Kapitel 8

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[½ des Kapitels]

Auf dieser Straße zu rennen war schwer, ich tat es dennoch. Mit kratzendem Hals rannte ich durch die verlassenen Gassen und wünschte mir, ich wäre sportlicher. Im St. Mungo war ich auch weggelaufen, nur dort hatte sich der Weg nur halb so schlimm angefühlt. Mein Körper kämpfte energisch gegen die Seitenstiche an, was nicht half. Alles brannte. Vollkommen fertig blieb ich in einer kleinen dunklen Gasse stehen und versuchte so gut wie es ging die Bettler auf dem Boden zu ignorieren. Sie wollten Geld, doch ich hatte nichts mit. Rein gar nichts. Mein Kiefer zitterte ungehindert, als mir ihre Armut immer mehr ins Auge fiel. Teilweise hielt ihre Kleidung nicht mehr oder sie sahen komplett heruntergekommen aus. Da ich nicht wo ich war, wollte ich genau das unbedingt wissen. Also ging ich vorsichtig auf eine alte Hexe zu.

Ihre Haare waren dunkel, genauso wie ihre Kleidung und ich konnte ihre ganze Gestalt nicht überblicken. Was ich sehen konnte war ihre schrumpelige Haut. Sie wirkte eingefallen. Langsam ging ich zu ihr und beugte mich ein wenig über ihre dünne Gestalt. Hoffentlich machte ich ihr keine Angst... Mein Bedürfnis gemocht zu werden holte mich auch hier ein und ich begann zu lächeln, um Freundlich auszusehen. ,,Entschuldigung für die Störung. Ich wollte sie fragen, ob sie zufällig wissen wo wir uns befinden?" Mein Lächeln verschwand, während sie auf sah. Ihr Blick war leer. Was war ihr nur zu gestoßen?

Bestimmt schlimmeres als mir passiert war. Obwohl ich genau wusste, dass das Verhalten von allen anderen mir gegenüber falsch war. Vor allem Bellas Verhalten war nicht richtig gewesen und ich hatte ihr dennoch schon längst verziehen, weil ich sie gerne weiterhin kennenlernen wollte. Eine Mutter zu haben war toll und kostbar. Ich würde diese Kostbarkeit nicht wegwerfen. ,,Nokturngasse. Gang der Vergessenen." Gang der Vergessenen? Gab es den wirklich oder hatte sie ihn so benannt? Ich versuchte nicht allzu verwirrt zu schauen, weshalb ich nickte. ,,Danke", ich flüsterte und drehte mich um, um zu gehen. Nachher würde ich Narzissa überreden der Frau Galleonen zu geben. Jetzt musste ich hier aber erstmal raus. Der Gang hatte sich merkwürdiger Weise geleert, sodass hier jetzt nur noch die Frau und ich waren. Dieses Detail überraschte mich sehr. Hatte es etwas zu bedeuten? Mein Blick streifte kurz über die kühlen halbhohen Steinwände, wodurch ich eine Idee bekam. Ich machte einen Schritt auf eine zu, um zu sehen, ob ich darüber schauen konnte.

Mit einem Ruck wurde ich plötzlich zurück gezogen. Kreischend drehte ich mich wieder zu der Hexe um, die ihre Hand um einen meiner Schuhe gelegt hatte und mich daran zu sich zog. Wie konnte sie so kräftig sein? Ängstlich begann mein Herz zu klopfen und ich starrte mit Tränen in den Augen zu der alten Frau. ,,Ich will etwas als Dankeschön." Entsetzt formte sich mein Mund zu einem 'O', während sich meine kleinen Härchen aufstellten. Dazu kam noch eine eisige Gänsehaut. ,,Ich habe nichts dabei", keuchte ich und versuchte den Schuhe zu befreien. ,,Dann will ich diese Schuhe", ich schrie, als ich bemerkte, wie ich meinen Halt durch das Ziehen immer mehr verlor. Gleich würde ich nicht mehr gegen halten können. Hilfe. Wieso schrie ich noch mal? Ich würde gerne, nur konnte ich nicht. ,,Die gehören nicht mir, sondern-."

,,Lüge!" Die Hexe kreischte und packte mich noch fester. Ich schrie dadurch überrascht auf und kippte stolpernd nach vorne. Taumelnd fand ich mein Gleichgewicht wieder und stoppte, gänzlich ihr ausgeliefert, über ihr. Mit einem kichern zog sie einen kleinen Zauberstab aus ihren Lumpen und hielt ihn mir unter das Kinn. Diese Bewegung kam mir bekannt vor, aber statt mich zu freuen, lief mir eine einzige Träne über die Wange. Obwohl ich größer war, fühlte ich mich nun winzig und eingeschränkt. Wahrscheinlich würde sie mich gleich umbringen und dann würde in wenigen Wochen Jack Ward und Odilia über mein Grab tanzen. Meine Hände zitterten und vermissten meinen Zauberstab, der mich beschützen hätte können. Nur war er nicht hier. Genauso wie Mum oder Narzissa. ,,Dieser Rock gefällt mir ebenfalls", stellte die ekelhafte Hexe fest und wollte mit einer Hand nach dem Stoff greifen, doch im selben Moment wurde ihr, ihr Zauberstab aus der Hand gezaubert und ich konnte mich endlich aus meiner Starre befreien, lieber wäre ich ihren Griff losgeworden, aber dieser Wunsch würde mir hoffentlich auch noch erfüllt werden. Mich selber zu befreien kam nicht in Frage, dafür hatte ich zu wenig Kontrolle über meinen Körper. Doch jemand anderes würde mir bestimmt helfen.

