Kapitel 24

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Wir betraten Veronicas Zimmer nacheinander. Sofort nahm ich ihr Bett in Anspruch, ich brauchte dringend eine Pause von all dem hier. Erschöpft schloss ich meine Augen und hörte zu, wie Veronica die Türen ihres großen, weißen Schrankes öffnete, der gegenüber des Bettes stand. „Wieso wurde ich nicht eingeladen?“ Murmelte ich, nachdem ich nach leichtem Summen festgestellt hatte, dass meine Stimme wieder funktionierte. „Weil ich nur Hufflepuffs, Ravenclaws und Gryffindors eingeladen habe und außerdem Kinder, dessen Eltern durch deine Mutter gestorben sind. Ich dachte, da möchtest du vielleicht nicht dabei sein.“ Veronica seufzte, was mich aufsehen ließ. Sie trug ein Kleid, welches rosa war und hatte sich ihre Haare sehr schön zurückgesteckt. Wie immer, wenn ich Veronica sah, bewunderte ich ihr Aussehen. Sie sah einfach wunderschön aus. Ihre hellblauen Augen wurden quasi umrahmt von ihren feinen Gesichtszügen, was sie immer freundlich wirken ließ. Manchmal fand ich, Veronica sah aus wie eine Porzellanpuppe. Heute war wieder so ein Tag.

„Ich will auch eigentlich gar nicht dabei sein“, erwiderte ich langsam und beobachtete, wie Veronica verschiedene Kleidungsstücke aus ihrem Schrank zog. Alle Kleidungsstücke waren hübsch anzusehen, aber keines fand ich wirklich für mich passend. Veronica seufzte ergeben nachdem ich alles abgelehnt hatte. „Dir kann man echt nichts recht machen. Dann musst du jetzt leider selber suchen gehen, ich muss zu meinen Gästen. Und du kommst gleich hinter her, denn wenn du jetzt abhaust, lässt du uns beide ziemlich blöd dastehen.“ Ich nickte und erhob mich, um Veronicas Kleiderschrank außer einander zu nehmen. Sie hatte einen ganz anderen Stil als ich, weshalb ich schon befürchtete, ich müsste wieder in meinen schrecklichen Klamotten runtergehen, da fand ich eine Kiste mit Kleidungsstücken. In ihr waren alte Teile von Veronicas Mutter, die sie an Veronica weitergegeben hatte, nur wollte diese noch nicht mal in die Kiste schauen, da die Sachen älter waren. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie abgeneigt sie mir von der Kiste war, aber ich war unglaublich neugierig was sich in der Kiste befand. Jetzt war der Moment gekommen, in dem ich endlich mal reinschauen konnte. Vorsichtig hob ich die Kiste auf Veronicas Bett und hob den Deckel an.

Die ersten Teile, die ich fand, waren wirklich fürchterlich geschmacklos und ich überlegte schon fast, die Kiste wieder zu schließlich. Wäre mir da nicht ein grünes Stück Stoff ins Auge gesprungen. Das Grün erinnerte mich direkt an mein, viel zu langes, Kleid vom Weihnachtsball. Also hob ich alle oberen Kleidungsstücke an, bis meine Finger auf den grünen Stoff des Kleides stießen. Vorsichtig entfaltete ich es und stellte fest, dass es ebenfalls ein Kleid war. Jedoch war dieses nur knöchellang, besaß eine Tasche für meinen Zauberstab, den ich tatsächlich dabei hatte, da ich ihn mir vorhin noch schnell aus unserem Haus hatte reichen lassen. Außerdem hatte es einen Halter strap, der mir sehr gut gefiel. Gerade als ich ausprobieren wollte, ob mir dieses Kleid wohl passen würde, fiel mir ein kleiner Zettel auf, der mir bei meiner Suche auf den Boden gefallen war.

*Roni, da du keine grünen Sachen magst, dachte ich mir, dass du dieses Kleid an Isabelle weiterreichen könntest. Ich denke, es könnte ihren Geschmack treffen*

Am liebsten hätte ich kurz aufgeschrien vor Freude. Veronicas Mutter dachte, das Kleid würde gut zu mir passen und fand, es könnte meins werden? Das war unglaublich lieb. Normalerweise bekam ich fast nie Sachen geschenkt und dass so ein Kleid mir geschenkt wurde, brachte mich ganz aus dem Häuschen. Ich schnappte mir das Kleid und machte mich auf ins Badezimmer. Wenn ich schon zur Show hierbleiben musste, dann würde ich wenigstens dieses Kleid dabei tagen.

Ich war gerade fertig umgezogen, da hörte ich auf einmal Stimmen durch das Badezimmer Fenster, welches genau über der Haustür, eine Etage tiefer, positioniert war. Es waren vertraute Stimmen, weshalb ich langsam an das Fenster herantrat, um hinaus zu sehen. Ich hätte mir denken können, wen ich sehen würde. Natürlich war er es. Fred Weasley. Mein Herz begann wie wild zu klopfen und ich musste mich unglaublich zusammenreißen, um weiterhin rational zu denken. Warum musste Veronica ihn auch unbedingt einladen? Er war doch noch nicht mal besonders gut mit mir befreundet… Ich seufzte und trat rüber zum Spiegel, der über dem Waschbecken angebracht war. Auch wenn es mir egal sein sollte, wollte ich unbedingt vermeiden von Fred mit diesem dämlichen Verband gesehen zu werden. Ich nahm ihn also ab, um diese Entscheidung direkt wieder zu bereuen. Das war nicht mehr meine Stirn, sondern ein Krater. Was sollte ich nur tun? Ich starrte mich selbst im Spiegel an. Meine blonden Haare lagen ungebürstet auf meinen Schultern, meine blauen Augen schienen mich traurig anzustarren und ich merkte, dass ich durch Narzissas Ernährungsmaßnahmen immer mehr an Gewicht verlor, weshalb meine hohen Wangenknochen noch mehr hervortraten. Ich brauchte unbedingt eine Pause von allem. Ob Fred wohl noch mit mir nach Ägypten durchbrennen würde?

