Kapitel 3

1.7K 102 128
                                    

Angespannt lief ich neben meiner Mutter nach Hause. Sie hüpfte heute mal nicht, sondern sah mich bekümmert an. Nur war sie nicht wegen mir besorgt, sondern weil es ihrem Voldemort nicht gut ging. ,,Er wird vielleicht krank und ich kann keine Suppe kochen." Bella musterte zuerst ihre Hände, bevor sie sich durch die Haare fuhr. ,,Fandest du, ich sah heute gut aus? Seit Askaban fühle ich mich gar nicht mehr attraktiv und ich sehe auch nicht mehr meinem Alter entsprechend aus. Überall Falten." Ich strich ihr vorsichtig über die Schulter, antworten wollte ich irgendwie nicht. Daraufhin fuhr mir meine Mutter über den Rücken, was mir tatsächlich gut tat und mir ein warmes Gefühl bereitete, was ich heute auch brauchte. Der Nachmittag war schrecklich gewesen, genauso wie der Vormittag. Hoffentlich wurde der Abend normal. Eigentlich wollte ich nur noch schlafen oder mit meiner Katze kuscheln. ,,Ach, wir reden wann anders über ihn. Du wirst ihn auf jeden Fall bald treffen, nur will ich davor, dass du gut vorbereitet bist. Manchmal ist er nicht sehr umgänglich", sie kicherte. ,,Ich wünschte, zu mir wäre er mal weniger umgänglich und mehr- huch, das sollte ich wohl nicht weiter erläutern." Bella kicherte nun noch wilder, während ich mir wünschte, dass ich diese Anspielung nicht verstanden hätte.

Ihr dumpfes Lachen endete und sie schien sich mehr auf mich zu konzentrieren. ,,Also für dich wünsche ich mir, natürlich ein Reinblut aus Slytherin, was vielleicht eher etwas schüchtern ist und am besten die Ruhe und die Einsamkeit liebt, dann passt ihr perfekt zusammen." Sie blickte mich fürsorglich an, was es mir schwer machte neutral zu denken und nicht an jemand bestimmten. Irgendwie fürchtete ich mich davor, dass sie vielleicht doch in meinen Kopf eindringen würde. Wenn das passieren würde, hätte ich verloren. Ganz bestimmt. ,,Kennst du schon jemanden?" Wir gingen weiter und der Pfad wurde enger, weswegen meine Mutter begann vor mir zu laufen, was mich mehr entspannte. ,,Nein, ich möchte aber auch niemanden kennenlernen", murmelte ich und richtete meine Haare ein wenig. Sie waren vorhin bestimmt durcheinander geraten. Alles war in mir durcheinander geraten. Narzissas Verhalten kam mir merkwürdig vor. Vielleicht lag es an mir, doch ich verstand nicht, warum sie dann nicht mit mir sprach. ,,Na gut, dann nicht. In ein paar Jahren hoffe ich allerdings, dass es jemanden gibt." Es gab da schon jemanden, nur durfte er es nicht sein. ,,Mum, können wir wann anders darüber reden?" Meine Stimme zitterte und ich musste mir große Mühe geben, nicht an ihn zu denken. Gryffindors waren in meinem Kopf nicht erwünscht. ,,Natürlich." Wir kamen vor unserem Haus an. Mum kletterte genauso wie ich über den kleinen Zaun. Was bei ihr wahnsinnig elegant aussah. Ich wäre fast über den Zaun gefallen. Wieso war ich so ungeschickt? Deprimiert fummelte ich an meinem T-shirt herum. Aufgrund meiner Geheimnisse wurde ich hibbelig. Früher, als ich ganz klein war, konnte ich fast nichts für mich behalten. Draco wusste so gut wie alles von mir, sogar meine Süßigkeitenverstecke. Je älter ich wurde, desto weniger sprach ich. Jedenfalls in der Schulzeit.

Mum öffnete die Tür mit einem Wink ihres Zauberstabs. Es gab eigentlich nichts was sie nicht mit ihrem Zauberstab machte. Sie wedelte ständig damit herum. Der Geruch unseres Hauses stieg mir sofort in die Nase und ich brauchte mal wieder einen Moment, um mich an alles hier drinnen zu gewöhnen. Das sanfte, fast schon zögerliche Licht harmonierte heute Abend perfekt mit unseren dunklen Möbeln. ,,Da ist ein Brief für dich gekommen." Mum deutete auf die Ablage, wo normalerweise Hüte lagen. Früher war sie für die Aufbewahrung von Zylindern zuständig gewesen, heute nutze Mum sie, um haufenweise Briefe abzulegen. Was mich verwunderte, denn sie kam gerade mal an die Ablage, wenn sie auf den Zehnspitzen stand. Ich war größer als sie, weswegen für mich das Erreichen der Ablage kein Problem war.

,,Ich denke, ich mache für uns morgen vielleicht doch mal ein tolles Hexen Süppchen. Das Rezept ist von meiner Oma und schmeckt hervorragend, auch ohne Drache." Meine Mutter streckte ihren Kopf aus der Küche und kicherte mal wieder. ,,Oder willst du Drache dazu?" Entgeistert schüttelte ich mit meinem Kopf. Drache? Igitt. ,,Dann nur Suppe." Sie verschwand. Einen Moment brauchte ich, doch dann ging ich ins Badezimmer um mein Aussehen zu überprüfen. Wir waren vorhin vielen Todessern begegnet und ich hoffte, ich sah nicht ganz so schlimm aus, wie ich dachte. Auch legte ich ein wenig Wert auf mein Aussehen, was definitiv durch Narzissa kam oder durch Mum. Ich wusch mir die Hände und fuhr mir über die Wangenknochen, die ich von Mum hatte. Alle in der Black Familie besaßen diese hohen Wangenknochen, jedenfalls kam mir das so vor. Mürrisch lief ich durch den Flur zu der Ablage, nahm meinen Brief und machte mich dann auf den Weg zu meinem Zimmer. Tansu begegnete mir direkt auf der Treppe und glücklich lauschte ich, wie sie auf ihren samtigen Katzenpfoten mir folgte.

