Kapitel 20

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Verwirrt sah ich Draco an, dieser blickte mich jedoch keinesfalls zurück an, sondern schaute nur auf seine Schuhe. ,,Wie meinst du das?“ Im ersten Moment dachte ich, dass es mir die Sprache verschlagen hatte, doch das war es nicht, nein ich war mehr aufgelöst, wodurch ich aber immer noch stammeln konnte. Meine Worte klangen genau so wie ich mich fühlte – etwas instabil und schockiert. Deshalb klammerte ich mich auch in die Seile der Schaukel, die mir jetzt den nötigen Halt geben mussten. Dies tat sie auch, nur wurde mir jetzt schon schlecht von dem ekelhaften Geruch nach Metall der Seile, der sich fast schon an meine Finger zu haften schien. Doch momentan war mir das egal, erst später würde ich mich wahrscheinlich darüber aufregen und mir die Hände kräftig waschen. Bei sowas wurde ich richtig pingelig.

,,Ich denke nicht, dass das hier etwas für dich ist, weshalb ich denke, dass es besser wäre, wenn du vielleicht abhauen und uns Ausland gehen würdest, mit dem Wiesel.“ Dracos Worte brachten bei mir Erinnerungen hoch, an einen wunderschönen Nachmittag im Raum der Wünsche, wo er meinte, dass wir zusammen nach Ägypten gehen könnten.

Ich musste beherzt mit dem Kopf schütteln, um diese Gedanken sofort zu vertreiben, denn ich durfte nicht zulassen, dass ich an sowas dachte, das war falsch.

Mir wurde schlecht. Von dem Metall Geruch, aber auch von meinen Gedanken. Ich hörte auf zu schaukeln, um in den strahlend blauen Himmel zu starren. Es war heute zwar etwas windig, aber dafür vollkommen wolkenlos und richtig angenehm. Das Draußen sitzen gefiel mir unglaublich gut. Ich genoss es wie die Sonne auf meinen Kopf schien und ich schon fast im Sonnenlicht baden konnte. Der Sommer sorgte durch solche kleinen Momente immer wieder dafür, dass ich ihn noch mehr mochte. Obwohl mögen schon fast untertrieben war, denn eigentlich verliebte ich mich von Tag zu Tag in den Sommer und in das wohlige Gefühl, das er mir bereitete.

,,Das ist auch nichts für dich, Draco. Du solltest selber entscheiden können was du später machen möchtest“; flüsterte ich leise. Meinem Cousin entfuhr ein leises trauriges Lachen. ,,Du weißt genau, dass unser Schicksal schon so gut wie bestimmt ist, aber ich hatte mir für dich erhofft, dass du es vielleicht noch schaffst, dich von all dem hier zu lösen und zu fliehen. Denn du wirst das hier bestimmt nicht überleben, da sind wir uns alle ziemlich sicher.“

Wäre ich nicht gerade dabei all seine Worte zu verarbeiten, hätte ich laut aufgeschrien. Wieso dachte jeder ich würde das hier nicht überleben? Ich war zwar nicht stark oder in irgendeiner Weise kampferprobt, aber ich war standhaft und zäh, wenn es um etwas ging, dass mir wichtig war und hier ging es um eine Menge Menschen, die mir wichtig waren. Aber ich ihnen anscheinend nicht, wenn jeder schon mit meinem Tod rechnete. Wut keimte in mir auf, aber ich beherrschte mich und schluckte sie runter, so wie es Narzissa mir beigebracht hatte.

Mit Schwung stand ich auf und machte dann ein paar schnelle Schritte nach vorne, damit mich der schwingende Sitz der Schaukel nicht traf. Ich hatte eigentlich vorgehabt meinen Zauberstab zu zücken, nur war dieser natürlich zu Hause geblieben. Was ein Drachenmist. ,,Draco, wir wissen beide, dass in einem Duell ich dich immer noch besiegen würde, weil du so langsam zauberst wie eine Schnecke. Außerdem wissen wir beide, dass es nur einen Hippogreif braucht, um dich in Angst und Schrecken zu versetzen, während mich noch nicht mal ein durchgehender Besen schockiert.“ Das letzte war sowas von gelogen, aber ich musste unbedingt noch einen draufsetzen, um Draco noch mehr zu ärgern.

,,Das-, das-, das mit dem Hippogreif nimmst du zurück!“ Draco war ebenfalls aufgesprungen und blickte mich entsetzt, aber auch etwas verletzt an. Ich musste mir nun zwar eingestehen, dass das wirklich zu gemein gewesen war, aber es war die Wahrheit und Draco verdiente es auch mal zur Rechenschaft gezogen zu werden, weil er sonst ja immer alle anderen schikanierte. ,,Ich denk gar nicht dran, Cousinchen.“ Flötete ich munter und grinste meinen Cousin an, der langsam begann zu kochen. Jedenfalls sah er so aus. ,,Isabelle, du benimmst dich ziemlich unmöglich gerade.“ Er wollte wohl nicht mehr diskutieren, denn er sah mich nur feindselig an und begann sein Hemd zu richten. ,,Und ich dafür definitiv zu erwachsen, also hör auf dich wie eine unerzogene Hexe zu benehmen“, er wollte mich zweifellos mit seinen Worten tadeln, nur interessierte mich das kein bisschen und ich grinste einfach weiter. Auch weil ich mich endlich mal behauptet hatte. Er war nicht immer nur derjenige, der den anderen ärgern durfte. Manchmal durfte ich das auch. Nur konnte Draco einfach keinen Spaß ab, der mit ihm zu tun hatte.