Ich fuhr langsam mit meiner rechten Hand über meine Stirn und dachte dabei an meine Lieblingsmomente mit Fred zurück und auf einmal begann die Wunde zu pulsieren, dann kribbelte sie. Vor Schreck zog ich meine Hand zurück. Nur sah ich nichts mehr von der Wunde, stattdessen war da nur noch meine Stirn. Als wäre sie neu in meinem Gesicht, beugte ich mich immer weiter vor, um sie besser ansehen zu sehen. Das konnte nicht möglich sein. Wie konnte eine Wunde in null Komma nichts verschwinden? Magie, war die einzige Möglichkeit, aber von wem war sie ausgegangen? Ich drehte mich um. Da war niemand. Nur Freds Stimme, die von unten erklang und lachte. So harmonisch lachte, dass mir ganz warm wurde. Nur wusste er nicht, wo ich war. Geschweige denn, dass ich hier oben war.

Also war ich es selbst? Ich blickte erneut in den Spiegel. Konnte ich wirklich mich selbst heilen? Bisher hatte das noch nie geklappt. Und in Madam Pomfreys Büchern hatte gestanden, dass Heiler am Anfang nur andere heilen konnten, die irgendeine Emotion in ihnen auslöste. Dies hatte ich nicht getan. Merkwürdig. Mein Blick glitt zu meiner rechten Hand, doch das Kribbeln war schon lange verschwunden. Niedergeschlagen seufzte ich. Wieso verstand ich so vieles nicht? Und wieso beherrschte ich mich selbst nicht, sondern war immer noch in Fred Weasley verliebt? Wenn ich doch eigentlich gar nicht dafür bestimmt war. Und warum musste meine Mutter immer die Elternteile von Menschen umbringen, mit denen ich Kontakt hatte?

Betrübt ging ich aus dem Bad, brachte meine Kleidung in Veronicas Zimmer, schnappte mir von dort ein paar Schuhe, mit nicht zu hohem Absatz und lief dann runter. Der Flur war verlassen und ich stellte sorgsam Veronicas Schuhe ab, bevor ich in sie hineinschlüpfte. Hui, die waren doch etwas höher als erwartet. Da alle Türen geschlossen waren, nahm ich an, dass sich die Gäste und Veronica draußen befanden, weshalb ich die Gelegenheit nutzte, um die Schuhe etwas einzulaufen.

Ich übte so konzentriert mich elegant mit dem Kleid zu drehen, dass ich nicht bemerkte, wie sich die Tür des kleinen Badezimmers öffnete und eine Person heraustrat. Nach meiner letzten Drehung blieb ich mit geschlossenen Augen stehen, vollkommen versunken in den Moment. Jedoch wurde dieser Moment unterbrochen durch ein Klicken. Ein Lichtschalter wurde ausgestellt, sagte ich mir ruhig, bevor ich in Panik geriet. Erschrocken öffnete ich die Augen, starrte in ein Gesicht und verlor den Halt. Schließlich hatte ich eben noch sicher auf einem Bein gestanden. Ich wollte das andere Bein auch aufsetzen, nur knickte mir dieses weg, durch den tiefsitzenden Schreck. Mein Halt ging mir sofort flöten und ich spürte wie ich nach hinten kippte. Verzweifelt kniff ich meine Augen zu, eine Platzwunde am Hinterkopf konnte ja auch gar nicht so schlimm sein und gab mich meinem Schicksal hin. Jedoch fiel ich nicht.

Stattdessen spürte ich starke Arme, die sich um mich legten und mich vor einem weiteren Sturz retteten. „Du bist ganz schön umwerfend“, kam es natürlich von niemand anderem als Fred, der begann mich langsam aufzurichten. Bei dem Anblick von Fred in Hemd und Anzugshose verging mir erstmal ganz schön die Sprache, bevor ich: „sollte das ein Kompliment sein?“, hauchte und mich fragte, ob ich es wohl jemals schaffen würde von diesem Mann wegzukommen. Ich blickte Fred an, der mich eindringlich musterte. Wir starrten uns immer weiter so an, schienen uns im Blick des anderen zu verlieren.

Plötzlich ließ Fred mich los. „Sag George und Veronica ich muss gehen.“ Und bevor ich noch etwas erwidern konnte, ging Fred wirklich los. Er verließ einfach so das Haus der Packers und da ich mich mal wieder nicht beherrschen konnte, folgte ich ihm.

„Wohin gehst du?“ Ich eilte ihm mit großen Schritten hinterher. Fred stand auf der Straße vor dem Haus. Nun sah er mich noch durchdringender an als eben schon. Eine rote Strähne war ihm ins Gesicht gefallen, nur störte diese ihn anscheinend nicht, denn er ließ sie einfach dort wo sie war. Seine sonst so lebhaften, braunen Augen sahen traurig und müde aus, was mir nochmal das Herz brach, wenn das überhaupt noch möglich war. „Weg. Ich kann das einfach nicht mehr“, er raufte sich die Haare und ich wusste genau, was als nächstes passieren würde, weshalb ich ohne groß nachzudenken seinen Arm packte. Er apparierte.

Mit mir am Arm.

•••
Was denkt ihr wird passieren?

Und wo will Fred hin?

4 Tage - 4 Kapitel, wuhu.

Gryffindors küssen besser: Teil 2 (Fred Weasley Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt