neununddreißig.

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Schutzsuchend hinter Yarrow, spitzelt Chantara über seine massiven Schultern und versucht, zu erkennen, was sich in einiger Entfernung abspielt. Der Aufruhr des Wassers warnt sie, dass erhitzte Gemüter miteinander zu tun haben. „Oh nein!", entfährt es ihr, als sie erkennen kann, was sich dort abspielt.

Yarrow schwimmt, Chantara mit sich ziehend, hinter einen Felsenvorsprung. Vorsichtig streckt er seinen Kopf dahinter hervor. „Wir halten uns zuerst einmal bedeckt, bis wir die Situation besser einschätzen können."

„Zale zieht ziemlich unentspannt aus", deutet Chantara.

Dem kann Yarrow nichts entgegenbringen. „Das Problem ist, dass ihm Noelani keine große Hilfe sein wird, wenn es hart auf hart kommt. Aenon und Maris sind ihm an Kraft deutlich überlegen."

Chantars Blick weitet sich vor Entsetzen. „Sehe ich es richtig? Hat Aenon den Mondstein zurück?"

„Ja", bestätigt Yarrow knapp.

„Aber wo ist dann Tally?", wagt Chantara kaum zu fragen.

„Es ist wohl an der Zeit, es herauszufinden", antwortet Yarrow „Ich habe bereits einen Plan. Ich bin mir nicht sicher, ob es funktionieren wird, aber ich glaube uns bleibt keine Zeit, um uns etwas Anderes zu überlegen." Das enorme Beben des Wassers lässt Yarrow verstehen, dass es kurz vor einem mächtigen Knall zwischen den beiden Anführern steht.

„Okay", stimmt Chantara zu, ohne zu wissen, auf was genau sie sich eigentlich einlässt. „Wie kann ich behilflich sein?"

„Dort oben ...", beginnt Yarrow mit seiner Erklärung seines Vorhabens und deutet auf die Wasseroberfläche.

Chantara lässt ihren Blick Yarrows Geste folgen und bemerkt ein herrenloses Boot, das stetig, mit jeder neuen Welle, gegen die Felswand gestoßen wird.

„... treibt das Boot aus dem Tallulah uns gerettet hat", beendet Yarrow seinen begonnen Satz.

„Du leviathanischer Mistkerl", faucht Chantara mit funkelnden Augen aus. Mit jeder Sekunde, die sie mit Yarrow verbringt, lernt sie ihn mehr und mehr zu schätzen.

•••

Ida sitzt ihm Wohnzimmer auf dem Sofa, gegenüber ihrer Tante Josephine, die Beine eng an ihren Körper gezogen, um nach dem Halt zu suchen, den sie längst verloren hat.

„Schätzchen, es scheint zu unserer Routine zu werden, uns hier zusammenzufinden, nachdem Owen dich geküsst hat", bemerkt Josephine lächelnd.

„Dieses Mal ist es anders gewesen", entgegnet Ida.

„Der Kuss?", hinterfragt Josephine.

„Ja", antwortet Ida.

„Inwiefern?", fragt Phine.

„Das erste Mal, als er mich geküsst hat, hat er es nur deswegen getan, um seiner Ex-Freundin eins auszuwischen", erklärt Ida. „Du erinnerst dich?"

Die Tante nickt.

„Aber dieses Mal ..." Ida ist sich nicht sicher, welche Worte sie dafür nutzen soll. „... ich weiß nicht ... er wollte es ..." Erneut macht sie eine kleine Pause. „... er wollte mich."

„Schätzchen", entgegnet Phine in einem Tonfall, der eigentlich schon alles verrät. „Du schaust ab und an in den Spiegel, nicht wahr?"

Ida wirft ihrer Tante einen Blick hinter zusammengezogenen Augenbrauen zu, nicht klar darüber, was sie ihr zu sagen versucht.

Phine erklärt es ihr nur allzu gern genauer. „Du bist eine wunderhübsche, junge Dame. Nun ja, wenn man von diesen Tattoos einmal absieht. Aber ich weiß, ihr jungen Leute steht auf derlei Dinge. Außerdem muss ich sagen, auch wenn ich es anfänglich nicht für möglich gehalten habe, dass du einen ganz liebreizenden Charakter entwickelt hast. Gott oh Gott, du bist wirklich ein kaum bezwingbarer Wirbelwind gewesen und ich hätte mir an dir die Zähne ausbeißen können."

drOWNingWhere stories live. Discover now