Five 2

16-Anna

Ich fühlte mich schlecht, was selbstverständlich wäre, wenn das nur auf den tragischen Tod von David beruhen würde. Ich war wieder in eine leichte Panik geraten, als ich erkannt hatte, dass etwas anderes mich mehr beschäftigen konnte, als ein Todesfall vor meinen Augen! Es war erschreckend und machte mir große Angst. Ich kam mir so kalt vor. So, wie jemand, der ohne zu überlegen die Welt auslöschen könnte. Und so jemand wollte ich nicht sein.

Meine Gedanken kreisten um meine Schwester, obwohl ich Davids Leiche sehen konnte. Ich dachte daran, wie sie ihr Verhalten ändert hatte, nachdem ich gesagt hatte, was uns unterschied. Ich dachte an ihre Starre, als ich erwähnte, dass sich unsere Art grundlegend unterschied. Ich dachte darüber nach, wie sie ihr Lächeln aufsetzte und sich einbrachte, was so plötzlich war. Ich dachte an einen gewissen Hauch von Verzweiflung in ihren Augen, der wieder verschwand, als sie sich zu uns setzte. Ich dachte nicht an David.

Jetzt blickte ich Lena in die Augen und konnte keine Mimik lesen. Ich war zu aufgelöst und ich konzentrierte mich darauf, durchzuatmen und ruhe zu finden. Dann erst fiel mir wirklich auf, dass Lena mich hielt und mich auf eine emotional ruhige Ebene zurückleiten wollte, wie sie es doch so oft tat. Also holte ich Luft und sagte: "Es geht mir gut." Es klang brüchig und unglaubwürdig. Ich wand meinen Blick ab und sah zu Max und Florian hinüber. Sie blickten auf eine Stelle am Boden, dort, wo vorhin David war.

"Wo ist David?", fragte ich leise. Auch Lena sah herüber. Ich fühlte mich auf einmal ganz ruhig und nur eine leichte Verwirrung machte sich in meinem Inneren bemerkbar. Ich fühlte mich, als würde ich schweben, und langsam leiteten mich meine Schritte zu den Jungen. "Wo ist er?", fragte ich und Max sah zu mir auf. Seine Augen waren rot und geschwollen und er sagte kein Wort. Florian hob seinen Blick nicht, aber er antwortete: "Er wurde unter die Erde gezogen. Ich weiß nicht wie, aber wir werden ihn jetzt nicht wiedersehen. Er ist verschwunden."