Kapitel 2

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John hatte Sherlock, bis zur vollständigen Renovierung seiner Wohnung, zu sich eingeladen und saß jetzt mit dem Detektiven auf seiner Couch und sprach über den gestrigen Tag.

„Wie geht es dir jetzt eigentlich nach Allem was passiert ist?" fragte er mit leichter Besorgnis.

„Bestens" entgegnete Sherlock ihm wortkarg.

John atmete tief durch. Noch immer ließ Sherlock keine Emotionen zu.

„Es tut mir leid aber das kann ich nicht glauben. Du musst doch, nach alldem, irgendetwas fühlen?!" bohrte er neugierig nach.

Sherlock stieß einen tiefen Seufzer aus.

„John. Ich weiß es nicht. Gestern habe ich erfahren, dass ich eine Schwester habe und davon, was mit meinem damaligen besten Freund Victor passiert war. Ich muss das erst einmal alles sortieren"

John verstand aber trotzdem brannte ihm noch eine weitere Frage auf dem Herzen.

„Natürlich. Und...wirst du mit ihr darüber reden?"

Sherlock wandte seinen Blick leicht verunsichert von ihm ab.

„Mit wem?" fragte Sherlock dann, obwohl er die Antwort eigentlich schon kannte.

„MOLLY?!" erwiderte John jetzt mit lauterer Stimme.

Sherlock verdrehte daraufhin nur die Augen. Er wusste, dass er mit ihr über diesen Anruf sprechen musste und dass er ihr eine Erklärung schuldig war aber er war sich unsicher, wie er es anstellen sollte.

„Ach, John. Muss ich das? Muss ich das wirklich? Ich meine, wir reden hier von Molly. Die Molly, die mir ohne weiter nachzufragen, bei der Vortäuschung meines Tods geholfen hatte. Ich bin mir sicher, sie wird es schon irgendwie verstehen"

Das war zu viel für John. Wie konnte Sherlock nur so etwas annehmen?

„SHERLOCK! Das kann doch nicht dein Ernst sein?! Weißt du---"

Doch ehe er fortfahren konnte, wurde er von dem Klingeln der Tür unterbrochen.

* * *

Molly stand gerade vor der Tür ihres Freundes und wartete darauf, dass er sie öffnen würde.

Sie war aufgeregt und wusste nicht so recht, was sie erwarten und wie Sherlock auf ihr Erscheinen reagieren würde. Würde er ihr offen sagen, was passiert sei und was es mit diesem Anruf auf sich hatte oder würde er sie, wie des Öfteren, mit seinem typischen „Sherlock- Verhalten" abweisen?

Sie hatte ein wenig Angst vor diesem Gespräch, dennoch wollte sie es auch wissen. Vor allem auch, ob sein „Liebesgeständnis" etwas zu bedeuten hatte. Immerhin hatte er es nicht nur einmal gesagt. Und das zweite Mal klang es fast so, als wäre ihm etwas bewusst geworden.

An diesen Gedanken keimte kurz ein Fünkchen Hoffnung in ihr auf. Sie liebte Sherlock und das schon seit einer Ewigkeit. Und er hatte ihr diese wunderschönen Worte, bei denen sie sich schon immer gewünscht hatte, aus seinem Mund zu hören, zweimal gesagt.

'Vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance und ich muss ihn nicht komplett aus meinem Leben streichen?' fragte sie sich.

'Nein, Stopp! Das ist Unsinn. Wir reden hier von Sherlock. Er wird nie so für mich empfinden. Es muss eine andere Erklärung geben' rügte sie sich dann selbst in Gedanken.

Sie durfte sich nicht ablenken lassen und vor allem musste sie damit aufzuhören, von ihm zu träumen und sich ein gemeinsames Leben mit ihm vorzustellen. Sie hatte einen anderen Plan und je nach dem wie das Gespräch verlaufen wird, wird sie diesen in die Tat umsetzen. Für ihr eigenes Wohl.

Es dauerte nicht lange, da wurde die Tür geöffnet und ein ziemlich verwundert drein schauender John stand vor ihr. Er wirkte erschöpft und dunkle Augenringe zierten sein Gesicht.

„Molly? Was machst du hier?"

„Hallo John. Entschuldige die Störung aber..."

Es gab eine kurze Pause. Sie war leicht entsetzt über seinen Anblick und wusste nicht so richtig was sie sagen sollte.