,,Lassen Sie sie los!" Ich drehte meinen Kopf zu Fred, der mit gezücktem Zauberstab auf die Frau zielte und ihr somit bewusst machte, dass das hier für sie nicht gut enden würde, wenn sie mich nicht loslassen würde. Die Hexe folgte seinen Anweisungen sofort und ich machte einige kleine Schritte auf Fred zu, der mich sofort beschützerisch an sich zog. Obwohl ich fast nichts mehr mitbekam, merkte ich trotzdem, wie er mich drehte und dann endlich mit mir apparierte.

Ich spürte nichts, außer Geborgenheit. Der Rest meiner Gefühle waren zerstreut und wirr. Die Stille die um und herrschte beruhigte mich, aber noch ruhiger wurde ich durch Freds Atem der mich manchmal traf. Er roch so verdammt gut. Ich verstand nicht, wie er das machte und wieso mich sein Geruch zur gleichen Zeit beruhigte. Verwirrt nahm ich Freds Finger war, die zu mein Gesicht wanderten. Er strich mir tatsächlich über den Mund. Überrascht öffnete ich die Augen und sah zu ihm auf. Sein Blick bohrte sich in meinen. Fred hatte mich die ganze Zeit angeblickt. Wie sorgsam. Zittrig drückte ich mich weiter an ihn. Ich verstand nicht wirklich, warum er sich in Gefahr gebracht hatte und mir in die Nokturngasse gefolgt war, aber ich bewunderte ihn dafür sehr. Er war so mutig. Vorhin hatte ich nicht daran gedacht, aber jetzt wurde mir bewusst, Fred hätten sie dort wahrscheinlich eher umgebracht als mich. ,,Was machst du denn da?" Meine Stimme versagte nach diesen Worten, die Fred dazu brachten seine Finger wegzuziehen. ,,Ich wollte wissen, wie sich deine Lippen anfühlen", flüsterte Fred leise und grinste dabei schräg. Wir beide konnten nicht über diese Minuten von vorhin reden. Sie lasteten auf unseren Schultern, so sehr, dass wir beide kein Gespräch darüber führen wollten. Verständlicher Weise. ,,Küss mich, ist einfacher", forderte ich ihn fast schon auf. Er schüttelte daraufhin nur mit dem Kopf, wobei ihm rote Haarsträhnen ins Gesicht fielen, die er lachend zur Seite wischte. ,,Nein, lieber nicht. Wir sind in meinem Schlafzimmer und ich will nicht, dass das hier böse endet." Er drehte seinen Kopf, was ich ihm direkt nachmachte.

Wir standen tatsächlich in einem Schlafzimmer. Einem kleinen Schlafzimmer mit Bett, Nachttischen, einem Spiegel und einer Kommode. Mehr war hier nicht oder passte hier nicht rein. Allerdings brauchte der Raum auch nicht viel mehr. Die dunklen Möbeln bildeten einen schönen Kontrast mit Freds heller Persönlichkeit. ,,Was kann schon großartig passieren?" Fragte ich unschuldig. Nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, befreite ich mich zaghaft lächelnd aus der warmen Umarmung, um aus dem nächsten Fenster zu sehen. Ich wusste nicht genau auf welche Häuser ich sah, aber sie sahen niedlich aus. Wie eine kleine Stadt, die vor sich hin lebte. ,,Hast du dich heute schon mal angesehen?" Verwundert drehte ich mich rasch wieder um. Freds Stimme hatte ziemlich beunruhigt geklungen, weshalb ich seine Gestalt zögerlich musterte. ,,Ja." Ich deutete auf seinen Spiegel, den er wahrscheinlich nutzte um zu sehen, ob seine grässliche Krawatte zu seinem attraktiven Gesicht und seinem Anzug passte. ,,Wieso denkst du dann, dass ich dich einfach so küssen könnte?" Fred sah mir irritiert zu, wie ich ihm die Krawatte auszog. Die mussten ich ändern. Ich konnte ihn mit dem Ding nicht richtig ansehen. ,,Oh, also ist es in Ordnung, wenn wir...?" Fred beendete seinen Satz nicht, weil er viel zu sehr damit beschäftigt war, seine Hände unter mein T-shirt rutschten zu lassen. Bevor er mich küssen konnte, rückte ich allerdings von ihm weg, wodurch seine Hände irgendwie traurig meine Taille losließen. ,,Ich suche dir eine passende Krawatte. Was denkst du denn, was ich vorhabe?" Gespielt verwirrt richtete ich den weißen Stoff des T-shirts etwas. Freds deprimiertes Gesicht ignorierte ich schnell. Er würde mich in solche Situationen sowieso gleich wieder bringen, während ich mich wann anders nicht getraut hätte, ihm die Krawatte abzunehmen. Heute war mir aber fast alles egal, weshalb ich mich endlich mal zu etwas durchringen konnte.

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Ein wenig mehr Fred und Isabelle für euch, weil ich die beiden zusammen vermisst habe.

Wie findet ihr Freds Rettungsaktion?

Gryffindors küssen besser: Teil 2 (Fred Weasley Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt