Kapitel 11

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Nach diesem Nachmittag hatte Molly nur noch wenig an Sherlock gedacht. Sie war viel mehr daran interessiert, welche Geschichten der Bewohner noch ans Licht kommen würden. Eigentlich war sie nicht so der neugierige Typ, aber der Umgang mit den Bewohnern der Gemeinde, hatte sie verändert.

Es war Mittwoch-Nachmittag und Molly kam gerade von ihrer Schicht im Krankenhaus. Sie befand sich auf dem Weg in Mrs. Kellys Bibliothek. Sie wollte noch schnell, die Bücher, die sie ein paar Tage zuvor ausgeliehen hatte, zurückbringen. Außerdem mochte sie es mit Ida noch ein wenig über diese zu sprechen. Sie hatte Ida schnell in ihr Herz geschlossen. Auch wenn sie sie immer wieder über ihre Zeit in London ausquetschte und manchmal etwas anstrengend diesbezüglich war, war sie dennoch eine sehr liebenswerte Person.

Als sie gerade das Gebäude betrat, erkannte sie am Tresen Ida, die sich aufgeregt mit einer anderen Kundin unterhielt.

„Ich sage dir, es war Mord. Es war kein Unfall, Mr. Murphy wurde umgebracht" hörte sie Mrs. Kelly flüstern, als sie näher an dem Tresen herantrat.

Vor einigen Tagen gab es hier in der Gemeinde einen traurigen Vorfall. Mr. Murphy hatte sich, wie des Öfteren um seine Bienen gekümmert. Beim Sprühen eines Giftes kam es dann dazu, dass Mr. Murphy daran erstickte. Die örtliche Polizei stellte schnell fest, dass er die Gasmaske nicht richtig auf hatte und das Gift dadurch einatmete. Sie stuften es als Unfall ein.

„Was war Mord?" fragte Molly neugierig.

Ida und die Kundin, die Molly nun als Ella Nolan- die Besitzerin des Creaden View(B&B) hier im Ort- identifizieren konnte, beäugten sie mit skeptischen Blicken, doch dann begann Ida zu sprechen.

„Das was mit Mr. Murphy geschehen ist. Ich kannte Luke. Er wäre nie so unvorsichtig gewesen. Außerdem habe ich die Maske kurz danach gesehen. Sie hatte winzig kleine Löcher. Die Maske wurde manipuliert. Es war Mord, Molly. Und nicht nur das. Ich glaube auch, dass jemand die alte Mrs. Daly umgebracht hat" erklärte sie dann und flüsterte so leise wie sie konnte.

Immer wieder warf sie einen vorsichtigen Blick in die Räume der Bibliothek, um sich zu vergewissern, dass niemand sie hörte.

„Ach du spinnst doch, Ida. Die Polizei sagte doch, dass es ein Unfall war. Du liest zu viele Krimigeschichten" sagte jetzt die Kundin.

„Nein Ella. Das glaube ich nicht. Ich sage dir, es war so. Luke wurde getötet. Und wer weiß, wer der Nächste ist"

Sie wirkte leicht paranoid und Molly hatte Schwierigkeiten ihr zu glauben. Aber wie ihre Zeit in London und an der Seite eines gewissen Detektivs ihr immer wieder zeigte, ist alles möglich. Oder wie Sherlock immer sagt: „Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, dann ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit, wie unwahrscheinlich sie auch ist"

Während Molly darüber nachdachte, verabschiedete sich Ella mit einem genervten Augenrollen und ging dann zur Tür hinaus.

„Nun, wenn du das wirklich glaubst, dann solltest du vielleicht zur Polizei gehen" erklärte Molly ihr dann.

„Ach, die Polizei. Die Polizei. Die glauben mir nicht. Ich war schon bei denen" sagte sie leicht enttäuscht.

„Oh. Na wenn das so ist, dann musst du wohl jetzt die Detektivarbeit leisten und den Fall selbst lösen" sagte sie mit einem leichten Grinsen und zwinkerte ihr zu.

'Moment. Halt. Was sage ich denn da? Anscheinend hat mich die Zeit in London und mit Sherlock noch in vielerlei anderer Hinsicht geprägt' dachte sich Molly, als sie hörte, was sie gesagt hatte.

Idas Gesicht erhellte sich zusehends.

„Gute Idee, Molly! Es muss sich doch auch langsam mal bezahlt machen, dass ich so viele Krimigeschichten lese!" strahlte sie jetzt.

Molly wünschte ihr viel Glück dabei und verabschiedete sich dann von ihr. Wenn sie gewusst hätte, dass sie Ida an diesem Abend das letzte Mal sehen würde, hätte sie sie sicherlich aufgehalten.

Zweite ChanceWhere stories live. Discover now