Kapitel 1 - Erste Schritte

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Ich hatte mich auf den Boden gesetzt, um einen klaren Kopf fassen zu können. Nachdem ich die Augen geschlossen und mehrmals tief durchgeatmet hatte, war mir klar, dass ich die Situation hinnehmen musste, wie sie nun kommen möge.

Selbst wenn das ein Traum war oder ein Drogenrausch, so war ich doch jetzt in diesem Moment hier gefangen. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass dies hier nun meine Realität war, wollte ich nicht meine Gesundheit gefährden.

Mein Blick fiel an mir herunter. Was ich sah, war der typische Asura-Körperbau: schmale Schultern, Brustansatz kaum erkennbar, und ab der Hüfte dann ziemlich breit und klobig. Eigentlich nicht gerade eine wünschenswerte Figur, aber womöglich hatten die männlichen Asura ja andere Schönheitsideale?

Bei dem Gedanken musste ich kichern, erschrak dann jedoch über den seltsamen Klang meiner Stimme. Das ist immer noch nicht meine Stimme! fuhr es mir durch den Kopf, doch mit jedem Laut, den ich von mir gab, gewöhnte ich mich mehr daran.

Wie bei Heiserkeit, irgendwann weiß man gar nicht mehr, wie man sich gesund angehört hat.

Meine Klamotten waren recht schlicht. Ich trug ein cremefarbenes Hemd, das vorne bis oben zugeschnürt war und blaue Schulterpolster besaß. Verziert wurde es mit verschiedenen geometrischen Figuren in blau und rosa. Eine ähnliche Farbgebung hatte der Rock (zumindest hatte es Ähnlichkeiten mit einem), nur war er vorne offen und ließ den Blick frei auf eine dunkelbraune Hose, die angenehm weich saß. Um die Hüfte war ein breiter, brauner Gürtel gewickelt, an dem ein paar kleinere Beutel hingen. In dem einen, so hatte ich schon in Erfahrung gebracht, befanden sich einige Münzen aus Kupfer, Silber und Gold.

Die Schuhe waren aus dunklem Leder und ließen die Zehen jeweils frei, außerdem trug ich dunkle Stulpen und darüber Handschuhe in der Farbe meines Hemdes, die auch mit blauen Kuben verziert waren. Gar nicht so schlecht für den Anfang.

In dem Rucksack, den ich zwischen die Beine gestellt hatte, befand sich einiges an Proviant, ein gefüllter Wasserbeutel, eine Karte, und vieles, von dem ich absolut keine Ahnung hatte, worum es sich handeln könnte. An einer Seitenlasche war ein Hammer befestigt, der recht schwer war und einen genauso wuchtigen Eindruck machte. Auch er trug typisch-asurische Zeichen, und als ich ihn in der Hand wog, schien er mir als Waffe ganz gut geeignet.

Moment mal. Ich hatte sehr oft gekämpft, allerdings nur virtuell und über eine Tastatur. Eine echte Waffe hatte ich noch nie in der Hand gehalten und Kampferfahrung hatte ich erst recht nicht! Aber wenn das hier wirklich Tyria war, dann bedeutete das, dass ich Kämpfe nicht gänzlich vermeiden konnte.

Bei dem Gedanken, wirklich jemanden mit diesem Hammer verletzten zu können, wurde mir ganz mulmig zumute. Oder wenn ich daran denke, im Kampf verletzt zu werden.

Schnell schob ich diesen Gedanken beiseite und packte den Hammer wieder in seine Halterung. Die Sonne stand hoch am Himmel, und ich konnte nicht ewig auf der Wiese sitzen bleiben. Ich musste mir zuallererst eine Unterkunft für die Nacht suchen, und dann musste ich mein neues Leben in den Griff kriegen.

Seufzend stand ich auf, schulterte den Rucksack und hielt Ausschau nach einem Ort, der ein Nachtquartier versprechen könnte. Nur wenige Meter neben mir schlängelte sich ein ausgetretener Pfad durch die Landschaft, der in Richtung einiger kubischer Gebäude verlief.

Ich folgte dem Pfad, stets wachsam die Umgebung beobachtend. Wer wusste schon, was sich hier alles so herumtrieb, und gerade in Angriffslaune war?

Hier und da säumten Bäume die Umgebung, und ich freute mich, dass zumindest die Natur eine gewisse Ähnlichkeit mit meiner Welt besaß.

Links neben dem Pfad sah ich nun eine kleine Plattform in der Luft, zu der drei steinerne Stege hinauf führten. Überdacht wurde das Gebilde von drei pyramidenförmigen Rahmen, die mit einer blau schimmernden Membran gefüllt waren. Je näher ich der Plattform kam, desto lauter wurde ein stetiges Summen und Brummen, das die Luft erfüllte. Musste wohl von den blauen Membranen kommen.

In einem Augenblick - Guild Wars 2 FanfictionWhere stories live. Discover now