siebzehn.

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Immer wieder wirft Owen einen verstohlenen Blick auf die Tür des Gästezimmers. Er würde sich gerne darüber vergewissern, ob es seiner Besucherin gut geht. Doch wie es den Anschein hat, hat sie Schlaf nachzuholen. Die Nächte in diesem Bootshaus sind mit Sicherheit alles andere als erholsam gewesen. Doch als der Zeiger der Uhr die Mittagszeit ankündigt, wird er von Argwohn heimgesucht. Vorsichtig klopft er an die Tür.

Keine Reaktion.

„Tara?", fragt er und klopft erneut gegen die Tür. Dieses Mal ein wenig impulsiver.

Wieder keine Reaktion.

Owen hält es nicht länger aus. „Tara, ich komme jetzt herein!", kündigt er seine anstehende Handlung an. Bedacht öffnet er die Tür und wirft einen zurückhaltenden Blick hinein. Das Bett ist leer und ordentlich gemacht. Von Tara keine Spur. Während Owen mit den Auswirkungen seiner Enttäuschung zu kämpfen hat, öffnet sich die Tür des angrenzenden Gäste-Badezimmers.

Tara tritt heraus. Ihre blonden Haare sind nass von der Dusche und sie ist splitterfasernackt. Das Einzige, was sie an ihrem Körper trägt, ist eine auffallende Kette mit einem bläulich schillernden Stein als Anhänger.

Peinlich berührt dreht sich Owen schnellstmöglich um, auch wenn er nichts dagegen hätte, diesen Anblick noch etwas länger auszukosten. Stillschweigend rügt er sich, warum er in ihr Zimmer geplatzt ist, anstatt sich geduldig zu zeigen. Zumindest ist es das, was der Engel auf seiner Schulter von sich gibt. Der Teufel gegenüber sieht die Sache ein wenig anders und ist mehr als nur erfreut über das unschickliche Timing. Sie ist zu schön, um von dieser Welt sein zu können.

Owens Körpermitte macht sich alarmierend und sehnsüchtig bemerkbar, trotzdem versucht er, der Gentleman zu sein, den seine Mutter erzogen hat. Seinen Blick weiterhin von Tara abgewandt, stammelt er eine Entschuldigung. „Ich hatte keine Ahnung, dass du ... ähm, dass Sie ... also ... ich habe mir Sorgen gemacht, es könnte Ihnen nicht gut gehen. Ich hoffe Sie denken jetzt nicht, dass ich einfach so hereingeplatzt bin, weil ich ... also ... ich habe angeklopft. Vermutlich haben Sie das aber nicht gehört, weil Sie gerade unter der Dusche gewesen sind." Der Gedanke wie sie ihren wunderschönen, nackten Körper mit Seife und Wasser verwöhnt, bringt ihn noch mehr durcheinander. Verlegen fährt er sich durch seine Haare. Was für eine gequirlte Hühnerkacke quatscht er da eigentlich? Normalerweise hat er seine Worte im Griff und spricht nie mehr, als unbedingt notwendig. „Also ich gehe jetzt wieder und lasse Ihnen die Intimsphäre, in die ich derart unbedacht hereingepoltert bin. Falls Sie etwas brauchen, dann scheuen Sie sich bitte nicht -" Er spricht nicht weiter. Die Hand auf seinem Rücken lenkt ihn zu sehr ab, als dass er auch nur noch ein Wort herausbringen könnte. Mit einem tiefen Atemzug, versucht er sich zur Ruhe zu zwingen. Verfluchte Scheiße, dieser Situation ist er definitiv nicht gewachsen.

„Owen", haucht Tara hinter seinem Rücken.

Der Klang ihrer Stimme versetzt ihn in einen Rausch. Sie ist wie eine Droge, von der er nicht genug bekommen kann und ihn mit einer Macht vereinnahmt, die seinen gesunden Menschenverstand ausschaltet. „Ja?"

Anstatt ihr Anliegen in Form von Worten vorzubringen, führt sie ihre Lippen zu seinem Nacken. Dort platziert sie zarte Küsse.

Owens Vorhaben, ihr nicht vollkommen zu verfallen, platzt wie eine Seifenblase. Jene Seifenblase, in der er bis eben gelebt zu haben scheint. Seine Atmung gerät unter ihren Liebkosungen ins Wanken. Er dreht sich zu ihr um. Sein Blick ist geradewegs in ihre Augen gerichtet, die so türkis schimmern, wie das Meer, aus dessen Fänge sie ihn gerettet hat. Sie ist seine Lebensretterin und sein Untergang zur gleichen Zeit. Himmel! Er legt seine Hand auf ihr elfengleiches Gesicht, damit er ihre Schönheit nicht nur sehen, sondern ebenso fühlen kann. Der Blick, mit dem sie ihn ansieht, lässt ihn wissen, dass sie empfänglich für seine Nähe und Berührung ist. Er scheut sich nicht, einen Schritt weiterzugehen, und führt seinen Mund auf den ihren zu. Zuerst belässt er es bei einem sachten Zusammenstoßen, um ihre Reaktion abzuwarten. Doch als er spürt, wie sie ihren Mund unter dem seinen öffnet, hält er sich nicht länger zurück. Er verstärkt den Druck seiner Lippen. Seine Hand wandert von ihrer Wange zu ihrem Hinterkopf, um sie enger an sich zu binden, damit er all seine Leidenschaft und Begierde in diesen Kuss legen kann.

drOWNingWhere stories live. Discover now