Kapitel 34 - Nachwehen des Krieges

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Was auch immer genau Arrhakeshs Ziel war; es lag in den Gendarran-Feldern. Die Charr führte mich durch die Dämmerung, vorbei an der mittlerweile geschlossenen Suppenküche und der ersten Sammelstelle für Kleidung. Überall am Wegesrand waren Zelte aufgestellt, von Forschern, Helfern oder denen, die voller Hoffnung waren, bald wieder in ihre alte Heimat zurückkehren zu können. Einige, besonders diejenigen, die fernab des Zentrums gewohnt hatten, durften sich tatsächlich zu den Glücklichen zählen. Denn gerade die Mühlen und weiter abgelegenen Häuser jenseits der Felder waren weitgehend verschont geblieben (zumindest vor Zerstörung, nicht aber vor Plünderungen), und sobald das Miasma dort vollständig zurückgegangen war, durften die ersten Bewohner in die Stadt zurück.

Viele der Zelte um uns herum waren bereits von innen beleuchtet und gedämpfte Geräusche drangen zu uns auf die Straße, denn ein Großteil der Leute war erschöpft und brauchte jede Stunde der Ruhe, um sich auf den nächsten mühseligen Tag vorzubereiten. Auch ich spürte langsam wieder die Müdigkeit, auch wenn es heute lange nicht so schlimm war wie die Tage davor, was ich größtenteils Bromm zu verdanken hatte.

„Ist es noch weit?" fragte ich genau in dem Moment, als Kesh uns in eines der kleinen Dörfer nahe der Stadtmauer von Löwenstein führte. Es bestand aus nicht mehr als einem Dutzend Wohnhäuser sowie einem Gasthaus, und genau darauf hielt Kesh zu.

Das Gasthaus, ein dreistöckiges Haus mit groben Steinen im Erdgeschoss und roter Farbe darüber, war als einziges Gebäude hell erleuchtet, und lautes Stimmengewirr ertönte aus der offenstehenden Tür. Außerdem lag der Geruch von Essen in der Luft, und zwar etwas weitaus besserem, als die Suppenküche zu bieten hatte.

Arrhakesh grinste mich an und bedeutete mir, als erste einzutreten. „Wir sind da! Hehe."

Im Inneren war es warm und stickig, und überall standen oder saßen kleine Gruppen herum, tranken Bier und unterhielten sich. Zu meiner Rechten führte eine Holztreppe ins Obergeschoss, vermutlich zu den Zimmern, die man sich hier mieten konnte, und geradeaus erstreckte sich der Schankraum. Alles war einfach gehalten, weitgehend aus Holz und Stein, mit einem langen Tresen und einigen vermackten Tischen hier und dort.

Die Wirtin, eine Sylvari mit bleicher Rinde und einfacher Kleidung in lila und gelb, unterhielt sich angeregt mit einem menschlichen Besucher, während sie mit einem leicht vergilbten Tuch Gläser und Krüge polierte. Hinter ihr befand sich eine halb geöffnete Tür, aus der ich typische Geräusche einer Küche hören konnte, und dort war auch der Geruch am Stärksten.

„Wollt Ihr mich zum Essen einladen?" scherzte ich, als Kesh mich am Tresen vorbei und in den hinteren Schankraum führte, und die Charr lachte ihr kratziges Lachen. „So ähnlich. So ähnlich!"

Es schien mir für die Nekromantin fast zu harmlos, dass sie mich einfach so zum Essen einlud. Irgendeinen Haken musste die Sache doch haben – vielleicht bestand das Essen aus ekligem Zeug wie Raupen und Insekteneiern?

Wir bogen um die Ecke, und plötzlich hörte ich in all dem Lärm Stimmen, die mir tatsächlich vertraut waren. Und den Bruchteil einer Sekunde später sah ich auch die dazugehörigen Gesichter. Ich wusste gar nicht, wem ich als erstes um den Hals fallen sollte – zum Glück nahm Nahraija mir diese Entscheidung ab. Der typische Geruch einer Blumenwiese umgab mich, als die Sylvari mich feste an sich drückte. Sie trug diesmal keine Schleifen, sondern schlichte, simple Gewänder, die sich anfühlten, als wären sie aus Blättern gemacht.

„Wie schön, Euch zu sehen, Szallejh!" lächelte sie und nahm mir damit die Worte aus dem Mund. Ich nickte mangels passender Worte und linste an ihr vorbei zu den anderen Gästen, die sich dank Kesh versammelt hatten. Aidan kniete sich bereits auf den Boden, damit ich ihn begrüßen konnte, ohne dass es der Größe wegen zu seltsam gewirkt hätte. Henna und alle vier Kinder waren bei ihm, jedoch war die Stimmung lange nicht so ausgelassen wie früher.

In einem Augenblick - Guild Wars 2 FanfictionWhere stories live. Discover now