,,Tut mir leid, dass du keinen Spaß abkannst“, murmelte ich deshalb nur, aber lief anschließend zu ihm, um in versöhnlich zu knuffen, was er mit einen spitzen Stich seines Elenbogens erwiderte. ,,Hätte nicht von dir erwartet, dass dich das so mitnimmt. Ich meine, du weißt genau, dass du Duelle hasste und dich auch sonst aus jeder Streiterei raushältst, wenn du sie nicht angefangen hast.“ Ich nickte nur, denn er sagte natürlich die Wahrheit, aber das hieß nicht gleich, ich würde direkt sterben.

Ich wollte noch etwas Sagen, aber Draco war schon losgelaufen. ,,Wettrennen bis zur Manor oder sind deine Beine dafür mittlerweile zu kurz?“ Rief Draco plötzlich als wir am Ausgang des Spielplatzes angelangt waren. ,,Aber immer doch. Drei, zwei, eins.“ Wir liefen fast gleichzeitig los, nur Draco hatte mich schon nach dem ersten Meter überholt und lief jetzt provokant ein Stück vor mir, wobei er immer mal wieder nach hinten blickte, um mich siegessicher anzulachen. Ich rannte auch, aber nachdem ich festgestellt hatte, dass ich sowieso nicht mehr gewinnen konnte, eher gemütlich. Mir wurde außerdem schrecklich warm und ich fing nach kurzer Zeit an zu prusten wie Hagrid, wenn er krank war und in sein großes Taschentuch schniefte. Meine offenen Haare behinderten mich auch, sodass ich sie ständig aus meinem Gesicht streichen musste, was schrecklich nervig war. An einem Wettrennen teilzunehmen ohne Haargummi war eine dumme Idee gewesen, aber wer konnte schon damit rechnen, dass sich das Ende des Spaziergangs mit seinem, total erwachsenen, Cousin so gestalten würde? Ich jedenfalls hatte noch nicht mal in einem Traum damit gerechnet. Draco wirkte einfach nicht mehr so als würde er Wettrennen mit mir machen wollen.

,,Da bist du ja endlich, du Schnecke.“ Draco stand am Gartentor der Manor und wartete, jedoch stütze er seine Hände auf seinen Knien ab, was zeigte, dass auch er mächtig ins Schwitzen durch dieses Rennen gekommen war. Seine weiß blonden Haare saßen auch nicht mehr perfekt, aber das schien ihn gerade mal nicht zu stören, stattdessen lächelte er gelöst und sah mich glücklich an. ,,Ja, ich dachte, ich renne dahinten noch eine extra Runde“, keuchte ich atemlos. Ich brauchte ganz dringend Wasser.

,,Dahinten wo ich das nicht sehen konnte?“ Draco zeigte in die Richtung aus der wir gekommen waren, während ich für uns das Gartentor öffnete, damit wir es passieren konnten. ,,Ganz genau.“ Ich schritt neben ihm her und konnte mir dann genauso wenig wie er ein Lachen verkneifen.

Wir liefen seelenruhig zur Manor. Draco redete darüber, dass er dachte, er wäre durch das Quidditch Training sportlicher und ich nickte an den passenden Stellen und richtete meine Kleidung, damit ich nicht mehr so zerzaust aussah, wovon ich einfach mal ausging. Schließlich war ich jetzt für eine ganze Weile gerannt.

Wir traten in die Manor ein, die wie immer nach irgendwas roch was ich nicht ganz zuordnen konnte, vielleicht war es etwas womit der Hauself putzte, jedoch war das nur eine Annahme.

,,Quidditch habe ich zu meiner Schulzeit auch echt gerne gespielt, aber sportlich wurde ich dadurch auch nicht richtig.“ Kam es plötzlich aus der Küche. Wir waren in der Eingangshalle angekommen und Draco hatte sich gerade verabschiedet um sich kurz was anderes umzuziehen, als die Stimme auftauchte und etwas zu dem Gespräch beisteuerte. ,,Bojidar, was für einen Überraschung. Könntest du Belle kurz Gesellschaft leisten, ich gehe mir was anderes anziehen.“ Draco hatte sich auf der Mitte der Treppe umgedreht, um den, ungebetenen, Gast anzublicken, der nun aus der Küche trat.

,,Klar mache ich das. Ich wollte mich sowieso noch mit ihr unterhalten.“ Der Bulgare sah lächelnd auf mich herunter, während ich wie erstarrt dastand und im Erdboden verschwinden wollte. Denn das hier wollte ich absolut nicht und ich fühlte mich als wäre ich in einer Falle, aus der ich so schnell aber nicht mehr rauskam.

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Neues Kapitel, wuhu.

Seit wie lange verfolgt ihr diese Geschichte schon? Das würde mich sehr interessieren.

Habt einen wunderschönen Abend.
Nyera.

Gryffindors küssen besser: Teil 2 (Fred Weasley Ff)Where stories live. Discover now