Kapitel 10 - Zukunftspläne

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Rata Sum. Hauptstadt der Asura seit 1173 AE. Einwohner ca. 157.000, Gesamtfläche des Sum-Areals: 25km². Durchschnittliche Lebenserwartung 87 Jahre. Haupttodesursache: Geplanter sowie ungeplanter Sturz von der Stadtoberfläche, dicht gefolgt von Explosionen und Vergiftungen durch Laborunfälle.

Mit hochgezogenen Beinen saß ich auf der leicht schaukelnden Hängematte, eingekuschelt in eine der weichsten Decken, die ich auf dem Markt hatte finden können. Es war noch früh am Morgen, aber aus irgendeinem Grund hatte ich nicht mehr einschlafen können, ohne recht zu wissen, was mich denn in erster Linie geweckt hatte. Zumindest war ausnahmsweise nichts in den Schlafräumen explodiert und auch sonst war noch alles ruhig, da jeder halbwegs normale Asura noch friedlich vor sich hin schlummerte. Wenn ich mich nochmal hinlegen würde, wäre ich den ganzen Tag von einer ständigen Müdigkeit befallen, das wusste ich. Dennoch hatte ich noch nicht so recht die Motivation gefunden, aufzustehen, und so befasste ich mich im gedimmten Licht meines Zimmers mit der Entstehungsgeschichte Rata Sums.

Rata Sum war nicht, wie ich immer angenommen hatte, von den Asura erbaut worden, sondern diese hatten die Stadt nur erneut bevölkert, nachdem die alte Kultur gescheitert war. Um welches Volk es sich dabei handelte, wurde aber in keinem Dokument genau benannt; klar war nur, dass die Asura die Stadt wieder aufgebaut und sich zu eigen gemacht hatten. Noch immer waren Golems in den Tiefen des Würfels damit beschäftigt, das Rata weiter auszubauen, zu reparieren und bewohnbar zu machen. Kekk hatte mich bereits einmal mit in die oberen Katakomben der Stadt genommen, und sie hatten eine derartige Anziehungskraft auf mich, dass ich sobald wie möglich nochmal hinabsteigen wollte.

Im Grunde waren die Katakomben ein recht dramatischer, aber doch passender Begriff für das, was ich dort unten aufgefunden hatte; teils zerstörte Steinformationen, von wilden Gewächsen überwuchert, hier und da Wasserfälle von defekten Rohrleitungen, und allerlei Schrott und auch das ein oder andere Kinkerlitzchen, das einer der Bewohner mal verloren haben musste. Von der heißen Dschungelluft war dort unten absolut nichts zu spüren gewesen, es war kalt, feucht und überall hallte ein unheimliches Echo. Beleuchtet wurden die Katakomben durch fluoreszierende Gewächse, möglicherweise verstrahlte Laborabfälle und hier und da Lichtschimmer von der oberen Stadt. Einiges Getier hatte sich dort unten angesiedelt, jedoch hatte bisher nichts davon Anstalten gemacht, mich anzugreifen.

Nur der Aufstieg gestaltete sich als schwierig. Da die Katakomben größtenteils noch immer unerforschte Gebiete beinhalteten, hatte der Arkane Rat verboten, sich dort unten aufzuhalten. Natürlich hielt sich niemand daran, nicht mal manche Mitglieder des Rats selbst, aber aus diesem Grund gab es keine ordentlichen Aufstiegsmöglichkeiten wie Treppen oder Portale. Nachdem der Abstieg sich als mehr oder weniger leicht erwies, wenn man einigermaßen gut klettern konnte, musste man sicherstellen, dass es an der Oberfläche jemanden gab, der einen mithilfe eines Seils oder einer Leiter wieder nach oben zog. Ich würde also Kekk fragen müssen, ob er mir behilflich sein würde, sollte ich erneut den Abstieg wagen wollen. Oder ich sollte einfach mal mehr Bekanntschaften innerhalb Rata Sums schließen.

Nur etwa ein Viertel der Bevölkerung lebt im Zentralen Kubus, ein Großteil der Asura ist in den Außengebieten Rata Sums wohnhaft, wie etwa im Arkentia-Tal, Magustal, Rivental oder auch in den angrenzenden Bereichen Soren Draas. Das Zentrum beinhaltet hauptsächlich Labore und Studienräume der drei Kollegs, Statik, Synergetik und Dynamik.

Ich hatte schnell festgestellt, warum die meisten es vermieden, tatsächlich in Rata Sum zu wohnen. Es war laut, ständig explodierte etwas und man musste stets mit der Angst leben, unsichtbaren Giften und Strahlungen ausgesetzt sein.

Die Friedenswächter versicherten zwar immer wieder, dass die Filterungsanlagen im gesamten Komplex einwandfrei funktionierten, doch es gab Gerüchte, die das Gegenteil behaupteten. Mir blieb jedoch vorerst keine andere Wahl, denn für eine ordentliche Wohnung oder gar ein eigenes Grundstück würde mein monatliches Einkommen nie und nimmer ausreichen.

In einem Augenblick - Guild Wars 2 FanfictionWhere stories live. Discover now