36-Florian

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Jetzt gingen wir einfach weiter. Ich blickte nicht zurück und schritt grimmig voran. Leben war wertvoll und in jedem Fall wert, beschützt zu werden! Ich hatte Blut an den Händen. Ich hätte mich mehr anstrengen müssen, doch ich konnte kein Leben retten. Und nun ging ich hier! Ich war auf dem Weg zum Rand der Kuppel zusammen mit... Ich konnte und wollte gerade nicht an sie denken. So ein Chaos voller Wut und Verzweiflung hatte ich nie zuvor in mir gespürt. Es war grauenhaft. Es war, als würde es an meinen Kräften zehren- und an meinem Willen. Hier waren nur noch zwei Personen am Leben.

Meine Gedanken flogen zurück zum Anfang. Wir waren aufgewacht und hatten uns an einem fremden Ort wiedergefunden. Dann war da noch diese Stimme gewesen- eine dröhnende Durchsage, deren Worte ich nicht mehr zurückrufen konnte, doch die Information war klar in Erinnerung. Es sollte nur eine einzige Person lebend aus dieser teuflischen Arena hervorgehen und der Rest würde einfach sterben und zurückgelassen. Es war ein klarer Plan, der sich schon fast erfüllt hatte. Immerhin sind nur noch zwei Personen übrig. Es wurde kein Grund für dieses Geschehen angegeben und man wusste auch nicht, was außerhalb der Kuppel los war. Ich hätte so gerne gewusst, wie es meiner Familie ging.

Etwas riss mich aus den Gedanken. Ich wusste nicht, was es war. Es war plötzlich und geschah mitten im Schritt. Ich blickte umher. Ich betrat einen Steinbruch, Lena war hinter mir und der Übergang von Moos zu Stein war ein sauberer Schnitt. Nirgends war ein Auslöser festzustellen, weshalb meine Gedanken unterbrochen wurden. Es war eine innere Erschütterung, die mich in diese Welt zurückbrachte. Da kam mir ein Gedanke. War es das bloße Auftreten auf hartem Grund? Ich war in einem Gedankenfluss gewesen und auf einmal ließ mich der feste Untergrund nicht mehr durch physische und psychische Welten schwimmen.

Wie ich hier stand und meine Situation betrachtete, kam in mir ein wenig Verständnis für Max auf, der unbestritten die ganze Zeit vor dem Stein zurückschreckte und etwas Sicherheit suchte. Sicherheit, die keine Härte der Welt je gegeben hat. Vielleicht war meine Annahme falsch, aber es gab mir eine Erklärung für die Entscheidungen, die Max getroffen hat. Es beruhigte mich jedenfalls, zu wissen, dass es ihm innerlich gut ging, als er dann... entschwand. Eine stumme Träne verließ mein Auge, doch sie kam nicht weit. Ich wischte sie sofort weg.

Five 2Where stories live. Discover now