Kapitel 4

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Molly ließ sich erschöpft auf ihrer Couch nieder und blickte sich um. Bald wäre das alles Vergangenheit. Schon bald würde es hier nur noch von Umzugskisten wimmeln und sie müsste ihr Heim, welches ihr all die Jahre immer wieder Geborgenheit und Sicherheit spendete, hinter sich lassen. Sie wusste, dass ein Umzug auch bedeutete, ihre Freunde zu verlassen.

Bei diesem Gedanken spürte sie plötzlich einen starken Knoten in ihrem Bauch. Immer wieder kam ihr die Frage in den Sinn, ob sie vielleicht doch einen Fehler machen würde? Wollte sie wirklich ihre Freunde verlassen? Ihre Patentochter Rosie? Und wie sollte sie es allen erklären?

Ihre erste Gelegenheit dazu ergab sich ungefähr eine Woche später. Sie hatte seit dem Tag nichts mehr von ihren Freunden gehört.

'Anscheinend waren sie mit der Renovierung von Sherlocks Wohnung beschäftigt', dachte sie sich.

Molly führte gerade eine weitere der unzähligen Autopsien an diesem Tag durch. Obwohl sie wusste, dass später noch eine Menge Papierkram auf sie wartete, wirkte sie fröhlich. In ihrer Mittagspause besuchte sie das Büro ihres Chefs und ließ sich einige Details über ihren neuen Job und ihre neue Heimat erklären. Ihr neuer Arbeitsplatz wird sich im University Hospital in Waterford befinden. Dort würde sie vor allem als Pathologin fungieren als auch angehenden Pathologen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ihre Wohnung bzw. ihr eigenes kleines Häuschen befindet sich etwa eine halbe Stunde Autofahrt entfernt außerhalb der Stadt. Sowohl ihr jetziger Arbeitgeber als auch das Krankenhaus in Waterford stellen ihr eine eigene Unterkunft in Dunmore East zur Verfügung. Molly würde sich gleich heute nach ihrer Arbeit über ihren neuen Wohnort informieren und sich schon einmal mit der Organisation ihres Umzugs beschäftigen.Immerhin sollte es schon in knapp einem Monat losgehen.

Ihr Vorfreude wurde jedoch schnell getrübt als plötzlich die Tür zur Leichenhalle aufschwang und Sherlock dicht gefolgt von Greg und John hereinstürmten. Jetzt spürte sie Aufregung in sich aufsteigen. Sie hatte ihre Freunde und Sherlock seit diesem Tag nicht noch einmal gesehen oder gehört.

„Hallo Molly. Wie geht es dir so?" fragte Greg als er näher in den Raum trat.

Molly richtete sich mit ihrem typischen freundlichen Lächeln auf und versuchte nicht allzu gequält auszusehen, als sie Sherlock erblickte.

„Hallo Greg. Hallo John" lächelte sie weiter.

„Hallo Sherlock" ergänzte sie in schüchternem Ton.

Sherlock winkte nur leicht ab. Sowohl er als auch John schienen ihrem Blick irgendwie auszuweichen und eine unangenehme Stille breitete sich plötzlich aus. Das Verhalten der Beiden war merkwürdig. Irgendwie wirkte es ziemlich verkrampft.Wieso konnte John ihr nicht mal ins Gesicht schauen?

Molly hielt diese unangenehme Stille jedoch nicht lange aus und wandte sich dann zurück zu Greg.

„Also, was kann ich für euch tun?" fragte sie dann. In der Hoffnung diese Stille zu durchbrechen.

Greg erklärte ihr kurz, dass es einen Mordfall gegeben habe und sie eine Leiche, die im Laufe des Tages hereingekommen war, sehen müssten. Molly hörte die ganze Zeit aufmerksam zu, doch ertappte sich immer wieder dabei, wie sie einen Blick in die Richtung von Sherlock warf. Noch immer schaute er ihr nicht ins Gesicht. John stand die ganze Zeit still daneben und blickte verstohlen auf den Boden. Erst als Sherlock anfing zu sprechen und ihn dazu aufforderte, die Leiche zu begutachten, während er schon einige Proben im Labor untersuchen würde, richtete er seinen Blick nach oben.

Sherlock wartete nicht mal auf die Antwort seines Freundes sondern ging, so schnell wie er gekommen war, wieder aus dem Raum.

Zurück blieben ein ziemlich verdutzt dreinschauender John, ein ziemlich verwirrter DI und Molly, die ihm fragend hinterherschaute.

Zweite ChanceWhere stories live. Discover now