In einem Augenblick - Guild Wars 2 Fanfiction

Kapitel 29 - Der Weg der Reisenden

Natürlich hatte die ganze Geschichte ein Nachspiel – es wäre auch zu naiv gewesen zu glauben, dass ich mit dem Diebstahl einfach so hätte davonkommen können.

Der Asura, von dem ich mir kurzzeitig das Boot geliehen hatte, hatte eine recht aussagekräftige Beschreibung meiner Person liefern können: dunkle Haut, lange Ohren und lange rote Locken. Nicht gerade die unauffälligste Erscheinung in Rata Sum, sodass man mich gefasst hatte, kaum dass ich durch das Portal aus Zojjas Labor getreten war.

Außerhalb des Labors konnte auch Zojja mir nicht mehr helfen, aber wenigstens war der verdutzte Blick von Az eine kleine Entschädigung dafür, dass ich von den Friedenswächtern fortgeschleift wurde. Irgendwie würde ich ihm erklären müssen, dass Zojja mich wieder auf die Liste gesetzt hatte – vorausgesetzt, ich kam heil wieder zurück.

Meine größte Angst war, dass sie mich nicht nur wegen des Bootdiebstahls bestrafen, sondern auch für den Einbruch in die Archive verdächtigen würden. Man brachte mich in eine dunkle Kammer, die zu gut mit Golems bewacht wurde, um an einen Ausbruch zu denken, zumal man mir den Hammer und den Rucksack abnahm. Meine Tasche wurde äußerst gründlich inspiziert und mir tat es beinahe leid, dass ich sie erst gewaschen hatte. Der Friedenswächter hätte sich sicherlich über einige verbliebene Essensreste und sonstige Krümel gefreut.

Natürlich konnten sie nichts verdächtiges mehr finden, denn ich trug nichts mehr von dem Diebesgut und auch keine Werkzeuge mehr bei mir, die auf den Einbruch hätten schließen können. Ich konnte den Wächtern mehr als deutlich ansehen, dass sie unbedingt eine handfeste Verbindung finden wollten, doch ich blieb stur und gab ihnen keinerlei Anhaltspunkte.

Archive? Natürlich war ich dort gewesen, um mir Datenpods über die Geschichte von Rata Sum auszuleihen. Wann das gewesen war? Schon vor über einem Jahr. So ging es weiter, Fragen über Fragen, denen ich allen ausweichen konnte, bis sie auf das Boot zu sprechen kamen.

„Was war der Grund für den Diebstahl?" Die monotone Stimme des Wächters wäre beinahe einschläfernd gewesen, wenn mein Herz nicht derart gerast wäre. Zumal es sich mit elektrischen Fesseln sicher nicht gut schlief, und ich nicht wirklich scharf war auf neue Brandmale an meinem Körper.

„Ich wollte zum Labor meiner Tante." Da man mich direkt am Portal gefasst hatte, war es sinnvoll, so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. Meine Stimme zitterte und brach immer wieder ab, trotz meiner Bemühungen, sicher zu klingen.

„Und warum stehlt Ihr dann ein Boot und schleppt Euch durch den Dschungel, statt einfach den Haupteingang zu nehmen?"

Ich seufzte schwer. „Zojja hatte mich von ihrer Liste gestrichen, ich kam also nicht durch das Portal."

„Wenn Ihr keinen Zugang zum Labor hattet, zählt Euer Eindringen dort dann nicht als Einbruch?"

„Das hätte es getan, wenn Zojja es als solchen gemeldet hätte. Hat sie aber nicht. Ich bin ja auch nicht eingebrochen und habe irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen umgangen. Ich bin einfach von der anderen Seite rein."

Zugegeben, nach dieser Aktion hatte Zojja direkt angekündigt, dementsprechende Alarmsysteme zu aktivieren, damit sie nicht mehr von Friedenswächtern mitten in ihrem Labor überrascht wurde. Wenn sie mich das nächste Mal von der Liste strich, musste ich mir also noch einen anderen Weg überlegen.

So ging es weiter, und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass wir uns im Kreis drehten. Auch dem Wächter war das bewusst, und nachdem sich meine Antworten nicht veränderten, gab er es irgendwann auf.

Auch wenn sie mich nicht mit dem Einbruch in Verbindung bringen konnten, konnte ich den Diebstahl des Bootes nicht leugnen. Da das Boot aber sehr schnell und ohne Beschädigungen zu seinem Besitzer zurückgekehrt war und dieser keine weiteren Schäden durch die Verzögerung in Kauf hatte nehmen müssen, sah man von einer Gefängnisstrafe ab. Stattdessen bekam ich eine Geldstrafe, die es in sich hatte, und zwei Tage Zeit, die Schulden zu begleichen.