Kapitel 8

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Wochen vergingen und langsam rückte der Tag des Umzugs näher. Molly verbrachte die letzten Wochen damit, ihre Sachen zu packen, den Umzug vorzubereiten und ihre neue Heimat zu erkunden. Gleich vom ersten Anblick der Landschaft und ihrem neuen Zuhause war sie hellauf begeistert. Sie freute sich auf ihr neues Leben in Irland. Trotzdem war sie auch traurig ihre Freunde zurück zu lassen.

In den letzten Wochen hatte sie sich oft mit John und Rosie getroffen. Sie erzählte ihm von Irland, ihrer neuen Arbeitsstelle und dem kleinen Dorf, in dem sich ihr neues Zuhause befinden würde. Sie war aufgeregt. John versuchte ihre Entscheidung weitestgehend zu unterstützen und sich mit ihr zu freuen. Dennoch war er traurig darüber, seine Freundin und Rosie ihre Patin zu verlieren. Molly erfuhr auch von ihm, dass die Renovierungsarbeiten der Wohnung so gut wie abgeschlossen waren. Die Männer, die Mycroft engagiert hatte, leisteten anscheinend eine super und schnelle Arbeit. Eigentlich hatte er ja geplant, eine kleine Feier zur Einweihung zu veranstalten aber Sherlock weigerte sich.

Sherlock hatte sie seit ihrer letzten Begegnung noch einige Male im Labor oder in der Leichenhalle gesehen. Anfangs waren ihre Aufeinandertreffen noch ziemlich verkrampft, doch mit der Zeit wurden sie entspannter und fast wieder so wie früher. Das lag vor allem daran, dass Molly beschlossen hatte, mit Sherlock nicht im Streit auseinandergehen zu wollen. Sie setzte also buchstäblich eine gute Miene zum bösen Spiel auf. Trotz dass sie immer noch verletzt war und seine Gegenwart kaum aushielt, versuchte sie stets freundlich zu sein und ein Lächeln aufzusetzen.

Sie verstaute gerade ihre letzten Sachen, die sie spenden oder loswerden wollte in die Kartons. Es war Freitagabend. Das Umzugsunternehmen hatte bereits vor einer Woche schon ihre ganzen Habseligkeiten, die Molly in London nicht mehr benötigen würde abgeholt und in ihr neues Zuhause nach Irland befördert. Gott sei Dank war ihr neues Heim komplett möbliert, sodass Molly bis zum Tag ihres Fluges noch in ihrem eigenen Bett schlafen konnte.

Morgen ist es dann soweit. Sie würde London, ihre Zuhause in den all Jahren, hinter sich lassen. Sie würde Sherlock hinter sich lassen und hoffentlich ein neues Leben in Irland ohne einen Gedanken an den Consulting Detective beginnen können.

Wenig später verschloss sie den letzten Karton, stellte ihn zu den anderen und blickte sich noch einmal, in ihrer jetzt beinahe leeren Wohnung um. Sie erinnerte sich an die Zeiten, an denen sie mit Meena auf ihrer Couch saß und Wein tranken und über Männer und andere Dinge quatschten und lachten. Die Zeit, in der Sherlock bei ihr „zu Gast" war, nachdem er der ganzen Welt seinen Tod vorgetäuscht hatte. Viel hatte sie von ihm in dieser Zeit nicht mitbekommen, da er sich überwiegend in ihrem Schlafzimmer aufhielt.

Dann stand sie in ihrer Küche und dachte an den Tag, dem sie dies hier alles irgendwie zu verdanken hatte. Der Anruf, wie Sherlock ihr am Telefon seine Liebe gestand und sie ihr Herz offenlegte. Ihr Blick wanderte an die Stelle, an der sie ihr Telefon gegen die Wand schmetterte.

Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen. Mit aller Kraft versuchte sie diese weg zublinzeln.

Dann plötzlich, holte das Nachrichtensignal ihres Telefons sie aus ihren Gedanken wieder zurück in die Gegenwart. Beim Blick auf den Absender machte ihr Herz einen kleinen Sprung. Ihre Hände zitterten leicht, als sie langsam die Nachricht öffnete.

Du weißt, wo du mich finden kannst. SH

Sie las die Nachricht und verdrehte die Augen.

' Was wollte er denn jetzt schon wieder?' fragte sie sich.

Dann erinnerte sie sich daran, dass John ihr erzählt hatte, dass die Renovierungen abgeschlossen waren. Wohl möglich wollte er ihr dies mit dieser Nachricht nur mitteilen. Vielleicht hatte er auch die Nachricht an mehrere Empfänger versendet.

Trotzdem war sie stutzig und überlegte kurz, ob sie nicht vielleicht doch in die Baker Street fahren sollte. Wahrscheinlich ist es das letzte Mal, dass sie ihn sehen würde.

Sie schaute kurz an sich herunter und beschloss sich umzuziehen. Momentan trug sie nur eine lumpige Jogginghose und einen labbrigen Pullover.

'Wenn sie ihn schon das letzte Mal sehen sollte, dann in einem Outfit, in der er sie nie vergessen würde' dachte sie dann und durchsuchte ihre Kartons nach ihren Kleidern.

Da London momentan von einer Kaltfront heimgesucht wurde, entschied sie sich für ein dunkelblaues Wollkleid und eine etwas wärmere Strumpfhose. Dann suchte sie sich noch ihre Stiefel heraus und ging ins Bad. Sie hüpfte unter die Dusche, legte sich ein wenig Make- Up auf und zog die Sachen, die sie zuvor herausgelegt hatte, über. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte ihr eine völlig andere Molly aber sie fand, dass sie gut aussah.

'Wenn schon, denn schon' dachte sie und lächelte sich selbst zu.

Danach nahm sie sich ihr Telefon, ihr Geld und ihre Tasche, zog ihren Mantel über und ging schließlich zur Tür heraus. Auf dem Weg in die Baker Street. Das letzte Mal.

Zweite ChanceWhere stories live. Discover now