dann merke ich, dass ich angefangen habe zu weinen.

Two GhostsWhere stories live. Discover now