28. Dem Himmel so nah

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Kapitel 28| Dem Himmel so nah

Seit Stunden lief ich jedes Fleckchen dieser verdammten Ländereien ab.
Anfangs war ich noch mehr oder weniger entspannt gelaufen, aber umso mehr Zeit verging, desto nervöser wurde ich.

Mittlerweile war ich panisch, drehte einen bewusstlosen Körper nach dem anderen um, suchte verzweifelt nach dem süßen Rotschopf, den ich geheiratet hatte.
Alle anderen hatten bereits mit den Aufräumarbeiten begonnen, denn Voldemort war besiegt und die Todesser verschwunden. Meine Familie trauerte um meinen Bruder Fred, der uns heute verlassen hatte und George litt sehr.
Die Sonne war bereits aufgegangen und ich hatte Mirana immer noch nicht gefunden.
Seit sie kurz nach draußen an die frische Luft wollte, hatte ich sie nicht mehr gesehen.

Harry kam auf mich zu, er wirkte erschöpft, was mich nach seiner Heldentat kaum wunderte.
"Hast du Mirana gesehen, Harry?" fragte ich ihn trotzdem.
"Ich habe gedacht, sie ist bei dir." Auch er blickte sich verwundert um.
"Nein! Ich habe sie seit der Pause nicht mehr gesehen! Ich bin verzweifelt Harry! Ich kann sie nirgends finden!"
Ich packte seine Schulter, suchte in seinem Blick irgendeine Information, die mir half meine Frau zu finden.
"Sie ist mit mir in den Wald gegangen, bevor Voldemort mich für tot erklärt hat. Aber die letzten paar Meter hat sie mich alleine weiter laufen lassen. Sie sagte sie hätte noch eine Aufgabe zu erfüllen. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen."
"Was denn für eine Aufgabe?!"
Ich fuhr mir nervös durch das Haar. Was könnte sie damit gemeint haben?! Wo ist sie nur hin?!
Sie ist doch nicht... Nein‼ Das durfte sie nicht sein!
"Zeig mir wo!" Harry verstand meine Dringlichkeit und lief voran in Richtung Wald.
Was wenn wir sie finden würden? Was wenn sie verletzt war oder sogar....
Nein! So durfte ich nicht denken!

Wir waren angekommen, schneller als ich meine kreisenden Gedanken beruhigen konnte. Die Bäume türmten sich finster vor uns auf. Ich hatte diesen Krieg überlebt und nun hatte ich Angst einen Wald zu betreten.
'Es ist nicht die Angst vor dem Wald' sagte mir mein kleines schwaches Herz.
'Es ist die Angst vor dem, was du darin finden könntest.'
Als ob ich das nicht wüsste!

"Harry!" rief Hermine und kam von Weitem auf uns zu.
"Ron und ich suchen dich schon überall." Du bist nicht die einzige die jemanden sucht, Hermine!
"Was ist denn mit Charlie? Er sieht ja furchtbar aus." flüsterte sie zu Harry, doch ich konnte jedes Wort verstehen.
Natürlich sah ich furchtbar aus! Hinter jeder Ecke könnte meine Frau tot liegen!
Sie wäre doch schon längst zu uns gekommen, wenn sie gekonnt hätte.
"Wir suchen Mirana. Du hast sie nicht gesehen, oder Hermine?" Auch Harry flüsterte, befürchtete wohl, dass die Nennung ihres Namens mir zusetzten würde.
Doch leider, verstand ich jedes Wort und ihr Name ließ mich nur noch panischer werden.
Hermine schüttelte betroffen den Kopf.

"Geh schon Harry." sagte ich und blickte auf den Torbogen aus Stämmen und Zweigen.
Ich wollte jetzt alleine sein. Ich musste das hier alleine machen. Egal was ich in diesem Wald finden würde.
Die beiden verschwanden, ohne noch ein Wort zu sagen und ich stand immer noch wie eingefroren am selben Fleck. Ich konnte es nicht. Aber in Ungewissheit leben? Wenn sie vielleicht nur verletzt war und meine Hilfe brauchte? Zu schwach war um zu laufen oder rufen zu können?

Nach einer gefühlten Ewigkeit marschierte ich dann doch los und lief tiefer in den Wald hinein.
Schritt für Schritt verbannte ich meine aufkeimenden Gedanken in die hinterste Ecke meines Geistes.
Zu viele Fragen über Sie, schwirrten in meinem Kopf.

Auf einer kleinen Lichtung, nicht weit von den Ländereien entfernt, sah ich eine Gestalt am Boden liegen. Sie war zierlich, hatte rote Haare und ihre helle Lieblingsjacke war über und über mit ihrem blauen Blut getränkt.
NEIN‼ Bitte‼ Das durfte nicht sein!
Ich überwand die letzten Meter, fiel kraftlos neben ihr auf die Knie.
Nein Mirana! Nein!
Die kalten Tränen brannten auf meiner verwundeten Wange, aber der Schmerz ließ mich kalt.
Ich legte meine Finger an ihre kalten bleichen Wangen und hob ihren Kopf sachte an. Meine Stirn fand ihre, während mein Herz sich verkrampfte, die Tränen aus meinen Augenwinkeln drückte und der schreckliche Verlust eine flammende Klinge in meine Brust stieß. Sie atmete nicht mehr.

Mirana Potter - die wahre Auserwählte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt