In einem Augenblick - Guild Wars 2 Fanfiction

Kapitel 16 - Gefunden und Verloren

Ein Knacken, als würden sämtliche Knochen in meinem Körper auf einmal brechen, pochte unangenehm laut in meinen Ohren und ließ mich das Gesicht zu einer verspannten Mine verziehen.

„Sollten wir jemals nochmal davorstehen, so etwas zu tun, dann haltet mich bitte davon ab, ja?" murmelte ich mit rauer Stimme, während ich versuchte, meine Glieder ohne große Schmerzen zu strecken. Ich war gerade erst aufgewacht, als die Sonne sich über die ersten Gebäude Löwensteins erhoben hatte, und hatte mich gefühlt wie versteinert. Am Vorabend war ich zu erschöpft gewesen um mir wegen dem Untergrund sonderlich viele Gedanken zu machen, aber nach einer Nacht auf hartem Beton ging es meinen Knochen wirklich nicht gut.

Kesh neben mir räkelte sich gerade ausgiebig und gähnte so, dass all ihre äußerst spitzen Zähne mehr als deutlich sichtbar wurden, und sie schien keineswegs etwas von den Nachwirkungen zu spüren. Musste wohl der Vorteil sein, wenn man sein eigenes Fell als Bett nutzen konnte.

„Och, also ich habe fantastisch geschlafen! Ihr etwa nicht?"

Meine Antwort war ein Blick, der mehr ein Schmollen war als ein Möchtegern-finsteres Starren. Kesh lachte gutmütig und schlug mir beim Aufstehen auf die Schulter. Mit einem Wimmern zuckte ich zusammen und massierte die Stellen, die am Schlimmsten schmerzten, während zeitgleich ein Grummeln von beiden von uns zu vernehmen war.

Mein Blick schweifte über die Dächer Löwensteins und blieb an dem Platz hängen, der mittlerweile so etwas wie unser Stammlokal geworden war.

„Kann man im Krähennest eigentlich auch frühstücken?"

„Sicherlich. Die besten gebackenen Eier der Stadt - und wenn man höflich fragt, packen sie sogar noch ein paar Shrimps drauf."

Mein Kopfschütteln war die einzige Reaktion, die ich zustande brachte. Teils angewidert und teils fasziniert, wie man nur dermaßen von Shrimps besessen sein konnte, begab ich mich gemeinsam mit Kesh an den Abstieg und nahm Sprosse für Sprosse der Leiter, die an Machas Anlegestelle in regelmäßigen Abständen in den Beton hineingelassen worden war. Was normalerweise ein Kinderspiel war, entpuppte sich nun als Herausforderung für mich, denn jede noch so kleine Bewegung erinnerte mich daran, dass ich nicht für harte Untergründe geschaffen war. Und gerade diese Leiter ließ mich Muskeln in meinem Körper spüren, die ich niemals für existent gehalten hätte.

Keiner sonst schenkte uns Beachtung, schließlich war der Hafen für viele ein beliebter Touristenort und außerdem war die Stadt noch immer zu sehr mit den Flüchtlingen beschäftigt. Bereits jetzt, obwohl der Morgen gerade erst angebrochen war, konnte ich die ersten Gruppen Flüchtender sehen, die erst jetzt in Löwenstein angekommen waren, und da fielen eine gruselige Charr und eine griesgrämige Asura nicht weiter auf.

Die Reaktionen auf die aktuelle Situation in der Stadt, die ich beobachten konnte, teilten sich in zwei völlig unterschiedliche Lager: Die einen nahmen die Neuzugänge mit offenen Armen auf, während viele andere mürrisch zusahen und sich fragten, wie lange es dauern würde, bis das Chaos in der Stadt ausbrechen würde.

Nicht mehr lange, dann können alle wieder in ihre Heimat zurück, redete ich mir selbst voller Zuversicht im Geiste ein, doch ein wenig Skepsis blieb. Nur, weil der Pakt Zhaitan besiegt hatte, so wie ich es im Spiel erlebt hatte, bedeutete das nicht, dass sich die komplette Geschichte Tyrias an die Spielchronologie halten würde...

Ich versuchte, mich auf das zu konzentrieren, was nach Zhaitan geschehen war. Es hatte mit Löwenstein zutun, und es war nicht unbedingt gut für die Stadt, aber je mehr ich den Gedanken zu fassen versuchte, desto mehr entglitt er mir.

Bevor die Kopfschmerzen mich erneut packen konnten, zuckte ich nur mit den Schultern und streckte mich vorsichtig, um meine Muskeln zumindest ein wenig zu lockern. Ich würde noch früh genug herausfinden, was uns erwartete – jetzt gab es erst einmal andere Probleme zu lösen. Unter anderem das bestialische Knurren in meiner Magengegend, das besänftigt werden wollte.