„Das habe ich nicht", antwortet Tallulah. „Ich bin mit einem ganz anderen Gedanken hierher gekommen."

„Der da wäre?", will Yarrow wissen.

„Chantara zurückzuholen!", enthüllt Tallulah ihren Ursprungsplan. „Natürlich auch dich", fügt sie schnell an. „Ich habe nicht gewusst, dass ihr gemeinsam unterwegs seid."

„Nicht, dass ich mich nicht darüber freuen würde. Aber ich habe dich doch darum gebeten, mir nicht nachzukommen", wirft Chantara ein. „Ich will nicht, dass du dich meinetwegen in Gefahr begibst."

„Ich hätte es nicht getan, wenn ich nicht zufälligerweise Zeuge von etwas geworden wäre, das alles ändert", erklärt Tallulah. „Ich glaube, dass deine Flucht nicht länger notwendig ist."

Yarrow ahnt, wohin dieses Gespräch führt und legt wenig Wert darauf, erneut zu hören, was ihm wie Nadeln unter Haut und Schuppen sticht. Niedergeschlagen wendet er sich von den beiden Meerjungfrauen ab.

„Es tut mir so leid, Yarrow", sagt Chantara in dessen Richtung.

Tallulah versteht nicht. „Möchte mich jemand aufklären?"

„Wir wissen bereits über Zale und Noelani Bescheid", erklärt Chantara. „Das ist doch das, was du uns sagen willst, nicht wahr?"

„Ja", bestätigt Tally und zieht ihre Augenbrauen nachdenklich an der Nasenwurzel zusammen. „Aber warum reagiert Yarrow ..." Wie sie dabei ist, diese Frage zu stellen, wird es ihr plötzlich klar. „Oh nein! Yarrow und Noelani?"

Chantara zieht ihren Mund zu einer schmalen Linie und nickt. „Nun, zumindest so lange, bis Zale dazwischengekommen ist." Sie schwimmt auf ihren neugewonnen Freund zu. „Gibt es etwas, das ich für dich tun kann?"

Yarrow fährt sich mit seinen Händen über sein Gesicht, anschließend dreht er sich zu Chantara um. Seine Augen sind rotgerändert und er fühlt sich elend. „Es geht schon. Schließlich ist es nichts, was ich nicht schon gewusst habe. Insgeheim habe ich nur einfach gehofft, dass ich vielleicht etwas fehlinterpretiert haben könnte. Aber wenn Tallulah das Gleiche beobachtet hat, dann ist diese Hoffnung nicht länger existent. Jetzt habe ich die Gewissheit, die ich nicht haben wollte."

Chantara legt ihre Hand auf Yarrows Brust ab, auf der Höhe seines Herzens. Ganz so, als könnte sie ihm auf diesem Weg etwas von seinem Schmerz abnehmen. „Ich wünsche, ich könnte dir helfen."

„Ich danke dir. Doch hier und jetzt ist kein Platz für meinen Kummer. Wir sollten uns zuerst um deinen Owen kümmern und dann überlegen, wie es weitergeht", sagt er.

„Wer ist Owen?", will Tallulah wissen.

•••

„Ich hoffe, du machst nicht extra Überstunden, um dem gemeinsamen Abend mit mir zu entkommen", bemerkt Dan mit einem frechen Grinsen, als er zu Mena ins Labor tritt.

Sie hebt ihren Kopf von dem Mikroskop, in das sie seit geraumer Zeit starrt, und begrüßt ihren Besucher mit einem Lächeln. „Nein. Natürlich nicht", antwortet sie. „Irgendetwas stimmt hier nicht", fügt sie gedankenvoll an.

„Was meinst du?", will Cox wissen.

„Diese Fischschuppen, die ich auf diesem Zettel gefunden habe", erklärt Mena. „Du weißt schon, der Zettel, der -" Weiter kommt sie nicht.

„Ich weiß, von welchem Zettel du sprichst!", fällt Cox der Forensikerin ins Wort. Es ist unnötig, dass sie diese Sache ausführlich beim Namen nennt. „Was ist mit diesen Schuppen?"

„Ich bin mir nicht sicher", sagt sie. „Sie sind stärker als gewöhnliche Fischschuppen. Sehr viel stärker. Auch die Farbpigmente sind ungewöhnlich. Ich bin auf Zellen gestoßen, die ich den Imagozellen zuordnen würde, aber so richtig stimmig scheint mir das auch nicht zu sein. Nur weiß ich nicht, wie ich es sonst benennen -" Wieder kommt sie nicht dazu, zu Ende zu sprechen.

drOWNingWhere stories live. Discover now