Wir setzten uns auf mein Bett, was bestimmt bald den Geist aufgegeben würde. Eine Latte war leider kaputt gegangen, als ich durch Veronicas letzten Brief auf meinem Bett herum gesprungen war. Aber wer freute sich schließlich nicht für seine beste Freundin, wenn diese von einem Jungen nach Hause eingeladen wurde. George Weasley hatte sich tatsächlich getraut sie zu fragen. Meiner Mutter zu erklären, warum ich laut geschrien hatte, ohne Georges Namen zu erwähnen, war schwierig gewesen. Sie hatte mich aber irgendwann wieder in Ruhe gelassen, ohne noch weitere Fragen zu stellen. Sie war sowieso abgelenkt gewesen, durch das Bild von uns beiden auf meiner Kommode. Jetzt öffnete ich mit zitternden Händen den Brief. Hoffentlich standen gute Nachrichten darin.

Belle,
ich glaube, ich kann doch nicht mit ihm zusammenkommen. Deren Haus ist... Wie drücke ich das nett aus? Perfekt für einen Umbau gemacht. Ich musste mich echt zusammenreißen. Du kannst es dir gar nicht ausmalen, so schlimm war das. Aber George ist toll, nur haben wir die Hälfte der Zeit mit Fred und einer Bridget verbracht, weil George kein richtiges Wort herausgebracht hat. Bridget ist übrigens die Aushilfe der beiden und deren Kindheitsfreundin, sie saß vor uns bei dem Gryffindor gegen Slytherin Spiel, wo am Schluss Potter Draco verdroschen hat.
Kannst du dich daran noch erinnern? Sie war richtig nett und hat mich am Ende sogar umarmt. Sie hatte gar keine Vorurteile oder so. Naja, auf jeden Fall haben sie und Fred die ganze Zeit gelacht und haben sich schon fast die Worte aus dem Mund genommen. Beeindruckende Freundschaft oder? Ich wollte dich ansprechen, nur waren wir alle so gut drauf und ich dachte das Thema würde vielleicht die Stimmung runter ziehen. Tut mir leid. Ich frag Fred einfach übermorgen, wenn wir zu viert einen Ausflug machen, ob er vergessen hat, dir den Brief zu schicken. Sei nicht traurig. Er hat Spaß und den solltest du auch haben. Ich muss mir jetzt raussuchen was ich übermorgen anziehe.
Viele Grüße
Veronica.
PS: Danke, dass du dich mit ihnen angefreundet hast. Solche Freunde wollte ich schon immer haben. Bestimmt können wir irgendwann auch mal was unternehmen oder geht das jetzt nicht mehr, weil deine Mutter wichtiger ist?

Mein Herz zog sich beim Lesen zusammen. Jedes Wort tat mir weh. Entsetzt schlug ich mir die Hände vor das Gesicht und versuchte meine Tränen zurück zu halten. Was geschah hier? Alles in mir tat weh, so als wäre auf etwas Spitzes getreten. Der Schmerz schien sich in jedem Teil meines Körpers auszubreiten. Ich hatte noch niemals einen Lähmungszauber abbekommen, doch so musste er sich anfühlen. Mein Blut fühlte sich an, als würde es würde es gefrieren. Genauso wie der Rest meines Körpers. Womit hatte ich das verdient? Vielleicht lag es auch an mir. Ich war naiv. So naiv, dass ich angenommen hatte Fred würde mir die Wahrheit erzählen. Seinen Namen zu denken tat so gut und brannte dabei höllisch, was meinem erschlafften Körper nicht half. In mir gefror es und dennoch stand alles in Flammen, aufgrund meiner Wut. Ich war dumm. Meine Naivität würde mich bestimmt eines Tages in den Tod reißen. Tansu kuschelte sich an mich als sie merkte, dass ich mich nonverbal aufregte, nur brachte mir das nichts.

Mit klammen Fingern schob ich mein eigenes Bein von dem Blatt Papier, was ich fallen gelassen hatte. Alles an mir fühlte sich abgestorben an und ich brauchte Minuten um zu merken, dass meine Mutter nach mir rief. Veronicas Vorwurf konnte ich nicht verstehen. Ich hatte Angst um sie und schrieb ihr, ich würde mich lieber nicht mit ihr treffen, damit meine Mutter nicht mitbekam, dass ihre Familie nicht mehr so reinblütig war, wie sie vorgab und sie dachte, meine Mutter wäre mir wichtiger? Bald würde ich tatsächlich durchdrehen. Warum verstand mich niemand? Am liebsten würde ich in mein Kopfkissen schreien. So wütend war ich. Anstelle davon lief ich runter zu meiner Mutter. Wenn jetzt unsere Küche brannte, würde ich mich wirklich vergessen.

•••
Und es geht schrecklich weiter. Juhu.

Fred und Bridget? Was läuft da zwischen den beiden?

Gryffindors küssen besser: Teil 2 (Fred Weasley Ff)Where stories live. Discover now