„Mein Name ist William Fitzpatrick. Freut mich Sie kennenzulernen, Madam" antwortete Sherlock und begrüßte sie mit einem kleinen Handkuss.

Mrs. Fitzgerald war entzückt von seiner Begrüßung. Molly schaute ihn überrascht an. Natürlich wusste sie, dass er ein Mensch war, der Anstand, eine gewisse Eleganz und Charme mit sich brachte aber das er so charmant sein konnte, war auch für sie eine Überraschung.

Claire kicherte ein wenig.

„Sehr erfreut Mr. Fitzpatrick. Sagen Sie, sind Sie zufällig mit den Fitzpatricks aus Newcastle verwandt?" fragte sie dann.

„Nein, Madam. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste" erwiderte er dann und setzte ein gespieltes Lächeln auf.

Molly beobachtete das Schauspiel die ganze Zeit mit einem überraschten Gesichtsausdruck. Und wieder, wie des Öfteren die Tage schon, fragte sie sich:

'Was ist bloß los mit ihm? Er ist so anders.'

„Nun Ms. Hooper. Da haben Sie ja einen sehr charmanten Gentleman an ihrer Seite. Darf ich fragen, woher Sie sich kennen?" fragte Mrs. Fitzgerald sie dann neugierig.

Aber auch hier war Sherlock zu ihrem Glück wieder schneller. Molly war eindeutig Improvisationsgenie.

„Molly und ich haben uns bei der Arbeit kennen und lieben gelernt" antwortete er und legte zugleich sanft seinen Arm um ihre Taille. Es schien beinahe so, als wolle er zeigen, dass sie zu ihm gehören würde.

Molly bekam augenblicklich große Augen und ihr Herz sprang, als sie seine Berührungen spürte. Verlegen lächelte sie nur und legte dann vorsichtig und mit leicht zittrigen Fingern ihre Hand auf seine, die auf ihrer Taille ruhte.

'Naja, wenn er schon mein Freund vorspielen möchte... Und wer weiß, wann ich wieder die Gelegenheit dazu haben werde' dachte sie und schmiegte sich ein wenig näher an ihn.

Mrs. Fitzgerald setzte einen herablassenden Gesichtsausdruck auf, als sie die Beiden vor sich sah.

„Na dann. Ich hoffe, Sie amüsieren sich Beide heute Abend." sagte sie dann, drehte sich von den Beiden weg und verschwand.

Molly drehte sich zu Sherlock und blickte ihn fragend aber mit einem leichten Grinsen auf ihrem Gesicht, an.

„So, William also? Nimmst du eigentlich immer deine weiteren Vornamen zur Tarnung?"

Sherlock schaute sie überrascht an. Woher konnte sie das nur wissen? Und als würde Molly seine Gedanken lesen können, sprach sie weiter.

„Ich habe deine Sterbeurkunde damals gefälscht, schon vergessen?"

Natürlich, jetzt fiel es ihm wieder ein. Molly benötigte damals seinen vollständigen Namen, damit es auch real aussehen würde.

Aber du weißt schon, dass Fitzpatrick ein typischer irischer Name ist?" fuhr sie dann fort.

„Nun, ich dachte, dass es am besten zu meiner Identität passen würde. Oder warum denkst du, habe ich sonst gesagt, wir haben uns bei der Arbeit kennengelernt?" erklärte er dann und lächelte sie an.

„Aber wenn wir schon dabei sind, was ist mit dir los, Molly? Ich habe gemerkt, wie nervös du warst und die anderen werden es sicherlich auch bald bemerken, dass das alles nur Fake ist. Sei nicht so verkrampft"

'Aber du weißt natürlich, wie man sich in einer richtigen Beziehung verhält oder?' dachte sie sich.

Sie war sauer und konnte nicht glauben, was sie da gerade von ihm gehört hatte. Sie, verkrampft? Und das sagt ausgerechnet Sherlock Holmes, der in seinem Leben noch nie eine echte Beziehung hatte geschweige denn Menschen auf emotionaler Distanz hält?

Wenn er nur wüsste, wie schwer das alles für sie hier ist. Wie schwer es ist, in seiner Nähe zu sein, seine Berührungen zu fühlen und zu wissen, dass Nichts, wirklich gar Nichts davon echt ist.

„O... okay." stammelte sie. „Und was schlägst du vor, sollte ich deiner Meinung nach tun?" fragte sie ihn dann.

„Nun, als allererstes solltest du nicht so nervös wirken. Wir müssen den Leuten zeigen, dass wir ein glückliches Paar sind. Verhalte dich doch einfach so, wie du es gegenüber deinem damaligen Verlobten getan hast. Ich werde uns erst einmal etwas zu trinken holen. Vielleicht taust du dadurch etwas mehr auf" sagte er dann und verschwand sogleich in die Richtung der Bar.

Sherlock wusste, dass er nicht gerade sensibel war, als er sie als verkrampft bezeichnet hatte. Aber er konnte unter keinen Umständen riskieren, dass ihre Tarnung auffliegen würde, bevor sie den Mörder gefasst haben. Und nicht nur das. Sherlock hatte sich überlegt, diese Art von kleinem Schauspiel als eine Art Experiment anzusehen. Schließlich war er sich noch nicht sicher, ob und wie er ihr seine Gefühle gestehen sollte. Und sie lebte jetzt hier in Irland. Er würde, nachdem sie den Fall gelöst haben, wieder zurück nach London reisen und sie so, wahrscheinlich nie wieder sehen. Er musste einfach wissen, wie es sich anfühlen könnte, mit ihr zusammen zu sein. Aber dafür musste er sie dazu bringen, sich darauf voll und ganz einzulassen.

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