„Ähm, ist alles okay? Du siehst sehr erschöpft aus." fragte sie dann anschließend in besorgten Ton.

„Ich habe nicht sonderlich gut geschlafen und der gestrige Tag war ziemlich anstrengend. Aber sag, was machst du hier? Möchtest du Rosie besuchen? Weil, sie ist leider nicht hier. Sie ist bei Verwandten."

„Eigentlich...eigentlich wollte ich zu Sherlock. Ich habe gehört, was passiert sei und dass er jetzt erst einmal bei dir ist." stammelte sie leicht unsicher.

„Du weißt was passiert ist?" fragte er dann leicht verwundert.

„Mycroft Holmes kam gestern Abend mit ein paar Männern in meine Wohnung, um irgendwelche Kameras, die bei mir angebracht waren, zu entfernen. Ich erfuhr dann von seiner Assistentin, dass es eine Explosion in Sherlocks Wohnung gegeben hatte und er jetzt erst einmal bei dir wohnen würde.

Ich... ich wollte mich erkundigen, ob es ihm gut ginge" erklärte sie dann. Von dem Anruf erzählte sie erst einmal nichts. Sie wusste ja schließlich nicht, dass John während diesem Anrufs mit anwesend war.

„Also ist er da?" fragte sie dann.

John hörte ihr die ganze Zeit aufmerksam zu und kam schließlich zu dem Entschluss, dass sie Nichts über den gestrigen Tag und was in Sherrinford passierte, wusste. Aber er wusste auch, dass sie ebenfalls ein Recht dazu hatte, davon zu erfahren und es gab nur eine Person, die ihr alles erklären konnte und sollte. Die Person, die jetzt auf seiner Couch saß.

„Warte kurz" bat er sie dann und schloss langsam die Tür.

„Sherlock. Es ist Molly. Sie möchte mit dir reden" entgegnete John ihm dann, nachdem er sich wieder in sein Wohnzimmer begeben hatte.

„Sag ihr einfach, dass ich nicht da bin."

John rollte mit den Augen und strich sich genervt durch die Haare.

„Sherlock! Das ist nicht dein Ernst oder? Molly ist unsere Freundin, deine Freundin. Ihr Zwei seit Freunde. So wie du es gestern gesagt hast. Erinnerst du dich? Weißt du eigentlich, was du ihr mit diesem Anruf angetan hast? Sie hat dir ihr Herz geöffnet. Sie liebt dich und du empfindest offensichtlich auch etwas für sie. Du schuldest ihr eine Erklärung!" schrie er schon fast.

„Ja John! Molly und ich sind Freunde. Nicht mehr. Und ich habe ihr mit diesem Anruf das Leben retten wollen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass es alles nur ein billiger Trick meiner Schwester war!" entgegnete Sherlock ihm daraufhin lautstark.

„Verdammt Sherlock! Gerade weil ihr Freunde seit musst du mit ihr reden! Und jetzt geh da raus und erklär ihr die ganze Situation, eh es zu spät ist!" schrie John weiter und deutete mit seinem Arm Richtung Tür.

Sherlock war perplex über den Gefühlsausbruch seines Freundes. Er wusste aber auch, dass er Recht hatte. Molly war seine Freundin und offensichtlich hatte er wirklich einige Gefühle für sie. Jedoch konnte er diese noch nicht genau zuordnen und musste sich erst einmal darüber im Klaren werden.

„Aber was soll ich ihr sagen? Ich weiß doch selbst nicht, was da mit mir passiert war. Ich habe mich selbst erst vor einigen Stunden meinen Emotionen gestellt. Ich bin dazu noch nicht bereit" seufzte Sherlock nun.

„Die Wahrheit, Sherlock. Sag ihr die Wahrheit. Sie hat es verdient, diese zu erfahren"

Aber was war die Wahrheit? Sah er sie wirklich nur als eine Freundin an oder empfand er noch etwas Anderes für sie. Nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte und das zum zweiten Mal, wurde ihm etwas bewusst. Aber er wusste noch nicht, was es war.

Sherlock stieß einen tiefen Atemzug aus und erhob sich dann langsam von der Couch.

Vorsichtig und mit leicht zittrigen Knien ging er Richtung Tür.

Langsam öffnete er die Tür und fing sogleich an zu sprechen.

„Also Molly, hör zu---"

Aber Molly war verschwunden.

Zweite ChanceWhere stories live. Discover now